Verlagsvertretung
Tell Schwandt & Gabriele Schmiga, 14089 Berlin, Lerchenstr. 14, Tel
030-832 4051..bestellbuch@t-online.de
Vorschau..:
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Georgische Reportage
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Istanbuler Reise
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postsowjetische Texte
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Zentralasiatischer Klassiker
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Neuerscheinungen:
Hakan Biçakci
Schlaftrunken
180 S., geb., € 20,00
978-3-935597-66-1
Was macht ein Endzwanziger, wenn
er nicht in der Firma des Vaters im fernen deutschen Düsseldorf Karriere
machen will? Er schreibt einen alternativen Reiseführer über
seine Istanbuler Lieblingsorte, Cafés, Offtheater, Clubs und Buchhandlungen.
Der Verlagsvertrag ist unterschrieben, eine hohe Auflage, Übersetzungen
in mehrere Sprachen. Doch die Stadt verändert sich, Bagger rücken
an, Läden schließen, über allem liegt Betonstaub und Lärm.
Das Buchprojekt zerbröselt und mit ihm die Existenz seines Autors.
Er erkennt seine Stimme nicht mehr, sein Gesicht ist ein anderes, seine
Freundin macht sich Sorgen. Und dann diese Schlaflosigkeit, die ihn lähmt
und nervös macht. Mühsam versucht er sein Leben zusammenzuhalten,
mit Listen von Songtexten, Film-Noir-Listen, Listen der verschwindenden
Orte. Der Riss in seinem Handydisplay wird immer größer, ebenso
die Risse in den Wänden seiner Wohnung. Dann stirbt die geliebte Katze
und in der zubetonierten Stadt findet sich kein Fleckchen Erde für
ein Grab. Da beschließt der Endzwanziger, aus seinem Leben zu verschwinden,
um der Schlaflosigkeit und seiner fremden Existenz zu entkommen. Kafkaesk
könnte man Hakan B?çakc?s Roman nennen, kafkaesk ist auch Istanbul
– zwischen stiller und offener Repression, Gruben unter glatten Oberflächen,
Zeichen an der Wand.
Shorena Lebanidze
Wenn es sein muss, bringen wir dich zum Reden!
180 S., geb., € 20,00
978-3-935597-99-9
Die Hinrichtung eines berühmten
Dirigenten 1937, eine »Medizinerverschwörung« 1972 und
der Tod einer Journalistin 1983 in einer psychiatrischen Anstalt, drei
reale Ereignisse im sowjetischen Georgien, die ein verstörendes wie
erhellendes Bild von einem Land wiedergeben, das hinter der Klischeekulisse
verborgen ist. Die Investigativjournalistin Shorena Lebanidze legt erneut
eine lebenspralle, preisgekrönte literarische Reportage vor, die durch
ihre einfühlsame Erzählweise brilliert.
Postsowjetische
Welt
Yermen Anti
Die Wiederkunft der Wunderkinder
Gedichte zweiprachig
Aus dem Russischen von Mario Pschera
120 S., geb., € 18,00
978-3-935597-57-9
Die russischsprachige moderne Lyrik
wurde im Westen in den 1920ern mit Blok und Majakowski gefeiert, in den
1960ern mit Andrej Wosnessenski für wichtig erachtet, in den 1980ern
mit Wyssotski und Okudshawa noch zur Kenntnis genommen. Der ganze Reichtum
literarischer Stimmen der Perestroika- und postsowjetischen Epoche wurde,
von wenigen Ausnahmen abgesehen, im Westen ignoriert. Zeit, das zu ändern,
denn der Osten lebt und hat etwas zu sagen, sei es auf Russisch, Ukrainisch
oder auch Kasachisch.
Der Kasache Yermen »Anti«
Yerzhanov ist Teil der westsibirischen Alternativszene, eines Netzwerkes
von Dichtern und Musikern, die sich gegen eine zynische und brutale Staatsgewalt,
Retrostalinismus und Turbokapitalismus positionieren, sich gegen Nazismus,
Xenophobie wie auch westlichen Kulturpaternalismus stellen. Der studierte
Philologe Yerzhanov baut komplexe Sprachbilder zur Musik seiner mittlerweile
legendären Band »Adaptatsiya«, die zwischen melodischem
Punk und Hardcore changiert. Bislang erschienen drei Gedichtbände
von ihm in russischer Sprache, einer in französischer Übersetzung.
Leseprobe
Der Morgen bricht als Polizeitrupp
an
Alle Eisen warten auf den Krieg
Du läufst durch wohlvertraute
Kräuter
Gestern fielst du fast im Schlaf
Wie Watte aus Glas stürzte
der Himmel
Und der Winter fährt dir an
den Kragen
Wieviel Jahre krauchen wir bis
zum April?
Kälte, Kälte, einzig
Kälte
Du willst zu Asche werden…
Asche werden…
Krankenzimmer und Medikamente
Werkstore und Knäste
Völlig egal, was die Zeitungen
schreiben
Die Zombiekinder glotzen krank
Ich weiß nicht, wer recht
hat und wer mich belügt
Erinner mich nicht, wer Nummer
ist und wer noch lebt
Einzig Waggons, Waggons, Waggons
So – genau so rattert das Leben
vorbei
Du willst zu Asche werden…
Asche werden…
Auf dem verwelkten Leib der Freiheit
Auf dem gestümperte Kreuze
brennen
Kriechen stumpf Militärkolonnen
Tief hinein in den magischen Dschungel
des Landes
Hühneraugenharte Pflichten
harren deiner hier
Doch das ist das Zeichen, wir sind
hier
Deine Wut verwandelt sich in ein
Maschinengewehr
Du willst zu Asche werden…
Asche werden…
Die verlogene Zeit, sie lacht sich
eins
Sie weiß, heutzutage
Kaufen und verkaufen wir uns
Sogar den, der mit uns ist
Ihr – ihr müsst Merkur in
Tempeln anbeten
Ihr – ihr müsst Träume
kauen und kneten
Jeden Tag, während du das
Scheißhaus putzst
Zum Lohn erhältst du traumlose
Träume
Du willst zu Asche werden…
Asche werden…
bereits
angekündigt:........................................................................................zurück
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Dystopische
postsowjetische Politsatire von einem der berühmtesten modernen Schriftsteller
Zentralasiens:
Ak Welsapar
Kobra und der Herr Genosse Präsident
Roman, aus dem Russischen von Walerija Weiser
548 S., geb., € 29,00
978-3-935597-59-3
Musa Choli ist eine Wüstenkobra,
darauf aus die Menschen um sie herum zu strafen, weil sie ihren Lebensraum
mit Dünger vergiftet haben, der seit Jahrzehnten von den staatlich
verwalteten Baumwollfeldern in den Boden gelangt. Musa Choli verwandelt
sich in einen drahtigen, aalglatten Emporkömmling aus der Provinz
und infiltriert die Machtstruktur durch Speichelleckerei und Täuschung.
Bald hält er Reden als Bürgermeister von Charva, einer wichtigen
Provinzstadt, und später, nachdem die Hauptstadt in die von ihm regierte
Stadt umgezogen ist, rückt er in die oberen Ränge der Macht vor
– in den inneren Kreis des Herrn Genossen Präsidenten. Hier wird die
Schlange Zeugin der Heuchelei und Brutalität ungezügelter Macht
und wird schließlich als Verräterin entlarvt.
Ak Welsapar, geboren am
19. 09 1956 ist ein im schwedischen Exil lebender turkmenischer Journalist
und Schriftsteller. Welsapar schreibt auf Turkmenisch , Russisch und Schwedisch
und ist Autor von mehr als 20 Büchern, und seine Bücher sind
in vielen Sprachen erschienen. Die amerikanische Zeitschrift "The World
Literature Today" schreibt in ihrer Besprechung des Buches: „Kobra
ist ein Pflichtlektüre für alle Zentralasiensspezialisten und
ein großartiges Buch für jeden, der sich für die Psychologie
von Despoten interessiert." Buchpremiere
2023
Sait Faik
Ein Punkt auf der Landkarte
Erzählungen
202 S., geb., € 22,00
978-3935597-26-5
Dort, wo heute
die Parteihäuser und das Kino stehen, befand sich früher ein
Friedhof; zwischen Zypressen, Schierlingskraut und Brennnesseln standen
moosbewachsene Grabsteine, geschmückt mit marmornen troddelbesetzten
Fezen und Turbanen, auf denen geschrieben stand: Allein Allah bleibt; ein
Ort, an dem Gräser und Wolken ineinandergingen und die Bäume
gen Himmel wuchsen. An diesem Ort phosphoreszierte in der Nacht der weiße
Marmor wie das Meer, spielten tagsüber Kinder Fangen, kletterten Halbstarke
auf Walnussbäume, und auf den Gräbern hielten die Sira-, Boza-
und Helva-Verkäufer ihr Mittagsschläfchen.
Genau diesem Friedhof gegenüber
hatte Nedim Eskicizade zwischen aneinandergereihten, steinernen Lagerräumen
sein Geschäftsgebäude von fünf Meter Breite und dreißig
Meter Tiefe. Darin war eine drei Meter breite Schreibstube abgetrennt.
In dieser Schreibstube saß ein Mann – mittelgroß, gedrungene
Gestalt, gewiefter Gesichtsausdruck. Ich sehe ihn immer noch dort sitzen,
mit einem Kaffee in der Hand und etwas in seine Bücher eintragend.
Dieser
Mann, der ohne einen Funken Todesfurcht auf die Grabsteine und Zypressen
blickte, rief mich, als ich an seiner Schreibstube vorbeiging, zu sich,
an einem Tag, während der Weltkrieg tobte, die Bäckereien der
Stadt Brot nur auf Marken verkauften und in den Gassen hungrige Straßenhunde,
Hinkende, Blinde und Alte unterwegs waren …
Sait Faik Abasiyanik (1906
– 1954) ein Klassiker der sozialrealistischen Skizzenliteratur und einer
der ganz Großen: Er wurde am 14.05.1953 Ehrenmitglied der Mark-Twain-Gesellschaft,
denn er war in den USA breit rezipiert. Zu seiner Aufnahme sagte er:
„Das bedeutet ja, dass von nun
an ein lokaler Kurzgeschichtenautor aus allen Ecken der Welt ausgewählt
wird, um einer Gesellschaft anzugehören, die gegründet wurde,
um Kurzgeschichtenautoren von Weltklasse zu gedenken“.
Aus einer
großbürgerlichen Familie stammend, flog er wegen Aufsässigkeit
von der Schule, studierte Literatur und Lehramt und lebte fünf Jahre
in Frankreich. In
bürgerlichen Berufen als Homosexueller diskriminiert scheiterte er
regelmäßig. Das Schreiben war für ihn überlebensnotwendig;
er schrieb über Außenseiter und »niederen Schichten«:
Matrosen, Fischer, Kneipengänger, Straßenfeger, Postboten, Straßenmusiker,
Armenier, Juden, Griechen …
Vor dem Misstrauen seiner bürgerlichen
Umgebung und der Einsamkeit floh er in den Alkohol, in dem er schließlich
ertrank.
Seine Kurzgeschichten und Erzählungen
erlangten später Kultstatus und bezaubern bis heute durch ihren fast
schon ins Surrealistische gehenden Tonfall. Der Band enthält neben
anderen fünfzehn erstmals übersetzte Erzählungen.
Rakhymzhan Otarbayev
Der Verräter
220 S., geb., € 20,00
978-3-935597-58-6
Die Erzählungen des kasachischen
Schriftstellers, Journalisten und Theaterregisseurs Rakhymzhan Otarbayev
(1956–2018) bewegen sich an der Scheidelinie zwischen Satire und Tragödie.
Wie einst Michail Soschtschenko übernimmt er oft die naive Sicht seiner
Protagonisten, lässt Hinterwäldler auf die Moderne treffen, überkommene
Bräuche auf überholte Ideologien und die Gnadenlosigkeit des
speziellen postsowjetischen Turbokapitalismus. Ein einfacher Jäger
fürchtet sich vor der Globalisierung, die ihm sein durchtriebener
Gast ausmalt, ein Dorfmädchen sucht Arbeit und Glück und wird
von einer Bordellbesitzerin zusammengeschlagen. Ein korrupter Mandatsträger
muss sich vor der Wut der Demonstranten retten. Ein junger Mann verweigert
den Eid auf das Vaterland, eine ältere Frau heiratet ihren jungen
Liebhaber und zieht den Hass ihrer Umgebung auf sich. Altgewordene Arbeiter
sinnieren beim Wodka über Fluch und Segen der Perestroika und in einem
Erntelager gehen sich zwei ehemals nach Sibirien Verbannte wegen eines
Stalintattoos an die Gurgel. Amerikaner und Chinesen haben Pläne für
eine High-Tech-Rinderzucht – was wie Soschtschenkos »Kuh im Propeller«
endet, und für einen hohen Staatsfunktionär muss ein repräsentatives
Grab gefunden werden. In Otarbayevs Geschichten
spiegelt sich die Dramatik eines Landes, das sich zwischen den imperialen
Ansprüchen Russlands und Chinas behaupten muss und einen hohen Blutzoll
entrichtete. Die romantische Verklärung
der Steppe und nur leise Kritik an den Kolonialmächten, wie etwa bei
Tschingis Aitmatow, sind seine Sache nicht. Er zieht mit drastischen Worten
vom Leder, und doch schwingt eine ganz eigene Poesie darin. Das brachte
ihm Ehrungen und Ächtung gleichermaßen ein, den Durchbruch in
Westeuropa verhinderte sein zu früher Tod. Mehr
von diesem Autor
Sevim Qelik-Lorenzen
Guten Morgen, Güzelim!
Geschichten vom Ankommen - Dokumentarische Frauenporträts
102 S., geb., € 18,00
978-3935597-55-4
Das in Ost und West berühmte
Buch mit den Gesprächsprotokollen von Maxie Wander »Guten Morgen,
du Schöne«, das ihr 1977 eine ältere Freundin in die Hand
drückte, war ihr im Kopf, als sie begann, den Geschichten der türkischen
Einwanderinnen der ersten Generation, damals Kinder oder junge Frauen,
nachzuspüren. Die meisten waren schon über die 70, lebten allein
oder in Altersheimen, einige verstarben mittlerweile. Und viele
von ihnen sprachen zum ersten Mal über ihr Ankommen, über ihre
Träume und Illusionen, über Enttäuschungen und Verletzungen,
die sie erlitten hatten. Über harte, stumpfe Arbeit, Zurücksetzung,
Aufstiegserfahrungen und Selbstbewusstsein. Über Solidarität
und deutsch-türkische Freundschaften. Und vor allem über den
Kampf gegen patriarchale Bevormundung und Gewalt,
der bereits in der Türkei begonnen hatte und sich in Deutschland fortsetzte.
Herausgekommen ist ein vielseitiges Porträt der Einwanderungsgeschichte
und weiblicher Schicksale. Ergänzt wird der Band mit Abbildungen aus
Dokumentationsstellen und privaten Fotoarchiven..
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Sevim Qelik-Lorenzenwurde
1961 als Kind kurdischer
Eltern in Istanbul geboren.
1968 kam sie mit ihrem Vater nach
Berlin, arbeitete bei
Siemens, bevor sie nach Hamburg
und Barcelona ging.
Heute lebt sie als freischaffende
Malerin, Familientherapeutin
und Beraterin in Hamburg.
Sevim Qelik-Lorenzen steht
für Lesungen zur Verfügung. |
Gönül Kivilcim
Klinge
Ein Straßenkinderroman
Aus dem Türkischen von Johannes Neuner
172 S., geb., € 20,00
978-3935597-64-7
Mit dem Grundschulzeugnis in der
Hand kehrt Sinan in das leergeräumte Häuschen in der Armensiedlung
zurück. Sein Vater hat sich mit seiner neuen Frau aus dem Staub gemacht
und für den ungeliebten Sohn keinen Platz mehr. Sinan treibt sich
auf den Plätzen herum, auf denen die Gestrandeten sich sammeln, die
Kinder aus den Dörfern, die Abgestürzten, und schließt
sich einer Kinderbande an. Er wird zu Sinan die Klinge, dem Jungen, der
sich die Arme ritzt, das Betteln, Stehlen und Sprücheklopfen lernt,
und dass man dem Hunger und der Kälte mit Pillen und Verdünner
beikommen kann. Die Händler vertreiben sie, die Polizei jagt sie und
setzt sie an den Stadträndern aus. Als Sinan Gül begegnet, ergreift
den Pubertierenden die Liebe. Er beschützt das Mädchen, will
sie und sich aus dem Elend herausholen. Doch für Romantik ist nur
im Kino Platz. Als ein Bandenkrieg eskaliert, plant Sinan den großen
Auftritt.
Mit Witz und Wärme, ungeschönt
und bisweilen brutal schildert Gönül Kivilcim das Leben einer
Straßenkindergang, die Gewalt auf Polizeistationen, die Kehrseite
der boomtown Istanbul. Ihr 2002 erstmals
veröffentlichter, auf intensiver Recherche beruhender Roman wurde
ins Englische übersetzt und ist Teil der neuen Literatur der türkischen
Gegenkultur.
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Gönül Kivilcim,
geboren 1963, studierte in Istanbul,
bevor sie als Korrespondentin nach
Berlin ging und
ab 1993 für den WDR als Fernsehjournalistin
tätig
wurde. Nach ihrer Rückkehr
in die Türkei arbeitete
sie für die angesehene Zeitung
»Radikal«, für NTV
und den Kultursender »Arte«
zu politisch brisanten
Themen. Sie promovierte in Literaturwissenschaft
und veröfffentlichte mehrere
Romane und Erzählungen.
Gönül Kivilcim steht
für Lesungen zur Verfügung. |
Sine Ergün
Solche wie Sie
Erzählungen
Aus dem Türkischen von Sebile
Yapici
128 S., geb., € 18,00
978-3935597-61-6
»Solche wie Sie« ist
eine Sammlung von 23 Kurzgeschichten: Über eine Frau in einem verlorenen
Motel, ein müdes Paar auf dem Weg, einen alt gewordenen Aktivisten,
über einen Mann, der sich seinem Rollenbild entzieht. Die Geschichten
dringen tief ins Unterbewusste ihrer Hauptfiguren, graben nach Ängsten,
unangesprochenen und unerfüllten Wünschen und Sehnsüchten.
Sprachlosigkeit prägt das Verhältnis der Akteure zueinander.
Manches
liest sich wie eine Traumsequenz, ein Hinübergleiten von der realen
in eine surreale, kafkaeske Welt, die von unbezeichneten bürokratischen
Machtverhältnissen beherrscht wird. Sine
Ergün gelingt es, auf einer allegorischen Ebene die Gedanken- und
Gefühlswelt vor allem der jungen türkischen Generation zu beschreiben,
die in der Zeit zwischen kultureller Öffnung und Autoritarismus ihre
geistige Heimat suchen muss. Auffällig ist, wie die Autorin mit der
Identität ihrer Figuren spielt. Sine Ergün vermeidet genaue Zuordnungen,
lässt die Grenzen verschwimmen; selbst die zwischen Mensch und Tier,
und eröffnet so weite Identifikationsfelder. Sine Ergün
wurde 1982 geboren. In der Türkei erregte sie mit ihren unkonventionellen
Kurzgeschichten schnell Aufsehen. Bereits ihr zweiter Erzählband wurden
mit dem renommierten Sait-Faik-Preis für Kurzgeschichten ausgezeichnet.
Ihr dritter, 2016 in der Türkei erschienener Band »Solche wie
Sie« erhielt den Literaturpreis der Europäischen Union. Sine
Ergün lebt und arbeitet in Istanbul.
Rezensent Gerrit Wustmann, 54books:
"Es gibt Falltüren und Geheimgänge, die bisweilen Bezüge
zu den Geschichten untereinander aufbauen. So ist es mit vielen von Sine
Ergüns Geschichten, von denen die meisten nur wenige Seiten lang sind,
dafür aber eine Wirkung entfalten, die manchem Roman auf hundert Seiten
nicht gelingt.“
Levent Aktoprak
Unterm Arm die Odyssee —
Das Meer noch immer im Kopf
Gedichte
mit einem autobiografischen Essay
152 S., geb., € 18,00
978-3935597-62-3
Türke — Vorzeigetürke
— Deutschtürke: so fasst Levent Aktoprak die Genese der Fremdzuschreibung
zusammen, die ihm als Kind des Ruhrpotts, Kneipengänger und BVB-Fan
widerfährt. Die Türkei bereist er als Fremder, mit 500 Gramm
Türkisch und den Geschichten der Verwandten im Gepäck – und dem
Blick auf die politische Repression der Putschzeit. Zuhause
im Ruhrpott wird er, wohlwollend liberal, wieder nach den Stühlen
befragt, zwischen denen er gefälligst zu sitzen habe.
Selbst die Liebe wird zur Kulturkampfarena, wo doch nur das Begehren zählt.
Aktoprak
macht sich über verschwiemelte Toleranz lustig in seinen Versen, nimmt
zugleich die Geschichte der Einwanderer ernst, die als Gastarbeiter geduldet,
aber nicht gewollt waren. Und die so viel Hoffnung in dieses fortschrittliche
Deutschland gesetzt hatten.Wie seine Eltern
oder sein Großvater. Zwei Gedichtbände, erstmals vor über
dreißig Jahren veröffentlicht, lesen sich trotz der zeitgeschichtlichen
Verankerung in den ‘80ern, als wären sie heute geschrieben. Assoziationen,
Tagträume und spitze Alltagsskizzen, Fabeln und Beziehungsdramen verweben
sich zu einem »Hier bin ich!«.
Und komm mir nicht mit Stühlen!
Levent Aktoprak, geb. 1959,
ist Schriftsteller, Hörfunk- und Fernsehjournalist (u.a. Deutschlandfunk).
Odyssee auf unbefahrenem Meer
Vierzig Jahre Literatur im Dagyeli
Verlag
Herausgegeben von Jeanine Dagyeli
und Sebile Yapici
300 S., geb., € 20,00
978-3-935597-97-5
Unser Jubiläumsband!
Anlässlich unserer zwei runden
Geburtstage haben wir die Best-of aus 40 Jahren Verlagsprogramm zusammengestellt.
Autorinnen und Autoren, die unseren Verlag über die Jahre geprägt
haben, nicht wenige davon vergriffen. Der Titel »Odyssee auf unbefahrenem
Meer« ist dabei gleich mehrfach lesbar: Nicht nur treten das Meer
und die Odyssee in mehreren Verlagstiteln prominent auf, auch die Gründung
des Verlags selbst war 1981 ein Vorstoß in unbefahrene Gewässer.
Schließlich lässt sich auch unser aktuelles Programm unter diesem
Gesichtspunkt verstehen – eine ausgedehnte Reise zwischen Mittelmeer und
Tien-Shan-Gebirge, auf der wir Bücher aus der Türkei, Georgien,
Azerbaidschan, Zentralasien und Sibirien genauso erkunden wie die deutsch-und
türkischsprachige Literatur der sogenannten zweiten (und weiteren)
Generationen. Eine Herzensangelegenheit war uns im Dagyeli Verlag von Beginn
an die Lyrik, auch das spiegelt sich in diesem Band wieder. Eine Odyssee
mit Gedichten, Erzählungen und Romanauszügen von: Levent Aktoprak,
Rati Amaglobeli, Ahmed Arif, Lider Ersan, Tamri Fkhakadze, Nedim Gürsel,
Nâzim Hikmet, Besik Kharanuli, Anatoloj Kim, Uchqun Nazarov, Aras
Ören, Rahymzhan Otarbayev, Yüksel Pazarkaya, Jale Sancak, Fethi
Savsçi, Zafer Senocak, Orhan Veli, und vielen anderen.
Zehn
Kurzgeschichten - zehn Portraits von Frauen in der heutigen Türkei
Lider Eran
Das stürmische Mädchen
und andere Erzählungen
Aus dem Türkischen von Helga Dayeli-Bohne
128 S., geb., € 16,80
978-3-935597-95-1
Lider Erans Heldinnen, viele aus
einfachen Verhältnissen, stemmen sich gegen ihr widriges Geschick
in einer erzkonservativen, männerdominierten Gesellschaft. Sie wehren
sich, wagen kleine und große Fluchten, und manche scheitern daran.
Die 1945 in der südosttürkischen
Provinz geborene und in Istanbul aufgewachsene Lider Eran entdeckte schon
früh ihre Liebe zur Literatur. Sie arbeitete als Lehrerin in Ostanatolien
und Istanbul, wo sie bis heute lebt. Die Frauengestalten in Erans Kurzgeschichten
in »Das stürmische Mädchen« sind inspiriert von realen
Frauen und ihren Erzählungen, die sie literarisch verwandelt, um diese
Geschichten vor dem Vergessen zu bewahren.
Leseprobe
Meinen Blick wurde gefesselt von einer unmittelbar vor
mir, die mit schweren, aber gleichmäßigen Schritten in pomeranzenfarbenen
Schuhen marschierte, daneben zwei Paar Hundepfoten, die sich mühten,
im Takt Schritt mit der Person zu halten. Ganz langsam hob ich den Kopf.
Zuerst waren unter einem kurzen Rock zwei dünne, doch gerade Beine
mit zerknitterter Haut zu sehen, danach ein pomeranzenfarbener Poncho,
der sie nur zum Teil bedeckte. Die Hälfte der kleinen Leinwand in
ihrer Hand blieb unter dem Poncho verborgen. In der anderen trug sie die
Pinsel. Die Landschaft war nun deutlicher zu sehen. Als sich mein Blick
bis zu ihrem Kopf hob, fiel er auf ihre immer noch üppigen, blond
gefärbten Haare. Ich kannte sie, es war die Stürmische, die da
unmittelbar vor mir lief. Was ich im Himmel gesucht hatte, fand ich auf
Erden. Ich näherte mich ihr und flüsterte: »Stürmische«.
Sie drehte sich um. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Was war bloß
aus dem schönen Gesicht geworden. Ihre blaugrünen Augen waren
blutunterlaufen, darunter hingen tiefe Tränensäcke. Auf ihrem
einst lachenden Gesicht lagen Zorn, Enttäuschung, Trauer. »Wer
bist du? Niemand sagt heute noch ›Stürmische‹ zu mir. Die Stürmische,
das war früher.«
Ein
Klassiker der zentralasiatischen Literatur Neuauflage
nach der Besprechung in der FAZ:
Abdulla Qodiriy
Die Liebenden von Taschkent
Aus dem Russischen von Arno Specht, überarbeitet
von Barno Aripova
364 S., geb., € 24,00
978-3-910948-01-3
Zum 120. Geburtstag des Reformers,
Journalisten und Begründers des modernen usbekischen Romans, Abdullo
Qodiriy, erscheint sein großer Roman 'Die Liebenden von Taschkent'
erstmalig als unzensierte Ausgabe in deutscher Sprache. Vor dem Hintergrund
einer feudalen Gesellschaft und der russischen Kolonialherrschaft entspinnt
sich eine tragische Liebesgeschichte. Otabek, der Sohn eines reichen Kaufmanns
aus Taschkent heiratet seine große Liebe, die jedoch von einem anderen
begehrt wird. Dieser intrigiert gegen den Kaufmannssohn und bezichtigt
ihn revolutionärer Umtriebe. Der wird daraufhin vom Regenten der Stadt
zum Tode verurteilt. Die Anklage: er habe die Einwohner gegen den Khan
aufgewiegelt. Der Henker führt ihn zur Richtstätte. Da betritt
gehüllt in einen Umhang eine Frau den Palast und überbringt einen
Brief, der Otabek in letzter Minute vor dem Tode bewahrt. Er erkennt in
der Retterin seine Frau Kumusch. Es kommt aber schlimmer als Otabeks
Mutter ihren Sohn zwingen will eine zweite Frau zu heiraten - die siebzehnjährige
Sainab. Otabek verschmäht Sainab und betritt ihr Gemach nicht, denn
er liebt Kumusch. Die zurückgewiesene Zweitfrau sinnt auf Rache und
es kommt zu einem tödlichen Showdown. Neben einer detailreichen Beschreibung
der Verhältnisse im kolonialisierten Russisch-Turkestan bietet der
Roman einen spannenden Einblick in die Diskussionen um die Entwicklung
einer islamisch geprägten Gesellschaft, um Tradition, Ehre und Vergebung,
die in vielen Aspekten sehr gegenwärtig erscheint. Rache und es kommt
zu einem tödlichen Showdown.
Abdulla
Qodiry gehörte
zu einer Gruppe von Neuerern, die die erstarrte usbekische Gesellschaft
revolutionieren wollten. Er pflegte Kontakte sowohl zu sozialistischen
als auch reform-islamischen Kreisen und verschrieb sich der Aufklärung
durch Volksbildung. Sein Roman >Die Liebenden von Taschkent« erschien
zunächst ab 1923 als Fortsetzungsroman in Zeitungen und 1926 als Buch
und wurde heftig diskutiert. Abdullo Qodiriy starb 1939 als Opfer des stalinistischen
Großen Terrors und wurde erst 1956 rehabilitiert.
Rahymzhan Otarbaev
Der Schädel
Roman, aus dem Kasachischen
von Adilbek Alzhanov
168 S., geb., € 18,00
978-3-935597-56-2
1846 wird Mahambet, der Dichter
und Rebell gegen den Khan von gedungenen Mördern erschlagen. Mehr
als hundert Jahre später rekonstruiert der Anthropologe Noel dessen
Gesichtszüge, doch im Wissenschaftsbetrieb schlagen ihm Neid und Missgunst
entgegen. In einem uralten Sakengrab entdeckt er eine Silberschale mit
einer rätselhaften Inschrift. Niemand interessiert sich für seine
Entdeckung. Enttäuscht verlässt er das Land und geht mit seinem
russischen Mentor auf eine Forschungsreise nach Arizona. Als das unabhängige
Kasachstan sich auf seine Historie besinnt und ein Denkmal für den
legendären Dichter errichten will, erinnert man sich des Schädels.
Doch dieser ist verschwunden. Nun beginnt eine wilde Jagd, denn der Kopf
ist eine Million Dollar wert. Rakhymzhan Otarbayev schrieb anhand authentischer
Ereignisse eine bitterböse Groteske, in der er mit den Zuständen
in seiner Heimat hart ins Gericht geht. »Der Schädel«
ist der erste Gegenwartsroman, der aus dem Kasachischen ins Deutsche übertragen
wurde.
Otarbayev, 1956 im
westkasachischen Atyrau geboren, begann seine Karriere als Journalist und
Radioredakteur. Heute ist er Regisseur vielbeachteter Dramen und Theaterleiter.
Seit einigen Jahren veröffentlicht er auch Erzählungen und Romane,
die bislang ins Russische, Englische, Arabische und Chinesische übersetzt
wurden. Seine Arbeiten setzen sich kritisch mit gegenwärtigen gesellschaftlichen
Entwicklungen auseinander. Ein Band mit seinen Erzählungen ist derzeit
in Vorbereitung.
Tamri Fkhakadze
Gärtnern im Kriegsgebiet
Aus dem Georgischen von Iunona Guruli
130 S., geb., € 18,00
978-3-935597-91-3
Zwei Brüder verlassen ihr
Dorf in Richtung Hauptstadt. Der jüngere, Zaliko, will ein richtiger
Großstädter werden und heiratet, der ältere, Robinzon,
wird von der Sehnsucht nach der alten Heimat geplagt. Zaliko fliegt mit
seiner Frau nach Amerika, um eine angeblich schwere Krankheit behandeln
zu lassen, Robinzon kehrt während bewaffneter Auseinander- setzungen
(wir erfahren nicht, ob in Ossetien oder Abchasien oder anderswo),
in sein altes Dorf zurück. Dort erfährt er, dass sein Bruder
Haus und Grundstück verkauft und damit seinen Amerikaflug finanziert
hat. Damit nicht genug, schreibt ihm der Bruder, dass die Krankheit nur
vorgetäuscht war. Aber von seinem Traum vom eigenen bebauten Land
will Robinzon nicht lassen. Auf einer benachbarten Brachwiese ackert und
sät er, doch die Einschläge kommen immer näher. Die Nachbarn
fliehen, einige Männer fallen im Kampf. Der neue Besitzer seines Vaterhauses
vermacht ihm Robinzons einstiges Grundstück, um es zu schützen.
Und Robinson bleibt, er ist entschlossen, seinen Garten zu verteidigen.
Tamri Fkhakadze (geb. 1957),
erfolgreiche Kinderbuchautorin, Szenaristin, Dramaturgin, veröffentlichte
mehrere Erzählbände und Romane. »Gärtnern im Kriegsgebiet«
wurde als Theaterstück aufgeführt und wird verfilmt. Szenische
Lesung
Leseprobe:
Damals gab es gar kein Gebiet, Mann! Von keinem Krieg!
Das war eine normale Gegend, die grün vor sich hin wogte. Mein
hirnloser Bruder ist daran schuld, dass von Anfang an alles schiefgelaufen
ist, denn andernfalls…
Das Haus am Dorfrand gehörte uns. Dort, sieh mal, genau dort,
wo jetzt die ganze Zeit Maschinengewehre gackern. Apropos Gackern, damals
gackerten lediglich die Hühner, im Himmel flogen Vögel und Flugzeuge,
die friedlich ihren Ziel folgten… Nicht solche, die jetzt wie die Waldohreulen
über uns fliegen!
Unser Haus war zweistöckig, aus weißen Ziegelsteinen gebaut.
Ein schöner Vorhof, Obst- und Gemüsegärten…
Unsere Eltern waren die Tollsten. Gott segne ihre Seelen …
Mein Vater – Georgier wie alle seine Vorväter, ein Mann, der mit
»Brot und Wein« nicht geizte, redegewandt, gut aussehend ….
Lediglich die Oma meiner Mutter war Ossetin. So gesehen war bei meiner
Mutter ein wenig fremdes Blut beigemischt, aber wer achtete auf so etwas,
Mensch! Wir waren doch eh alle miteinander vermischt und verflochten. Meine
Mutter war von seltener Schönheit. Mein Bruder Zaliko ähnelt
ihr von den Augen her ein wenig … Dem Körperbau nach kommen wir, beide
Brüder, unserem Vater nach, hoch aufgeschossen, dünn wie eine
Bohnenstange, kräftig …
Unsere Eltern sagten in ihrem ganzen Leben einander kein einziges lautes
Wort. Sie aßen und wärmten sich am Feuer nie ohne einander.
Sie haben uns umsorgt, großgezogen, eine gute Bildung ermöglicht,
uns zu Männern gemacht. Dann gaben sie sich die Hände und verließen
gemeinsam diese Welt. Uns hinterließen sie den verstummten Hof samt
Haus.
Mein Bruder Zaliko hatte Forstwirtschaft in der Hauptstadt studiert,
ich hingegen Agrarwirtschaft. Wir wohnten zur Miete bei einer russischen
Babulja in einer Einzimmerwohnung. Die Babulja wohnte in der Loggia, wir
im Zimmer. Abends tranken wir aus Babuljas Samowar gemeinsam Tee. Sie erzählte
uns öfters, wie sie einmal mit einem Kosakenataman Walzer getanzt
hatte und ein anderes Mal mit einem lockenköpfigen Panzerfahrer bis
nach Berlin gefahren war.
Bumm! und eines Tages entschloss sich mein Bruder, Zaliko zu heiraten.
Er zog bei der Familie seiner Frau ein, in das gegenüberliegende Gebäude.
Ich blieb bei Babulja allein. Nach nicht mal einem Jahr verstarb die arme
Frau. Eine Sache ist, dass sie die Augen schloss und starb, eine andere
– dass sie ihre Einzimmerwohnung samt ihrer ganzen Habe mir vermachte.
…
Weh dir, Robinzon! Meine Knie fingen an zu zittern und ich rannte in
Richtung Hof. Ich kam mir wie in einem Traum vor. »Heh, Mama«,
wollte ich schreien, »heh, Vatter!« Keine Ahnung, wer von ihnen.
Ich verwechselte das Jenseits und Diesseits. Ich rannte, und sieh da, unser
Tor steht offen, Mann! Da steht doch Oleg in unserem Hof und zerkleinert
das Brennholz. Olega, Sohn von Zoja. Unser Nachbar. Währenddessen
stand seine Frau mit breiten Hüften am Fuß der Treppe und rief
die Hühnern: »Putt! Putt! Putt!«
Besik Kharanauli
Das Buch des Amba Besarion
Poem
Aus dem Georgischen von Julia Dengg
192 S., geb., € 20,00
978-3935597-98-2
Drei Erzählstimmen begeben
sich auf eine Reise durch innere und äußere Landschaften – ein
heiliger Narr und Wanderderwisch, ein kleiner altkluger Junge und sein
Selbst als abgeklärter und reifer Mann. In der Nachkriegszeit taucht
unter den Entwurzelten der verstoßene Mönch Amba Besarion auf,
für die Dörfler eine faszinierende wie verstörende Erscheinung,
selbstgenügsam, welterfahren und weltentrückt. Der kleine Besik
versucht ihm nahe zu kommen, die Rätsel des Amba zu lösen. Er
ist sich nicht ganz sicher, ob er sich nicht in jenen Außenseiter
selbst verwandelt, der einen scharfen Blick auf Recht und Unrecht hat,
auf das Glück im Unglück und umgekehrt. Die
drei Stimmen kommentieren, jede auf ihre Weise, das Erhabene und das Lächerliche
menschlicher Existenz. »Das Buch
des Amba Besarion« ist ein Buch für lange Abende, ein philosophischer
Wegbegleiter und Gewissenserforscher, der das Staubtrockene meidet und
die wohlfeilen Antworten verachtet, und immer wieder ein Lächeln hervorzuzaubern
weiß. Besik Kharanauli, geb. 1939, ist der Nestor der avantgardistischen
georgischen Lyrik. 2015 war er für den Literaturnobelpreis nominiert.
Neues
Deutschland, 20.11.21 : „Kharanauli...treibt ein Glasperlenspiel mit dem
Leser.“
Yunus Emre
Das Kummerrad
Gedichte [zweisprachig] übersetzt von Zafer
Senocak
96 Seiten, geb., € 22,00
978-3935597-60-9
Die mystische Dichtung Yunus
Emres zählt zu den Grundpfeilern der türkischen Literatur. Er
war im 13./14. Jahrhundert einer der ersten Dichter, die die türkische
Volkssprache benutzten und eine Symbiose zwischen den islamischen und türkischen
Traditionen verwirklichten. Deshalb wurde er von den städtischen
kulturellen Kreisen mehr oder minder übersehen, während seine
Gedichte auf dem Lande von Mund zu Mund gesprochen, gesungen und so erhalten
wurden.
Erst nach Ausrufung der Republik
und der kulturellen Neuorientierung der türkischen Gesellschaft wurde
Emre als einer der größten türkischen Dichter gewürdigt,
sein Einfluß auf die gesamte Volksdichtung sichtbar. Auch die moderne
türkische Lyrik sieht in ihm ein wichtiges Vorbild, einen Meister
der Sprache und des lakonischen Gedichtes. Yunus Emre gelang es, die komplizierten
Glaubensvorstellungen der islamischen Mystik in klaren und eindringlichen
Bildern auszudrücken. Seine humanistische Haltung und sein auf Gottesliebe
konzentrierter Glaube machen ihn zu einem universellen Dichter. Yunus
Emre wurde den Überlieferungen und Legenden nach Mitte des 13.
Jhds. in Mittelanatolien als Bauernsohn geboren, trat in die Dienste eines
Scheichs und wanderte als Derwisch durch ganz Vorderasien. Er ist einer
der großen Denker der islamischen Aufklärung.
Yüksel Pazarkaya
Die Welt auf Gleisen
Erzählungen
248 Seiten, geb., € 20,00
978-3935597-63-0
Mit dem Mauerbau 1961 wurden
die Arbeitskräfte knapp, also wurden Männer und Frauen aus der
Türkei für das Wirtschaftswunder rekrutiert. Yüksel
Pazarkaya erzählt ihre Geschichten: Das Ankommen in der Fremde, harte
Arbeit, kleine Träume davon, Teil dieses Landes zu werden oder wohlhabend
zurückzugehen. Geplatzte Träume, Angst vor der Arbeitslosigkeit,
vor Behörden, vor der Ablehnung. Angst aber auch vor politischer Verfolgung
in der Türkei, vor Armut, als Versager vor der Verwandtschaft dazustehen.
Entfremdung von den eigenen, in Deutschland geborenen Kindern, Einsamkeit
im Alter. Yüksel Pazarkaya führt seine Leser in die Fabriken
und kleinen Imbisse, über Behördenflure, an Wartehallen und Bahnsteigen
vorbei und beschreibt Menschen, denen zumeist ein Ankommen verwehrt ist;
das Festhalten an Traditionen, die als Anker manchen in den Abgrund reißen.
Und dass Annäherung möglich ist. Aus
den Geschichten von sechs Jahrzehnten Einwanderung bildet sich ein umfassendes,
sozialkritisches Bild deutscher Gegenwarten.
Der Schriftsteller und Übersetzer
Yüksel
Pazarkaya wurde 1940 in Izmir geboren und kam 1958 zum Studium nach
Deutschland. 1986 wurde er Redakteur beim WDR, im gleichen Jahr erhielt
er das Bundesverdienstkreuz am Bande. 2000 hatte er die Chamisso-Poetikdozentur
an der Technischen Universität Dresden inne. Er ist Mitglied des deutschen
und des türkischen PEN.
Asim Bezirci
Nazim Hikmet
Leben. Werk. Kunst
Eine kritische Studie
Aus dem Türkischen von Helmut
Flörchinger
232 S., br., € 16,90
978-3-935597-46-3
Asim Bezirci zeichnet den Lebensweg
des bekanntesten türkischen Dichters nach: von den nationalistischen
ersten Versen des Gymnasiasten aus gutbürgerlichem Hause, der sich
bald zu Fuß auf den Weg macht, um sich den Befreiungsarmeen anzuschließen
bis zum Kommunisten und Avantgardisten, der für seine Überzeugungen
ins Gefängnis und Exil ging, ausgebürgert wurde, dessen Verse
in aller Munde waren und zu Volksliedern wurden. Bezirci lässt an
einem bewegenden Leben in einer bewegten Zeit teilhaben und liefert einen
fundierten Zugang zu den Gedichten und den Umständen ihrer Entstehung.
Weggefährten, Freunde und Feinde kommen zu Wort, in einem Langinterview
erläutert Hikmet selbst seine Poetik. Ohne die Studie Asim Bezircis
bliebe die Literaturgeschichte der Avantgarde des 20. Jahrhunderts lückenhaft.
.
In einer tief verschneiten Nacht
zerrte man mich vom Esstisch weg,
steckte mich in ein Polizeiauto,
schickte mich in einem Zug fort,
sperrte mich in ein Zimmer,
und so fing mein Abenteuer an
.
Shorena Lebanidze
Das bin ich — Pirosmani
Roman
Aus dem Georgischen von Lia Wittek
348 S., geb., € 20,00
978-3-935597-96-8
Niko Pirosmani, 1862 – 1918, in
einer Bauernfamilie geboren, arbeitete als Eisenbahnschaffner und Milchhändler.
Er brachte sich selbst das Malen bei und bestritt ab 1901 seinen Lebensunterhalt
als Kneipenschildmaler und mit seinen Bildern, die er gegen Essen, Trinken
und Unterkunft tauschte. 1912 entdeckten ihn die russischen Futuristen,
in den 1920ern hatte er seinen posthumen Durchbruch in Paris, Picasso nannte
ihn eine wichtige Inspirationsquelle. Bis heute gibt es stark beachtete
Ausstellungen seiner Bilder, zuletzt in der Wiener Albertina, die Preise
für seine Werke stiegen ins Astronomische. Die Details seines Lebens
liegen jedoch noch weitgehend im Dunkeln.
Die Investigativjournalistin Shorena
Lebanidze hat einen eigenwilligen Zugang zu diesem rätselhaften Maler
gewählt. Aus Archivmaterialien, Befragungen von Zeitzeugen und Kunsthistorikern,
dem Zusammensetzen einzelner Bruchstücke entwickelt sie in Romanform
ein Mosaikbild eines ungewöhnlichen Lebens und Nachlebens, in dem
nichts fehlt: dramatischen Szenen, Politik, Abstürze, eine heimliche
Liebe, Rache, brennende Leinwände, Kunstfälscher und das große
Geld.

Leseprobe
Dimitris Schützling war ein
merkwürdiger Mensch. Wenn er aus der Molkerei zurückkehrte, nahm
einen Imbiss zu sich, zog sich dann in die für ihn bereitete Kammer
zurück und kein Mensch wusste, was er da tat. Das zum Garten hinausgehende
Fenster war bis zum Morgen geöffnet. Hinter dem Vorhang rauchte eine
Petroleumlampe und ihr Qualm war durchsetzt von Alkoholdunst, zusammen
mit dem stechenden Geruch von Farben, die in Blechdosen sich mischten.
Des Morgens, wenn Nikala und Dimitri
sich auf den Weg zum Jahrmarkt gemacht hatten, betrat Sabedo auf Zehenspitzen
die winzige Kammer des Schützlings, machte sein Bett, sammelte die
Zigarettenkippen vom Boden, leere Flaschen, Weingläser, kleine und
große Pinsel mit angetrockneter Farbe, und warf einen Blick auf die
an der Wand lehnenden schwarzen Wachstücher. Sie sah einen blauen
Himmel mit weißen Wolken, eine grüne Wiese, einen Tisch voll
verschiedenster Delikatessen, vornehme Herren mit gezwirbelten Schnurrbärten
und Trinkhörnern in der Hand, Tiere, Alltagsszenen, Dorflandschaften,
und sogar – Gott, vergib mir – vollbusige, schamlos entblößte
Frauen … die Peinlichkeit trieb Sabedo das Blut in die Wangen. Sie wandte
ihren Blick von den Wachstüchern. Zuckte mit den Schultern, bekreuzigte
sich. Für sie, nicht nur für ihre Familie, sondern auch für
das Sioni-Viertel, für die Stadt zu beiden Seiten des Mtkvari, für
die ganze Welt breitete sich hier die vorerst noch fremde, unenthüllte,
unberührbare, unfassbare Welt von Nikala aus.
Sabedo hatte keinen Ahnung von
Nikalas Welt. Sie hatte keinen Schimmer, wann der vormalige Viehhirt, Hausdiener,
Eisenbahner und angehende »Anstreicher« zum ersten Mal einen
Bleistift, später den Pinsel in die Hand genommen hatte. Woher und
warum er unentwegt eingerolltes, unter dem Arm geklemmtes Wachstuch, Linoleumstücken,
Glasscherben, Blechstreifen, manchmal auch Karton und Leinwand, Tuben mit
französischen und holländischen Farben, Gläser, Wassereimer
zusammensammelte, rußende Kohlen aus dem Kamin, vom Dach herabgefallenen
Mörtel, Kalk – alles, worauf und womit man etwas malen konnte. Sie
hatte gar nicht bemerkt, wie sich der Geschäftspartner und Teilhaber,
der Anverwandte und Schützling von Dimitri, in einen täglichen
Gast der Papajanzer Färberei verwandelt hatte, in einen Stammkunden
des Verkäufers Mischa Patschua. Wie er unheilbar an der Malkunst,
leidenschaftlich und bis zur Raserei erkrankte. Wie in seinen großen,
traurigen Augen ein merkwürdiges Leuchten, ein Feuer, Rastlosigkeit
saßen … sie hatte keine Ahnung. Sie konnte es nicht begreifen. Niemanden
interessierte es. Nicht einmal sie. Dimitri nicht, nicht das ganze Sioni-Viertel,
selbst die Stadt zu beiden Seiten des Mtkvari nicht. Keine einzige Menschenseele
auf dieser Erde … außer den Verkäufer Patschua in der Färberei
von Papajanz.
Uchqun Nazarov
Das Jahr des Skorpions
Roman, aus dem Usbekischen von
Ingeborg Baldauf
2. durchgesehene und überarb. Auflage
296 S., geb., € 22,00
978-3-935597-54-8
Uchqun Nazarov (geb. 1934), das
»Enfant terrible« der usbekischen Literatur, entwirft in seinem
Roman »Das Jahr des Skorpions« ein finsteres Panorama der usbekischen
Gesellschaft der 1940er Jahre: Der Roman folgt dem Weg dreier junger Frauen
in den schwierigen Kriegsjahren. Lebensmittel sind knapp, die Männer
an der Front, die Nichterfüllung des Arbeitssolls gilt als Sabotage
und nur eine, Muqaddas, hat als Tochter eines skrupellosen Emporkömmlings
und Kriegsgewinnlers keine materiellen Sorgen. Der »Skorpion«
gibt sich als frommer Mann, der Allah im Munde führt und bedient sich
gleichzeitig bestens des Stalinschen Repressionsapparates. Besorgt um seine
Geschäfte und sein gesellschaftliches Fortkommen scheut er nicht vor
Denunziationen und notdürftig kaschiertem Mord zurück und zerstört
letztendlich sogar seine eigene Familie.
Uchqun Nazarov wurde in
Taschkent geboren. In Moskau und Taschkent als Kinoregisseur ausgebildet,
veröffentlicht er seit den 60er Jahren in usbekischer und russischer
Sprache. Er drehte mehr als 10 Spielfilme für Uzbekfilm.
Roman
zur deutsch-türkischen Geschichte seit der Kaiserzeit in neuer Ausgabe
Zafer Senocak
Deutsche Schule
Roman
2. überarbeiteten Neuauflage
200 S., Gb., € 18,00
978-3-935597-94-4
Salih Bey wurde Anfang des vergangenen
Jahrhunderts als junger Kadett von Istanbul nach Berlin geschickt, um in
der Armee des Kaisers ausgebildet zu werden. Er verliebt sich und bleibt
in Deutschland, als deutscher Offizier nimmt er am Ersten Weltkrieg teil.
„In der Lehranstalt wurden
wir von deutschen Lehrern ausgebildet. Die Deutschen hatten sogar zugestimmt,
dass die türkischen Offiziere nach Deutschland kommen und in der deutschen
Armee einer Ausbildung unterzogen werden. Reichskanzler Bismarck hatte
nur eine Bedingung: Osmanische Offiziere, die eine Ausbildung in der deutschen
Armee antraten, mussten die deutsche Uniform tragen. Dies war für
die Wahrung der Disziplin und Ordnung der deutschen Armee schlechterdings
notwendig. Die Deutschen dulden keine Unordnung. In der deutschen Armee
hätten osmanische Uniformen den gewohnten Anblick stören können.
Disziplin kann nur dann herrschen, wenn Haltung, Benehmen und Aufzug harmonieren.
Alles andere ist undenkbar. Auf dieser Grundlage ist die nationale Einheit
der Deutschen aufgebaut. Des Deutschen Zucht und Ordnung, eigentlich Vorbild
für alle Welt, hatte für das Osmanische Reich, das aus einem
Vielerlei von Nationen bestand, eine besondere Bedeutung. Wir waren von
der Neugier für Deutschland beseelt. Manch einer unter uns machte
gar keinen Hehl aus seiner Verehrung für Deutschland. An jenem Tag
waren wir mit der Morgensonne aufgestanden. Wir hatten uns zurecht gemacht
und nahmen unsere Plätze vor dem Bahnhof in Haydarpasa ein, dessen
Bau kürzlich von den Deutschen fertig gestellt worden war. Hier abfahrende
Züge würden eines Tages sogar Bagdad erreichen.“
Nach dem verlorenen Krieg quittiert
Salih den Dienst und wird Geschäftsmann. Sommer 1941: Salih, inzwischen
sechzig Jahre alt und seine Frau Annette sind kurz vor dem Ausbruch des
Zweiten Weltkriegs nach Istanbul ausgewandert. Bald darauf verstirbt seine
Frau und Salih beginnt, seine Memoiren zu schreiben. Hitlers Armeen haben
die Sowjetunion überfallen. Salih will als deutscher und türkischer
Patriot den »alten Kameraden« helfen. In seinen Augen sind
deutsche und türkische Interessen durchaus im Einklang. Die Sowjetunion
muß geschlagen werden. Er erhofft sich dadurch eine Befreiung der
Türkvölker vom sowjetischen Joch. Mit dem deutschen Botschafter,
Franz von Papen, ist er befreundet. Doch die Nazis, die bei ihm ein und
ausgehen, verhalten sich gegenüber seinem Angebot reserviert bis ablehnend.
Salih gerät mitten in einem Spionagekrieg, der in der neutralen Türkei
ausgetragen wird. Nur langsam begreift Salih, was in Deutschland vor sich
geht. Seine politisch naive Haltung wird zunehmend auf die Probe gestellt.
Als eine Freundin aus früheren Tagen, die Jüdin ist, auf der
Flucht nach Palästina in Istanbul auftaucht, bricht Salihs Welt gänzlich
zusammen. Er weiß, dass er vom türkischen Geheimdienst beschattet
wird und beschließt sich zu stellen...
Zafer Senocak, 1961 in Ankara
geboren, wuchs in Istanbul und München auf. Er schreibt Bücher
in deutscher und türkischer Sprache sowie essayistische Beiträge
für Zeitungen und Rundfunk. Diese erscheinen in taz, Die Welt, Frankfurter
Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, Tagesspiegel, Rheinischer Merkur,
Süddeutsche Zeitung sowie im Deutschlandradio, Deutschlandfunk und
WDR. In den 1980er Jahren debütierte er mit Gedichten, für die
er 1984 mit dem Literaturstipendium der Stadt München ausgezeichnet
wurde. Weitere Gedichtbände, seine vielbeachteten Essaybände
und vier Romane erschienen ab den 1990er Jahren. Seit 2004 veröffentlicht
Senocak auch auf Türkisch. 2008 erschien der beim Dagyeli Verlag in
deutscher Sprache Roman »Der Pavillon« (»Kösk«
bei Alef Yaymevi /Istanbul). Zafer Senocak war »writer in residence«
an verschiedenen renommierten amerikanischen Universitäten. Ein Portraitbuch
über den Autor erschien 2003 in Großbritannien in der Reihe
Contemporary German Writers. Senocaks Werke sind in mehrere Sprachen übersetzt
worden; Ende 2008 erschien eine Auswahl seiner Gedichte in den USA. Zafer
Senocak beschäftigt sich seit mehr als zwanzig Jahren mit deutsch-türkischer
Mentalitätgeschichte und gilt als einer der profundesten Kritiker
nationalistischer Ideologien.
Irakli Charkviani
Dahinschwimmen
Aus dem Leben eines Königs
Aus dem Georgischen von Iunona Guruli
200 S., geb., € 19,90
978-3-935597-93-7
In seinem autobiographischen Roman
erzählt Charkviani subjektiv wie beispielhaft die Geschichte der »Generation
Gagarin«, die unter dem Stillstand in der Sowjetunion litt, sich
in Musik und Drogen flüchtete, und für die die Ära Gorbatschow
zu spät kam. Seine Jugendfreunde scheitern tragisch und tödlich,
er steigt zum Rockstar auf und begreift sich doch ebenfalls als Gescheiterter.
Parallel erscheint sein Alter Ego, Rumi aus Kabul, der einen sowjetischen
Soldaten erschießt und sich in einem Flugzeug wiederfindet, das er
in die Luft sprengen soll. Rumi ist ein Wiedergänger des mystischen
Poeten Mevlana Dshelaleddin Rumi, der aus dem Verlust seines Geliebten
seine unsterbliche Poesie schöpft. Durch den Roman irrlichtert ein
koboldhafter Lenin, der Charkviani wie Rumi dazu zwingen will, ihre historische
Bestimmung zu erfüllen und zu Tatmenschen wider Willen zu werden.
„Dahinschwimmen“ besteht aus einem Bewusstseinsstrom, durch den hindurch
die Wirklichkeit wie Sprengkörper bricht. Irakli Charkviani (1961
– 2006), Sänger, Komponist und Dichter, war einer der einflussreichsten
Vertreter des georgischen Undergrounds und wurde zum Idol seiner Generation.
Seine Popularität wuchs auch nach seinem Tode. 2014 wurde der Roman
»Dahinschwimmen« beim BBC-Literaturmarathon »Mein Buch«
zum Sieger gekürt.
Besik Kharanauli
Sprich mir vor, Angelina!
Fünf Poeme
Aus dem Georgischen von Nana Tchigladze - nachgedichtet
von Norbert Hummelt
300 S., ill., geb, € 22,90
978-3-935597-92-0
Die ausgewählten Poeme erzählen
fragmentarisch ein Dichterleben, eingefangen in der Beengtheit von Zeit
und Raum und allgegenwärtigen Geboten und Verboten. Der Blick geht
zurück in eine unschuldige wie aufsässige Jugend, die ersten
sexuellen Erfahrungen, die Suche nach dem eigenen Platz zwischen Dorf und
großer Stadt, den Banalitäten des Alltags und der großen
Bühne. Die Natur durchbricht wie eine bläkende Kuh die stille
Reflexion, der Tod durchschreitet als skurriler Geselle die Szenerie und
jeder Ruhm zerfällt zu Staub. In Kharanaulis Dichtung treffen Detailbesessenheit
und das Denken in Jahrhundertschritten, subtile Erotik und derber Spott
zusammen und machen die Lektüre zu einem lang nachhallenden Erlebnis.
Besik
Kharanauli (geb. 1939), gilt als der Nestor der georgischen Lyrik.
der tief aus der lyrischen Tradition schöpft, Aufgrund seines Schreibens
im freien Vers wurde er mit Walt Whitman und Ezra Pound verglichen. 2015
war er für den Literaturnobelpreis nominiert.
»Rati
Amaglobeli ist der Derwisch der zeitgenössischen georgischen Lyrik.«
(Ingrid Degraeve, Poetry International, Rotterdam)
Reti Amaglobeli
Geheißen: Kains Ernte
oder: der Tod der Logik
Gedichte, georgisch-deutsch, aus
dem Georgischen von Inne Widmer und Nana Tchigladze, Nachdichtung von Sabine
Schiffner
96 S., ill., geb., € 18,00
978-3-935597-90-6
Der Lyriker, Übersetzer und
Live-Performer Rati Amaglobeli, Jahrgang 1977 wurde nicht zuletzt durch
sein Elektroprojekt mit dem Musiker Gogi Dzodzuashvili über die Landesgrenzen
berühmt und zu einem gern gesehenen Gast auf internationalen Festivals.
Er ist Mitbegründer des Literaturpreises SABA, hat eine Literatursendung
im Fernsehen und war von 2011 bis 2018 Vorsitzender des georgischen Pen-Clubs.
Er übersetzte Werke von Goethe, Morgenstein, Nietzsche, Rilke, Zvetayeva
und Brodsky ins Georgische.
Die in dieser bibliophilen Ausgabe
versammelten Gedichte aus verschiedenen Gedichtzyklen wurden vom Autor
speziell für diese deutsche Veröffentlichung zusammengestellt.
Ahmed Arif
Die Ketten aufgezehrt vor Sehnsucht nach dir
Hasretinden Prangalar Eskittim
Gedichte - deutsch/türkisch
160 S., geb., 18,00 €
978-3-935597-44-9
Ahmed Arif wurde in Diyarbakir
geboren und begann bereits als Gymnasiast ab 1943 in linken Literaturzeitschriften
zu veröffentlichen. Ein frühes Gedicht, das er als Student der
Philosophie schrieb, machte ihn bekannt und brachte ihn ins Gefängnis.
Es beschrieb die extralegale Hinrichtung von 33 kurdischen Schmugglern
durch das Militär, ein Skandal, der die Republik erschütterte.
Arif wurde mehrfach wegen »kommunistischer Propaganda« angeklagt
und inhaftiert. Beeinflusst von Nâzim Hikmet und André Gide,
entwickelte Arif einen eigenen Stil, der die Formensprache der Moderne
mit den Mythen und Epen der kurdischen Berge verband und die vielfältigen
Dialekte und Sprachen Anatoliens aufnahm. Mit seinen Gedichten schuf er
gleichsam eine poetische Landkarte seiner Heimat. Seine politische Haltung
verhinderte im repressiven Klima der 1950/60er Jahre jedoch eine vielversprechende
künstlerische Karriere. Arif schlug sich als Korrektor und Lektor
durch und veröffentlichte gelegentlich in Literaturjournalen. Erst
1968 erschien sein einziger Gedichtband »Hasretinden Prangalar Eskittim«,
der unzählige Auflagen und Raubkopien erlebte. Seine Gedichte aber
fanden Aufnahme in Liedern der Popkultur und in legendären Filmen
von Yilmaz Güney.
Du erblühtest,
in meiner Einsamkeit
Blau und Grün,
Erblühtest.
Hasenblut, rotgetupft - glänzend.
Ich besiegte die Schmerzen, den Verrat …
Gehen,
in deinen Augen gehen: in die Verbannung.
Liegen,
in deinen Augen liegen: im Knast.
Wo sind deine Augen?
Kein »To be or not to be«.
Und gar kein »Cogito ergo sum« …
Hauptsache ist, zu verstehen das Unvermeidliche,
Die unaufhaltsame Lawine
Die endlose Strömung.
Trinken,
in deinen Augen trinken: das Mondlicht,
ankommen,
in deinen Augen ankommen: im Geheimnis der Seele.
Wo sind deine Augen?
In meiner Seele Geheimnis warst du eine Seele
Kein Blut, unsere Liebe ergoss sich in die Nacht,
Als der Henker die Schlinge
zuzog …
Hören,
In deinen Augen hören: drei Bäume,
Schweigen,
In deinen Augen schweigen,
Rasiermessergleich …
Wo sind deine Augen?
Haydar Karatas
Nachtfalter
Aus dem Türkischen von Sara Heigl
320 S.,geb., 18,00 €
978-3-935597-89-0
1938 wird eine junge Frau von den
Nachbarn aus dem Dorf gejagt. Ihr Mann, ein einflussreicher Stammesführer,
war als Freischärler von den Regierungssoldaten getötet worden.
Die Dorfbewohner fürchten weitere Vergeltungsaktionen. Mit ihrer fünfjährigen
Tochter an der Hand macht sich die Frau auf einen beschwerlichen Weg. Hunger
und Kälte wüten in den Dörfern, die Männer werden zum
Kriegsdienst eingezogen oder verstecken sich in den Bergen. Die Gedanken
der Rebellen kreisen um Ehre, Rache und Blut, während die Kinder und
Frauen ums nackte Überleben kämpfen. Die Mutter sucht eigentlich
nur einen ruhigen Platz für sich und ihr kleines Mädchen. Doch
die neue säkulare Macht bestimmt sie, entgegen den archaischen Sitten,
zur Erbin über die riesigen Ländereien ihres getöteten Mannes
und legt das Schicksal der Dorfbewohner in ihre Hände. Nun gerät
sie in einen erbarmungslosen Kampf der Familien um Land und Einfluss. Und
mittendrin ein kleines Mädchen und eine seltsame Puppe, die wie ein
Nachtfalter aussieht …
Haydar Karatas (geboren
1973) saß als politischer Aktivist im Gefängnis, bevor er in
die Schweiz emigrierte, wo er seitdem als Schriftsteller lebt. Er erzählt
die große Tragödie der Provinz Dersim, als das türkische
Militär brutal gegen die dort lebenden kurdischen Aleviten vorging,
ganz und gar unheldisch aus der Perspektive eines kleinen Mädchens:
Der Dersim-Aufstand war
der letzte große Kurdenaufstand in der Türkei. Er ereignete
sich 1937/38 in der Region Dersim, die in etwa der heutigen Provinz Tunceli
entspricht, und wurde von den Eliten der sogenannten Dersim-Kurden angeführt,
welche zu den Zaza zählen. Als Anführer gilt Seyit Riza. Staatlichen
türkischen Berichten zufolge sollen zehn Prozent der insgesamt 65.000
bis 70.000 Einwohner der betroffenen Teile des historischen Dersims im
Verlauf der Auseinandersetzungen getötet worden sein. Die Regierung
schlug die Revolte mit massiver Gewalt gegen Rebellen und Zivilisten nieder.
Zahlreiche Bewohner wurden aus ihren Dörfern vertrieben, die anschließend
zerstört wurden. Die Verluste auf Seiten der Armee betrugen etwa 100
Soldaten. Im Jahr 2011 entschuldigte sich die türkische Regierung
für die Massaker und räumte 13.806 Todesopfer ein.
Jale Sancak
Die Stadt der verlorenen Lieder
Literarische Streifzüge durch Istanbul
188 Seiten, frz. brosch., € 14,50
978-3-935597-78-4
Städte werden zu den Orten,
die sie sind, durch die Menschen, die in ihnen wohnen und ihnen einen unverwechselbaren
Charakter geben. Jale Sancak begibt sich auf die Suche nach diesen Menschen.
Sie befragt die Leute auf der Straße, trifft sich mit lokalen Größen,
Architekten und Bauingenieuren, Straßenhändlern und den Originalen
von 17 Istanbuler Stadtvierteln. Sie sucht nach den Spuren der Vergangenheit,
den Kiezmythen und Legenden und beobachtet den Wandel der pulsierenden
Großstadt. Aus diesen Dokumenten erschafft sie Skizzen vom Leben
der Türken, Griechen, Juden, Kurden, Armenier und Roma, der Yuppies
und Kleinkriminellen, der Tagelöhner und Lebemänner.
Der Bogen spannt sich von dem Nobelquartier
Niþantaþý bis nach Sulukule, dem Viertel der Zigeuner.
Als Musiker und Blumenverkäuferinnen sind die Roma im Nachtleben der
ganzen Stadt präsent. Niþantaþý auf der europäischen
Seite orientiert sich am New der York High Society, internationale Modehäuser
prägen das Straßenbild. Gegenstück auf der asiatischen
Seite des Bosporus ist die Baðdad Caddesi, wo Heranwachsenden regelmäßig
Autorennen veranstalten. In Hacý Hüþrev dagegen leben
viele Gauner gemäß dem Grundsatz: »Sein Brot schafft er
aus dem Nichts.« Der Stadtteil Fener wiederum ist der Sitz des »Vatikans«
der orthodoxen Kirche. Im Frühjahr das Oberhaupt der Kirche traditionell
ein Kreuz ins Meer. Und plötzlich findet sich sein Bild auf einem
Kartenspiel wieder. Galata ist berühmt als Wohnort der Venezianer,
die Gazi Mahallesi wird von Aleviten und Kurden bevölkert.
Jale Sancak pflegt den Stil der
Reportage, ungezwungen bewegt sie sich inmitten der von ihr Porträtierten.
In ihren Texten mischen sich literarischer Stil mit dem Slang der Straße
und den Geräuschen der immerwachen Stadt.
E. Fuat Keyman/Nurhan Yentürk
Debatten zur globalisierten
Türkei
Wirtschaft, Politik, Gesellschaft
316 S., € 18,00
978-3-935597-72-2
Der bereits 2010 erschienene Band
versammelt Analysen namhafter Wissenschaftler: Antworten auf Fragen, die
hierzulande in den Medien immer noch kaum gestellt werden: Wie konnte die
»Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung « (AKP) so einen
rasanten Aufstieg nehmen? Ausgangspunkt ist der Militärputsch 1980,
der den Weg für den neoliberalen Umbau des Landes freimachte. Die
kemalistischen Eliten des Landes stürzten das Land in schwere Wirtschaftskrisen.
Die Vorgängerpartei der AKP betrieb noch allein religiöse Propaganda,
Erdogan hingegen setzte auf die soziale Karte. Als Bürgermeister kümmert
er sich um ganz reale Probleme und erwarb sich so den Ruf eines ehrlichen
Modernisierers. Die AKP schien die Partei zu sein, den Sumpf aus Korruption,
tiefem Staat und wirtschaftlicher Vernachlässigung des anatolischen
Hinterlands auszutrocknen. Detailliert beschreiben die Autoren die ökonomische
Entwicklungen in der Türkei; von den Auswirkungen der Finanzkrise
über das Außenhandelsdefizit, das Sozialversicherungssystem
und die politische Ökonomie der AKP bis zur Problematik der EU-Beitrittsverhandlungen.
Analysiert werden ebenso geopolitische Konzeptionen, das Verhältnis
von Neoliberalismus und Islam und nicht zuletzt das Schulsystem der Türkei,
das ein Gemisch aus Opfermythos, Staatshörigkeit und Nationalstolz
propagiert und letztlich anfällig macht für Verschwörungstheorien,
autoritäres Denken und Hass auf Minderheiten. Haben sich auch einige
Schlussfolgerungen der Autoren hinsichtlich der demokratischen Potentiale
der AKP als zu optimistisch erwiesen, bieten doch die tiefgehenden Untersuchungen
eine schlüssige Erklärung für die gegenwärtigen Prozesse
und die zögerliche Haltung des Westens, sich zu den Menschenrechtsverletzungen
in der Türkei klar zu positionieren. Die Präsenz deutscher Großunternehmen
in der Türkei beipielsweise ist in den letzten zehn Jahren massiv
angestiegen. Konsumieren und Beten, frei von gewerkschaftlicher Organisierung
und gesellschaftlicher Mitbestimmung, optimiert die Rendite. Islamismus
und freier Markt sind kein Widerspruch.
Die Nase des Sultans
Illustrierte Geschichte der
türkischen Karikatur vom 19. Jh. bis in die heutige Zeit.
zweisprachig 2010 erschienen (Hrsg.:
Sabine Küper-Büsch und Nigar Rona)
264 S., € 28,00
978-3-935597-68-5
Es fing alles mit einer Nase an.
Der von Sultan Abdülhamit II nämlich. Der hasste Anspielungen
auf sein formidables Riechorgan derart, daß er selbst das Wort Nase
durch die Zensur komplett verbieten ließ. Eine Steilvorlage für
die Meister des spitzen Stiftes. Nie spielte eine Nase vorher oder nachher
eine größere Rolle in der bildenden Kunst. Bis heute ist den
türkischen Zeichnerinnen und Zeichnungen nichts heilig. Aufs Korn
genommen wird so ziemlich alles, was sich sonst in der Tagespresse nur
selten in dieser Direktheit findet: die Rückständigkeit der Dörfler,
das übermächtige Militär, autoritäre Familienstrukturen,
prügelnde Polizisten, mafiöse Politiker, Gewalt gegen Frauen,
Kinder und Minderheiten, sich wandelnde Moralvorstellungen, Cyberwahn,
Fundamentalisten und Faschisten, die Orientalismen des Westens und die
Stereotypen über den Westen.
Turgut Ceviker führt durch
die Geschichte der Karrikatur im Osmanischen Reich und der Türkischen
Republik. Sabine Küper-Büsch und Nigar Rona präsentieren
das legendäre Satiremagazin »Girgir«(Spaß) aus den
wilden 70ern und seine Nachfolger »LeMan und »Penguin«.
40 Karrikaturistinnen werden auf je zwei Doppelseiten mit Kurzbiographie
und ihren Bildern vorgestellt. Vervollständigt wird das Buch durch
ein Personen- und Publikationsregister.
Kenan Mortan /Monelle Sarfati
Heimatliche Fremde
Türkische Migration nach Deutschland
356 S. Br., € 18,00
987-3-935597-83-3
50 Jahre türkische Arbeitsmigration
sind ein Anlass für Sonntagsreden oder alarmistische Prognosen. Oder
für eine Feldforschung zu 50 Jahren Hoffnung und Enttäuschung,
Anpassung und Abgrenzung, Nationalismus und Transnationalität. Kenan
Mortan und Monelle Sarfati haben im Zeitraum von 2009-2011 in vier deutschen
Städten türkischstämmige Arbeiter, Künstler, Politiker,
Unternehmer, Schulabbrecher, Hausfrauen und Rentner nach ihren Erfahrungen
und Einschätzungen befragt. Eingebettet in einen kurzen Abriss der
historischen und ökonomischen Bedingungen der Arbeitsmigration vermitteln
die Ergebnisse ein dem medialen Mainstream entgegengesetztes Bild: Ein
Großteil der Befragten begreift sich als »Deutschländer«
mit einer hybriden Identität, die sich als integrale Bestandteile
der deutschen Gesellschaft sehen. Ausgrenzung und Selbstabschottung verlaufen
nicht nach ethnischen, sondern sozialen Kriterien. Die sogenannte Integrationsdebatte
entpuppt sich als Teil der gewünschten Seggregation bestimmter Bevölkerungsgruppen.
Die Studie von Kenan Mortan & Monelle Sarfati besticht durch Detailreichtum,
die Unterschiedlichkeit der vorgestellten Charaktere und Schicksale und
Schlussfolgerungen, die weder beschönigen noch verteufeln, sondern
nach Perspektiven der »Deutschländer« fragt. Dabei werden
im positiven wie negativen die praktischen Fortschritte der derzeitigen
Integrationspolitik in Deutschland und ihrer Auswirkung auf die Gesamtgesellschaft
einer kritischen Betrachtung unterzogen. Der interessierte Leser erfährt
zudem anhand vorgestellter Vereine und Institutionen – von Gülen-Schulen
bis zu DiTiB – etwas über kaum öffentlich thematisierte Organisationsformen
migrantischen Lebens in Deutschland wie auch über den Konflikt zwischen
den Generationen, den Zuwanderern der ersten Generation und der hier Geborenen,
die anderen Lebensentwürfen folgen.
Monelle Sarfati lehrte auf
Zypern Öffentliches Recht und lebt heute in Istanbul.
Kenan Mortan lehrt Wirtschaftswissenschaft
an der Mimar Sinan Universität Istanbul und arbeitet als Sachbuchautor.
lieferbar:
Nalan Barbarosoglu
Silbernacht
220 S., Gb., € 18,80
978-3-935597-70-8
In einer Stadt mit reicher Vergangenheit
spielen sich die kleineren und größeren Alltagsturbulenzen einer
Metropole ab - ein allegorischer wilder Stier, der die Menschen zertrampelt,
wenn sie ihn erzürnen. Die Protagonistin Gülnaz, aufgrund unglücklicher
Lebensumstände zur Prostituierten geworden, stemmt sich gegen das
wilde Tier. Gezwungen, einen Soldaten zu heiraten, den sie kaum kennt,
folgt sie ihrem Mann in die kleine Provinzstadt, in der er stationiert
ist. Tagsüber wäscht sie die Wäsche der Soldaten, abends
wird sie von ihrem Mann an seine Kameraden verkauft. Vor ihrem unerträglichen
Dasein als Soldatenhure und dem Gerede in der Kleinstadt flieht Gülnaz
nach Istanbul. Ohne Geld und Ausbildung bleibt ihr nur die Prostitution.
Sie versucht, die Männer zu bezwingen, die sich an ihr vergehen, ermordet
sie gar. Gülnaz wird damit zur Projektionsfläche für erlittenes
Unrecht. Ihre Verbrechen bleiben ungesühnt, sie kommt und geht wie
ein Gespenst. Mit jedem Mord gewinnt sie an Kraft. Sie mordet, um den Makel
von sich und der Stadt abzuwaschen, der sich in den 80er Jahren, in den
Putschzeiten, auf ihr anhäufte. Nahezu unbemerkt vermischen
sich in Episoden die Ebenen der Realität und des Fantastischen zu
einem expressionistischen Roman. Das Monstrum Stadt, das als reißender
Stier über Istanbul thront, erinnert das unfassbare Grauen der gothic
novel. Das Rätselhafte des modernen Lebens löst sich nicht kontinuierlich
auf, sondern auf Umwegen. Vieles bleibt ambivalent, wie die selbstentfremdete
und sich selbst entfremdende Jagd nach dem Glück und Gülnaz'
Suche nach ihrer Identität. Nalan Barbarosoglu spielt mit Metaphern
und dem Symbolgehalt der Wörter. Ihre Sprache ist Musik, der Soundtrack
von Schreckensszenarien. Sie ist poetisch, klar, entwirft Stimmungsbilder.
Sie berichtet, beschreibt bis ins Detail, betrachtet mit den Augen eines
Philosophen die Welt - doch diese Welt ist zumeist sprachlos.
Wann bin ich dir ferner, wenn
du meinen Körper wie ein
lichtdurchflutetes Wasser
umschließt oder wenn ich,
nachdem ich mich in Glut ver-
wandelte, an deinem Körper
nach und nach abkühle? Das
ist die Frage, Gülnaz, die in
dieser Nacht ohne dich in
meinem Gehirn ein Feuer ent-
facht...
Mit dieser Frage erlebe ich die
sternlose, regenschwere
Nacht... Mit dieser Frage lerne
ich ein weiteres Mal auswen-
dig, wie dein Kissen, dein
Laken, dein Bettüberzug
gewebt ist. Der Südwestwind
sammelt, während er sich in
das Dunkel der Nacht schiebt,
die Wolken ein.
Ich höre die Stimme des lauen
Windes, der die Vorhänge am
offenen Fenster bauscht.
Aber mitten in der Menge bist
du ein Phantom, das mich
nicht wahrnimmt.
Nalan Barbarosoglu wurde
1961 in Adapazari geboren. Ihr Studium schloß sie 1982 an der Literaturwissenschaftlichen
Fakultät der Istanbul-Universität im Bereich Philosophie ab.
Etwa zur selben Zeit begann sie auch mit dem Schreiben, ihr erstes Werk
setzt sieh mit der Philosophie Thomas Kuhns auseinander. Heute lebt Nalan
Barbarosoglu als Schriftstellerin und Lektorin in Istanbul. In der Türkei
hat sie vier Erzählbände veröffent. »Silbernacht«
ist ihr erstes Buch, das vollständig auf deutsch erscheint.
Leben und Sprüche
der Sufi-Meister
des Islam
Aus dem Persischen von Hossein Kazemzadeh-Iranschähr
192 Seiten, frz.brosch., € 12,00
978-3-935597-39-5
»Bei der Betrachtung des
Lebens der Mystiker (…) erkennen wir, daß drei große Eigenschaften
ihr Leben durchdrungen und gekennzeichnet haben. Diese Eigenschaften sind
Weisheit, Schöpferkraft und Selbstbeherrschung. Aus der Weisheit haben
diese gotterfüllten Mystiker jene tiefe Erkenntnis geschöpft,
welche die Denker aller Zeiten in Erstaunen versetzt hat. Aus ihrer Schöpferkraft
heraus haben sie jene Wundertaten vollbracht, die noch heute für viele
Menschen rätselhaft und unglaublich erscheinen, da die Wissenschaft
die Gesetze solcher Phänomene noch nicht kennt. Und durch ihre Selbstbeherrschung
haben sie jene göttliche Macht der Entsagung, der Bedürfnislosigkeit,
der Erhabenheit und der Freiheit erworben, welche die gewaltigsten Herrscher
und Machthaber ihrer Zeit zwangen, zu ihren Füßen zu knien.«
Das erstmals in den 30er Jahren aufgelegte Buch vermittelt Legenden,
Sprüche und Lebensläufe der islamischen Mystiker, deren Wirken
Dichter und Denker nicht nur der orientalischen Welt beflügelte und
zu einem wesentlichen Bezugs-punkt des Islam im Vorderen Orient, Iran und
Zentralasiens wurde.Der Herausgeber will vor allem dem europäischen
Publikum die Entstehung und das Wesen des Sufismus nahebringen.
Mevlana Dschelaleddin Rumi
Das Meer des Herzens geht in
tausend Wogen
Aus dem Persischen von Friedrich Rückert mit Kalligraphien
von Thomas Steinbach
104 S., geb., € 22,00
978-3-935597-23-4
Der persische Mystiker Mevlana
Dschelaleddin Rumi (1207 – 1273) war einer der bedeutendsten Dichter
seiner Zeit. Seine Lehre sah die Liebe als Hauptkraft des Universums und
das Universum als ein harmonisches Ganzes. Gott durch Liebe näherzukommen
ist der Weg zu wahrer Erfüllung. In der Liebe zu den Menschen manifestiert
sich die Liebe zu Gott. Das erotische Moment verschmilzt mit dem metaphysischen.
Die Schönheit seiner Verse sichert ihm über seine religiöse
Lehre hinaus einen festen Platz in der Weltkultur.
Dem Dichter und Begründer
der deutschen Orientalistik Friedrich
Rückert (1788 – 1866) gebührt das Verdienst, die Verse Rumis
nicht nur in eine poetische Sprache übertragen, sondern dabei auch
die Vielschichtigkeit und Vieldeutigkeit des Originals ins Deutsche übernommen
zu haben.
Ivan Gogolev
Das Dritte Auge.
Drei Leben einer Seele
[Literatur aus Sibirien]
Aus dem russ. von Walerija Weiser
240 Seiten, frz. brosch., € 12,00
978-3-935597-43-2
"Ist das eine erhabene Legende
oder die grausame Wahrheit?
Niemand weiß es zu sagen.
Die zahllosen verflogenen Jahre, die
geheimnisvoll dröhnend
in den Tiefen des Himmels verhallt
sind, schweigen darüber.
Die finstere Felsinsel, die stolz über
dem rauschenden Wasser aufragt,
weit, weit weg von hier,
dort wo der lebensspendende
Fluß Lena ins eisige Polarmeer
mündet — sie allein mag
es wissen, doch sie wahrt das heilige
Geheimnis unerschütterlich...
Doch es kommt eine Zeit, da
sich der Nebel lichtet und die
unverdient vergessenen Schatten
wieder auferstehen.
Das Geheime wird offenbar. Die
Zeit istgekommen, den lebenden
Zweibeinern davon zu berichten,
jenen, die alles sehen, alles wissen
und verstehen wollen..."
Das Roman-Poem ist das nachgelassene
Werk des jakutischen Schriftstellers Ivan Gogolev. Es ist eine moderne
Adaption zahlloser Legenden und Mythen der ostsibirischen Sacha, des östlichsten
Türkvolkes.
In drei Teilen erzählt der Roman von der legendären
Schamanin Kyrasa
und ihrer Suche nach neuer Heimat. Der weiße
Schamane Baryylaach
und seine kleine Tochter Kyrasa fliehen vor dem Schwarzen
Tod in den
unwirtlichen Norden. Als der Vater im Kampf mit dem
Bärengeist ge-
tötet wird, muß sie allein in der Wildnis
überleben. In der Begegnung
mit Menschen, Tieren und mythischen Wesen erkennt
sie ihre Bestim-
mung als Schamanin. Kyrasa trifft auf den altgläubigen
Mönch Foma,
dem sie in Liebe folgt und muß erleben, wie
ihr Volk von den Steuer-
eintreibem des Zaren gedemütigt und ausgeplündert
wird.
Ihr zweites Leben ist eine Parabel auf den Zusammenstoß
zwischen in-
digenen Völkern und europäischen Eroberern.
Kyrasa versucht als Phi-
losoph und Lehrer in einem mythischen Land die Ihren
gegen die gold-
gierigen Eindringlinge zu führen.
Im drittem Leben ist sie Tochter armer jakutischer
Bauern. Ihre Mutter
stirbt bei der Geburt, ihr Vater wird verhaftet. Kyrasa
schlägt sich bis ins
Jakutsk der späten Stalinzeit durch, gerät
in kriminelle Machenschaften
und landet im Gefängnis...
Von all dem erzählt sie den staunenden Zuhören
am Ufer des Flusses,
dessen Wellen den gespaltenen Berg umtosen. Gogolev
stellt die Frage,
wie zwei Kulturen friedlich und in gegenseitigem Respekt
miteinander
leben und voneinander lernen können.
Ivan Gogolev-Kyndyl wurde 1930 als
Sohn einer Lehrerfamilie in Vtlüj geboren. Nach seinem Studium am
Gorki-Literaturinstitut in Moskau war er ab 1954 für einige Jahre
Redakteur heim Jakutischen Buchverlag,
später Lehrer für jakutische Sprache und Literatur an der
Abendschule für werktätige Jugendliche in Po-
krovsk; sein Lehen widmete er seinem künstlerischen Schaffen.
Als 18-jähriger veröffentlichte Gogolev seine ersten Gedichte
und schrieb von da an Werke in allen literari-
schen Genres. Seine Gedichte, Dramen, Romane und Libretti in jakutischer
und russischer Sprache füllen
mehr als 50 Bücher. Von ihm geschaffene Lieder hielten Einzug
in die jakutische Populärkultur. Nach
schwerer Krankheit starb Ivan Gogolev am 22. November 1998. Der vielfach
ausgezeichnete Schrifftsteller
wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme mit einem Staatsakt
zu Grabe getragen.
Elke Windisch:
Zentralasien -Politische
Reisereportagen
Afghanistan /Kasachstan /Kyrgystan
/Tadschikystan /Turkmenistan /Usbekistan
2. überarbeitete Auflage
300 Seiten, frz. Br., € 18,80
978-3-935597-80-7
Immer noch sind die fundierten
Informationen aus dem politischen und geografischen Raum zwischen Iran,
Kaukasus bis zum Hindukusch spärlich gesät. Elke Windisch gehört
zu den wenigen Berichterstattern, die nicht nur in der Lage sind, sich
ohne Dolmetscher mit den Menschen in der Region zu verständigen und
überzeugende politische Analysen zu liefern. Sie hat auch einen mitfühlenden
Blick für die Opfer repressiver Regimes und einer scheinheiligen Politik
des Westens. Allein oder mit ihrem Filmteam unternahm sie seit über
10 Jahren zahlreiche abenteuerliche Reisen durch die ehemaligen Sowjetrepubliken
und Afghanistan. Die »rasende Reporterin« porträtiert
mutige Frauen in Turkmenistan, moderne Piraten am Kaspischen Meer, islamische
Untergrundkämpfer und afghanische Kriegsfürsten, Fischer am sterbenden
Aralsee, Schatzsucher, deutsche Entwicklungshelfer und tadschikische Flüchtlinge
im Kugelhagel zwischen den Fronten. Eingebettet sind die Geschichten in
die Geschichte von den frühen Völkerwanderungen, den Eroberungen
Alexander von Mazedoniens und der Araber, der Lehre Zarathustras und dem
Kampf um soziale Gerechtigkeit, russischer und britischer Kolonialpolitik
bis zu dem Machtgerangel zwischen den USA, Russland und der EU um Einflußsphären
und Rohstoffe und nicht zuletzt den unbeherrschbaren »War on Terror«.
Wer einen verständlichen und spannend geschriebenen Überblick
über die Geschichte und Gegenwart der zentralasiatischen Länder
bekommen möchte, ist mit Elke Windischs Reportagen bestens bedient.
INHALTSVERZEICHNIS:
Prolog
Teil I: Anahita, Ahura Mazda
und Allah – der unerfüllte Traum von sozialer Gerechtigkeit
Die Akte Zarathustra
Die Achämeniden
Götterdämmerung im Lichtreich
Hyperborea: Das Land über dem Schneesturm
Grenzübergang »Freundschaft«
Teil II: Blaue Kuppeln und goldene
Paradiesvögel - Im Land der tausend Städte
Buchara: Kalifen, Khane, Kaiser
»Ich schminke keine Leichen«
Alischers Paradiesvögel
Weiße Jurten und roter Sand
Teil III: Dornenpfad in die Moderne
Zurück in die Zukunft – nationale Emanzipation und historische
Kontinuität
Teil IV: Königspoker am
Meer der Chasaren – Energie
Es muss immer Kaviar sein
Hazar denizi – Das türkische Meer
Die Tankstelle der Zukunft
Teil V: Die Tränen Anahitas
– Wasser
Tochtogul – Kirgisiens Rungholt
Teniz – die Wiedergeburt eines Meeres
Ein selten dämlicher Hund
Der weiße Fluch Choresmiens
Zeitbombe Karakalpakistan
Anahitas Rache
Hoffnung für Doschyak
Teil VI: Islamisten auf dem Vormarsch
Trommeln und Kalaschnikows
Auge um Auge, Zahn um Zahn
Eine typisch afghanische Biografie
Pulverfass Fergana-Tal
Schwarzer Tee hat mehr Kalorien
Das böse Erbe der Gottkönige
Teil VII: Schachroch am Hindukusch
Warten auf den Tod
Der kalte Frieden
Schnitt für Kabul
Heimkehr in ein fremdes Land
Bemetrinasa
Roter Mohn
Wild Card Playing
Teil VIII: Die unvollendete Revolution
Politische Physik
Die Nacht der langen Messer
Rosa Schnee
Epilog
Karten
Zeittafel
Personen- und Ortsregister
Kirkor Ceyhan
Ein
Klopfen an der Tür
148 S., Br., €
18,00
978-3-935597-81-4
2015 jährt sich zum 100. Mal
der Völkermord an den osmanischen Armeniern. Nicht nur für unseren
Autor und seine Familie, für Tausende von Armeniern begann vor hundert
Jahren ein unfassbarer Leidensweg in die Wüsten Syriens. Der erste
Weltkrieg tobte in Europa. Verzweifelt kämpfte das Osmanische Reich
einen Mehrfrontenkrieg und befand sich in Auflösung. Nachdem armenische
Milizen begonnen hatten, an der Seite der Russischen Armee gegen die Osmanen
zu kämpfen, ordnete die Regierung die ethnische Säuberung des
Landes an – alle Armenier sollten aus dem Kernland deportiert werden. Der
Bausoldat Simon, der Vater von Kirkor Ceyhan, und seine Familie entgingen
diesem Schicksal zunächst, indem sie zum Islam konvertierten.
Eines Tages klopfte es dennoch
an der Tür. Man hatte Simon denunziert, weil er Flüchtlinge bei
sich versteckte, und schickte ihn mit seiner Familie auf den Weg nach Deir
ezZor. Für Kirkor wurde dieses Klopfen an der Tür zum Sinnbild
für das Leiden der türkischen Armenier.
Kirkor Ceyhan,
geboren 1926 in Zara, schreibt in einem Brief an eine befreundete armenisch-türkische
Autorin: »Mein Leben ist umrankt von unglaublichen Abenteuern. Hätte
ein anderer Adamssohn nur ein einziges davon erlebt, hätte es ihm
das Rückgrat gebrochen und er wäre diesem Wahnsinn unrettbar
zum Opfer gefallen. Ich aber beschreibe die Ranken als Schmuck.«
In diesem Sinne hat er aus den Erzählungen seiner Familie einen halbdokumentarischen
Roman geschaffen. Mit Empathie und einer gehörigen Portion Galgenhumor
erzählt Kirkor Ceyhan die Abenteuer der Familie auf ihrem Leidensweg.
Er wurde damit zum Vorbild für eine ganze Generation türkisch-armenischer
Schriftsteller bei der Verarbeitung der lange verdrängten traumatischen
Ereignisse. Kirkor vermeidet nationalistische Zuschreibungen und hält
mit seinem Roman ein Plädoyer für individuelle Verantwortung
und Moral, gerade auch in Zeiten des Krieges. REZENSION
Die
Liebesgedichte des Klassikers der modernen türkischen Lyrik in Neuauflage:
Hikmet, Nâzim :
Das schönste Meer ist das
noch nicht befahrene
Gedichte [zweisprachig] Aus dem Türkischen von Helga Dagyeli-Bohne
und Yildirim Dagyeli
244 S., geb., € 19,90
978-3-935597-21-0
»Ich liebe dich, wie man Brot in Salz taucht und ißt,
wie ich den Mund an den Wasserhahn presse, um zu trinken,
wenn ich nachts
im Fieber erwache,
wie man ein schweres Paket mit unbekanntem Absender
hastig, freudig erregt
und argwöhnisch öffnet,
so liebe ich dich, als flöge ich zum ersten Mal im Flugzeug
über das Meer,
.
so liebe ich dich, wie das sanft
in der Dunkelheit versinkende Istanbul,
.............das mein Innerstes rührt,
so liebe ich dich,
..........Als
wollte ich sagen: ›Gottlob, wir leben!‹
So liebe ich dich.«
Die
aufrührerische Lyrik des Klassikers der modernen türkischen Lyrik
in Neuauflage:
Nâzim Hikmet [zwspr]:
Die Luft ist schwer wie Blei
268 S., geb., € 19,90
978-3-935597-19-7
Die Sammlung umfasst vor allem die politischen
Gedichte: Protagonisten des Kampfes gegen Unterdrückung, Fremdherrschaft
und soziales Unrecht sind nicht die großen Männer, die »Geschichte
machen«, sondern die chinesischen Kuli, die Republikaner in Spanien,
japanische Kinder, deutsche Pfarrer und türkische Bauern.
Willkommen Baby,
du bist zu leben an der Reihe,
dir lauern Diphterie auf, Keuchhusten, Schwarze Pocken,
.............Malaria, Tuberkoluse,
Krebs und dergleichen mehr,
...... Arbeitslosigkeit, Hunger und
dergleichen mehr,
ein Zug-, Bus-, Flugzeug-, Arbeitsunfall, Erdbeben,
.................Überschwemmung,
Dürre und dergleichen mehr,
Schwermut, Trunksucht und dergleichen mehr,
.............Polizeiknüppel, Gefängnistor
und dergleichen mehr,
....dir lauern die Atombombe auf und
dergleichen mehr.
Willkommen, Baby,
...............
du bist zu leben an der Reihe;
dir lauern der Sozialismus auf, der Kommunismus und
dergleichen mehr
Hikmet mit S. Hermlin beim 3. Schriftstellerkongress der DDR
Die
späten Exil-Gedichte des Klassikers der modernen türkischen Lyrik
in Neuauflage:
Nâzim Hikmet
Eine Reise ohne Rückkehr
Gedichte [zweisprachig] aus dem Türkischen von Helga Dagyeli-Bohne
und Yildirim Dagyeli
280 S., geb., € 19,90
978-3-935597-20-3
Das Leben ist eine Reise, in jeder
Stätte ist Heimat. Die späte Lyrik Hikmets widerspiegelt seine
Begeisterung über fremde Länder, vermischt mit der Ahnung des
Todes und der Sehnsucht nach der verlorenen Heimat Türkei.
Welche Stadt gleicht dem Wein?
Paris.
du trinkst das erste Glas,
es schmeckt herb,
das zweite steigt dir zu Kopf,
beim dritten kommst du nicht mehr vom Tisch hoch,
Ober, noch eine Flasche!
Und schließlich, wo du auch bist, wohin du auch gehst,
bist du ein Trunkenbold aus Paris, mein Augapfel.
Welche Stadt
ist schön selbst im Dauerregen?
Paris…
Hikmets Sohn, in welcher Stadt möchtest du sterben?
In Istanbul,
Moskau
und in Paris…
Orhan Veli Kanik
Fremdartig
zweisprachig: Gedichte, aus dem Türkischen von
Yüksel Pazarkaya
Neuauflage
260 S., geb., € 19,90
978-3-935597-22-7
Das brodelnde Leben der Metropole
Istanbul und mittendrin der traurige, der spöttische, der immer verliebte
Bohémien und Nachtschwärmer Orhan Veli Kanik: ein aufmerksamer
Beobachter und Zettelschreiber. Von 1949 bis 1950 gab er das literarische
Blatt »Yaprak« heraus. Er und seine Freunde nannten sich die
»Fremdartigen« und revolutionierten durch ihren lakonischen
wie bissigen Stil die türkische Poesie. Orhan Veli, den Nâzim
Hikmet einst seinen »kleinen Bruder mit dem löchrigen Herzen«
nannte, wurde 1914 in Istanbul geboren und verstarb dort 1950 an den Folgen
einer Gehirnblutung. Seine Gedichte sind jedoch bis heute populär
und bestechen durch ihren Witz.
Birsen Coskun-Öztürk
Baustelle Istanbul
Stadterneuerung, Sanierung, Gentrifizierung im Stadtteil
Beyoglu
200 S., zahlr.Abb., geb., €
22,00
978-3-935597-88-3
Seit etlichen Jahren ist auch die
Metropole Istanbul von dem weltweit zu beobachtenden Trend zu Stadtumbau
und Gentrifizierung erfasst. Insbesondere die historischen Stadtteile erleben
einen Bauboom, der wenig Rücksicht auf gewachsene Strukturen und die
Bedürfnisse der derzeitigen Bewohner nimmt. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen
um die Räumung des Gezi-Parks im Bezirk Beyoglu 2013 warfen ein Schlaglicht
auf die Probleme, die die kommerzielle Verwertung städtischen Innenraums
hervorbringt. Die Stadtplanerin und Architektin Birsen Coskun-Öztürk
hat lange in dem Viertel am Bosporus recherchiert und die Stadterneuerungsmaßnahmen
und den Umgang mit der historischen Bausubstanz kritisch begleitet. Exemplarisch
werden zwei aufgewertete Bauobjekte beschrieben, die Auswirkungen einer
städtischen Politik, die auf Abriss ganzer Straßenzüge
und Umsiedlung ärmerer Bevölkerungsschichten in Betonviertel
setzt. Die Autorin macht Vorschläge für eine soziale und nachhaltige
Stadtentwicklung, die der Monotonisierung und Gentrifizierung Istanbuls
entgegenwirkt.
Zafer Senocak
Der Pavillon
Roman, aus dem Türkischen von Helga Dagyeli-Bohne
und Yildirim Dagyeli
180 S., Gb., € 14,50
978-3-935597-75-3
Hamit ist
ein Junge mit besonderen Fähigkeiten. Er hat ein feines Gehör
und hört Geräusche, die normalerweise nicht zu hören sind.
Er beginnt ein Musikstudium in München und spezialisiert sich auf
Neue Musik. Im Frühjahr 1960 geht er mit seiner Freundin Hilde nach
Istanbul. Dort soll er seinem Bruder helfen, der auf dem Gelände eines
alten osmanischen Landschlosses eine Imkerei betreibt und den Auftrag bekommen
hat, das Honiggeschäft, das die Familie seit jeher betreibt, landesweit
zu modernisieren und zu organisieren. Hamit, im Gegensatz zu seinem Bruder
kein gläubiger Mann, erfährt, dass das Landschloss der Sommersitz
des letzten Khalifen Abdul Mecid Efendi war—einem Maler und musischen Mensch.
Doch die Muslime der Gegenwart, die im Umkreis des Hauses leben, sind alles
andere als musisch. Sie sind bigott und mißtrauisch. Die Geschichte
spielt in einer Nacht an drei verschiedenen Orten. Das Militär hat
geputscht, Hilde hat das Land verlassen und der Bruder befindet sich auf
Geschäftsreise in Anatolien. Hamit ist allein in dem alten Pavillon.
In einer Art Traum erscheint ihm der mumifizierte Leichnam des letzten
Khalifen auf seinem Bett. In einem anderen Haus übt ein Geiger, der
zwischen seinen musischen Interessen und seinem Glauben hin und her gerissen
ist. Dritter Schauplatz ist ein verlassenes Kloster außerhalb der
Stadt, in dem sich der Gärtner des Landschlosses vor den Sicherheitskräften
versteckt. Das Buch ist eine Auseinandersetzung mit einer problematischen
Modernisierungsgeschichte, die viele heute wieder aktuelle Fragen aufgeworfen
hat: nach Glauben und Zugehörigkeit, Verhältnis zur Geschichte,
Nationalgefühl. Spürbar wird eine Sehnsucht nach Spiritualität,
die jedoch von einer formalisierten, ritualisierten Religion nicht mehr
aufgefangen wird. Die kulturelle Verwahrlosung auf der einen Seite, die
bruchstückhafte Erinnerung an die Tradition auf der anderen schaffen
eine angespannte Atmosphäre. Senocak bedient sich unterschiedlicher
Sprachebenen und verbindet eine dokumentarische Erzählweise mit einer
poetischen und philosophischen Sprache. Dabei erzählt er eine spannende,
ungewöhnliche Geschichte, die die Leser bis zum Schluß fesselt.
Metin Kacan
Haselnuss 8
Roman
220 S., Gb., €18,80
978-3-935597-69-2
Käptn Meto auf Kaperfahrt
durch den Ozean Istanbul.
Käptn Meto, Herr der schicken
Wagen, Bändiger der 8-Zylinder, strandet in der harten Realität.
Seine ewige Liebe weist ihn zurück. Meto verweigert sich der selbstzerstörerischen
Beziehung zu Sevda, der reichen, verwöhnten Frau aus dem morbiden
Istanbuler Großbürgertum, der Kokskönigin. Sevda rächt
sich an ihrem Spielzeug. Käptn Meto, der Herzensbrecher, findet sich
wieder im Knast. Seine wilden Phantasien sublimieren sich zu sufischer
Gottesliebe.
Und draußen vor dem Gefängnistor
wartet der rotweiße Malibu. Fahr los!
In »Haselnuss 8« feiert
Metin Kacan das Scheitern. Tragik und Komik sind ein bizarres Zwillingspaar.
Die Sinnsuche in einer zerfallenden
uesellschaft, der Wahnwitz der Postmoderne, die Paranoia des Bürgertums,
diese Lektüre feit gegen die Untergangsszenarien konservativer Apologeten.
Der Orient schlägt zurück. Türkischer Metrobeat und überdimensionierte
amerikanische Benzinkutschen tanzen auf den Straßen des wuchernden
Molochs Istanbul. Metin Kacan lacht den jammerlappigen Kulturpessimisten
ins Gesicht. Punkrock vom Feinsten. Besser kann das Lebensgefühl des
Istanbuler Prekariats nicht beschrieben werden.
Es war eine Clique,
bei der jeder den anderen
bis hin zu den Dreckflecken
auf der Unterwäsche, bis hin zu
deren Marke und Design kannte,
man sich aber Dritten gegen
über nichts anmerken ließ.
Der Name des allgemeinen
moralischen Verfall
der Vergiftung der sozialen
Beziehungen und der seelischen
Angeknackstheit war
Unabhängigkeit oder Freiheit.
Jeder Begriff wurde
vcrkehrtherum verstanden.
Auch absichtliche Verdrehungen
kamen vor. Aber die in die Luft
steigenden und im leeren Raum
miteinander anstoßenden Gläser
und die wie Zwillingsbabys
gewickelten Zigaretten
machten, daß niemand von
derartigen horizontalen
Übergängen Notiz nahm.
Metin Kacanwurde (15 November
1961 – 6 January 2013) Schon 1961 zog die Familie nach Istanbul, wo der
Vater einen Friseurladen eröffnete. Kacan arbeitete als Autoschlosser,
Zimmermann und Blechschmied und gründete mit 16 Jahren seine eigene
Gang. Sein erster Roman Cholera Blues (im
Original "Agir Roma") erschien 1990 und avancierte in der Türkei zum
Bestseller.
Metin
Kacan:
Cholera
Blues
Roman
aus Istanbul,
160
S., Br., € 14,50
978-3-935597-38-8
In
einem der heruntergekommenen alten Istanbuler Viertel zu Beginn der 70er
Jahre wächst der mutige, aber willensschwache Salih, Sohn des Friseur
Ali auf. Während sein älterer Bruder Reco sich in die Welt der
Comicromane flüchtet und sich als Zeichner dem Gott des Gekichers
verpachtet, ist Salih fasziniert von der Eleganz und Coolness des Gangstertums.
Als der Beschützer des Viertels, der ehrenwerte Arap Sado, von den
»Krebstypen«, der neuen Mafia, die das Viertel unter ihre Kontrolle
bringen will, ermordet wird, beschließt Salih, dessen Erbe anzutreten.
Indes er seinem Ziel, Mythos der Straße zu werden, immer näher
kommt und zudem bei der Edelprostituierten Tina landen kann, bahnt sich
eine Familientragödie an. Selbst daß er das Monster von Cholera
schnappen kann, bewahrt ihn nicht vor der Verzweiflung über seine
drittklassige Rolle in einem Spiel ohne Hoffnung. Salihs Laufbahn in der
Welt der Dealer, Mörder und Falschspieler mündet in eine Katastrophe.
Der
autobiographische Roman löste in den neunziger Jahren in der Türkei
einen Boom aus – verfilmt und in Musik umgesetzt, neunmal aufgelegt – schildert
er das Leben in Istanbuls Innenstadtviertel Cholera.
Cumhuriyet:»Mit
dem Titel ›Cholera Blues‹ erinnert Kaçan einerseits an die (türkische)
Literatur, andererseits an die leidenschaftlichen Melodien der Roma. Dieses
Buch, ganz und gar im Slang geschrieben, das selbst der Normalleser mit
großer Leichtigkeit liest, macht uns mit ›Menschen außerhalb
des Bauches‹ der Metropole bekannt. Armenier, Griechen, Juden, Zuwanderer
aus Anatolien, die bunt zusammengewürfelte Gesellschaft mit ihren
Gesetzen der Subkultur führt ein illegales Leben. Kaçan verstand
es, mit einer illegalen Sprache, dem Slang, ein vollständiges Tableau
zu zeichnen.«
Metin
Kaçan
wurde 1961 in Kayseri geboren. Im gleichen Jahr zog die
Familie nach Istanbul, wo der Vater einen Friseurladen eröffnete.
Kaçan arbeitete als Autoschlosser, Zimmermann und Blechschmied und
gründete im Alter von 16 Jahren seine eigene Gang. Nachdem die letzten
Mitglieder der Gang getötet wurden, begann er mit dem Schreiben. 1988
gab er mit Kurzgeschichten in der Zeitschrift »Mizah« sein
literarisches Debüt. Sein erster Roman »Cholera Blues«
(im Original »Agir Roman«) erschien 1990 und avancierte in
der Türkei zum Bestseller. 1995 schrieb er das Drehbuch zu »Agir
Roman«, der Film kam 1997 in die Kinos. Gemeinsam mit Kemal Aratan
gab er »Istedikleri Yere Gidenler« Erzählungen von Straßenkindern
über ihr Leben heraus. 1997 veröffentlichte er »Findik
Sekiz« und 1999 »Harman Kaplan«. 2002 erschien der Erzählband
»Adalara Vapur«. Metin Kaçan hat am 6.1.13 sein
Leben beendet.
Anna Farouqi :
Weltreiche erblühten und
fielen
650 Jahre Geschichte Rixdorfs und
Neuköllns
Der Neukölln-Comic
Herausgegeben von Dr. Dorothea Kolland
120 S., Br., € 9,50
978-3-935597-82-1
Rezension:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/weltreise-durch-neukoelln/1862552.html
Yorgos Valasiadis
Und über Tatavla fällt
Schnee
200 S., Gb., € 14,80
978-3-935597-71-5
Eine Zeitreise in die Stadt am
Bosporus, die vor Jahrhunderten Konstantinopel hieß – das kosmopolitische
Istanbul. Der autobiographische Roman des Istanbuler Rum, so heißt
die griechischsprachige Minderheit, Yorgos Valasiadis, entführt uns
in die Welt seiner Kindheit und Jugend, die Gassen von Tatavla der 1950/60er
Jahre. Zwischen Rebellion und Rock’n Roll stellt er uns seine Familie,
Freunde und Nachbarschaft vor: Vater Yannis, der in Uniform wie eine Vogelscheuche
aussah und den Offiziersfrauen Pantoffeln a la Hollywood anfertigen musste,
Großvater Kostas, der im Suff eine Polizeiwache überfiel, Patenonkel
Antiochos, in dessen Lokal Atatürk ein- und ausging, die resolute
Urgroßmutter Sultana, die das Brot für die Familie mit einer
vorgetäuschten Schwangerschaft ergattert, den Schulfreund Restis,
der den gestrengen Lehrer im Bordell erwischt, die jüdische Tante
Rebecca, deren Bruder von deutschen Agenten während des Krieges ermordet
wurde, Fischer, Wahrsager, Wasserträger… Mit einer an Aziz Nesin gemahnenden
Schalkhaftigkeit und geradezu übersprudelnden Erzählfreude berichtet
Yorgos Valasiadis vom Leben der Minderheit, von Migration und Integration
und von der Schönheit des Lebens.
Yorgos Valasiadis, 1940
in Istanbul geboren, absolvierte 1960 das Zografion Gymnasium. Nach seinem
Wehrdienst als Leutnant in der türkischen Armee, heiratet er und emigrierte
1965 nach Deutschland, wo er ein Fachhochschulstudium als Außenhandelswirt
abschloss. Seit 1975 ist er deutscher Staatsbürger, lebt In Frankfurt/
Main und arbeitet für eine internationale Institution. Nebenbei lehrt
er Iaido – die japanische Samuraischwertkunst, verfasst Haikus und schreibt
Geschichten in griechischer, türkischer und deutscher Sprache. Seine
Erzählungen erschienen in verschiedenen Anthologien, sein letzter
Roman wurde zeitgleich in griechischer und türkischer Sprache publiziert.
»Kasachische
Bibliothek«
Lassen Sie sich in eine faszinierende
Welt
zwischen Nomadentum und Moderne
entführen.
Kasachstan – das neuntgrößte
Land der Erde im Herzen des eurasischen Kontinents scheint auf der geopolitischen
wie literarischen Landkarte immer noch ein weißer Fleck. Und doch
war Kasachstan ein Zentrum uralter Zivilisationen. Hier siedelten die Skythen,
die das Pferd nach Ägypten und Europa brachten. Byzanz, Bagdad und
die Rus schickten ihre Gesandschaften nach Otrar, der Hauptstadt des Kiptschakenreiches,
die eine der größten Bibliotheken des Mittelalters beherbergte.
Der Reichtum der Seidenstraßenmetropolen lockte die Heere des Chingis
Khan an. Zahllos sind die Völker, die in den unendlichen Steppen und
den hohen Bergen eine unvergleichliche Kultur hervorbrachten. Zahllos sind
auch die Lieder und Legenden. Das Wort des Sängers galt stärker
als das Schwert.
Seit dem 19. Jahrhundert Bestandteil
des Russischen Imperiums, wurden in Kasachstan die Armeen Koltschaks und
der britischen Invasoren geschlagen. Das Land war in der Stalinära
ein Verbannungsort für Ungarn, Wolgadeutsche, Koreaner, Polen und
Tschetschenen. Vielen von ihnen rettete die Gastfreundschaft der Kasachen
in der rauhen Steppe das Leben.
Die
»Kasachische Bibliothek« wird fortgesetzt:
Berge, Steppe, Menschen, Vögel,
Lieder. Eine populäre Stimme der kasachischen Dichtung. Lyrisch und
wortgewaltig
Mukaghali Makatayev
Berge sind Legende
Gedichte, zweisprachig mit einem Nachwort von Mario
Pschera
Aus dem Russ. von Walerija Weiser und Mario Pschera
200 S., geb., € 14,50
978-3-935597-52-4
Der kasachische Lyriker Mukaghali
Makatayev (1931 – 1976) war zu Lebzeiten bekannt – berühmt wurde er
nach seinem frühen Tod. Da waren schon Dutzende seiner Gedichte vertont
und die ersten Bände veröffentlicht und übersetzt.
Stilistisch waren seine Gedichte
und Poeme an Dante, Trakl, Rimbaud und Jessenin orientiert, sie griffen
die Verlorenheit der Kriegskinder auf, huldigten einer überwältigenden
Natur oder sinnierten über die Kleinheit menschlicher Existenz. Makatayev
spottete über die Eitelkeit der Dichter und nahm sich selbst nicht
davon aus. Selbst seiner Krankheit und dem nahenden Tod konnte er noch
eine satirische Seite abgewinnen. Heute zählt er zu den populärsten
Dichtern Kasachstans.
Mukaghali
Makatayev (1931-1976)
Abdishamil Nurpeissow
Der sterbende See
»Kasachische Bibliothek«
Roman, Aus dem Russischen von Annelore
Nitschke
ca. 580 Seiten, gebunden, €
29,90
978-3-935597-47-0
Der Roman des 1924 geborenen Abidshamil
Nurpeissow nimmt die Tragödie des Aralsees zum Anlaß, über
das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt zu sprechen, über
Verantwortung und Schuld. Zwei Freunde aus Jugendtagen, Shadiger und Asim
verlieben sich in die selbe Frau. Während Asim Bakisat verläßt
und Karriere als Wissenschaftler macht, verzweifelt Shadiger am Verschwinden
des Sees. Er beginnt, gegen den Fortschrittsglauben der Oberen zu rebellieren.
Sein Widersacher ist ausgerechnet der aalglatte Asim, der zudem ein Verhältnis
mit seiner alten Liebe, Shadigers Frau Bakisat beginnt. Die Dorfbewohner
drängen Shadiger seine Ehre wiederherzustellen. Doch für Shadiger
ist dieser Kampf längst ein Kampf um die Existenz seines Volkes geworden.
In einer stürmischen Winternacht kommt es auf dem Eis des Aralsees
zum Showdown.
Die ökologische Katastrophe
des Aralsees ist das beherrschende Thema der mittelasiatischen Republiken
und damit auch des populären Abdishamil Nurpeissow, dessen Werke seit
den 70ern u.a. im Verlag »Volk und Welt« in deutscher Sprache
publiziert wurden. Bereits in den 80er Jahren erschien ein von der Zensur
beschnittenes Fragment des Romans. Das Thema ließ den Autor jedoch
nicht los. Mehrfach ergänzte er den Text um Passagen, schärft
seine Aussagen. Immer kompromißloser klagt Nurpeissow Karrierismus,
Scheinheiligkeit und blinden Fortschrittsglauben an. Die letzte aktualisierte
Fassung erschien 2005 in der Republik Kasachstan. Eine Verfilmung wird
derzeit vorbereitet. Nurpeissows Roman gewinnt so Vorbildwirkung für
eine engagierte Literatur gegen den banalisierenden Zeitgeist, in einer
Welt, in der Profitstreben und Gleichgültigkeit die Grundlagen unserer
Existenz bedrohen.
Olshas Sülejmenow
Eine Minute Schweigen am Rande
der Welt
»Kasachische Bibliothek«
Gedichte zweisprachig
Aus dem Russischen von Walerija
Weiser
200 S., Gb., € 18,80
978-3-935597-51-7
1936 in Alma-Ata geboren, veröffentlicht
der studierte Linguist Süleymenov seit 1958 Gedichte, Essays und Aufsätze.
Seinen künstlerischen Durchbruch erlangte er in der “Tauwetterperiode”
mit der Feier des menschlichen Fortschritts – es war die Zeit des Gagarinfluges
und der Technikbegeisterung — und öffentlichen Lesungen in Moskau,
Paris und New York, die eher Popkonzerten glichen. Süleymenov war
gemeinsam mit seinen Freunden Andrej Wosnessenskij, Jewgeni Jewtuschenko
und Alan Ginsburg Teil jener legendären Beatnik-Generation, die die
Schranken der bürgerlichen Gesellschaft in Ost und West durchbrach
und sich wenig um die Feindbilder des Kalten Krieges scherte. Diese bereitete
popkulturellen Phänomene wie die Hippiekultur vor, die Militarismus
und Staatshörigkeit strikt ablehnte. Weniger bekannt ist, daß
diese Jugendbewegung auch in der Sowjetunion Fuß faßte, wenn
auch von der Staatsmacht argwöhnisch beäugt. Texte der genannten
Poeten wurden vertont und bildeten den Grundstoff für das Schaffen
von Legionen von Liedermachern wie Wladimir Wyssotzkij und Rockbands wie
Nautilus Pompilius. Noch heute werden die Gedichte Süleymenovs in
unzähligen Internetforen zitiert und kommentiert. 1975 verursachte
Oljas Süleymenov mit seinem Essay “AzIJa” (Asien/Ich und Ich) einen
Skandal, in dem er die rassistischen und kolonialistischen Konnotationen
des großrussischen “Igorliedes” linguistisch und literaturhistorisch
bloßlegte. Nur seine internationale Popularität und die Fürsprache
einiger weniger einflussreicher Förderer bewahrte ihn vor ernsteren
Konsequenzen. In den 1980er Jahren engagierte sich Süleymenov für
die Bürgerrechte und in der Anti-Atom-Bewegung “Nevada - Semipalatinsk”.
Die Gedichte Süleymenovs sind von einer vertrackten Vielschichtigkeit.
Auf Russisch geschrieben, nehmen sie Worte und Bedeutungen aus den neueren
und alten Türksprachen, dem Arabischen und Hebräischen auf, adaptieren
und verformen sie zu einer Weltsprache, die dem Kosmopolitismus Süleymenovs
eignet. Wenn Scholem Alejchem zum Salam Alejkum wird – tatsächlich
sind die Worte gleichbedeutend – offenbart sich im Gedicht die Absurdität
des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Das Denkmal für
Kolumbus provoziert die Frage nach Blumen für Hitler. Die Helden des
kasachischen Epos rettet nur das Wort, das “agit”, die Totenklage schenkt
Leben. Die “asiatische Lethargie” wird mit dem Utilitarismus der Kolonisatoren
konfrontiert. In knapper, oft freirythmischer Form verkörpern die
Verse Süleymenovs eine Synthesis der Weltkulturen, das Gegenwärtige
im Geschichtlichen. Gnadenlos zerlegt er die süßliche Romantik
der stilisierten Boheme. “Ein Pony ist ein mißverstandenes Pferd.”
Selbst scheinbar idyllische Naturbilder wenden sich in eine Abrechnung
mit menschlichen Grausamkeiten und Überhebungen. Ironie und Tragik
sind stets im Wechselspiel begriffen. Dieser Dichter hat etwas zu sagen.
Für nationalistische Vereinnahmungen eignet sich der kasachische Dichter
nicht. Aber sollte je eine nichteurozentristische Geschichte der Lyrik
des 20. Jahrhunderts geschrieben werden, wird man an Oljas Süleymenov
nicht vorbeikommen.
Muchtar Auesow
Aufstand der Sanftmütigen
»Kasachische Bibliothek«
Erzählung,
Aus dem Russischen von Eckhard Thiele
200 Seiten, gebunden, €
14,90
978-3-935597-48-7
1916 brodelt es im zaristischen
Mittelasien. Der Zar hat, entgegen seiner Verpflichtungen, Befehl gegeben,
junge Kasachen zum Kriegsdienst in der Etappe einzuziehen. Nach den alltäglichen
Demütigungen, Landraub und Bevormundung bringt dieser Tropfen das
Faß zum Überlaufen. Selbst der für seine Sanftmut gerühmte
Stamm der Albaner wird von der Empörung erfaßt. Der quirlige
Marktplatz im Karkaratal im Grenzgebiet zu Kyrgyzstan und China, auf dem
Nomaden, Bauern und Händler aller Regionen aufeinandertreffen, wird
zum Umschlagplatz von Neuigkeiten und wachsendem Unmut. Die Nomaden formieren
sich zum Widerstand. Tausende von Reitern brechen gegen die zaristischen
Obrigkeit und ihre Handlanger, die reichen Beis auf. Der Aufstand jedoch
wird niedergeschlagen und die Aufständischen, die das folgende Blutbad
überlebt haben, packen ihre Jurten und ihren Besitz zusammen und fliehen
ins Ungewisse. Der Marktplatz bleibt verlassen zurück.
Muhtar Auesow wurde 1897
in eine kasachische Nomadenfamilie im Gebiet Semipalatinsk geboren. Sein
Großvater brachte ihm die Liebe zum kasachischen Aufklärer und
Nationaldichter Abaj nahe, sein Onkel schickte ihn in die städtische
russische Schule. 1919 beendete Auesow das Lehrerseminar in Semipalatinsk,
1928 die Fakultät für Orientalistik in Leningrad. Er war einer
der wenigen aus der kasachischen Intelligenz, die die stalinschen Säuberungen
überlebten. Nach seiner Promotion in Taschkent war er ab 1946 Mitglied
der kasachischen Akademie der Wissenschaften. Auesow schrieb seit 1917
Erzählungen, Theaterstücke und Romane und übersetzte die
russischen Klassiker ins Kasachische. Er starb 1961 in Moskau.
Kasachischen Literatur:
Anatolij Kim
Das
Zwiebelfeld
Roman,
Aus dem Russischen von Walerija Weiser
180 Seiten, Französische Broschur, € 16,50
978-3-935597-00-5
Der stotternde Trunkenbold Pawel
taucht in einer Kolchos am Asowschen Meer auf und wird zum Wächter
des Zwiebelfeldes bestellt. Der Krieg hat ihm die Kindheit geraubt, mit
dem Streben seiner Mitmenschen nach Wohlstand und gesellschaftlicher Anerkennung
weiß er nichts anzufangen. Nach den Jahren an der Seite einer ihm
gleichgültigen Frau, die in ihm den toten Geliebten umarmt, verläßt
er Moskau auf der Reise nach Irgendwohin. Seinen Weg kreuzen Menschen,
deren Psyche von Krieg, Lager und Verbannung beschädigt ist und die
ihr Leben auf der Suche nach einem Zipfel vom Glück verbrauchen. Anatolij
Kim zeichnet ein meisterhaftes Psychogramm einer verlorenen Generation.
Er gibt den Verdammten eine Stimme, läßt sie Sinn und Wahrheit
des gelebten Lebens artikulieren. Pawel, der Protagonist, wie ein Wollgras
vom Steppenwind getrieben, besitzt mehrere Züge des Autors. In seinen
Erinnerungen erzählt der koreanisch-russische Schriftsteller die Geschichte
seines Klans, die Geschichte einer Sehnsucht nach Domizil und sozialer
Identifikation. Anatolij Kim wurde 1939 in Kasachstan geborenen,
seine koreanische Familie aus Sachalin deportiert. Der russisch schreibende
Autor gilt als ein Meister der Psychologisierung und der Verknüpfung
östlicher und westlicher Mythen und Lebenswelten. Seine Werke wurden
weltweit in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt.
Für
den Interkulturellen Unterricht
Dayeli-Bohne:
Literatur im interkulturellen Sprachunterricht, Bd. I:
Eine literaturwissenschaftliche Analyse von
Y. Kemals Werk, Sänger der Cukurova
3-935597-40-1
299 S., Br., € 26,00
Im ersten Band stellt Helga Dagyeli-Bohne
Leben und Werk des türkisch-kurdischen Schriftstellers Yasar Kemal
vor ihrem literaturgeschichtlichen und politischen Hintergrund dar. Sein
Werk ist geeignet, der Phantasie junger Menschen unbekannte Räume
zu eröffnen und sich mit neuen Situationen und Lebensgewohnheiten
vertraut zu machen. Kemals Romane beeindrucke vor allem durch die fulminante
Beschreibung der Natur in ihrer ganzen Pracht und Fülle, aber auch
in ihrem Schrecken. Farben, Formen, Motive und Symbole werden auf ihren
mythologischen und sozialen Gehalt hin untersucht. Sie dienen als Spiegelbild
der sozialen Verhältnisse einer sich verändernden bäuerlichen
und nomadischen Welt.
Helga Dagyeli-Bohne wurde
1940 in Nürnberg geboren. Sie unterrichtete viele Jahre an einer Gesamtschule
und promoviene zum Thema "Literatur im interkulturellen Sprachunterricht".
Zusammen mit Yildirim Dagyeli übersetzte sie Werke zahlreicher Autoren
aus dem Türkischen, darunter Näzim Hikmet, Sait Faik, Demir Özlü
und Yasar Kemal.
Helga Dagyeli-Bohne
»Literatur im interkulturellen
Sprachunterricht«
Bd. II: Literaturdidaktik und
Projektarbeit
3-935597-41-X
300 Seiten, kart., € 26,00
Spätestens seit Veröffentlichung
der ersten PISA-Studie ist die Misere an deutschen Schulen kaum noch zu
übersehen. Gerade in sogenannten »Problemvierteln« scheitern
sie häufig an ihrem Bildungs- und Integrationsauftrag. Bereits zu
Beginn der 90er Jahre führte Helga Dagyeli-Bohne in einer Nürnberger
Schule mit hohem Migrantenanteil Schulprojekte zu interkulturellem Literaturunterrichtunterricht
durch. Anhand des Werkes von Yisar Kemal wurden die Schüler an
Themen wie Multikukuralität
und kulturelle Identität herangeführt. Die Autorin beschäftigt
sich mit der Umsetzung in den Deutschunterricht. Vor dem Hintergrund eines
Paradigmenwechsels in der Pädagogik werden im literaturdidaktischen
Teil die theoretischen Grundlagen gelegt für die
sich anschließenden vier
Unternchtsproiekte. Jedes Unterrichtsvorhaben wird genau dokumentiert;
die im Kreativen Schreiben und im produkt- und handlungsorientierten Unterricht
entstandenen Schreibentwürfe der Heranwachsenden werden anhand eines
Evaluationsleitfadens
ausgeweitet. Kemals Werk erweist
sich dabei nicht nur für interkuliurelles Lernen als sehr geeignet,
sondern auch für das Lernen mit allen Sinnen, weil es grundlegende
Menschheitserfahrungen ohne Begrenzung auf ein Land oder eine Nation in
den Mittelpunkt stellt und von einer tiefen Humanität geprägt
ist. In vielen Einzelheiten ermöglicht das Buch dem Leser nachzuvollziehen,
wie Jugendliche im Unterricht sprachlich, literarisch und damit auch in
ihrer Persönlichkeitsentwicklung dadurch gefördert werden, daß
sie sich aktiv mit dem Werk des Autors auseinandersetzen. Sie schreiben
z.B. einen Brief an den Autor, der beantwortet wird, lassen sich anregen
zu eigenen Schreibversuchen, setzen Teile eines Romans in Hörzenen
um, vergleichen Texte Kemals mit einem Paralleltext aus der Romantik sowie
den Texten der Klassenkameraden. Die Autorin macht zahlreiche Vorschläge,
wie man Lesefreude bei jugendlichen Lesern wecken bzw. erhalten, ihre
Motivation fördern und damit
ihre Kompetenzen im Fach Deutsch verbessern kann. Wie wichtig gerade dies
ist, haben uns die jüngsten Studien zur Lesekompetenz Jugendlicher
drastisch vor Augen geführt. Der Band enthält zahlreiche Anregungen
für den Literaturunterricht und fächerübergreifende Projekte.
Das Werk Yasar Kemals, so wie es von der Autorin vorgestellt wird, ist
in hohem Maße für den Unterricht geeignet, um Lernenden vor
Augen zu führen, wie sinnstiftend die »Erzählung«
Postmanscher Prägung sein kann, von der die Autorin zu Beginn ausgeht.
Dagyeli, Yildirim:
Die Zeiten im Türkischen
und die Konjugation [ 350 türkischer Verben ]
Br., € 12,80
Yildirim Dagyeli
Elçin:
Das weisse Kamel
Roman, aus dem Aserbaidschanischen von Alpaslan und Gökalp
Bayramli
226 S., gebunden, € 16,90
ISBN 3-935597-34-7
Für den kleinen Alekber,
der einmal Schriftsteller werden möchte, bietet das Leben in einem
Altstadtviertel Bakus zu Beginn des Zweiten Weltkrieges mit seinen skurilen
Existenzen den Stoff für zukünftige Geschichten. Aus seinem Blickwinkel
heraus eröffnet sich ein geheimnisvoller Mikrokosmos aus politischem
Verrat und verbotener Liebe.
Elçin geboren 1943 in Baku, wurde Ende
der 50er Jahre mit Erzählungen, Novellen und literaturkritischen Arbeiten
bekannt. In der Breschnewära erhielt er zwei Jahre Schreibverbot.
Elçin übersetzte auch klassische und moderne Weltliteratur
in das aserbaidschanische Türkisch.
»Islam auf Sendung«
Islamische Fernsehprogramme
im Offenen Kanal
Mit zahlreichen Abbildungen und
Sendeverzeichnissen.
Herausgegeben von Anke Bentzin,
Jeanine Elif Dagyeli, Ayfer Durdu und Riem Spielhaus
200 S., Br., € 14,80
978-3-935597-45-6
In den letzten Jahren wird viel
über die Mediennutzung von Migranten in Deutschland gesprochen. Studien
setzen sich mit der Rolle auseinander, die Satellitenfernsehen und Sendungen
aus den Heimatländern für die migrantischen Gemeinden spielen
und stellen die Frage nach deren Beitrag für die Integration in Deutschland.
»Islam auf Sendung« beschäftigt sich mit Muslimen, die
aktiv die Möglichkeiten des Mediums Fernsehen ausschöpfen, indem
sie selbst Sendungen über ihre Sicht des Islam produzieren. Dies wiederum
ist nur im Rahmen der Offenen Kanäle möglich. Offene Kanäle
entstanden bei der Privatisierung des Fernsehens in verschiedenen Städten
und Regionen der Bundesrepublik. Ziel dieser Offenen Kanäle war es,
vor allem unterrepräsentierten gesellschaftlichen Gruppen einen Zugang
zu Medien und zur Selbstdarstellung zu verschaffen. Obwohl bei der Konzeption
nicht an Migranten und noch weniger an Muslime gedacht war, begannen diese
die Offenen Kanäle intensiv zu nutzen. Mancherorts werden Offene Kanäle
bereits vorrangig durch die in ihnen ausgestrahlten islamischen Sendungen
wahrgenommen.
Die Autorinnen gehen Fragen nach
der Sichtbarkeit des Islam in Deutschland, Selbstrepräsentation und
Veränderungen innerhalb des muslimischen Diskurses nach, die durch
die Nutzung des Mediums Fernsehen angestoßen werden. Anhand von Sendungen,
die im Offenen Kanal Berlin zwischen 1998 und 2005 ausgestrahlt wurden,
werden der Offene Kanal, muslimische Sendemacher, Sendeformate und -Inhalte
dargestellt. Die Gestaltung islamischer Autorität im Fernsehen, islamische
Binnenkommunikation und Zuschauerreaktionen sowie der Umgang mit der multilingualen
islamischen Gemeinschaft in Deutschland und die daraus resultierende Sprachwahl
für die Sendung werden analysiert. Das Buch zeigt die Vielfältigkeit
der islamischen Diskurse in Deutschland: von Diskussionsrunden, vorgetragenen
Lektionen und Predigten bis hin zu spirituellen Wegen zum islamischen Wissen.
Interviews mit Akteuren und dem Offenen Kanal sowie teilnehmende Beobachtung
runden das Bild ab.
Die Herausgeberinnen sind Islamwissenschaftlerinnen,
die in verschiedenen Bereichen zum Thema Islam in Deutschland gearbeitet
haben. Anke Bentzin und Riem Spielhaus sind als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität
zu Berlin tätig. Jeanine Elif Dagyeli ist Verlegerin und wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Orientwissenschaftlichen Zentrum der Martin-Luther-Universität
Halle. Ayfer Durdu promoviert am Zentralasienseminar der Humboldt-Universität
zu Berlin.
|
Nâzim
Hikmet:
Yasamaya
Dair
Die
markante Stimme des Hamburger Schauspielers
Demir
Gökgöls in elegant zurückhaltenden Jazz eingebettet:
Die
seit langem beste Interpretation Hikmets.
|
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Yorum:
Demir Gökgöl
[ In Fatih Akins Film
»Gegen die Wand«
spielt er den Vater
von Sibel ]
|
€
15,30
|
CD in
türkischer Sprache [Rückseite]
|
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