Verlagsvertretung
Tell Schwandt & Gabriele Schmiga, 14089 Berlin, Lerchenstr. 14, Tel
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E-AUTOWERK
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GEIST WOANDERS
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20.Clubjubiläum
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summ, summ, summ
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Sportstättenverfall
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Ausgewählte
Neuerscheinungen:
Beatrix Potter
THE FAIRY CARAVAN
DER WANDERNDE ZIRKUS
DER SPRECHENDEN TIERE
260 S., br., € 25,00
978-3-96317-397-4
The Fairy Caravan ist ein Spätwerk
der weltbekannten Autorin und Tierzeichnerin Beatrix Potter (1866–1943)
und wird hier erstmals in deutscher Übersetzung vorgelegt. Der Band
erzählt die fantastische Geschichte eines kleinen Wanderzirkus von
tierischen Protagonisten, die ihre Kunststücke für die Tiere
der umliegenden Höfe zur Aufführung bringen. Potter verfasste
ihn, nachdem ihre Erfolge als Kinderbuchautorin es ihr ermöglicht
hatten, sich ab 1905 als Farmerin und Schafzüchterin im nordenglischen
Lake District niederzulassen. Von dieser arkadischen Landschaft leben die
tierischen Geschichten des Fairy Caravan, weswegen sich ihr Reiz nicht
zuletzt auch Kennern der Gegend vermittelt. Potter selbst hat den Band
einmal als »fairy tale (partly invented)« bezeichnet_– als
Fabel, die in einem realen Ambiente verortet ist. Der lesefreundlich gestaltete
erste Teil des Bandes, der auch die Originalillustrationen Potters enthält,
wird ergänzt durch zahlreiche Anmerkungen, ein Pflanzen- und Ortsverzeichnis
sowie ein ausführliches Nachwort des Übersetzers. Ein Buch zum
Vorlesen und dann zum Hinfahren…
Heidemarie Schroeder
Eine Gigafabrik in Grünheide
Oder der Albtraum vom grünen
Kapitalismus
300 S., br., € 22,00
978-3-96317-404-9
Heidemarie Schroeder hat
in der ersten Hälfte ihres Lebens als Ostberlinerin miterlebt, wie
die Idee eines sozialistischen Staates auf deutschem Boden scheiterte.
Heute erlebt sie als Anwohnerin im brandenburgischen Grünheide, wo
eine der größten europäischen Industrieanlagen entsteht,
wie Grundwerte grüner und roter Politik gerade von grünen und
roten Politiker_innen aufgegeben werden. In Grünheide nehmen nicht
nur der Wald und das Wasser Schaden, sondern auch das Demokratieverständnis
der Menschen. Es werden E-Autos produziert, die keinen Beitrag zu einer
echten Verkehrswende leisten. Die Arbeitsbedingungen beim E-Autobauer Tesla
sind schlecht. Der Einfluss auf die Politik, den Firmenleiter Elon Musk
auch dank explodierender Tesla-Aktienwerte erhielt, ist ein verheerender.
Ausgehend von ihren Erfahrungen mit der Unternehmensansiedlung vor Ort
hat sich Heidemarie Schroeder auf eine ausführliche Recherche begeben,
die tief in die Sachthemen hineinführt. Das Credo ihres Buches ist:
Menschen können etwas für den Schutz von Natur, Umwelt und Bürgerrechten
tun, gerade dort, wo Politik und Behörden dabei versagen. Dass dies
eine zwar anstrengende, aber auch lohnende Sache ist, wird von ihr auf
ebenso faszinierende wie humorvolle Art geschildert.
Vera Cuntz-Leng
Heaven, Hell, and Everything In-Between
Critical Perspectives on ¯Good Omens®
300 S., br., € 38,00
978-3-96317-385-1
Why the British fantasy comedy
TV show »Good Omens« – co-produced by the BBC and Amazon Prime
– has become such a hit is not at all »ineffable«. The series,
based on the beloved novel by Neil Gaiman and Terry Pratchett, follows
the angel Aziraphale and the demon Crowley in their attempts to prevent
the Apocalypse and save humanity from both ›above‹ and ›below‹, while slowly
falling for each other. »Good Omens’«
unique blend of humor, fantasy, and biblical themes has captivated audiences.
The lead performances by Michael Sheen (Aziraphale) and David Tennant (Crowley)
have been particularly praised for their chemistry and ability to bring
these iconic characters to life. The series has also been lauded for its
clever writing, stunning visual effects, intricate costumes and set-design,
and its exploration of profound themes such as free will, good vs. evil,
friendship, the meaning of life, and the very nature of existence. Because
of its subversive humor, the constant transgression of societal norms as
well as its pointed intertextual references to popular culture, literature,
and history, »Good Omens« gained a strong and dedicated fan-following,
which centers around Aziraphale and Crowley. The contributions of this
volume from literary, cultural, media, film, and television studies as
well as related disciplines are concerned with a broad variety of aspects
of this thought-provoking series regarding mythology, intertextuality,
gender, and fandom in particular. Vera Cuntz-Leng, Dr. phil., geboren
1979. Studium der Film- und Theaterwissenschaft in Mainz, Marburg und Wien.
Magister 2007 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit einer
Arbeit zu "Kalkulierter Schrecken: Standardsituationen in der Alien-Filmreihe"
(Remscheid: Gardez 2007), Promotion 2014 an der Eberhard Karls-Universität
Tübingen mit der Arbeit "Harry Potter Que(e)r: Eine Filmsaga im Spannungsfeld
von Queer Reading, Slash-Fandom und Fantasyfilmgenre" (Bielefeld: Transcript
2015), ausgezeichnet mit dem Dissertationspreis der deutschen Gesellschaft
für Fantastikforschung. Derzeit Wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg
und leitende Redakteurin der Zeitschrift MEDIENwissenschaft; davor Tätigkeiten
an den Universitäten Mainz und Berkeley, CA. Herausgeberin des Sammelbandes
"Creative Crowds: Perspektiven der Fanforschung im deutschsprachigen Raum"
(Darmstadt: Büchner 2014). Forschungsschwerpunkte: Gender/Queer Studies;
Fan Studies; Serialität; Fantastik
Gregor Haniak
EIN TAG UNTER BIENEN
260 S., geb., € 25,00
978-3-96317-413-1
Mit Ein Tag unter Bienen schafft
Gregor Haniak eine spannende Verbindung zwischen erkenntnisreicher und
anschaulicher Wissensvermittlung und einer unterhaltsamen, fesselnden sowie
teils auch humorvollen Leseerfahrung. Ein Text, der die Lesenden mitnimmt
in eine Welt voller erstaunlicher Begebenheiten, interessanter Fakten und
amüsanter Anekdoten aus dem Leben mit den Bienen. Dabei gewährt
er nicht nur Einblicke in die spannende Arbeit im Einklang mit der Natur,
sondern auch in die faszinierenden Wunder, die sie bereithält. Haniaks
einfühlsame Beschreibungen machen diese Wunder hautnah erlebbar. Sie
verändern den Blick auf die uns umgebende Natur, vermitteln quasi
ganz nebenbei praktisches Wissen und lassen uns die Leidenschaft und Hingabe
zu diesem uralten Beruf auf eine unvergleichliche Art miterleben.
IM KINO IST DER GEIST WOANDERS
Alexander Kluge, Angela Schanelec, Ulrich Köhler,
Thomas Arslan und Christian Petzold
im Gespräch über ihre Filme
Herausgegeben von : Andreas Becker, Kentaro Kawashima,
Tetsuya Shibutani
150 S., geb., € 25,00
978-3-96317-409-4
»Man treibt dahin. Man ist
körperlich zwar anwesend, aber der Geist ist woanders. Und das ist
für mich Kino.« Christian Petzold Das Kino ist nicht nur ein
Ort, um Filme zu schauen, sondern auch einer, an dem man über Filme
sprechen und reflektieren kann. Es ist ein Ort, an dem sich Kulturen austauschen,
verschiedene Umwelten begegnen und andere Sprachen und Klangatmosphären
hörbar werden. Das Kino löst den Geist vom Körper, es entrückt
unsere Imagination, macht Alternativen denkbar. Die von Andreas Becker
und Kentaro Kawashima (beide Keio-Universität Tokyo) initiierte Vorlesungsreihe
Im Apparat hat sich im Jahr 2021, während der Corona-Pandemie, vorgenommen,
die Möglichkeiten der Zoom-Vorlesung und des Zoom-Gesprächs weiterzuentwickeln.
In der mit Tetsuya Shibutani (Nihon-Universität Tokyo) realisierten
Filmreihe am französischen Kulturzentrum Athénée Français
in Tokyo werden die Arbeiten deutscher Regisseur_innen eigens in das Japanische
übersetzt und untertitelt. Im Anschluss daran sprechen diese mit dem
japanischen Publikum über ihre Filme. Der vorliegende Band dokumentiert
diese Gespräche mit Alexander Kluge (nebst zwei seiner Lesungen),
Angela Schanelec, Ulrich Köhler, Thomas Arslan und Christian Petzold.
Guido Meincke
ÖFFENTLICHE AUTORSCHAFT
144 S., br., € 16,00
978-3-96317-415-5
»Die Poesie muss von allen
gemacht werden, nicht von einem einzelnen.« Die Forderung von Lautréamont
(Isidor Ducasse, Poésies II, 1870) bezieht sich nicht allein auf
das Schreiben von Gedichten oder die Produktionen von Kunst, sondern auf
eine elementare, praktische Wirklichkeit: das gesellschaftliche Leben.
Guido Meinckes Essay geht der Frage nach, was das heute, unter zeitgenössischen
Bedingungen bedeutet. Im Zentrum der Überlegungen steht der Begriff
»öffentlicher Autorschaft«. Er stammt aus dem künstlerischen
Werk von Jochen Gerz und wird über den Kunst- und Kulturbetrieb hinaus
für ein breiteres gesellschaftliches Verständnis geöffnet.
Autorschaft ist hier nicht das Privileg einiger weniger, sondern kommt
allen Menschen gleichermaßen zu. Die Autorschaft aller ist eine Utopie
und zugleich die konkrete Voraussetzung für ein demokratisches Gemeinwesen.
Eine »Ästhetik der Demokratie « kann in Zukunft keine
der Kunst, sondern nur eine Ästhetik des Lebens sein.
Vincent Streichhahn
ZWISCHEN PROLETARISCHEM ANTIFEMINISMUS
UND EMANZIPATION
Die »Frauenfrage« in der frühen deutschen
Arbeiter- und proletarischen Frauenbewegung
(1863–1889)
410 S., geb., € 36,00
978-3-96317-411-7
Die Allianz der deutschen Arbeiter-
und proletarischen Frauenbewegung im 19. Jahrhundert war keine Selbstverständlichkeit.
Sie musste gegen antifeministische Widerstände in der Arbeiterbewegung
durchgesetzt werden. Dieser hier in drei Teilstudien rekonstruierte Annäherungsprozess
vollzog sich im Spannungsverhältnis zwischen proletarischem Antifeminismus
und Emanzipation. Im ersten Teil wird die historische Situation des 19.
Jahrhunderts in Deutschland herausgearbeitet, aus der heraus die Akteur_innen
auf die »Frauenfrage« reagierten. Die zweite Teilstudie beleuchtet
auf einer breiten Materialgrundlage die Reaktionen und Positionen der frühen
deutschen Arbeiter- und Frauenbewegung. Zuletzt werden drei klassische
Schriften von August Bebel, Friedrich Engels und Clara Zetkin neu gelesen
und als politische Interventionen gegen den proletarischen Anti feminismus
interpretiert. Vincent Streichhahn eröffnet mit seinem methodischen
Zugang instruktive Perspektiven auf das Forschungsfeld. Nicht zuletzt verfolgt
er damit eine systematische Einbeziehung von Geschlechteraspekten in die
lange Zeit androzentrisch geprägte Historiografie der Arbeiterbewegung.
Eltje Gajewski
ZWISCHEN WELTRETTUNG
UND MARKTFÄHIGKEIT
Ecopreneurs im Spannungsfeld von
ökologischer Nachhaltigkeit,
Unternehmertum und kapitalistischer
Wirtschaft
480 S., br., € 35,00
978-3-96317-400-1
Ecopreneurs – Gründer_innen
junger Startups mit ökologisch nachhaltigem Geschäftsmodell –
gelten als Hoffnungsträger_ innen der nachhaltigen Transformation
der Gesellschaft. Mit der Verbindung von idealistischer Motivation, kreativem
Denken und unternehmerischer Schaffenskraft, die ihnen in gesellschaftlichen,
politischen und betriebswirtschaftlichen Diskursen zugeschrieben wird,
entwickeln sie innovative Lösungen für ökologische Probleme.
Mit nachhaltigen und zugleich gewinnbringenden Geschäftsmodellen harmonisieren
sie scheinbar widerstreitende Ziele von Umweltschutz und Wirtschaftswachstum.
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden 21_ Ecopreneurs mitsamt
ihren Startups über mehrere Jahre hinweg begleitet. Eltje Gajewski
veranschaulicht, mit welchen Motivationsstrukturen, Orientierungen, Unternehmenspraktiken
und Denkweisen Ecopreneurs ihre Gründungen angehen und wie sich diese
in der Auseinandersetzung mit den äußeren Rahmenbedingungen
verändern. Dabei treten verschiedene Konflikte mit Investoren, Stakeholdern,
gesetzlichen Vorgaben und wirtschaftspolitischen Regularien zutage, die
die Ecopreneurs typischerweise mit Kompromissen zuungunsten der ökologischen
Aspekte ihrer Unternehmungen bearbeiten, um ihre Nachhaltigkeitsideale
zu retten. Entgegen gängigen Annahmen über das innovative Potenzial
des Kapitalismus zeigt sich, wie ökologische Disruptionen am und durch
den Markt gebremst werden.
Christopher Quadt
VON IDEOLOGIE
UND KLASSENKAMPF
Uwe Timms realistische Schreibweise
im Bezugssystem der AutorenEdition
450 S., geb., € 34,00
978-3-96317-410-0
Die im Dezember 1972 gegründete
AutorenEdition repräsentiert ein außergewöhnliches Verlagsvorhaben,
das der Schriftsteller Uwe Timm gemeinsam mit anderen schreibenden Kollegen
wie Uwe Friesel und Richard Hey initiierte. Geprägt von den Idealen
der 68er-Bewegung, verfolgte das Verlagsprojekt in den fast zehn Jahren
seines Bestehens das Ziel, gesellschaftspolitische Diskurse und Realismus
in der Literatur zu vereinen und demokratische Verlagsprozesse zu etablieren.
Christopher Quadt beleuchtet die Ziele und Herausforderungen der AutorenEdition
sowie den Einfluss von Timms Tätigkeit als Mitherausgeber und Autor
in der AutorenEdition auf seine poetologischen Ansichten und seine realistische
Schreibweise in den 1970er Jahren. Anhand von Archivmaterial sowie der
Analyse von Timms frühen poetologischen Essays und seinen ersten drei
Romanen Heißer Sommer, Morenga und Kerbels Flucht gibt die Studie
erstmals Einblicke in die Verlagsgeschichte und die praktische Arbeit der
AutorenEdition. Auf theoretischer Grundlage der Ideologietheorie Althussers
und der marxistischen Ansätze Lefebvres und de Certeaus werden auch
Timms damalige Ziele einer Literatur diskutiert, die eine breite Leserschaft
ansprechen und gesellschaftskritisch zugleich sein will
LEBENSDIENLICH WIRTSCHAFTEN
Entwürfe für die Transformation
des Finanzkapitalismus
250 S., br., € 27,00
978-3-96317-401-8
»Diese Wirtschaft tötet.«
Seit Jahrzehnten erhebt sich massive Kritik am neoliberalen Kapitalismus,
der den freien Markt vergötzt. Oft wird er als Turbo- oder Raubtierkapitalismus
gebrandmarkt. Aber gibt es eine echte Alternative? Die internationale Projektgruppe
›Reformation radikalisieren‹ fordert auf der Grundlage christlicher Ethik
eine neue Wirtschaftsordnung jenseits von Kapitalismus und Sozialismus.
Dafür sucht sie das Gespräch mit Ökonom_innen. In diesem
Band begegnen sich theologische und ökonomische Zugänge. Wirtschaftsexpert_innen
aus dem deutschsprachigen Raum stellen alternative Ansätze vor. Konzepte
wie etwa Postwachstumsökonomie, solidarische Gesellschaft, Gemeinwohlorientierung,
neues Geldsystem, Nachhaltigkeit und Naturintegrität werden in den
einzelnen Beiträgen erörtert. Das Buch ist zudem als Arbeitsbuch
gedacht. Jedem Beitrag sind »Impulse für Gesprächsgruppen«
beigegeben, um Diskussionen in Initiativgruppen, Wirtschaftszirkeln und
Kirchen anzustoßen
Norbert Bernholt
RESONANTE DEMOKRATIE
Gestaltungsmöglichkeiten für eine
selbstwirksame Gesellschaft
120 S., br., € 17,00
978-3-96317-408-7
Natürlich sind die allermeisten
Menschen in Deutschland froh, in einem demokratischen Staat leben zu können.
Dennoch wächst die Kritik an der Umsetzung der Demokratie und auch
ein Misstrauen in das System als ganzes. So zeigen Menschen_– nicht nur
in Deutschland_– deutliche Sympathien für autokratisch geführte
Regierungen. Es wäre zu kurz gegriffen, die Gründe hierfür
nur in einem schlechten Regierungsstil zu suchen. Norbert Bernholt geht
der Frage nach tieferen Ursachen für diese Entwicklung nach. Dabei
weist er auf die Folgen des »ökonomischen Imperativs«
hin. Dieser Imperativ bewirkt, dass wichtige gesellschaftliche Entscheidungen
durch angebliche wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten dem Willen
der Bürger_innen entzogen werden, wodurch sich viele Bürger_innen
entmündigt fühlen. Aufbauend auf den Erkenntnissen der Resonanztheorie
und Theorien aus dem Umfeld der pluralen Ökonomie entwickelt der Autor
ein neuartiges Demokratie-Modell, in dem sich die Bürger_innen wahrgenommen
fühlen und auch Selbstwirksamkeit entwickeln können – die »resonante
Demokratie«.
Maik Eimertenbrink
VON OBDACHLOSEN BERBER*INNEN
BIS ZUR DIGITALEN BOHÈME
Erfahrungen, Erwartungen und Bewertungen
nomadischer Lebensweisen
210 S., br., € 26,00
978-3-96317-414-8
Gibt man den Begriff »obdachlos«
in eine Bildersuchmaschine ein, werden zumeist Männer abgebildet,
selten auch Frauen, in schmutziger Kleidung, entweder bettelnd oder schlafend,
eingewickelt in alte Decken oder Schlafsäcke. Man sieht sie unter
Brücken, in Hauseingängen, auf Bänken, umgeben von Tüten
und Unrat. Meist wirken sie mitleiderregend oder sogar abstoßend.
Eine Bildersuche für den Begriff »digitale Nomad*innen«
offeriert gänzlich andere Fotos: zumeist junge Menschen, die entspannt
in der Hängematte liegen oder bequem im offenen Campingbus. Vor ihnen
steht ein geöffneter Laptop. Die Bilder der beiden Personengruppen
mögen unterschiedlich sein; was diese Gruppen jedoch eint, ist ein
Leben – oder ein Lebensabschnitt – ohne festen Wohnsitz, umherschweifend,
dem Augenblick unterworfen. Maik Eimertenbrink hat in seiner aufsuchenden
Studie Menschen dieser Gruppen befragt: Was motiviert sie zu diesem Leben?
Welchen Auslöser gab es? Besteht der Wunsch, diesen Zustand beizubehalten
oder wieder zu ändern? Wo hört die Freiheit auf und beginnt das
Prekariat? Die vielfältigen Antworten führen zu der Frage, die
uns alle betrifft: Wie wollen wir leben?
Stefan Herbert
LOST GROUNDS
Zwischen Verfall und Erinnerung
– eine Fotoreise zu verlassenen Sportstätten
Mit einem Vorwort von Sacha
Szabo
200 S., br., zahlr. Abb., €
25,00
978-3-96317-412-4
Ein Fußballspiel in der Provinz:
Zwei Regionalmannschaften treffen aufeinander, mehrere Dutzend Zuschauer
(und einige Zuschauerinnen) feuern leidenschaftlich an, es gibt Bratwurst
und Bier, selbstgebackenen Kuchen und lauwarmen Kaffee. Morgen trainiert
hier die Jugendmannschaft, am Donnerstag ist Vereinstreffen, die Regenrinne
müsste mal repariert werden _… Fast meint man, noch die Stimmen zu
hören. Doch es ist vorbei. Die Plätze liegen verwaist am Ortsrand,
die Tore rosten vor sich hin, die Zuschauerbänke sind morsch, die
Natur dringt wieder vor. Sind diese Plätze wirklich ›lost‹? Gingen
sie verloren oder wurden sie aufgegeben? Stefan Herbert reiste auf der
Suche nach verlassenen Spielstätten durch die gesamte Bundesrepublik.
Seine Fotos dokumentieren auf stille und berührende Weise diese Orte
und dadurch auch den Wegfall der öffentlichen und niedrigschwelligen
Angebote, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, Begeisterung zu teilen,
gemeinsam zu leiden und zu feiern. Er wirft damit die Frage auf, was verkümmert,
wenn die Plätze des Zusammenseins verkümmern.
Tom Ullrich
BARRIKADEN
Mediengeschichte des Revolutionären im Paris des
19. Jahrhunderts
496 S., geb., € 54,00
978-3-96317-379-0
Mit Barrikaden legt Tom Ullrich
eine medienhistorische Fallstudie zu einer der populärsten und kontroversesten
Protesttechniken des 19. Jahrhunderts vor. Am französischen Beispiel
befragt er den Mythos des revolutionären Paris und zeichnet die materiellen
und medialen Bedingungen eines Protests nach, der sich noch nicht auf ein
Recht auf Versammlungsfreiheit berufen konnte. Barrikadenbau und Straßenkampf
waren seit der Julirevolution von 1830 nicht nur eine gängige Praxis,
sondern entwickelten sich auch zu einem mächtigen Symbol des Widerstands,
über das man nirgendwo mehr stritt als in Paris. Dort gerieten Barrikaden
zu einem regelrechten Kulturphänomen, das obsessiv vermittelt, erinnert
und angeeignet wurde. Wie komplex und plural der Umgang mit historischen
Barrikaden tatsächlich war, zeigen Ullrichs umfangreiche Archivanalysen
von Karten, Karikaturen, Zeitungsartikeln, Literatur, Gesetzestexten, Statistiken
und Polizeiberichten. Im Zuge seiner Beschäftigung mit stadtplanerischen
Fragen geraten darüber hinaus auch das konterrevolutionäre Potenzial
von Straßenpflasterung sowie die Pariser Boulevards in den Blick,
was bereits zeitgenössisch im Kontext der sogenannten Haussmannisierung
diskutiert wurde. Ullrichs Studie arbeitet so die mit Straßenblockaden
verbundenen Vorstellungen, Praktiken und Politiken des Gebrauchs öffentlicher
urbaner Räume ebenso heraus wie ihre Regulierung und berührt
damit Themen, die bis heute nichts von ihrer Aktualität und Brisanz
verloren haben. Damit liefert seine innovative mediengeschichtliche Arbeit
auch neue Impulse für die Stadt-, Konflikt- und Bewegungsforschung
urbaner Proteste im 20. und 21. Jahrhundert.
Lucas Curstädt
PROJEKTIONEN DES NÄCHSTEN MENSCHEN
Post- und Transhumanismus in
Spielfilmen des 21. Jahrhunderts
490 S., geb., € 49,00
978-3-96317-403-2
Für Ray Kurzweil, Googles
technischen Entwicklungsleiter, ist die Lage klar: Das 21. Jahrhundert
ist das des Posthumanismus. Nicht mehr lange und schon ist die Imagination
vom optimierten ›neuen Menschen‹ nicht mehr nur Topos der Kunst-, Kultur-
und Filmgeschichte, sondern Wirklichkeit. Für viele mag dies bizarr,
für manche abwegig klingen und in der Tat ist ›der nächste Mensch‹
noch nicht Realität, seine Projektion aber ragt längst, angetrieben
durch die finanzstarke Unterstützung des Silicon Valleys, in unser
Hier und Jetzt hinein. Die große Frage lautet: Welche Rolle nimmt
hierin der SciFi-Film ein? Ist er nachahmender, weil längst abgehängter
Weggefährte einer sich rasant entwickelnden, realen Techno-Utopie?
Lucas Curstädt hält in seiner Studie dagegen: Ausgehend von der
These, dass das Abhängigkeitsverhältnis ein umgekehrtes ist,
da das Technik-Labor ideengeschichtlich, ästhetisch und erkenntnistheoretisch
vom Kino-Labor abhängig bleibt, legt er aus ideologiekritischer Perspektive
dar, wie Hollywood im 21._Jahrhundert sich in seinen Filmen zum Silicon
Valley positioniert. Und dann ist da noch eine andere, tiefgreifende Veränderung:
Was hat es mit jenen ›posthumanen Agenten‹ auf sich, die immer stärker
die Leinwände des Kinos bevölkern und bereits verstorbene Schauspieler_innen
neu zum Leben erwecken?
Bernd Winkelmann
DAS GANZE SEHEN
Die Evolution des Seins, die Menschwerdung
des Menschen und die Frage nach Gott
280 S., geb., € 27,00
978-3-96317-407-0
Bernd Winkelmann will Das Ganze
sehen: die Evolution des Seins vom Urknall und von der Evolution des Kosmos
über die Entstehung und Evolution des Lebens bis zur Entfaltung der
menschlichen Zivilisation. Wie in einem Zeitraffer arbeitet er dabei zwei
Sichtweisen heraus. Zum einen betrachtet er die Aufwärtsentwicklung
der Evolution und das außerordentlich Staunenswerte in den ›Wundern‹
der Evolution innerhalb der Naturgesetze. Zum anderen schildert er die
Zwiespältigkeit des Menschen - den Widerstreit zwischen aggressiven,
imperialen Bestrebungen und seiner geistigen, sozialethischen Reifung.
In den gegenwärtigen Krisen steht die Menschheit vor einer Schwellensituation
zwischen globaler Selbstzerstörung und einem Hindurchkommen in eine
progressive ›zweite Halbzeit‹ der Evolution. Bei all dem geht der Autor
der Gottesfrage nach. Winkelmann versteht und interpretiert Gott nicht
mehr als jenseitige Gottesperson, sondern als Urkraft und Sinngebung allen
Seins. In einem transreligiösen und evolutionären Gottesverständnis
kann die neu zu entdeckende Kraft liegen, die der Menschheit eine lebenswerte
Zukunft eröffnet.
Nicola Condoleo
RANDBEMERKUNGEN ZUM RELATIVISMUS
Philosophie am Ende der Aufklärung
160 S., geb., € 25,00
978-3-96317-402-5
Die gelehrigen Kinder der Aufklärung,
Universalismus und Relativismus, befinden sich heute in einem unversöhnlichen
Streit: Individualisierung trifft auf Allgemeingültiges; allgemeine
Ideen und Werte kämpfen gegen besondere und gruppenspezifische Weltanschauungen;
universale Menschenrechte gegen Sippe und Gruppenzugehörigkeit. Gilt
noch »Alles ist relativ«, wenn doch der Relativismus merkwürdigerweise
mit absolutem (oder eben universalem) Wahrheitsanspruch auftritt? Gibt
es einen Ausweg? Nicola Condoleo analysiert gegenwärtige gesellschaftliche
Konflikte ausgehend von der philosophischen Begründung des Relativismus.
Dabei stellt er immer wieder die Frage, wie die aktuellen Auseinandersetzungen
als Neuanfang in diesem grundlegenden Streit der Positionen gelesen werden
können.
CINEMATIC IMAGES
The Digital Condition of Moving Images
Herausgegeben von : Lars C. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse, Norbert M.
Schmitz
190 S., geb., € 49,00
978-3-96317-398-1
The interplay of physical embodiment
and digital images is getting enhanced by new media interfaces. The postmodern
condition of media communication turns into a mode of hyperaesthetics,
and immersive image technologies – like cinematic images – enable a completely
novel form of image aesthetics and user interaction with the cinematic
image structures. Cinematic Images contributes to the wide range of the
hyperaesthetic image discourse to connect the concept of cinematic depiction,
digital design and software imagery with the approaches in modern media
theory, philosophy, perceptual theory, aesthetics, computer graphics and
art theory as well as the complex range of image science. This volume monitors
and discusses the relation of images and technological evolution in the
context of cinematic images within the perspective of an autonomous image
science.
STORYTELLING
Transdisziplinäre Erzählweisen zwischen
Design, Kunst, Medienkultur und
ästhetischer Tradition
Herausgegeben von : Lars C. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse, Norbert M.
Schmitz
250 S., geb., € 34,00
978-3-96317-399-8
Erzählungen prägen die
menschliche Erfahrung seit jeher. Als universelle, kulturübergreifende
Praxis begleiten sie die Geschichte der Menschheit und spiegeln die vielfältigen
Versuche wider, Lebenswelten zu beschreiben und Sinn zu stiften. Von frühesten
mündlichen Überlieferungen bis hin zu modernen, technologiebasierten
Medien formen Geschichten unser Verständnis der Welt. Ein moderner
und integrierender Storytelling-Begriff verweist gleichermaßen auf
den Einsatz von statischen als auch dynamischen Medienformen. Die Darstellungs-
und Rezeptionssituationen dieser – zum Teil multimodalen – Medien beeinflussen
hierbei auch die spezifischen Formen des Erzählens. Medien prägen
Reichweite und Wirkungsumfang des Narrativen. Die Beiträger_innen
des vorliegenden Bandes gehen daher der Frage nach, welche möglichen
Formen und Interpretationen das transdisziplinäre Storytelling umfasst
und wie dieses Konzept für eine ästhetische Perspektivierung
fruchtbar gemacht werden kann.
bereits
angekündigt:.................................................zurück
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Martin Ramm
Das Schiff und die Fremde
Extraterrestrische Raumstrukturen im Science-Fiction-Film
540 S., br., € 40,00
978-3-96317-388-2
Die Popularität von Science-Fiction-Filmen
ist ungebrochen. Obwohl das Phänomen der Fremdheit zentrales Element
dieser Narrationen ist, ist es noch nie konkreter Gegenstand wissenschaftlicher
Untersuchungen gewesen. – Was genau ist das Fremde, was das Eigene? In
knapp 200 Spielfilmen zum Thema Weltraumerkundung, die sich über die
gesamte Filmhistorie erstrecken, ergründet Martin Ramm die Besonderheiten
von Eigenem und Fremdem, studiert ihre
verflochtenen Wechselwirkungen und durchleuchtet daran geknüpfte Diskurse.
Kernstück des Buches sind zehn Close-Reading-Analysen, in denen vermeintlich
ausgedeutete Kanonfilme neue Facetten offenbaren und sich weitestgehend
unbeachtete Werke als erstaunlich relevant erweisen. Ein weiteres Mal zeigt
sich, dass solche ›Unterhaltungsprodukte‹ hochverdichtete Texte sind, die
einen Brennglaseffekt auf unsere Kultur und elementare gesellschaftliche
Fragestellungen haben.
Old World Blues
Fallout und das Spiel mit der Postapokalypse
400 S., br., € 32,00
978-3-96317-390-5
Die US-amerikanische Digital-Rollenspielreihe
Fallout zeichnet sich seit den späten 1990er-Jahren nicht nur durch
die Popularität und den ökonomischen Erfolg ihrer bisher fünfteiligen
Hauptreihe sowie ihrer insgesamt fünf Serien-Ableger aus. Sie weist
zudem tiefgreifende und komplexe Erzählungen auf, bildet moralische
Dilemmata ab, stellt alternative Geschichtenverläufe dar und lässt
Spieler_innen umfangreiche postapokalyptische Szenarien erforschen.
Dieser Forschungssammelband bietet die Möglichkeit, diese Narrative
sowie ihre Spielmechaniken und Ästhetiken umfassend zu analysieren
und – weiter ausgreifend – ihre Auswirkungen auf die Spielerfahrung zu
verstehen. Die Beiträge nähern sich thematisch bewusst breit
aufgestellt der Fallout- Reihe an und lassen sich etablierten Analysezugängen
aus den Medienwissenschaften zuordnen: einer Produktions-, Produkt- und
Rezeptionsanalyse. Die insgesamt 22 Autor_innen sind ausgewiesene Digitalspiel-
und Fallout-Expert_innen und durchdringen mit ihren unterschiedlichen Perspektiven
die komplexe, transmediale Materie, welche dieses Franchise über die
Jahre hinweg hat entstehen lassen. Dieser Band ist die erste deutschsprachige
digitalspielwissenschaftliche Einordnung der Fallout-Serie und stellt den
längst überfälligen und vielversprechenden Auftakt zu einer
fachlichen Beschäftigung dar.
Andreas Kissenbeck
Wenn alles aus Schokolade,
ist wozu dann Schokolade
Ein neuer Blick auf Mensch und
Kosmos
190 S., br., € 25,00
978-3-96317-392-9
DerAutor, Komponist und Pianist
Andreas
Kissenbeck nimmt uns mit auf eine packende Reise. Eindrucksvoll und
unterhaltsam zeigt er, wie Kunst, Naturwissenschaft und Philosophie drei
Seiten derselben Medaille sind. Sie alle blicken aus verschiedener Perspektive
auf die Welt, um Antworten auf deren Grundfragen zu finden. Und so verbindet
auch Kissenbeck als international konzertierender Musiker, studierter Mathematiker
und promovierter Geisteswissenschaftler konsequent alle drei Perspektiven
und beleuchtet, was Naturwissenschaft erforscht, Philosophie erdacht und
Kunst erschaffen hat. Er entlockt der Welt
ihre sinnliche Dimension und macht den Reiz des Rätselhaften erlebbar.
Dei bringt er nicht nur zahlreiche Kunstwerke mit wissenschaftlichen Erkenntnissen
in Verbindung. Er selbst hat extra zu diesem Buch Musik komponiert. Im
ersten Teil zeigt sich, wie raffiniert uns unsere Welt bei existenziellen
Grundfragen im Unklaren lässt. Nichts ist, wie es scheint, und alles
ist, wie es ist – wenn es etwa darum geht, woraus Materie besteht oder
woher unser menschliches Bewusstsein kommt, ob wir freien Willen haben
oder in einer Computersimulation leben. Der zweite Teil geht einen Schritt
weiter und wir gewinnen dank der dreiseitigen Perspektive einen verwandelten
Blick auf Mensch und Kosmos. Einem künstlerischen Gedanken folgend,
beantwortet die Naturwissenschaft auf einmal philosophische Grundfragen
neu und diese Antworten sind mehr als erstaunlich
Annette Hölzl
Warum ein Papst die
Rockmusik erfunden hat
Hörenswürdigkeiten von 600 v. Chr. bis heute
300 S., br., € 29,00
978-3-96317-382-0
Die Autorin, Komponistin und Pianistin
Annette Hölzl nimmt uns mit auf einen musikalischen Spaziergang. Als
›Mrs. Holmes der Musikgeschichte‹ deckt sie spannende, überraschende
und humorvolle Zusammenhänge auf: Was hat Pythagoras mit dem Blues
zu tun? Wie hat Papst Johannes im 14. Jahrhundert den Grundstein zur Rockmusik
gelegt? Warum hat Johann Sebastian Bach das Klavier nicht beheizt, aber
wohltemperiert? Welche vier magischen Akkorde begleiten Melodien seit über
2000 Jahren? Was verbindet Wolfgang Amadeus Mozart mit Michael Jackson?
Annette
Hölzl ermuntert uns, hinzuhören.
Sie erinnert uns daran, dass wir alle musikalisch sind. Musik durchdringt
unser Ich und unsere Welt, über alle Grenzen, Stile und Genres hinweg.
In ihrem musikalischen Brückenschlag eröffnet Hölzl uns
neue Perspektiven und zeigt faszinierende Gemeinsamkeiten auf. Denn: »Alle
Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.«
Dieter Schimang
Endlich
Eine Politische Anthropologie für alle
240 S., br., € 24,00
978-3-96317-394-3
Die ökologischen Krisen
des sogenannten »Anthropozäns« offenbaren die planetarische
Macht menschlichen Tuns. Erstmalig, so
könnte man sagen, wird dadurch eine Begegnung der Gattung Homo mit
sich selbst möglich: Inmitten menschengemachten Wandels erkennt diese
sich als Subjekt einer weltumgreifenden, leider selbstzerstörerischen
Praxis und erfährt den Planeten in seiner Einheit und Endlichkeit.
In diesem Widersinn ihres Handelns erweist sich die Gattung als blind und
kopflos: Sie bringt das Kostbarste des Kosmos, das Leben und seine Grundlagen,
in existenzielle Gefahr. Keine planetare Katastrophe – nein, das Leben
selbst bedroht das Leben. Denn so sehr ihre Praxis auch danach schreit:
Die Gattung als verantwortliches »Gesamtsubjekt« existiert
nicht. In seinem Essay entfaltet der Kulturanthropologe Dieter Schimang,
wie nicht nur die Gattung, sondern auch ihre Partikularitäten – wir,
die Einzelnen – die Verantwortung übernehmen können, die Planet
und Überlebensinteresse uns abfordern. Die Chance dieser Alternative
lautet: Wenn wir die Endlichkeit unseres Planeten annehmen, können
wir die Unendlichkeit seines Lebens begreifen.
Andreas Jacke
Das Spiel der Geschlechterdifferenzen
in der Populärkultur
460 S., br., € 36,00
978-3-96317-393-6
Der Autor, Film- und Kulturwissenschaftler
Andreas Jacke leistet hier eine Charakterisierung von Femininität
innerhalb der Populärkultur. Es geht ihm darum, das binäre Schema
aufzulösen und Genderübergänge zu beleuchten. Ausgehend
und abgrenzend von dem in der Psychoanalyse nach wie vor herrschenden Konzept
einer Geschlechterdifferenz, eröffnet sich so eine auch gendertheoretisch
variantenreiche Betrachtung. Unter den
von ihm betrachteten Darstellungen finden sich klassische Stereotypien
(Marilyn Monroe, Lena Meyer-Landrut), aufgesprengte Formen (Orson Welles,
Kristen Stewart, Jodie Foster, Kate Bush, Prince oder ABBA) sowie versteckte
Figuren der Feminität bei Männern (The Deer Hunter) und die offene
Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Liebe (The L Word). In
seinen essayartigen Filmanalysen geht Jacke der Frage nach, in welcher
Gestalt Geschlechterdifferenz und geschlechtsspezifisch codierte Rollen
im Medium des Films und der Popmusik zur Darstellung kommen und wie sich
diese Inszenierungen psychoanalytisch, feministisch und im Sinne der Dekonstruktion
deuten lassen. Mithilfe der Frankfurter Schule findet zudem eine mehr soziologisch
fokussierte Verortung der Populärkultur in Abgrenzung zur Hochkultur
statt.
Perspektiven auf Robert Eggers Filme
260 S., br., € 29,00
978-3-96317-389-9
Robert Eggers hat sich als einer
der herausragenden Avantgardisten der US-Filmbranche etabliert. Mit seinen
Filmen The Witch (2015), The Lighthouse (2019) und The Northman (2022)
hat er eine faszinierende, nie dagewesene Schnittstelle zwischen (Folk-)Horror,
Arthouse, historischer Genauigkeit und Mythologie geschaffen. Seine
Werke, die sich von Hexenverfolgungen im Neuengland des 17. Jahrhunderts
über die Auseinandersetzung eines traumatisierten Leuchtturmwärters
mit dem kosmischen Grauen bis hin zum Schicksal eines rachsüchtigen
Wikinger-Kriegers spannen, fordern geradezu eine Mehrperspektivität
heraus. Dieser Band bietet daher eine
erstmalige, essayistische Analyse von Eggers’ Filmografie aus Perspektiven
der Filmwissenschaft, der Mediävistik, der Gender Studies und anderen
Disziplinen. Erweitert wird das Vorgehen durch ein exklusives Gespräch
mit Eggers‘ Stammkameramann Jarin Blaschke, der nicht nur Einblicke in
ihre kreative Partnerschaft gibt, sondern auch eine Vorschau auf den kommenden
Film Nosferatu (2024) gibt. Ein essenzielles Buch für alle, die Eggers’
facettenreiches Werk aus neuen Blickwinkeln betrachten möchten.
Manuela Klotzbücher
Nach oben hin offen
Historisch-kulturanalytische Perspektiven
auf den Balkon
320 S., br., € 29,00
978-3-96317-395-0
Mit Nach oben hin offen legt Manuela
Klotzbücher eine Kulturgeschichte
des Balkons vor. Sie widmet sich der Bedeutung
des Balkons als Lebens- und Resonanzraum im Verlauf der Jahrhunderte bis
hin zur COVID-19-Pandemie im Jahr 2020. Die Studie verbindet eine weite
historische Darstellung des Balkons mit der Schilderung alltäglicher
Balkonnutzungen. Etymologische Her- und Ableitungen sowie Perspektiven
auf die Entwicklungsgeschichte des Balkons bilden den ersten Teil der Abhandlung.
Mit feinem Gespür für die Zusammenhänge von Architektur,
Materialität, Medialität und Sozialität erforscht die Autorin
den Balkon archivalisch als Machtpolitikum, aber auch als Ort der Informationszirkulation,
von Rollenpräskripten oder widerständigen Praktiken. Im zweiten
Teil begibt sich Klotzbücher dann auf eine kulturanalytische Balkon-Erkundungstour:
Wohnalltage mit verschiedenen Balkon-Architekturen, sinnliche Wahrnehmungen
und körperliches Erleben. Der Balkon
als ein Stück Freiheit, als paradoxe
Option des exponierten Rückzugs nach draußen, als ganz besonderer
Wohn und Lebensraum wird facettenreich vorgestellt und ethnografisch greifbar
gemacht.
Isabelle Sarther
Infrastrukturen des Erinnerns und Vergessens
Content Moderation im Kontext musealer Vermittlung auf
Twitter
230 S., br., € 28,00
978-3-96317-391-2
Hunderte Follower_innen des Staatlichen
Museums Auschwitz- Birkenau auf Twitter sind Ende 2022 damit konfrontiert,
dass Inhalte des Museums nicht mehr sichtbar sind. Andere berichten gar
davon, dem Museum unwillentlich entfolgt zu sein. Ein Beispiel, das die
Folgen des Erinnerns und Vergessens von Inhalten auf Social Media, auch
Content Moderation genannt, aufzeigt. Eine höchst intransparente Praxis,
an der menschliche und algorithmische Akteure beteiligt sind. Ausgehend
von der Verschränkung theoretischer Konzepte zu Infrastrukturen (Susan
L. Star & Geoffrey Bowker) sowie algorithmischem Gedächtnis (Elena
Esposito) nimmt die Autorin die Moderation
von Inhalten auf Twitter in Bezug auf das Auschwitz Memorial und Vagina
Museum in den Blick. Isabelle Sarther
fragt, inwiefern die museale Vermittlung durch Content Moderation infrastrukturiert
wird, aber auch inwiefern die Museen infrastrukturieren, was wie erinnert
und vergessen werden soll. Dabei wird klar, dass vor allem seit der Übernahme
von Twitter durch Elon Musk antisemitische sowie queerfeindliche Tendenzen
dazu führen, museale Marginalisierungen zu verstärken und Vermittlungskonzepte
einzuschränken.
Katja Grashöfer
Ereignisse schreiben
Dokumentarische Operationen in der Wikipedia
240 S., br., € 39,00
978-3-96317-384-4
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia
ist ein zentraler Orientierungspunkt für Wissenssuchende im Netz.
Ihren Aufstieg verdankt sie einer Phase des Web 2.0, die Formen vernetzten
Arbeitens und neuformulierte Ideale der Wissensproduktion für sich
nutzt: Jenseits bisheriger Beglaubigungsstrategien von Expertise und verlegerischen
Produktionsbedingungen entsteht mit ihr eine Enzyklopädie unter Anrufung
kollektiver Intelligenz und kollaborativen Engagements. Die
Entgrenzung enzyklopädischer Schreibprozesse führt zu einem Paradigmenwechsel,
weg von der Repräsentation exemplarischer Vollständigkeit hin
zur Präsentation restlosen Sammelns.
In diesem Modus wird alles zum Gegenstand der Dokumentation, von der Entstehung
eines Artikels bis hin zu Diskussionen um die Löschung von Einträgen.
Das Schreiben selbst wird zum Ereignis und präfiguriert das Wissen
der Wikipedia als ein immer schon vorläufiges, fortwährend auszuhandelndes
Wissen im Widerstreit. Anhand einer genauen Untersuchung exemplarischer
›Ereignis- Lemmata‹ samt ihren Bearbeitungsgeschichten liefert Katja Grashöfer
eine genaue Bestandsaufnahme dieser dokumentarischen Operationen. Dabei
wird deutlich, inwiefern die Praktiken der Wikipedia selbst nicht nur Ergebnis,
sondern auch Motor neuer Formen von Wissen, Wissensproduktion und Autor_innenschaft
sind.
Addrich Mauch
"Vrummmummm Fvish"
Soundscapes as Part of Constant Conversations in Action-Adventure
Video Game Heterotopias
250 S., br., € 44,00
978-3-96317-383-7
Soundscapes are a key aspect in
video games. Addrich Mauch presents a new set of methods for ethnomusicological
field research and game sound analysis in game spaces. He aims to explore
how gameworlds are created, manipulated and experienced through sound and
music. Fictional worlds in video games can be seen as worlds within worlds,
mirroring what is outside and therefore be called hetero topias – real
sites that are in relation to all other cultural, social and physical sites
of our society. Interaction is an essential aspect in describing those
gameworlds; visual and auditory channels work together in supporting gameplay
as primary feature of communication in video games. Mauch’s
proposed theory provides deeper insights of the coded constant conversation
between player and computer, demonstrated
by fieldwork studies and analysis of Horizon Zero Dawn (Guerilla Games
2017), Star Wars Jedi: Fallen Order (Respawn Entertainment 2019) and Assassin’s
Creed Valhalla (Ubisoft 2020).
Rosa Luxemburg
Periphery and Perception
Herausgegebn von :Frank Jacob
350 S., br., € 38,00
978-3-96317-387-5
Englischsprachig
Rosa Luxemburg was a critical thinker
and author of many political and social reflections which to readers of
today seem quite up to date. Particularly in the Global South, there seems
to exist a stronger interest in Luxemburg’s work today, which is not surprising
at all, considering that many problems she thought about are still existent
– especially there. The participants of
the International Rosa Luxemburg Conference in Bodø, Norway, in
March 2023, discussed her role in the 21st century in
quite some detail. The present anthology contains the conference’s extended
proceedings and particularly focuses on two important elements in regard
to Luxemburg: Her role for and within the global periphery and her perception
in relation to other intellectuals, social democracy or the political left
in a broader sense of the spectrum.
Jutta Steiner
Der vererbte Krieg
Transgenerationale Traumaspuren in Melitta Brezniks Werk
270 S., br., € 32,00
978-3-96317-386-8
Traumata machen vor Generationenwechsel
keinen Halt. Sie bestehen verzögert
im Unterbewusstsein fort und können als emotionales Erbe an Folgegenerationen
weitergegeben werden. Traumata und Folgeschäden, die der Zweite Weltkrieg
verursacht hat, konnten sich aufgrund fehlender Aufarbeitung lange Zeit
beinahe ungehindert in den Biografien der Nachkriegsgenerationen fortschreiben.
Die steirische Autorin Melitta Breznik widmet sich Traumata und ihrer transgenerationalen
Weitergabe bereits seit Mitte der 1990er-Jahre nicht nur in ihrem Berufsalltag
als Psychiaterin und Psychotherapeutin, sondern auch als Schriftstellerin.
Die Stoffe ihrer Werke entspringen ihrer eigenen Familiengeschichte, ihrer
beruflichen Beschäftigung mit Traumapatient_innen und Begegnungen
mit Zeitzeug_innen. Jutta Steiner untersucht
anhand der Erzählung Das Umstellformat und des Romans Nordlicht das
multiperspektivische Erzählverfahren Melitta Brezniks, mit dem die
Schriftstellerin Traumata in Sprache übersetzt.
In der vielstimmigen Auffächerung der Texte schafft Breznik es, dem
so schwer fassbaren Phänomen, das sich jeder Zeit- und Raumordnung
widersetzt, und selbst komplexen Traumafolgeschäden, wie etwa einer
dissoziativen Identitätsstörung, eine literarische Form zu geben.
Steiner erkundet, wie Breznik durch den Wechsel von Erzählinstanzen,
Schauplätzen und Zeitebenen Schicksale einzelner Familienmitglieder
ineinanderblendet und blinde Flecken im Familien- und nationalen Gedächtnis
kriegsbeteiligter Länder sichtbar macht. Damit löst die Autorin
nicht zuletzt die strengen Grenzen einer Täter-Opfer-Dichotomie auf,
die lange Zeit den Generationendialog und die Chance zur Aufarbeitung verhindert
hat.
Karl Braun
»Freundchen ergieße dich«
Kafka schreibt sich frei
120 S., br., € 22,00
978-3-96317-396-7
Franz Kafka gilt als der »ewige
Sohn«. Als eine Person, die es nicht geschafft hat, dem Schatten
eines übermächtigen Vaters und der kleinbürgerlichen Familie
zu entfliehen. Eine Entwicklung wird ihm
dabei kaum zugeschrieben, er bleibt der verängstigte, in Scham und
Schuld verfangene Sohn. Anhand dreier Texte
zeigt Karl Braun auf, dass Kafka sehr wohl eine Entwicklung durchlaufen
hat: In den
beiden Don-Quijote Texten vom 21./22. Oktober 1917 bedenkt er die Konsequenzen,
die die Befreiung vom Ehezwang mit Felice Bauer für ihn bedeuten.
Im »Advokatenbrief« »Liebster Vater« vom November
1919 lässt er, Bilanz ziehend, den Vater weit hinter sich und rechnet
mit der Vätergeneration insgesamt ab. In seinem letzten Text »Josefine,
die Sängerin oder das Volk der Mäuse« von 1924 gelingt
es ihm, eine Gesellschaft jenseits der Herrschaftsstruktur, die die patriarchale
Sumpf-Welt mit Schmutz erfüllt, zu entwerfen. Seit 1923 lebte Kafka
mit Dora Diamant zusammen, schwer krank, aber frei. Zusammenfassend wird
sein Schreiben – »ich bestehe aus Literatur « (1911) – im Tagebuch-Eintrag
vom 5. November 1915 »Freundchen ergieße Dich« als ironisch-paradoxe
Nennung des Zu-Vermeidenden analysiert und auf den Punkt gebracht. Vor
sich hin gesungen hat Kafka diesen Satz wohl auf der Karlsbrücke
Der
riesengroße Manni
Beatrice E. Stammer, Jan Gympel (Hg.)
… UND IMMER EINE PRISE ANARCHIE
… AND ALWAYS A TOUCH OF ANARCHY
Manfred Stelzer und seine Filme
/ Manfred Stelzer and his Films
336 S., br., € 35,00
978-3-96317-362-2
Der Titel des Buches greift nicht
bloß die ersten Jahre von Manfred Stelzers künstlerischem Schaffen
auf. Auch Stelzers Wurzeln im damals erzkonservativen Bayern sowie sein
Fortgang in die Fronthalbstadt Berlin der späten sechziger Jahre mit
den vielen Kreativen und Spinnern, wilden Demos und kollektiven Lebensformen,
formten sein Anderssein, und diese »Prise Anarchie« fand sich
sowohl beim Entwickeln von Ideen wieder als auch am Drehort, wo er allmählich
begann, mit einem Pool von Lieblings-Schauspielerinnen und -Schauspielern
oft frei zu improvisieren und mit leuchtenden Augen und lachendem Gesicht
das Zusammenspiel steuerte. Lachen und andere zum Lachen zu bringen, war
seine große Gabe, außer es wurde ernst mit Produzentinnen und
Produzenten oder Redakteurinnen und Redakteuren, die selten seine Sprache
verstanden und mit denen er nicht nur über die Finanzierung von Projekten
erbittert rang. Die einzige Redakteurin, die ihm (fast) vollständig
freie Hand ließ, war Doris J. Heinze: Auf die Zeit der Zusammenarbeit
mit ihr blickte er oft dankbar zurück, wenn er wieder einmal von einem
unguten Streitgespräch frustriert zurückkam. Die
Monografie folgt Stelzers Schaffen weitgehend chronologisch, von den Dokumentarfilmen
über die Spielfilme fürs Kino und denen fürs TV, wo er auch
Krimis inszenierte und ganze Reihen schuf.
Am
Ende seines Lebens realisierte er – seiner Krankheit geschuldet – fünf
Kurzfilme. Zudem hat er einen Videoclip gedreht: „Der Manager“ von Rio
Reiser, mit dem er eng befreundet war.
Adrian Gmelch, Jonathan Ederer
DAVID LYNCH BEGREIFEN
Kunst – Kino – Kreativität
Mit einem Vorwort von Filmregisseur AKIZ
340 S., br., € 30,00
978-3-96317-377-6
David Lynch wurde berühmt
durch Filme wie Blue Velvet und Dune oder die Serie Twin Peaks. Er gilt
als Kultregisseur, an seinem filmischen Werk arbeiten sich Menschen seit
Jahrzehnten ab. Was dabei zu kurz kommt: sein Schaffen als bildender Künstler,
Musiker und Designer. Um diese Lücke zu schließen, beleuchten
die Autoren Adrian Gmelch und Jonathan Ederer das gesamte künstlerische
Spektrum von Lynch. Die Idee: eine essayistische Entdeckungsreise durch
sein Leben, kreatives Wirken und Denken. Eine Reise, die nicht beim Film
endet, sondern dort beginnt. Mittels 31
Begriffen werden Lynch und sein Schaffen in Kunst und Kino umfassend abgebildet.
Das Ergebnis ist ein Handbuch, das Bezüge innerhalb Lynchs Werk, zu
anderen Künstler_innen und zur Lebenswelt herstellt.Durch
diesen Zugriff stellen sich verschiedene Begriffe als zentral heraus (wie
Idee oder Los Angeles) oder eröffnen (wie im Fall von Natur oder Körper)
neue Perspektiven auf das Lynch’sche Schaffen
30.
JAHRESTAG DES GENOZIDS
Anne D. Peiter
Der Genozid an den Tutsi Ruandas
Von den kolonialen Ursprüngen bis in die Gegenwart
380 S., zahlr. Abb., br., €
45,00
978-3-96317-381-3
Der Genozid in Ruanda kostete
1994 in nur hundert Tagen mehr als eine Million Menschen das Leben.
Zu Opfern wurden vor allem die Tutsi, aber auch oppositionelle Hutus. Beginnend
mit den »hamitischen Theorien« aus der Kolonialzeit rekonstruiert
Anne Peiter zunächst die ideologischen, dann die komplexen innen-
und außenpolitischen Zusammenhänge, die zum Genozid führten.
Mithilfe von Text- und Bildquellen schildert sie den Verlauf der Massengewalt,
die extreme Grausamkeit der Täter_innen und die Schnelligkeit der
Massaker, um sich schließlich der Frage zuzuwenden, warum die internationale
Gemeinschaft unfähig war, rechtzeitig einzugreifen. Überlegungen
zum erinnerungspolitischen Umgang mit der Katastrophe seit der Befreiung
der Überlebenden runden den Überblick ab. Peiters Beobachtungen
zeigen: Dreißig Jahre nach dem Ereignis muss die Frage nach der Vermeidung
von Genoziden neu gestellt werden. Die vergleichende Betrachtung zwischen
dem Genozid in Ruanda und dem Genozid an der jüdischen Bevölkerung
Europas mag sich in diesem Kontext als nützlich erweisen. Wie kann
dem Ruf »Nie wieder!« tatsächlich zur Wirksamkeit verholfen
werden?
KOMPETENTER
RATGEBER
Harald Koberg
Streitpunkt Games
Warum die Kritik an digitalen
Spielen zu kurz greift
268 S., zahlr. Abb., br., €
27,00
978-3-96317-371-4
Über Videospiele wird oft
geurteilt, aber selten diskutiert – vor allem zwischen denen, die spielen,
und Außenstehenden, welche die Faszination mit Games oft schwer nachvollziehen
können. Dabei bieten Videospiele eine breite Grundlage für Diskussionen
– beispielsweise darüber, was der Erfolg dieser Spiele über die
Gesellschaft verrät. Harald Koberg vermittelt seit vielen Jahren zwischen
den Fans des Mediums und dessen Kritiker*innen. Als Kulturwissenschaftler
und Medienpädagoge hat er sich mit beiden Perspektiven beschäftigt
und als Spieler umfangreiches Erfahrungswissen gesammelt. In diesem Buch
bringt er nun theoretisches Wissen und Praxiserfahrungen zusammen, um einen
tiefen Einblick in die Welt des digitalen Spielens zu geben. Er erklärt
Facetten der Faszination und analysiert Bedürfnisse, die beim Spielen
befriedigt werden. Er hinterfragt gängige Kritik, um neue Kritik zu
formulieren. Immer behält er dabei das soziale Umfeld im Blick: Jugendkultur,
Individualisierung, Geschlechterdynamiken, Leistungsdruck. Was
machen die Spiele mit der Gesellschaft, was die Gesellschaft mit den Spielen
und Spieler*innen? Und was können
wir tun, um diese Konflikte zu entschärfen?
GROLL
UND VERDÄCHTIGUNGEN
Jürgen Große
Die kalte Wut
Theorie und Praxis des Ressentiments
360 S., br., € 39,00
978-3-96317-375-2
Die Rede vom »Ressentiment«
ist im heutigen Gesellschaftsfeuilleton inflationär. Auch Politologie,
Literatur- und Kulturwissenschaft nutzen den Begriff gern. Oft ist von
Ressentiment die Rede, wo es schlicht Neid, Hass oder Groll heißen
könnte. Hat der Begriff mehr zu bieten als das Renommee eines Fremdworts?
Ist Ressentiment gar eine kulturelle Schlüsselstimmung, die erschreckende
Einsichten über uns bereithält? Jürgen Große stellt
sich diesen Fragen auf unkonventionelle Weise. Erforscht
der Geschichte des Ressentimentbegriffs nach, aber auch den Bedürfnissen,
die dieser bis heute befriedigt. Die Studie
ist systematisch und historisch angelegt. Der erste Teil diskutiert die
Theorien einiger Ressentiment-Klassiker. Der zweite Teil erkundet die Funktion
des Ressentimentgedankens von der frühneuzeitlichen Moralistik bis
zur bundesdeutschen Gegenwart. »Ressentiment«, so wird dabei
immer klarer, steht für das paradoxe Versprechen einer mehrheitsfähigen,
sozial friedfertigen Bürgerlichkeit.
Marie Aline Klinger
WASSERPROTOKOLLE
Diffraktionen entlang der Mediterranean
Frontier – ein Essay
120 S., br., € 22,00
978-3-96317-374-5
Ausgehend von den Dokumentarfilmen
»Havarie« (Philip Scheffner, 2016) und »Purple Sea«
(Amel Alzakout mit Khaled Abdulwahed, 2020) sowie journalistischem und
literarischem Material protokolliert die Autorin Formen der Wassergewalt
und entwickelt ein Denken des Flüssigen entlang des EUropäischen
Grenzregimes. Marie Aline Klinger
Sie entwickelt in ihren Arbeiten ein Denken des Flüssigen und erprobt
wissenschaftliche und literarische Formen hydrofeministischen Schreibens.
Dabei verknüpft sie unter anderem Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung
mit Aspekten des New Materialism. Ihre Recherchen zum Verhältnis von
Politiken des erzwungenen Wartens und Praktiken des Widerständigen
im Kontext von Migrationsbewegungen an den EUropäischen Außengrenzen
führten sie für mehrere Forschungsaufenthalte nach Athen. Marie
Aline Klinger hat in Weimar, Berlin und Paris studiert.
Otto Teischel
IM KINO DES LEBENS
Wie Filmkunst uns daran erinnert,
wer wir sein könnten
240 S., br., € 30,00
978-3-96317-378-3
Dieser leidenschaftliche Essay
entwirft ein Drehbuch der menschlichen Existenz als (Über-) Lebenskunst
und fortwährende Suche nach sich selbst. Der Autor und Psychoanalytiker
Otto Teischel bezeugt die befreiende Wirkung der (Film-)Kunst mit Schlüsselerlebnissen
im Kino seines eigenen Lebens sowie am Beispiel der wahren Geschichte einer
irischen Familie im New Yorker Exil der frühen 1980er Jahre. Auf
berührende Weise wird die Magie des Lichtspieltheaters als eines öffentlichen
Begegnungsraums lebendig und dabei zu einem Modell solidarischer (Kino-)Kultur.
Im Dunkel gesellschaftlicher Entfremdung sehnen sich Menschen nach Schönheit
und Wahrhaftigkeit, die sie daran erinnern, wer sie eigentlich sind und
was sie gemeinschaftlich sein könnten. Wenn intensive Erlebnisse sich
gleichzeitig abspielen und wir uns in einer Leinwandgeschichte ebenso wiederfinden
können wie in den Wahrnehmungen unserer Mitmenschen im Kinosaal, geschieht
Erstaunliches mit uns. Ein inspirierendes Buch über die lebensverändernde
Kraft wahrhaftiger (Film-)Kunst.
Andreas Becker
SCHAM UND SCHULD IN DER FILMISCHEN
DRAMATURGIE
Überlegungen zur Darstellung
bei Alexander Kluge, Khavn De La Cruz, Edgar Reitz, Frank Wedekind, G.
W. Pabst, Günther Anders, Stanley Kubrick, Christian Petzold und Nagisa
Oshima
276 S., br., € 27,00
978-3-96317-372-1
Scham und Schuld sind gesellschaftliche
Regulative, die auch die filmische Dramaturgie vorstrukturieren. Scham
ist die Angst davor, den Erwartungen Anderer nicht zu entsprechen. Schuld
hingegen bedarf einer sprachlichen Explikation, einer Instanz, die Schuld
spricht. Wann man sich schämt und wann das Schuldkonzept greift, ändert
sich historisch und kulturell. Was interessiert die Regisseure am Thema
Scham und Schuld? Und wie werden diese dramaturgisch behandelt? Präfigurieren
Scham und Schuld gar eine eigene Ästhetik? Filme entwerfen alternative
Welten von Scham und Schuld und stellen entscheidende Fragen.
Andreas Becker, seit 2016
Professor
an der Keiö-Universität Tokyo. Arbeitsgebiete: Japanischer
und westlicher Film, Zeitdarstellung im Film, komparative Ästhetik
und Phänomenologie des Films...
Lars C. Grabbe, Tobias Held (Hg.)
BILDER DES KRIEGES
Darstellung und Kommunikation
des Krieges im Digitalen Zeitalter
236 S., zahlr. Abb., br., €
30,00
978-3-96317-330-1
Band 8 in der Reihe »Welt
| Gestalten« richtet seinen aktualisierten Blick auf das heterogene
Feld der Kriegs- und Konfliktdarstellungen und untersucht mit modernen
Ansätzen – anlässlich des russischen Krieges in der Ukraine –
das mediale Spannungsfeld unterschiedlicher Medientypen, Inszenierungen
und rezeptiven Dynamiken. Ziel ist es, mithilfe der interdisziplinären
Ansätze regulative und strukturelle Modi der Kriegs- und Krisenkommunikation
zu entbergen und gleichzeitig die Unbegreiflichkeit
des Krieges durch die Untersuchung medialer Mechanismen zumindest analytisch
und kommunikationstheoretisch begreifbar zu machen. Lars
C. Grabbe ist Professor für Theorie
der Wahrnehmung, Kommunikation und Medien am Fachbereich Design der Fachhochschule
Münster. Tobias Held ist Lehrkraft für besondere Aufgaben
an der Münster School of Design, Mitglied der Gesellschaft für
interdisziplinäre Bildwissenschaft, der Gesellschaft für Medienwissenschaft,
der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und Schatzmeister der
Gesellschaft für interdisziplinäre Bildwissenschaft.
Lars C. Grabbe, Andrew
McLuhan, Tobias Held (Hg.)
BEYOND MEDIA LITERACY
180 S., zahlr. Abb., br., €
30,00
978-3-96317-363-9
The interplay of physical reality
and media environments is getting enhanced by new technological innovations.
We are living in the age of digital aesthetics and there is a need for
individual, cultural or social forms and variations of media literacy.
This book seeks the limits of media literacies, and to go beyond them.Andrew
McLuhan is director of The McLuhan Institute, founded in 2017 to continue
the work begun by Marshall McLuhan and
carried on by Eric McLuhan in exploring and understanding culture and technology.
Kevin Pauliks
MEME MARKETING IN SOCIAL MEDIA
Ein medienpraxeologischer Vergleich von Internet-Memes
und -Werbung
300 S., br., € 32,00
978-3-96317-364-6
Meme Marketing ist zu einer gängigen
Medienpraxis in der Werbewirtschaft geworden. Viele Unternehmen werben
in den Sozialen Medien mit Memes, um Aufmerksamkeit für ihre Marken,
Produkte und Dienstleistungen zu generieren sowie zu signalisieren, dass
sie zur digitalen Medienkultur dazugehören. Die Verwendung von Memes
ist allerdings risikobehaftet. Wenn Werbende nicht über die Medienpraktiken
des Memeing Bescheid wissen, besteht die Gefahr, dass sie Memes falsch
verwenden und von ihrer Zielgruppe verlacht oder ausgeschlossen werden.
Pauliks
untersucht den Unterschied von Memeing und Meme Marketing anhand unterschiedlicher
Marken wie IKEA, Gucci, Siemens und Sixt.Kevin
Pauliks, wissenschaftlicher Mitarbeiter
im DFG-Schwer-
punktprogramm »Das digitale
Bild« am Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität
Marburg.
Neue Erzählformen in dynamischen
Bildtechnologien
Formprobleme zwischen Populärkommunikation und
autonomer Kunst
Herausgegeben von Grabbe, Lars C. / Rupert-Kruse,
Patrick / Schmitz, Norbert M.
216 S., br., € 34,00
978-3-96317-380-6
Jeder Fortschritt, jede Neuerung
größeren Ausmaßes in verschiedenen Medien provoziert nach
einer kurzen Phase spielerischen Experiments eine erneute Konsolidierung
wie deren ästhetische Reflexion: Diese Dualität kennen wir spätestens
seit den Tagen industrieller Kommunikation als eine Trennung zwischen Massenkommunikation
und Kunst. Dies lässt sich gleichermaßen bei der Entwicklung
des zentralperspektivischen Bildes, der frühen Fotografie oder ganz
besonders der Kinematografie beobachten. Nach einer ersten Phase des Kinos
der Attraktionen entwickelte sich eine neue und einzigartige Formensprache
des Classical Style als konventionalisierte Gestaltungsregel des Films,
die zugleich und teilweise in scharfer Opposition verschiedene Gegenbewegungen
auslöste oder als deren explizite Reflexion durch individuelle künstlerische
Formensprachen überformt wurde. Aktuell stehen wir vor einer ähnlichen
Situation, der Erfindung und Verbreitung dreidimensionaler dynamischer
Techniken mit Datenbrille und anderen Technologien, die neue Formen der
Virtual Production und damit des Erzählens ermöglichen – sogenanntes
›spatial‹ oder ›environmental storytelling‹. Der Band widmet sich diesem
neuen Erzählen auf drei Ebenen: Raumbild und -ton (Film), Bewegung
im Raum (Computerspiel und VR) und Raum als Kontext (AR).
Lars C. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse, Norbert M. Schmitz
(Hg.)
MIXED REALITY IMAGES
Trilogy of Synthetic Realities
III
182 S., br., zahlr. Abb., €
49,00
978-3-96317-365-3
The interplay of physical reality
and digital media technologies is getting enhanced by new interfaces.The
age of hyper-reality turns into the age of hyper-aesthetics and immersive
image technologies -
like mixed reality - enable a completely novel form of interaction and
user relation with the virtual image structures, the different screen technologies,
and embedded physical artefacts for interaction. This volume monitors and
discusses the relation of images and technological evolution in the context
of mixed reality within the perspective of an autonomous image science.
Hanzi Freinacht
Gesellschaft des Zuhörens
Auf dem Weg in die Metamoderne
480 S., zahlr. Abb., br., €
28,00
978-3-96317-355-4
Better believe it: Die Gegenwart
ist nur ein Durchgangsstadium und auch wir Heutigen haben die Weisheit
nicht mit Löffeln gefressen, weswegen es geradezu ein Gebot der Stunde
ist, über eine bessere Einrichtung der Welt nachzudenken. In ihrem
fulminanten Erstlingswerk tun die skandinavischen Autoren Daniel Görtz
und Emil Ejner Friis genau das. Was sich ein menschliches Wesen angesichts
der unübersichtlichen Weltlage kaum mehr zutraut, bewältigt ihr
literarisches Alter ego, Hanzi Freinacht,
Universalgenie und Philosoph im Range eines Hegels mit Aplomb. Betrachtet
durch die Linse verschiedener Disziplinen und insbesondere von Entwicklungstheorien,
rollt er die Geschichte der Menschheit in Gänze noch einmal auf, um
im zweiten Schritt unsere Zukunft neu zu schreiben. Diese Zukunft ist die
Metamoderne, wie sie aktuell von einer kulturellen Avantgarde vorbereitet
wird – Die Metamoderne entwickelt die Idee des Sozialstaats weiter – hin
zu einer Gesellschaft des Zuhörens, einer umfassenderen, lebens- wie
kulturverändernden Form der Fürsorge...
Erderwärmung
ist Fakt; ungebremst bewegen sich die Umweltdaten in die falsche, unheilvolle
Richtung
Axel Stommel
KLIMAPOLITIK: IDIE
OPTIONEN
Von Massenverbrauch und Einzelverzicht
480 S., zahlr. Abb., br., €
28,00
978-3-96317-367-7
»In der Antike und im Mittelalter
waren die Menschen außer Stande, ihre Umwelt nachhaltig zu gefährden
oder gar zu zerstören
– sie konnten es nicht, selbst
wenn sie es gewollt hätten. Denn dazu fehlten ihnen die technischen
Mittel. Erst die modernen, anthropozänen Zeitgenossen und -genossinnen
haben hinreichend wirkmächtige Techniken erschaffen.
Damit sind sie nun in der Lage,
ihre Lebensgrundlagen zu zerstören. Das wollen sie zwar nicht. Oft
wissen und bemerken sie es
auch nicht. Aber sie können
es. Also tun sie es. Denn man tut, was man kann. Und weil man’s
kann. Und dabei viel Geld verdienen kann. Und so wird zerstörerische
Technik fortwährend eingesetzt und immer weiter entwickelt …
Stommel entwickelt 5 Optionen,
die zur Bewältigung der multiplen Umwelt- und Klimakrise zur Verfügung
stehen
Ulrich Samuel Stober
ZWISCHEN WORTEN UND WELTEN
Transkulturelle Übersetzungsprozesse
in der Jesuitenmission des 18. Jahrhunderts bei Florian Paucke
420 S., zahlr. Abb., br., €
48,00
978-3-96317-369-1
Wie fand Kommunikation in der Mission
zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung statt? Welche
Interessen verfolgten Jesuiten, Indigene und Spanier_innen im Grenzgebiet
Gran Chaco in der Jesuitenprovinz Paraguay? Welche
Abhängigkeiten entstanden dabei? Antworten
lieferte der Jesuit Florian Paucke (1719–1780)
in seiner Abhandlung »Hin und Her«. Stober erschließt
erstmals das Manuskript sowie die über 200 Aquarellzeichnungen des
Missionars.
Michael Lutz
FANOMENOLOGIE
DES FUSSBALLS
Aspekte eines philosophischen
Spiels
290 S., br., € 25,00
978-3-96317-373-8
Im Fußball steht die Welt
für (mindestens) 90 Minuten auf dem Kopf. Teils merkwürdige Regeln
und ganz große Gefühle kennzeichnen dieses weltweit populärste
aller Spiele. Für die einen wird durch
bloßes Zuschauen ein simpler Sport zur Religion, für die anderen
ist er aufgrund seiner verhassten Massentauglichkeit ein Beleg des Kulturverfalls.
Lutz verbindet durch geschickte Doppelpässe die Geistigkeit der Philosophie
mit der Körperlichkeit des Fußballsports. Mit erhellenden Verweisen
auf Psychoanalyse, Soziologie und Kulturwissenschaft ergründet der
Autor die großen philosophischen Fragen des Fußballs...
Victor Hugo,
DER LETZTE TAG EINES VERURTEILTEN
Übersetzt von Alfred Wolfenstein
110 S., geb., € 22,00
978-3-96317-370-7
1923 erscheint im politisch engagierten
Berliner Malik Verlag Victor Hugos »Die letzten Tages eines Verurteilten«
in der Übersetzung von Alfred Wolfenstein. Hugos
Text liest sich als ergreifende Anklageschrift gegen die Todesstrafe und
zeigt seinen Autor als politisch aufklärenden Schriftsteller. [Übersetzer
Wolfenstein verfasste 1929 auch noch selbst ein gegen die Todesstrafe gerichtetes
Theaterstück, "Die Nacht vor dem Beil"]
Sultana Barakzai (Hg.)
UNSERE GESCHICHTEN
Die Flucht in eine fremde Heimat
60 S., br., € 19,00
978-3-96317-376-9
Was ist Heimat und was bedeutet
sie für mich persönlich? Schülerinnen und Schüler aus
dem Bereich Deutsch als Fremdsprache der Clemens-Brentano-Europaschule
in Lollar haben sich mit diesen Fragen befasst und im Zuge dessen ihre
eigenen Fluchtgeschichten aufgeschrieben. Beiträge
von jungen Menschen aus Afghanistan, Irak, Iran, der Republik Moldau, Syrien
und der Ukraine.
Klaus Dieter Spangenberg
WO IST FRITZ? – OPFER DES § 175 IM DRITTEN REICH
Ein Beispiel für Militärjustiz
und die Verfolgung
Homosexueller in der Wehrmacht
Mit Beiträgen von Jens Dobler, Bernd Gaiser und
Martina Hahn
116 S., br., zahlr. Abb., €
25,00
978-3-96317-349-3
Friedrich Wilhelm Spangenberg (1914–1944)
verlebt seine Kindheit und Jugend in Marburg an der Lahn. Nach seinem Studium
der Pharmazie und nur wenigen Berufsjahren als Apotheker wird er 1942 zur
Wehrmacht einberufen. Im Dritten Reich
wurde ihm seine Homosexualität zum Verhängnis. 1943 wurde er
denunziert und von einem Feldgericht der Wehrmacht zu neun Monaten Militärgefängnis
verurteilt. Nach seiner Haft in Torgau an der Elbe wird Fritz in eine Strafkompanie
zur Bewährung an die Ostfront abkommandiert. Seit Februar 1944 gilt
er als vermisst. Dies ist der Versuch
einer Rekonstruktion seines Lebens anhand von Dokumenten aus der Wehrmachtsakte
und dem Familienarchiv. Fotos, Briefe, Postkarten und Gedichte dokumentieren
sein kurzes Leben. Fritz zählt zu den über 50.000 Opfern der
NS-Justiz, die nach der Verschärfung des § 175 seit 1935 abgeurteilt
wurden. Bis zu 7.000 solcher Urteile wurden innerhalb der Wehrmacht ausgesprochen.
youtube-Beitrag
zum Buch
Klaus Simon
Kapitalkrise
Auswirkungen des herrschenden Geldsystems
100 S., br., € 15,00
978-3-96317-356-1
Für viele Menschen ist das
Geld- und Finanzsystem ein Buch mit sieben Siegeln, seine weit-reichenden
Auswirkungen sind kaum bekannt. Dabei kommt es gerade in der Finanzwelt
zu Auswüchsen, die uns alle direkt betreffen. Klaus Simon schildert
Verfehlungen und betrügeri-sche Praktiken, vor allem aber geht es
um das grundsätzliche Verständnis von Geld, Zins, Kredit und
Kapital. Denn wenn wir über ein zukünftiges Geldsystem reden
wollen, müssen wir wissen, womit wir es bisher wirklich zu tun haben.
Schlaglichtartig werden die wahren
Hintergründe des Wachstums- und Verschuldungsdilem-mas deutlich, welches
uns all die Krisen einbrockt, die sich heute vor uns auftürmen. Und
verblüffende Zahlen belegen, dass diese Entwicklung nunmehr in eine
Krise des Kapitals selbst einmündet. Das kleine Buch gleicht dabei
einem handlichen Brennglas, durch das Zu-sammenhänge sichtbar werden,
die normalerweise verborgen bleiben.
Norbert Bernholt
Sozial-ökologischer Umbau
Wenn Geld dem Gemeinwohl dient
100 S., br., € 15,00
978-3-96317-357-8
Wir leben in einer der reichsten
Gesellschaften auf der Erde. Trotzdem sind für zentrale Auf-gaben
wie etwa dem Erhalt unseres Planeten oder einer angemessenen Entlohnung
der viel-fältigen Sorgearbeit anscheinend nicht genügend Mittel
vorhanden. Dies entlarvt grundlegen-de Fehler unseres Geldsystems: Im Wachstumswahn
haben wir verdrängt, dass Geld nicht dazu da ist, mit Geld noch mehr
Geld zu machen. Wenn wir eine menschliche Zukunft wol-len, muss es dorthin
fließen, wo es für das Wohl aller den größten Nutzen
stiftet. Geld soll dienen und nicht herrschen und dies ist nur möglich,
wenn nicht gewinnorientierte Banken oder private Konzerne, sondern die
Gesellschaft auf Grundlage demokratischer Verfahren darüber entscheiden
kann, wie viel Geld geschöpft und wofür es verwendet wird.
Norbert Bernholt stellt hier sehr
anschaulich ein solidarisches Geld- und Finanzsystem vor, in dem nicht
die Rendite, sondern das nachhaltige Wohl der Menschen und des Planeten
im Mittelpunkt stehen.
Jeannette Alt
Geschlecht und Gender
Streit um Worte und die Welt
260 S., br., € 24,00
978-3-96317-359-2
Mit den Begriffen Geschlecht und
Gender verknüpfen sich wichtige gesellschaftspolitische Debatten,
die neue gesellschaftliche Räume und mehr Gleichberechtigung errungen
haben. Dennoch entstehen ausgehend von diesen Begriffen in den letzten
Jahren auch zunehmend aggressive und einschüchternde Debatten, die
den neuen Lebensraum, der im Dazwischen von Geschlecht und Gender entstanden
ist, zu bedrohen scheinen. Als Biowissenschaftlerin, die jahrzehntelang
mit dem Thema der Frauengesundheit befasst war, beobachtet Jeannette Alt
diese Debatten mit gemischten Gefühlen. In »Geschlecht und Gender«
geht sie diesen Irritationen auf den Grund, indem sie sich beiden Konzepten
stellt – aus Sicht einer, die in der Kategorie des Geschlechts als Forscherin
jahrzehntelang zu Hause
war und deren Neugier sie zu einer
ausführlichen Beschäftigung mit der Kategorie Gender angestiftet
hat. Ihre Erkundungen auf natur- und kulturwissenschaftlichem sowie sprachphilosophischem
Terrain widmen sich letztlich der grundlegenden Frage: Wie können
wir angemessen über dieses Thema sprechen? Alts Absicht ist ein Sachstandsbericht,
doch als eine, die an den Wert echter Debatten glaubt, erlaubt sie sich
dabei auch, ihre eigene Parteilichkeit durchschimmern zu lassen. Zugunsten
eines echten Austauschs, vielleicht auch eines Streit, aber vor allem:
eines Lernprozesses.
# Wissenschaftshierarchien
Hemmnisse im deutschen Wissenschaftssystem
118 S., br., € 15,00
978-3-96317-351-6
Das deutsche Wissenschaftssystem
ist stark durch hierarchische Strukturen geprägt. Diese wirken in
vielfacher Hinsicht hemmend auf die Wissenschaft und verhindern besonders
das Entstehen disruptiver Forschung, die etablierte Theorien und Herangehensweisen
in Frage stellt.
Die im Buch behandelten Hierarchien
betreffen die Führungsstruktur von Universitäten, die sich unter
den Bedingungen des New Public Managements von professoralen Oligarchien
zu Autokratien präsidialer Wissenschaftsmanager gewandelt haben, genauso
wie Hierarchien, die sich durch Klassenzugehörigkeit bzw. -zuschreibung
ergeben. Auch die Personalstrukturen und ihre unterschiedlichen Reformmodelle
sowie die Formen, in denen wissenschaftliche Ergebnisse erscheinen (von
der Monographie bis zum Tweet), werden beleuchtet, da diese allesamt Hierarchisierungen
unterworfen sind.
Neben den Analysen kommen stets
auch Lösungsmöglichkeiten zur Diskussion, etwa zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz
und zur Frage der universitären Personalgestaltung generell.
Ein
unverhohlener Aufruf:
Jörg Bergstedt
PROVOZIERT!
Die Bedeutung provokanter Aktionen
für den politischen Protest
152 S., zahlr. Abb., br., €
19,00
978-3-96317-347-9
Die »Letzte Generation«
löst Beifallsstürme und Spendenfluten aus. Gleichzeitig provoziert
sie Selbstjustiz auf blockierten Kreuzungen, drastische Urteile strafwütiger
Gerichte und Hetztiraden bis zum Terrorismusvorwurf. Der langjährige
Umweltaktivist und engagierte Unterstützer provokanter Aktionen Jörg
Bergstedt zeigt in seiner ebenso hellsichtigen wie lustvoll Partei ergreifenden
»Analyse goes Streitschrift« die existenzielle Bedeutung spektakulärer
Maßnahmen für einen positiven gesellschaftlichen Wandel auf.
Er verfolgt die historischen Linien solchen Protests bis zurück in
die Anfänge unserer Zeitrechnung und liefert einen Abriss der spannendsten
provokanten Aktionen der letzten Jahrzehnte. In diesem Zusammenhang beleuchtet
er auch die konstante Bedrohung dieser Protestformen durch Stillstand und
Ritualisierung und die ambivalente Rolle von Nichtregierungsorganisationen.
So vermittelt Bergstedt nicht zuletzt auch das: ein pointiertes Verständnis
von provokanten Aktionen als unzureichend anerkannter Kunstform und einem
Gestaltungsmittel mit massiver politischer Schlagkraft. Jörg Bergstedt
musste
für seine Aktionen mehrfach im Gefängnis einsitzen. Seit Jahren
trainiert er Gruppen in Aktionsmethoden, Umgang mit Polizei und kreativen
Möglichkeiten vor Gericht.
Simon Rettenmaier
Immer. Wi(e)der. Universität.
Pluralistische Erkenntnis und universitäre Wissensverwaltung
420 S., br., € 35,00
978-3-96317-353-0
Dieses Buch ist der gelungene Versuch,
wissenschaftspolitische Notwendigkeiten vor dem Hintergrund einer idealen
Erkenntnistheorie von Universitäten zu reflektieren. Heraus kommt
eine Analyse, die die Eigenheiten der Organisation Universität mit
dem Ideal der Universität abgleicht und spürbare Widersprüche
aufdeckt. Rettenmaier beleuchtet hierfür das Konstrukt Universität
als Wis-sens- und Erkenntnisstätte sowie als gesellschaftlicher (Aus)Bildungsort
von seinem historischen Verständnis bis in die Gegenwart hinein. In
der Universität – verstanden als Großbetrieb im Sinne Max Webers
– werden die organisatorischen mit den institutionell-epistemologischen
Belangen konfrontiert. Wissenschaftstheoretisch orientiert sich die Analyse
an den Philosophen Paul Feyerabend und Helmut Spinner, darüber hinaus
werden die organisationssoziologischen Einwände mit den Überlegungen
David Graebers pointiert. Am Ende steht ein Plädoyer, das für
eine wissenschaftstheoretisch reflektierte Wissenschaftspolitik sowie Hochschulbürokratie
wirbt und dabei auch kapitalismuskritisch vor überbordender Wettbewerbsökonomie
warnt.
Florian Flömer
Masken, Geister, Sphären
Die Collagen von John Stezaker
480 S., br., € 42,00
I978-3-96317-346-2
John Stezaker (*?1949) gilt als
einer der einflussreichsten Künstler seiner Generation im Bereich
der Collage. Dabei basieren seine Arbeiten vor allem auf gefundenen Fotografien
von Schauspieler_innen und Filmstills aus Hollywood-B-Movie-Produktionen
der 1930er und 1940er Jahre sowie auf veralteten Postkarten. Aus diesen
Flohmarktfunden generiert Stezaker Collagen, die grundsätzliche
bild- und medientheoretische Fragestellungen formulieren und dabei
Anklänge an dadaistische und surrealistische Vorbilder deutlich
werden lassen. Die Collage-Serien Stezakers verhandeln zudem verschiedene
Figuren und Figurationen des Dritten, die in Masken, Geistern und Sphären
als Zwischen-Figuren auftreten und die Wahrnehmung der Betrachter_innen
herausfordern. Auf diese Weise stellen die Collagen die Einheit des
Bildes sowie seine Begrenzung grundlegend infrage. Mittels der auf Jacques
Derrida zurückgehenden Metapher der Pfropfung geht Florian Flömer
einem ambivalenten, auf Differenzen und Brüchen basierenden Bildbegriff
nach. An der diskursiven Schnittstelle von Film und Fotografie operierend
gelingt es den Collagen Stezakers mediale Kategorien zu unterlaufen und
einen Bildbegriff des Dritten jenseits binärer Schematisierungen zu
etablieren. Florian Flömer liefert die erste Darstellung des vier
Jahrzehnte umfassenden Werks des britischen Konzeptkünstlers.
Rainer Landvogt
Die Filme von Mikio Naruse
oder Spaziergänge am Fluss des Lebens
180 S., br., € 35,00
978-3-96317-348-6
Die Filme des japanischen Regisseurs
Mikio Naruse (1905–1969) erzählen vor allem Geschichten aus dem Alltag,
insbesondere dem der Frauen. Sie tun dies mit großer visueller Meisterschaft
und in einer nur Naruse eigenen nüchternen – zuweilen subtil humorvollen
– Tonlage. Immer verbindet sich dabei ein gelassen-illusionsloser Blick
aufs Leben mit einem wachen Sinn fürs Menschliche und Zwischenmenschliche.
Mehr als dreieinhalb Jahrzehnte umspannt Naruses Œuvre und bleibt dabei,
auch in seinen auffälligen Eigenheiten, bemerkenswert konstant: von
den experimentierfreudigen Stummfilmen der 1930er bis zur abgeklärten
Filmsprache in den Breitbildformaten der 1960er Jahre. Rainer Landvogt
stellt alle 68 heute noch komplett existierenden Filme Naruses im Einzelnen
vor. Ergänzt wird diese subjektive Werkschau durch eine biografische
Skizze sowie eine Reflexion über Naruse’sche Motive und Stilmittel.
Zu entdecken ist hier einer der ›großen vier‹ Regisseure des japanischen
Films des 20. Jahrhunderts (neben Mizoguchi, Ozu und Kurosawa).
Literatur am Ende
Putting *Schöpfung* in *Erschöpfung
220 S., br., € 30,00
978-3-96317-354-7
Erschöpfte Ressourcen, erschöpfte
Kunst, erschöpfte Wissenschaft? In unterschiedlichsten Diskursen manifestieren
sich seit einigen Jahren, insbesondere seit der Coronapandemie, Erschöpfungserscheinungen.
Viele Menschen fühlen sich von der neoliberalen Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft
überfordert oder sind wütend aufgrund anhaltender rassistischer
und sexistischer Strukturen. Tradierte Formen und Gattungen der Literatur
scheinen in Anbetracht neuer medialer Ausdruckmöglichkeiten überholt
und geisteswissenschaftliche Methoden und Kanones nicht mehr auf der Höhe
der Zeit zu sein. Die hier versammelten wissenschaftlichen und künstlerischen
Beiträge berühren literarische, gesellschaftliche, politische
und ökologische Erschöpfungsphänomene. Sie nehmen die Prosa
Franz Kafkas ebenso in den Blick wie deutschsprachigen Diskurspop, die
Siedlungsgemeinschaft auf dem Monte Verità, zeitgenössische
Kinder- und Jugendliteratur, niedersorbische Märchen oder die Poetik
des Nature Writing. Damit bietet der Band ein facettenreiches Panorama
der Erschöpfungsliteratur vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Joanna Iwinska
Kurzgeschichten des Ankommens
25 Porträts
120 S., br., € 24,00
978-3-96317-358-5
Der Band versammelt Geschichten
von Menschen, die oftmals vor Jahrzehnten nach Deutschland eingewandert
sind und hier ein neues Leben begonnen haben. Einige von ihnen haben ihre
Geschichte des Ankommens selbst verfasst, manche haben der Herausgeberin
Joanna Iwin?ska davon erzählt und ihr die Schilderung anvertraut.
Iwin?ska, die selbst als Kind von Polen nach Deutschland gekommen ist,
interessiert, wie andere Erzählende die schmerzvolle Trennung von
der Tradition und der Muttersprache, von Familien und Freundeskreis und
im weitesten Sinne von der vertrauten Kultur verarbeiten. Ihre Berichte
verwandeln die unterschiedlichen Lebenserfahrungen in Kurzgeschichten,
die möglichst nah an dem bleiben wollen, was ihr im Vertrauen erzählt
wurde. Ihre Gesprächspartner_innen sind unterschiedlichen Alters und
unterschiedlicher Herkunft und haben facettenreiche biografische und berufliche
Hintergründe. Entstanden ist ein spannendes Lesebuch, das immer wieder
unter die Haut geht, manchmal amüsiert und manchmal auch erschreckt:
intime Stücke persönlich erlebter Zeitgeschichte und ein Spiegel
für die gesamte Bandbreite an Erfahrungen, die neue Inländer_innen
in Deutschland machen.
Matthias Rutt
Grenzschichten
Das Wechselspiel von Trennen und Verbinden
220 S., br., € 24,00
978-3-96317-361-5
Was haben die Oberflächenspannung
des Wassers, die biologische Zellmembran, die Bildung gesellschaftlicher
Gruppen und die psychologische Grenze zwischen Ich und Du gemeinsam? Dieses
Buch nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise entlang von Grenzschichten
in der Biologie und der Psychologie, in den Gesellschaftswissenschaften
und in der Spiritualität. Mit weitem Horizont entfaltet Matthias Rutt
ein Panorama verschiedener Arten von Grenzschichten und beschreibt mit
feinem Gespür das Wechselspiel von Trennen und Verbinden. Die vielfältigen
Blickwinkel des Buches lassen uns erkennen, auf welche Weise Grenzschichten
das Lebendige auf allen Ebenen prägen. Anschaulich und in einer persönlichen
Sprache entwickelt er ein leidenschaftliches Plädoyer, individuelle
und gesellschaftliche Grenzschichten lebensförderlich zu gestalten.
Er beschreibt, wie wir das Trennende anerkennen und das Verbindende fördern
können – zwischen einzelnen Personen, zwischen verschiedenen gesellschaftlichen
Gruppen und zwischen uns Menschen und den anderen Lebewesen auf diesem
Planeten.
»Alles ist mit Allem im Gespräch.«
Dieter Schimang
Scheinmündig
Unser verdrängter Anteil an der globalen Krise –
Ein anthropologischer Beitrag
274 S., br., € 24,00
978-3-96317-360-8
»Scheinmündig«
– was heißt das denn? Die Aufklärung kannte die Mündigkeit.
Doch diese offizielle Mündigkeit ist rein formal– mit 18 wird sie
uns von der Politik zugesprochen: Ohne eigenes Zutun, ungefragt und ungeprüft
sind wir plötzlich mündig. Wodurch wurde dies erreicht? Waren
es Erziehung, Schule, das Leben? Aber Mündigkeit muss inhaltlich begründet
sein: Durch den Mut und die Fähigkeit, dem eigenen Verstand zu folgen,
durch Selbstbestimmung, vor allem durch eigene und soziale Verantwortung.
Mündigkeit ist eine Kompetenz, die erst errungen werden muss. Unsere
Krisen aber zeigen Anderes: In den Köpfen herrscht Unmündigkeit
und Wirklichkeitsverweigerung – schon vor Pegida, Verschwörungspanik
, Corona- und Klima-Leugnung. Entgegen der negativen Krisen-Erfahrungen
spricht die Politik weiterhin alle BürgerInnen unverdrossen als mündig
an. Das überrascht nicht: Denn Mündigkeit kostet – und sie ist
gefährlich: Inhaltliche Mündigkeit aller ist unvereinbar mit
einem Regime des privaten Gewinnstrebens. Es sind die ökologische
und die politische Krise, die uns jetzt zur Entscheidung zwingen: Wollen
wir weiter gehen auf diesem Weg – oder müssen wir nicht sämtliche
Energie und Gewinne einsetzen für die Mündigkeit aller? Diese
Frage wird hier aus kulturanthropologischer Sicht analysiert und beantwortet.
Dominic Angeloch
Die Realität hinter der Realität
Verschwörungsdenken als moderne Denkform
150 S., br., € 24,00
978-3-96317-352-3
Wie entsteht der Glaube an Verschwörungen?
Wie werden Verschwörungen erzählt, wie werden sie gedacht? Dominic
Angeloch versteht Verschwörungsdenken als eine moderne Denkform: Ihre
Urbilder entstammen konkreten historischen Zusammenhängen, lassen
sich zugleich aber unendlich variieren und so lange neu kombinieren, bis
die Realität sich ihnen fügt. Dabei entsteht eine eigene Ästhetik,
die sich in Kultur und Popkultur erprobt und entfaltet. Eine Analyse dieser
Ästhetik in Literatur, Film und Musik erlaubt es, das Beteiligungsangebot
von Verschwörungserzählungen und damit ihren Erfolg zu verstehen.
So gerät eine Logik in den Blick, die beliebige Fakten und Fiktionen
zu Mythen verknüpft, die man nur glauben, niemals widerlegen kann.
Spätestens an dieser Stelle scheitern die meisten Erklärungsansätze:
Als dumm wird abgewehrt, was ein Spektakel für Scharfsinn stiftet,
und als verrückt, was den Punkt anzeigt, wo Rationalität an sich
selbst irre wird. Angeloch beleuchtet Geschichte und Funktionsweise des
Verschwörungsdenkens und klärt, welche Bedürfnisse sich
darin wirklich artikulieren, worauf es eigentlich abzielt.
Nicola Condoleo
Tierdressur im Schweizer Zirkus
Eine kulturphilosophische Analyse zum Tier-Mensch-Verhältnis
am Anfang des 21. Jahrhunderts
130 S., br., € 30,00
978-3-96317-350-9
Im Oktober 2006 wurde der Circus
Royal in der Schweiz von der ALF, der Animal Liberation Front, angegriffen.
In Zürich wurden ein Zwerghase und ein Meerschweinchen befreit und
entführt. Dieses Ereignis war ein Auftakt für das, was in den
folgenden Jahren in der Schweiz beobachtet werden konnte: Es wurde vermehrt
gegen Zirkusse demonstriert, Tierdressuren in Zirkussen wurden medial problematisiert
– wie auch gerechtfertigt. Heute werden Tierdressuren zumindest in der
Schweiz, aber generell auch darüber hinaus viel weniger aufgeführt.
Tierdressuren hatten und haben ihren besonderen Reiz: Die Manege als Panoptikum
ist der gesamte Weltkreis. Im Kern der Welt steht der Mensch und sein Blick
dringt in alle Sphären. Die Zeichen seiner Macht sind nicht Schwert
und Hirtenstab, sondern Peitsche und Stock. Tierdressuren bezeugen, so
die Annahme, auch noch am Anfang des 21. Jahrhunderts eine prekäre
Beziehung: das Mensch-Tier-Verhältnis oder allgemeiner: das Verhältnis
zwischen Kultur und Natur. In der Manege zeigt sich, was Kultur eben auch
ist: Kontrolle, Herrschaft, Repression, Ordnung – nicht nur gegenüber
Tieren, sondern auch gegenüber Menschen. Nicola Condoleo untersucht
diese schwierige Beziehung ästhetisch, kulturgeschichtlich und philosophisch.
Joanna Iwinska
24.2.
Eine Flucht
24 S., br., € 7,00
10,5 x 10,5 cm ISBN 978-3-96317-336-3
Der Band erzählt in Texten
und Bildern von der Flucht einer ukrainischen Familie. Bestehend aus Großmutter,
Mutter und zwei Kindern im Schulalter macht sich die kleine Gruppe im Februar
2022 von Kyiv aus auf die Flucht vor dem Krieg. Hervorgegangen aus mehreren
Begegnungen und Gesprächen mit den Geflüchteten erzählt
Joanna Iwinska diese Geschichte vom Verlust des alten Lebens, von den Strapazen
der langen Reise und der Ungewissheit, wie das neue Leben aussehen wird.
Neben den Illustrationen von Melika Moazeni enthält das Büchlein
auch Zeichnungen der Kinder, deren Geschichte erzählt wird.
Thomas A. Herrig
Was uns die Daten verraten
Politische Werbung bei Facebook/Meta
im Bundestagswahlkampf 2021
150 S., br., € 24,00
978-3-96317-342-4
Die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag
ist die erste Bundestagswahl, bei der Facebook/Meta mit seiner Werbebibliothek
Daten zur entsprechenden Wahlwerbung auf eigenen Plattformen öffentlich
zugänglich macht. So lässt sich erstmals nachvollziehen, welche
Parteien hier wie viel Budget investieren, um ihre politischen Inhalte
reichweitenstark zu platzieren – und mit
welchen dieser Advertisements sie die meisten Menschen erreichen.Auf
Basis einer wissenschaftlichen Analyse geht Thomas A. Herrig dabei Fragen
nach, die für Demokratie und politische Willensbildung hochrelevant
sind, etwa: Sollten Parteien ihre digitale
Wahlwerbung den Vorgaben von Plattformkonzernen folgend gestalten? Wie
sehen social-Media-Advertising-Strategien aus?
Können kleinere Initiativen bzw. Parteien auch mit geringen Budgets
große digitale Reichweiten erzielen? Und: Welche weiteren Erkenntnisse
lassen sich aus dem umfangreichen Datenangebot der Werbebibliothek gewinnen?
Mit einem Fazit für die Praxis politischer Ads.
Nicola Condoleo
Über Atheismus
Überlegungen für Unschlüssige
140 S., br., € 24,00
978-3-96317-339-4
Natürlich kann man glauben,
was man will. Aber glauben wir, was wir wollen? Meistens ist es keine Frage
der individuellen Entscheidung, sondern des Umfelds, also von Familie,
Gruppe, Klasse und Gesellschaft. Wieso aber ist die Welt so versessen auf
Glauben, auf Religion, auf Spiritualität? Woher kommt dieses Bedürfnis?
Wieso trotzt Transzendentes dem wissenschaftlichen Zeitalter?
Nicola Condoleo sichtet und reflektiert
in dieser philosophischen Versuchung gegen alles Theistische die Bruchstücke
des religiösen Rückbaus. Seine Sammlung von pointierten, pointilierten
Gedankengängen geht der Gottlosigkeit nach: Als Kritik am Glauben,
an Religionen jeglicher Art, Astrologie, Esoterik zeigt seine essayistische
Untersuchung, dass es höchste Zeit ist, sich von der Bevormundung
der Mythen zu verabschieden – theoretisch wie auch praktisch. Er bietet
keine philosophische Erlösung.
Was aber nach der Vertreibung
der Engel vom Stecknadelkopf bleibt, ist nichts weniger als – Freiheit.
Christina Mundlos
Mütter klagen an
Institutionelle Gewalt gegen
Frauen und Kinder im Familiengericht
270 S., br., € 22,00
978-3-96317-332-5
Es dürfte die Vorstellungskraft
der allermeisten Menschen übersteigen, was die Sozialwissenschaftlerin
und Frauenrechtsaktivistin Christina Mundlos aus deutschen Familiengerichten
zusammengetragen hat: Frauen und Kinder, die nicht nur auf legale Weise,
sondern mithilfe des juristischen Apparats selbst unter die Verfügungsgewalt
gewalttätiger Ex-Männer gezwungen werden. An den haarsträubenden
Fällen arbeitet Mundlos das beängstigend Systematische heraus:
Sichtbar
werden ein unhaltbares Abhängigkeitsgefüge zwischen Rechtsprechung,
GutachterInnen und Einrichtungen der Familienhilfe sowie ein patriarchal-misogyner
Hintergrund und eine fragwürdige politische Agenda. Immer
wieder führt dies dazu, dass Entscheidungen zugunsten von Männern
gefällt und Kindeswohl sowie Frauenrechte missachtet werden.
Der Band versammelt zahlreiche
Schilderungen von betroffenen Frauen sowie die Statements von Fachkräften,
die Schwächen und Ungerechtigkeiten des familienrechtlichen Systems
aus der eigenen Tätigkeit heraus kennen und ihre Finger in dessen
zahlreiche Wunden legen. Ein Ratgeberteil für betroffene Frauen
beschließt den Band.
Ausfürlicher Bericht zum
Buch: https://www.emma.de/artikel/muetter-vor-gericht-340663
Alfred
Wolfensteins Kleine Bibliothek der Weltliteratur
Gustave Flaubert
Madame Bovary
Mit Schwarzweiß-Illustrationen von Charles Hug
aus der Erstausgabe
450 S., br., € 32,00
978-3-96317-326-4
Mit Gustave Flauberts Roman »Madame
Bovary« wird »Alfred Wolfensteins Kleine Bibliothek der Weltliteratur«
fortgesetzt. Die deutsche Übersetzung durch den Expressionisten und
Sprachkünstler Wolfenstein erschien 1938 während seines Pariser
Exils in der Büchergilde Gutenberg in Zürich. Der
Jude Wolfenstein emigrierte 1933 im Alter von 61 Jahren zunächst nach
Prag, um dann weiter in die französische Metropole zu flüchten.
Dort lebte er in prekären und ärmlichen Verhältnissen. Ab
1940, nach der Besetzung von Paris durch die deutschen, faschistischen
Truppen, hielt sich Wolfenstein im Untergrund versteckt. Seelisch und durch
eine schwere Herzerkrankung zermürbt, beendet er sein Leben am 22.
Januar 1945. »Wenn wir Flauberts
herrlichen Roman heute von neuem in deutscher Sprache bieten, so hat dies
seinen guten Grund. Die Weltliteratur bewahrt ihren zusammenhängenden
Wert, wenn auch die Weltpolitik in Scherben geht. Aus der chaotischen Gegenwart
sich wieder in eine so vollkommende Kunst zu versenken, wenn die Erde die
krasse Unvollkommenheit ihrer sonstigen Einrichtungen beweist, das wird
jedem einen unmittelbaren Genuß, einen festen Halt, ein unerwartetes
Glück verschaffen.« (Wolfenstein, 1939)
Eine Würdigung des Romanciers
Gustave Flaubert durch Heinrich Mann beschließt den Band. Dem Roman
sind die ganzseitigen Illustrationen von Charles Hug aus der Erstausgabe
beigegeben.
Markus Jansen
Mensch oder Erde
Ökologische Aufklärungen
400 S., br., € 29,00
978-3-96317-341-7
Klima ist allgegenwärtig.
Rund um den Globus gehen Menschen auf die Straße,
Politik und Wirtschaft propagieren ›Klimaschutz‹, das gesamte Leben soll
in dessen Namen reformiert werden. Nach der Umweltrevolution der 1960er-
und 1970er-Jahre scheint eine neue Phase angebrochen zu sein in der Geschichte
der Ökologie. Der Philosoph Markus Jansen zeigt, dass diese Geschichte
es in sich hat. Was seit Dekaden als unbefragbares Projekt der Weltrettung
inszeniert wird, beruht zum Teil auf dubiosen Grundlagen und verfolgt mitunter
fragwürdige Ziele. In ›Mensch oder Erde‹ wird erstmals die Geschichte
einer verfehlten Ökologie erzählt, für die ›Raumschiff Erde‹,
›Gaia‹, ›Nachhaltigkeit‹ oder ›Geoengineering‹ beispielhaft stehen. Sich
davon abgrenzend formuliert Jansen eine Tiefenökologie, deren Leitbilder
unter anderem Nichteingreifen und Postwachstum heißen und die ebenso
vor der desolaten Wirklichkeit der Digitalisierung die Augen keineswegs
verschließt. ›Mensch oder Erde‹ ist
eine bestechende Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Ökologie,
eine längst überfällige Aufklärung, die in zukunftstrunkener
Zeit auf Geistesgegenwart setzt.
Phillip Maiwald
Postaktivismus
Die Stille im Inneren der Krise
120 S., br., € 18,00
978-3-96317-345-5
Wir sind aufgebracht. Wir sind
rasend und lärmend im brausenden Außen der Krise. Wir benötigen
einen Schritt ins innere, stille Zentrum dieses Orkans, um sie besser zu
verstehen. Dazu brauchen wir Mut – zum Experiment, zum Neubeginn und zum
Chaos.
Um unsere eher technische Sicht
auf die Klimakrise zu überwinden, braucht es einen erweiterten Blick
auf die Natur
und auf uns selbst. Nur
so können wir die Krise als das betrachten, was sie tatsächlich
ist: Eine Einladung an uns selbst, unsere Kultur sehr grundsätzlich
zu verändern. Wir könnten damit beginnen, unser Denken zu kompostieren.
Petra Krumme
Unter Strom
Die wachsende Energiedemokratie-Bewegung in den USA
und was wir von ihr lernen können
220 S., br., € 24,00
978-3-96317-322-6
In ›Unter Strom‹ thematisiert Petra
Krumme einen blinden Punkt vieler Debatten über den Energiewandel:
die versteckten sozialen Fragen, die in den Diskussionen über die
Errichtung von Windparks und neuen Stromtrassen untergehen. Wer bekommt
die Anlagen letztlich vor die Nase gesetzt und wer
zahlt den Preis dafür? Es sind vor allem sozial schwächer gestellte
Gruppen, denen die Opfer für die ökologische Neuausrichtung der
Gesellschaften aufgebürdet werden. Angesichts
der politischen Lippenbekenntnisse zur Abkehr von fossilen Energien stellt
sich zudem die Frage: Kann es eine Wende vielleicht ›nur‹ als »Energiewende
von unten« geben? Während die amerikanische Energiedemokratie-Bewegung
nach Deutschland blickt, wenn sie ihre Vorbilder benennen soll, richtet
sich der Blick zurück in die USA, wenn es um die Sensibilität
für diese sozialen Aspekte der Energiewende geht. Um von der amerikanischen
Debatte für den deutschen Kontext lernen zu können, hat Krumme
in den USA zwölf Interviews mit Initiator_innen und Aktiven geführt
und deren Erkenntnisse von deutschen Repräsentant_innen der Bürgerenergiebewegung
in kurzen Feedbacks kommentieren lassen. Nicht nur bei der Entscheidung
für oder gegen fossile Energien, auch bei der Entscheidung für
oder gegen eine lokale Energieversorgung geht es um nichts weniger als
um die Frage basaler Menschenrechte. Das Fazit: Es gibt viel voneinander
zu lernen und jede_r kann mit der Weltrettung
direkt vor der eigenen Haustür loslegen.
Felix Zimmermann
Virtuelle Wirklichkeiten
Atmosphärisches Vergangenheitserleben im
Digitalen Spiel
600 S., geb., € 45,00
978-3-96317-324-0
Atmosphären sind überall:
am Arbeitsplatz, im Fußballstadion, vor dem knisternden Kaminfeuer.
Sie prägen unsere Alltagssprache und sind ganz selbstverständlich
gewordener Ausdruck dessen, wie wir uns in bestimmten Umgebungen befinden
und wie wir diese empfinden. Ihr Einfluss ist weitreichend: Ästhetische
Atmosphären sind eng verbunden mit einer gegenwärtigen erlebnisorientierten
Geschichtskultur, deren Produkte und Praktiken behaupten, einen unmittelbaren
Kontakt mit der Vergangenheit herzustellen.
Mit den ›Vergangenheitsatmosphären‹
bietet Felix Zimmermann erstmals einen Begriff an, um dieses Streben nach
Unmittelbarkeit adäquat beschreiben zu können.
Anhand tiefgehender Analysen der Digitalen Spiele »Anno 1800«
(2019), »Assassin’s Creed Syndicate« (2015) und »Dishonored:
Die Maske des Zorns« (2012) wird der Begriff konturiert und die Produktivität
einer an Theorien und Methoden der Public History, Game Studies und Phänomenologie
geschulten Atmosphärenforschung unter Beweis gestellt.
Marc Bonner
Offene-Welt-Strukturen
Architektur, Stadt- und Naturlandschaft
im Computerspiel
800 S., ca. 100 Abb.,
geb., € 45,00
978-3-96317-321-9
Welche Rolle spielen Algorithmen
für den Bildbau und die Darstellung von Welt und Wetter in Computerspielen?
Wie beeinflusst die Gestaltung der Räume, Level und Topografien die
Entscheidungen und das Verhalten der Spieler_innen? Ist der Brutalismus
der erste genuine Architekturstil der Computerspiele? Welche Bedeutung
haben Landschaftsgärten und Nationalparks im Strukturieren von Spielwelten?
Wie wird Natur in Zeiten des Klimawandels dargestellt? Insbesondere in
den letzten 20 Jahren adaptieren digitale Spielwelten akribischer denn
je Merkmale der physisch-realen Welt. Durch aufwändige Produktionsverfahren
und
komplexe Visualisierungsstrategien wird die Angleichung an unsere übrige
Alltagswelt stets in Abhängigkeit von Spielmechanik und Weltlichkeit
erzeugt. Wie sich spätestens am Beispiel der Open-World-Spiele zeigt,
führt die Übernahme bestimmter Weltbilder und Bildtraditionen
zu ideologischen Implikationen, die weit über die bisher im Fokus
der Forschung stehenden, aus anderen Medienformaten transferierten Erzählkonventionen
hinausgehen. Mit seiner Theorie der Architektur als medialem Scharnier
legt Marc Bonner offen, dass digitale Spielwelten medienspezifische Eigenschaften
aufweisen, die bisher nicht zu greifen waren und der Erforschung harrten.
Durch
Verschränken von Konzepten aus u.a. Medienwissenschaft, Game Studies,
Philosophie, Architekturtheorie, Humangeografie, Landschaftstheorie und
Kunstgeschichte erarbeitet Bonner ein transdisziplinäres Theoriemodell
und ermöglicht anhand der daraus entwickelten analytischen Methoden
erstmals, die komplexe Struktur heutiger Computerspiele
– vom Indie Game bis zur AAA Open World – zu
verstehen und zu benennen. Mit »Offene-Welt-Strukturen«
wird die Architektonik digitaler Spielwelten umfassend zugänglich.
Charlotte Bruns
Raumbilder und ihre Gebrauchsweisen
Zur Organisation des Sehens in der Stereofotografie
350 S., geb., € 40,00
978-3-96317-325-7
Das Sehen stereofotografischer
Bilder – ein Massenmedium um 1900 und eine frühe Form der ›Virtual
Reality‹ – unterliegt je nach Gebrauchsweise unterschiedlichen Organisationsformen.
Gemeinsam ist den bildmedialen Seherfahrungen von solchen Raumbildern jedoch,
dass sie von einer Versetzung in den Bildraum geprägt sind, sie aber
gleichsam medial-künstliche Erfahrungen bleiben: Einerseits ist das
stereofotografische Raumbild eine perfektionierte visuelle Wirklichkeitsillusion,
andererseits kann im Raumbilder-Sehen das Dargestellte nur kulissenhaft
betrachtet werden und bleibt den anderen Sinnen unzugänglich.
Auf diese Weise wird der leiblichen
und synästhetischen Erfahrung im Raumbilder-Sehen stets Grenzen gesetzt.
Charlotte Bruns widmet sich eingehend
dem stereoskopischen Raumbilder-Sehen, dessen immersiven Potenzialen und
den gesellschaftlichen Gebrauchs- und Wirkungsweisen dieser Bildmedientechnik.
Je spezifische Apparaturen und Sehtechniken zur dreidimensionalen Wahrnehmung
des Raumbildes, Konventionen der Gestaltung und soziale Rahmungen der Betrachtung
ermöglichen es Raumbildern, räumlich Fernes, zeitlich Vergangenes,
moralisch Verbotenes und epistemisch Verschlossenes zu vergegenwärtigen.
Sonja Grulke
Sound on Display
Klangartefakte in Ausstellungen
366 S., br., € 35,00
978-3-96317-329-5
In jüngerer Zeit haben populäre
Songs wie ‚Heroes‘ von David Bowie, klangkünstlerische Werke wie ‚Forty
Part Motet‘ von Janet Cardiff und mit ‚Lao Khamhom‘ eine der ersten Tonaufnahmen
von 1900 Einzug in den Museumskontext gehalten und markieren damit einen
Trend: Zunehmend rücken Klangartefakte
in den Mittelpunkt von Ausstellungen.
Unter welcher Prämisse geschieht dies und welche kuratorischen Schwierigkeiten
und Chancen ergeben sich daraus? Oder in Björks Worten gefasst: „How
do you hang a song on the wall?“
Sound on Display bietet erstmals
einen Überblick über neue Potenziale auditiven Ausstellens und
profitiert dabei von dem Umstand, dass sich insbesondere Klang- und Medienkünstler*innen
experimentell mit dem Akustischen auseinandergesetzt haben.
Den Erkenntnissen, die sich daraus
für die Darstellung von akustischen Aufnahmen ableiten lassen, stehen
drei Fallbeispiele akustischer Kurationen gegenüber, die allesamt
2018 in Berlin verschiedene Gattungen akustischer Aufnahmen ‚on Display‘
stellten: [laut] Die Welt hören, Oh Yeah! und Radiophonic Spaces.
Hondros, Konstantin
Liminale Kreativität
Praktiken kleinster Transformationen in der Produktion
von Soundalikes?
400 S., br., € 37,00
978-3-96317-343-1
Neue Produkte herzustellen,
die bereits existierenden bis zur Verwechslung ähneln, verlangt von
Kreativen den paradoxen Spagat zwischen
Neuheit und Bekanntheit auf die Spitze zu treiben. Gerade Auftragszusammenhänge
der Kreativwirtschaft können die Produktion ähnlicher Artefakte
einfordern und dem Wunsch nach Einzigartigkeit widersprechen, der Gegenwartsgesellschaften
angeblich auszeichnet. Diese bewerten das Besondere, das Werk als kreativ
und stellen ihm Kopien oder Plagiate gegenüber, die als unkreativ
gelten. Die Analyse von Produktionen intentionaler Ähnlichkeit öffnet
hier den Blick auf die vielfältige und von Unsicherheiten geprägte
liminale Kreativität der Versionen. Fallbeispiele der Herstellung
von Soundalikes zeigen anhand von Beobachtungen, Interviews und Gerichtsfällen,
wie ästhetische, rechtliche, wissenschaftliche und wirtschaftliche
Grenzziehungen musikalisches Versionieren anleiten. Kreative
nutzen Kombinationen kleinster Transformationen, um Musikprodukte einer
Referenz anzunähern und von ihr zu entfernen, und produzieren dabei
Artefakte im Graubereich zwischen Werk und Plagiat.
Wolfram Ette /Karin Nungeßer
Das eigensinnige Kind – Teil 2
Vom Umgang mit einem sehr deutschen Gefühl
120 S., br., € 18,00
978-3-96317-331-8
Das Märchen vom eigensinnigen
Kind ist kurz und schrecklich, und illustriert mit seltener Brutalität,
was mit Kindern geschieht, die ›nicht tun, was ihre Mütter haben wollen‹.
Damit ist es – so die beiden Literaturwissenschaftler_innen Wolfram Ette
und Karin Nungeßer – ein sehr deutsches Märchen. Ausgehend
vom Grimm’schen Text erkunden sie, was Eigensinn ist und
welche Konsequenzen seine Unterdrückung hat. Dabei geht es auch um
die Frage historischer Kontinuitäten und transgenerationaler Weitergaben.
Welche Spuren zeitigen der Nationalsozialismus und die Erziehungsratgeber
von Johanna Haarer bis heute?
Hat die Neue Rechte etwas mit
unterdrücktem Eigensinn zu tun? Welche
Fantasien treiben sie an? Welche Rolle spielt die Angst in der Attraktionskraft
dieser und anderer sozialer Bewegungen und welche Rolle der Mangel? Lassen
sich die destruktiven gesellschaftlichen Dynamiken des zugeschriebenen
und unterdrückten, des ausgemerzten und verdrängten, des entstellten,
ignorierten, parodierten, ungelebten, nicht totzukriegenden Eigensinns
durchbrechen – und wenn ja, wie? Link:
– Teil 2
Johanna Panagiotou
Frauen, Macht und Trauma im
Kalten Krieg
Biografien vor und hinter dem Eisernen Vorhang (1947-1953)
300 S., geb., € 35,00
978-3-96317-344-8
Biografien von politisch aktiven
Frauen, die im Höhepunkt des Kalten Krieges Geschichte schrieben.
Mamali
Panagiotou gewährt damit eine erkenntnisreiche Perspektive auf
die nachkriegerische Geschichte, widerspricht einer androzentrischen Tradition
in der Historiografie und lässt Gendergerechtigkeit widerfahren.
Die Akteurinnen bilden ein unzertrennliches
Kollektiv ? auch wenn es wohl nie zu einer Begegnung kam.
Die zwei Profiteurinnen
Hilde Benjamin (DDR) und Ana Pauker (Rumänien) befanden sich an der
Spitze der Politik, während die anderen zwei Oppositionellen
Ethel Rosenberg (USA) und Elli Pappa (Griechenland) unter immensen staatlichen
Druck gerieten, als ihnen die Todesstrafe drohte.
Mit einem transatlantischen
Blick ordnet die Kulturhistorikerin diese Persönlichkeiten in das
Schema Macht und Trauma ein und portraitiert unter der Prämisse
»Das Private ist politisch und das Politische ist privat« ihre
spannenden Gedanken- und Erlebniswelten.
Erstmals in der deutschsprachigen
Bibliografie als Transnationale Tetrabiografie
gelabelt und von theoretischen Überlegungen der Autorin getragen,
zeigt diese Untersuchung nicht nur die Geschichte von vier besonderen Frauen,
sondern auch die einer Welt im Umbruch, geprägt von so vielen Machtkonstellationen
und kollektiven Traumata, dass sie ihresgleichen sucht.
An den Rändern des Imperiums
Vermessungen Peter Sloterdijks
Herausgegeben von Érik Bordeleau
und Dalie Giroux mit Aufsätzen von Arantzazu Saratxaga Arregi, Bernard
Aspe, Émilie Bernier, Vincent Duclos, Frédéric Neyrat,
Elisabeth von Samsonow sowie
Sjoerd van Tuinen der auch Sloterdijk
befragt.
222 S., br., € 25,00
978-3-96317-317-2
Der diesseitige Charakter der menschlichen
Existenz treibt die deutsche Phänomenologie von Hegel bis Husserl
und Heidegger an und nirgendwo ist dieser Wesenszug expliziter, phantastischer
oder politischer als im Denken von Peter Sloterdijk. Durch die Beiträge
von Expert_innen des Sloterdijk’schen Werks
aus Kanada, Frankreich, Spanien, Deutschland, den Niederlanden und USA
spielt
dieser Sammelband mit den Kräften, die sich in dieser Erfahrung des
Denkens auftun – bringt sie ins Spiel und überlistet sie zugleich.
Auf diesem Weg wird nicht nur das Werk des Karlsruher Philosophen in seinen
Maßen und Maßnahmen auf die Probe gestellt, sondern auch die
zeitgenössische ontopolitische Situation des Abendlandes, die mythischen
Quellen seiner Macht und die Fähigkeit, inmitten dieses Imperiums
ein Gemeinsames zu benennen.
Sesshaftigkeit
Norval Baitello jr.
Gesetztes Denken
Gedankensprünge zu Pobacken,
Stühlen und Bildern
120 S., geb., € 24,00
978-3-96317-334-9
Die Sesshaftigkeit steht auf der
schwarzen Liste der Sünden der heutigen Zivilisation. Sie ist eingezogen
in die tiefsten Schichten unseres Denkens und Fühlens und sorgt dafür,
dass möglichst wenig in Bewegung gerät. Einstweilen bewegen sich
die erstarrten Manifeste des von uns Gedachten unheilvoll aufeinander zu.
In seinem An-Denken gegen Bewegungslosigkeit und Stagnation, das auch ein
„Aufstand gegen die Stühle“ ist, hat der brasilianische Kulturtheoretiker
Norval Baitello jr. ein Buch in achtzig Sprüngen vorgelegt. ›Gesetztes
Denken‹ will die Gründe für unser so domestiziertes Leben aus
der Sicht des Körpers verstehen – ausgehend von seiner Verbundenheit
und Kommunikation mit der Umwelt und anderen Körpern. Aus
dem Inhalt: Schwebende Kapseln:
die präadamitischen Paradiese
/ Sitzen und sich setzen: unsere geknickten und gebrochenen Körper
/ Stühle und Bildmaschinen – eine maligne Verbindung / Können
wir Bilder fressen? u.v.m. Mit einem Vorwort
von Christoph Wulf.
Kunst, Design und die »Technisierte
Ästhetik«
272 S., 16 ill., br., €
30,00
978-3-96317-327-1
Lang lebe die Maschine, lang lebe
die Technik! In den zivilisatorischen Unwägbarkeiten
der Technisierung zeigt sich das Kreative heutzutage an der Schnittstelle
von Technik und Ästhetik, innerhalb
der schöpferischen Unvorhersehbarkeit der neuen Apparate und im Kontext
einer bereits mannigfach in der Alltagskultur verankerten Maschinen-Ästhetik.
Seitdem dies der soziokulturelle
Regelfall geworden ist, sind unterschiedlichste kommunikative (Medien-)Transformationen
durch grafische und interaktive Interfaces entstanden. Diese haben zu allgemeinen
Veränderungen in der subjektiven Wahrnehmung von analogen und digitalen
Medien
geführt. Geprägt von Vernetzung, Hyperlokalität, Hybridisierung,
Cyborgisierung und Multimedialität bringen sie eine dezidiert »technisierte
Ästhetik« zum Ausdruck bzw. leiteten sie eine solche ein.
Klaus Dieter Spangenberg
Das Gasthaus »Zur Sonne«
Chronik eines Marburger Wahrzeichens
188 S., zahlr. farb. Abb., br.,
€ 25,00
978-3-96317-323-3
Das Marburger Gasthaus »Zur
Sonne« ist ein Wahrzeichen der Stadt, eng verbunden mit der Geschichte
der Stadt und des Marktplatzes. Seit 1569 haben zahlreiche Generationen
das Haus bewirtschaftet. Die Wirtsfamilien der »Sonne« gehörten
über Jahrhunderte zugleich der Bäckerzunft an und nahmen zeitweise
eine führende Rolle als Zunftmeister der Stadt Marburg ein. Das Gasthaus
war für viele Jahrzehnte Zunftherberge der Buchbinder und Perückenmacher.
Kaufleute, Handelsreisende und Handwerker zählten zu den ständigen
Gästen der Herberge. Generationen von Studenten haben die »Sonne«
zu ihrem Stammlokal erkoren – seit jeher lockt das Gasthaus im Herzen der
Stadt Bürger_innen wie Stadtbesucher_innen mit gutbürgerlicher
Küche und Gastlichkeit in historischem Ambiente. Als eines der ältesten
Fachwerkhäuser Marburgs ist die »Sonne« ein
bedeutendes Baudenkmal der Stadt.
Klaus Dieter Spangenberg hebt in
diesem reich bebilderten Band die einzigartige Rolle der »Sonnen«-Wirte
im Marburger Gastronomieleben hervor. Jutta Schuchard und Ulrich Klein
erörtern die bau- und kunsthistorischen Besonderheiten dieser Lokalität.
Wer noch nicht in der »Sonne«
war, war nicht in Marburg!
Plastik des 20. und 21. Jahrhunderts in Marburg
200 S., br., € 29,00
978-3-96317-340-0
Die komplett überarbeitete
Neuausgabe aktualisiert die 1980 erschienene Dokumentation ›Plastik des
20. Jahrhunderts in Marburg‹. Seit dem damaligen Erscheinen haben zahlreiche
neu hinzugekommene plastische Kunstwerke den öffentlichen Raum der
Stadt Marburg – öffentliche Gebäude und Anlagen – künstlerisch
belebt. Seit dieser Zeit sind aber auch einige ältere Arbeiten verloren
gegangen oder haben ihren Standort gewechselt. Dieser reich
bebilderte Katalog verschafft ihnen allen
einen wirksamen Platz.
Ziel ist es, alle verfügbaren
Informationen zu den künstlerischen Arbeiten (Standort, Titel, Künstler*in,
Entstehungs- und Aufstellungsjahr, Material, Maße, Beschriftungen
etc.) zusammenzustellen. Damit werden neben den Grunddaten auch Informationen
zur Entstehungsgeschichte, den künstlerischen Intentionen, Finanzierungsmodalitäten
usw. deutlich.
Die Sammlung überrascht mit
einer Vielfalt an künstlerischen Arbeiten, die in Marburg zu entdecken
sind, und auch wegen der Daten und Fakten, die sich um manche Kunstwerke
ranken – ein Stück künstlerischer Marburger Stadtgeschichte
Sarah Sander
Prekäre Passagen
Medien und Praktiken der Migration
300 S., br., € 34,00
978-3-96317-221-2
Was verbindet das Migrationsgeschehen
vor 100 Jahren mit den aktuellen Diskursen zum Thema? Sarah Sanders ausgezeichnete
medienkulturwissenschaftliche Studie über prekarisierte
Passagiere und »Prekäre Passagen« zwischen Europa und
den USA um 1900 geht der Frage nach den medialen und materiellen Bedingungen
der Migration zwischen Troppau, Hamburg, Ellis Island und New York nach.
Mit diesen Stationen folgt sie der Hauptmigrationsroute der vorvergangenen
Jahrhundertwende, um diejenigen Medien und Praktiken der Aus- und Einwanderung
zu beleuchten, die Migration als kulturelles Phänomen (vor)strukturieren.
Sie betrachtet dazu die Riten der Passage von der Passagierliste, dem Schiff
als schwimmender Stadt bis hin zur Rezeption in Cartoons und anderen Bildmedien.
Die
zentrale Frage nach der ›Verfassung‹ moderner Subjekte im Transit wird
dabei nicht nur über eine Rekonstruktion der gouvernementalen und
biopolitischen Kontrollen angegangen, sondern auch mit Blick auf die Schleichwege,
Umnutzungen und »Schlemihlereien« derjenigen Passagiere, die
nur mit Glück (oder dem Pass einer anderen Person) in den USA ankamen.
Vor diesem geschichtlichen Tableau zieht Sander Parallelen zur Gegenwart.
Ihr
Anliegen ist es, die Bedeutung historisch-genealogischer Forschungen für
eine fundierte Gegenwartsanalyse und -kritik aufzuzeigen. Im Fluchtpunkt
der historischen Analyse von Migrationsbedingungen zwischen Europa und
den USA steht immer auch die heutige Geschichte und Situation der Migration
– mithin eine aktuelle, sehr gut lesbare und lebendige Kulturgeschichte
des Transits.
Frank Jacob
1789
Die Französische Revolution als Laboratorium
der Moderne
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-297-7
Die Französische Revolution
veränderte die Welt tiefgreifend, allein schon durch Ideen, die mit
den Ereignissen seit 1789 in Verbindung standen und bis heute bestimmen,
was als modern gilt. Nicht zu Unrecht können die revolutionären
Umwälzungen zu Beginn des langen 19. Jahrhunderts auch als eine Art
Laboratorium der Moderne gelten, wobei sich im Zuge der Revolution ein
Ringen unterschiedlicher Kräfte und der von diesen vertretenen Ideen
abzeichnete. Anhand eines theoretischen
zehnstufigen Vergleichsmodells stellt Frank Jacob den Charakter der Französischen
Revolution als einer Epochenscheide heraus und betrachtet die unterschiedlichen
Diskurse über einen »Bruch mit dem Alten« hin zu einer
»neuen Zeit« sowie die unterschiedlichen
Forderungen an ebendiese.
Heiner Stahl
Urbane Soundfabrik
Vom Hörwissen der Herrschaft und dem Hören
von Menschen in Städten (1890-1960)
250 S., br., € 28,00
978-3-96317-131-4
Menschen hören. Sie bilden
Kommunikationsbeziehungen. Interagieren sie miteinander, entstehen Geräusche.
Ihr Verbreiten, Vernehmen und Verstehen spurt Hörwege. Lärm zu
machen, bedeutet Macht auszuüben. Geräusche zu regulieren, verweist
auf Praktiken von Herrschaft. Und auch der Verzicht auf Lärmminderung
ist ein Verfahren der Machtausübung. Heiner Stahl untersucht die historischen
Dimensionen von Machtverhältnissen, die durch die gesellschaftliche
Produktion von Geräusch entstehen. Dabei beleuchtet er Konstruktionsprozesse
von Geräusch, Lärm und Sound im städtischen Raum und setzt
sich mit Geräuschkulissen in Gebäuden (Fabrik, Wohnen), am Boden
der Straßen und Plätze (Verkehr, öffentliche Versammlungen)
sowie über den Köpfen der Menschen (Luftraum und -alarmierung)
auseinander. Urbane Soundfabrik wird so auch zur historisch fundierten
Handlungsanleitung zur Widerständigkeit - gegenüber Entscheidungen
von Gemeinde- und Stadtverwaltungen, Landratsämtern oder Regierungspräsidien.
Am Ende entsteht eine vielfältige Kartografie der Klänge aus
historischen Dokumenten des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts.
Dr. Heiner Stahl, 2002 Magister
Artium in Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Potsdam.
2008 Promotion an der Universität Potsdam zu »Jugendradio im
Kalten Ätherkrieg. Berlin als eine Klanglandschaft des Pop«.
2009–2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Medien- und
Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt. 2013–2015 Lehrkraft
für besondere Aufgaben in Neuerer und Neuester Geschichte am Historischen
Seminar der Universität Siegen. Seit Oktober 2015 Wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität
Siegen.
Szabo, Sacha
Schaubudenromantik
Die Dresdner Vogelwiese vor
100 Jahren
140 S., br., € 19,00
978-3-96317-151-2
Wenn wir an Festplätze denken,
haben wir sofort die heutigen Großveranstaltungen mit gigantischen
Fahrgeschäften und riesigen Bierzelten vor Augen. Wie aber sah ein
Festplatz vor rund hundert Jahren aus? Der Kultursoziologe Sacha Szabo
öffnet ein Fenster in die Vergangenheit und zeigt anhand der Dresdner
Vogelwiese, die über eine einzigartige Ausgewogenheit von Fahrgeschäften,
Schaubuden und Festzelten verfügt, und am Beispiel von historischen
Abbildungen, wie sich die modernen Massenvergnügungen entwickelten.
Das Buch ist nicht nur eine Kulturgeschichte, sondern gleichzeitig auch
eine Kulturphilosophie des Vergnügens.
Die unterschiedlichen Attraktionen
stellten das Gewohnte des Alltags buchstäblich auf den Kopf und verunsicherten
auf diese Weise die Besucher in ihrem Selbstverständnis. Die Erlebnisse
in dieser Vergnügungswelt stehen somit auch in einer romantischen
Tradition des »Sich-selbst-Vergessens«,
was bis heute im Begriff »Schaubudenromantik« anklingt.
Dr. Sacha Szabo ist Soziologe
am
Institut für Theoriekultur Freiburg. Er promovierte mit einer Arbeit
über Jahrmarktsattraktionen und gilt als einer der führenden
Festforscher in Deutschland. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Alltagsphänomenen
und -artefakten. Seine These: Diese scheinbar banalen Dinge haben das Potential
ein Tor in ein Jenseits des Alltags zu öffnen.
Andreas Becker
Gefühl und Alterität
II
302 S., br., € 25,00
978-3-96317-328-8
Dieser Band ist in Japan entstanden.
»Gefühl und Alterität II« besteht aus hunderten nummerierten
Anekdoten, Beobachtungen und Notizen zum Thema Gefühle. Man kann es,
wie jedes Buch, alleine lesen. Interessanter ist es aber, zufällig
eine Nummer auszuwählen und über diese gemeinsam mit Freunden
zu sprechen. Die Anekdoten möchten inspirieren. Sie sind daher nicht
abgeschlossen und bedürfen einer diskursiven und imaginativen Ergänzung.
Viele Beobachtungen
thematisieren den Alltag in Tökyö und Umgebung,
die japanische Kultur und deren
Weise, achtsam mit Gefühlen umzugehen.
Blog des Projekts auf www.gefuehl-und-alteritaet.de
Andreas Becker
Gefühl und Alterität
I
336 S., br., € 19,90
978-3-941310-49-0
Die Grundgefühle des Menschen
sind einfach. Nur deren Ausdrucksformen wirken unendlich kompliziert. In
999 philosophischen Miniaturen unternimmt der Band den Versuch einer Darstellung
von alltäglichen Gefühlsmomenten in der Gegenwart und in den
Künsten. Die Miniaturen sind nicht abgeschlossen. Man soll sie diskutieren,
weiterdenken, hinterfragen und ergänzen.
Andreas Becker
Erzählen in einer anderen Dimension
Zeitdehnung und Zeitraffung
im Spielfilm
187 S., br., € 24,90
978-3-941310-25-4
Beschleunigungen, Zeitlupen, Absencen:
Verschiedenste Formen der Zeitdehnung und Zeitraffung sind charakteristische
Merkmale des aktuellen Kinos. Seit den 1960er Jahren werde n im Film immer
kühnere Expeditionen in neue Zeitdimensionen gewagt. Dabei ist der
zunehmende Einsatz dieser Stilmittel keineswegs eine Modeerscheinung, sondern
der filmästhetische Ausdruck des vielschichtigen menschlichen Zeitempfindens.
Unsere täglichen 'Zeitreisen', Erinnerungen, Absencen und Irritationen
werden durch sie thematisiert und sinnlich erfahrbar gemacht.
Lennart Herberhold
Zusammen!
Wie Deutschland neues Wohnen ausprobiert
170 S., br., € 20,00
978-3-96317-300-4
Ein solidarisches Dorf im niedersächsischen
Wendland. Eine Hausgemeinschaft in Mannheim, die sich der Gentrifizierung
ihres Stadtteils entgegenstellt. Eine Stiftung in Berlin, die Grundstücke
kaufen will, um sie der Spekulation mit Bodenpreisen zu entziehen. Zusammen!
stellt Menschen vor, die jenseits der Logik von ›Mieten oder Besitzen!‹
leben wollen. Denn die Mieten, vor allem
in den Ballungszentren, steigen, und die Frage, ob wir uns den Traum vom
trauten Eigenheim in Zeiten des Klimawandels noch leisten können,
erhitzt die Gemüter. Gemeinschaftliches
Bauen und Wohnen ist ein Abenteuer, eine Lebensaufgabe. Welche Hürden
müssen solche Projekte meistern? Sind diese Initiativen ein Vorbild
für das ganze Land? Oder bleiben sie letztlich doch elitäre Ausnahmen?
Der Journalist Lennart Herberhold sucht in seinem Sachbuch-Debüt nach
Antworten auf diese Fragen.
ZUKUNFT MIKROMOBILITÄT
Wie wir nachhaltig in die Gänge
kommen: Ein Rad-Geber
Herausgegeben Alexandra Hildebrandt
und Claudia Silber
Subskriptionspreis bis 18.10.22
€ 29,00
Ab dem 19.10 gilt der Preis 36
Euro:
300 S., br., € 36,00
978-3-96317-313-4
Minitransportmittel wie E-Bikes,
überdachte Fahrräder, Lastenräder oder auch E-Scooter sorgen
für einen Boom der Mikromobilität und verkörpern die Zukunft
der Fortbewegung in Städten. Ihre geringe Größe und der
oft elektrische Antrieb bieten (nicht nur) im städtischen Umfeld deutliche
Vorteile gegenüber Pkws. Damit wird der Verkehr nicht nur individueller,
sondern auch grüner. Der Band präsentiert den aktuellen Stand
und neue Entwicklungen zum Thema Mikromobilität sowie nachhaltige
Geschäftsmodelle und Tipps rund ums Fahrrad. Schließlich verbindet
kein anderes Verkehrsmittel Ökologie, Ökonomie und Soziales so
perfekt miteinander. Beispiele aus dem
Alltag und der Wirtschaft belegen, wie die dringend notwendige Verkehrswende
vorangebracht werden kann, welche Rolle dabei innovativen Maßnahmen
zukommt und wie unsere Gesellschaft nachhaltig in die Gänge kommt.
Enthalten
sind Beiträge zur Verkehrswende, zur Mobilitätsforschung, zum
Wirtschaftsfaktor Rad, zu Netzwerken und Initiativen. Außerdem gibt
es praktische Service- und Routentipps sowie Historisches, Anekdoten und
Erfahrungsberichte rund um nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität.
Condoleo Nicola
Epikurs Wege
Eine praktische Einführung zum lustvollen Leben
90 S., br., € 15,00
978-3-96317-309-7
Wie kann ich glücklich, zufrieden
und unabhängig sein? Eine Antwort auf diese entscheidende Frage wollte
schon Epikur mit seiner Philosophie vor über 2000 Jahren geben. Nicola
Condoleo fragt deshalb in ›Epikurs Wege‹: Wie praktisch und anwendbar ist
die Lehre des griechischen Philosophen heutzutage? Es zeigt sich: Die Auseinandersetzungen
mit seinen Lehrsätzen zur Bedeutung der Wissenschaften, dem Abschied
vom Glauben, der Überwindung von Ängsten und der Wichtigkeit
von Freundschaft führen unerwartet deutlich in die aktuelle Zeit.
In
der ruhelosen Unübersichtlichkeit unserer Gegenwart findet sich in
diesem Essay und bei Epikur ein anregender Weg zu mehr Gelassenheit
und nicht zuletzt zum lustvollen Leben. Dr. Nicola Condoleo studierte
Philosophie, Theaterwissenschaft und Deutsche Literaturwissenschaft; Promotion
zu den Grundlagen der politischen Philosophie von Cornelius Castoriadis
Martin Urban
WENN DAS NACHDENKEN AUSFÄLLT
Baupläne für Vorurteile
200 S., br., € 25,00
978-3-96317-320-2
Unser Weltbild besteht zu etwa
10 Prozent aus Fakten, die unsere Sinne wahrnehmen, zu 90 Prozent jedoch
aus Bildern, die wir im Kopf entwickeln. Mit dem jüngsten Wissen der
Naturwissenschaften erklärt Martin Urban, warum diese ›Bilder im Kopf‹
oft stärker sind als die Wirklichkeit ist, wir also Vorurteile haben.
Was einst eine notwendige Voraussetzung für das Entstehen und Überleben
des modernen Menschen war, der sich als Homo sapiens sapiens versteht,
bildet heute einen Boden für radikale Positionen und stellt eine ernsthafte
Gefahr für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt dar. Urbans Ziel
ist, die Zusammenhänge unter den Gegebenheiten unserer Zeit – in ihren
historischen Entwicklungen und Fehlentwicklungen – darzustellen und zu
erklären. Mit dem Auftreten von Donald Trump beginnt das Thema besonders
aktuell zu werden.
Mittlerweile bilden Corona-Verschwörungsgläubige,
Impfgegner/innen, Querdenker/innen, religiöse Fundamentalisten, Reichsbürger
und immer wieder neue Gruppen Netzwerke, um mittels Vorurteile das Nachdenken
zu ersetzen.
Der Autor nutzt die jüngsten
Erkenntnisse der Wissenschaften wider ihre Verächter von den Fake-News-Fronten.
Das Ergebnis ist ein Votum für die Aufklärung, für eine
moralische Verpflichtung, nach den Fakten zu fragen, wissen zu wollen.
Fröhlich, Vincent / Mertes,
Michael
# Der neue Konspirationismus
Wie digitale Plattformen und
Fangemeinschaften
Verschwörungserzählungen
schaffen und verbreiten
158 S., br., € 15,00
978-3-96317-314-1
Interpretationen des Weltgeschehens
als Ergebnis einer großen Verschwörung sind nicht neu, aber
noch nie zuvor entwickelten sie ein so intensives Eigenleben. Ihr Nährboden
sind neuartige mediale Bedingungen. Der 7. Band der ›Kritischen Reflexionen‹
stellt nicht verschwörerische Inhalte in den Vordergrund, sondern
betrachtet den Konspirationismus in drei großen Dimensionen als Denkstil,
als Erzählstil und als Lebensstil. Als
ein Fallbeispiel wird QAnon analysiert. Es
zeigt, dass der neue Konspirationismus nicht nur Erzählkomplexe hervorbringt,
sondern zugleich Bewegungen mit politischer Durchschlagskraft. Die niederschwellige
Machart und der große Erfolg von QAnon könnten Vorboten künftiger
Entwicklungen sein.
Bernhard Hemetsberger
#SCHULE AM ENDE?
Kritik und Probleme öffentlicher Bildung
100 S., br., € 15,00
978-3-96317-316-5Staatlich finanzierte
und kontrollierte, öffentliche Beschulung ist zusehends in der Kritik.
Das Versprechen, über Schulbildung die Zukunft des eigenen Nachwuchses
und der Gesellschaft zu sichern oder gar zu verbessern, verblasst vor dem
Hintergrund wahrgenommener Missstände. Seien es Flüchtlingsbewegungen,
Finanzkrisen oder Pandemien – Schulen werden zur Projektionsfläche
für Auseinandersetzungen, die weit darüber hinausgehen, was die
Institution Schule überhaupt leisten kann. Enttäuschte Versprechungen,
gescheiterte Reformversuche und hitzige Debatten über den Zustand
der öffentlichen Schule treibt Eltern in kostspielige Ersatzhandlungen
(wachsende Privatschulangebote, boomender Nachhilfemarkt etc.) mit massiven
gesellschaftlichen Konsequenzen. Diese vergrößern die soziale
Kluft, machen Bildung von finanziellen Möglichkeiten abhängig
und öffentliche Schulen schrittweise zu ›Restschulen‹. Der
neunte Band der Reihe »Kritische Reflexionen« stellt über
Schilderung und Kommentierung von laut vorgetragener Kritik an öffentlichen
Schulen gesellschaftliche Folgen zur Diskussion. Was
wenn Schulen so wie wir sie (noch) kennen, bald nicht mehr besucht werden?
Und was heißt das für die Demokratie, wenn eine ihrer letzten
Institution bröckelt?
Rudolf Inderst, Pascal Marc Wagner
#GAMESTUDIES
20 Jahre Forschungsfantasie: Von der Disziplinierung
eines Mediums
110 S., br., € 15,00
978-3-96317-315-8
Sprechen wir über einen medialen
Leviathan: 2020 wurde mit digitalen Spielen ein Umsatz von ca. 8,5 Milliarden
Euro in Deutschland erzielt. Mehr als 34 Millionen Menschen spielen hierzulande
regelmäßig. Spätestens seit der letzten Jahrtausendwende
nimmt sich eine zunehmend institutionalisierte Forschungsrichtung dem Gegenstand
des digitalen Spiels an: Game Studies. Doch
der akademische Spiele-Diskurs tritt in Deutschland gemächlich auf
der Stelle. Während die praktische Ausbildung,
z.B. das Game Design, expandiert, sind explizite Anlaufstellen für
digitale, theoretisch-fundierte und bedeutsame Spieleforschung rar gesät.
Engagierte Leuchtturm- und Mittelbauprojekte bestimmen (noch) das Bild.
Doch ist die Disziplinwerdung wirklich der entscheidende Levelboss? Der
8. Band der ›Kritischen Reflexionen‹ beleuchtet die globale Vielstimmigkeit
rund um eine Fachwerdung und begleitet die deutschsprachige Diskussion
anhand aktueller Publikationen und Redebeiträge.
Markus Meschik
Game over (?)
Digitale Spiele in Familien und
der stationären Kinder- und Jugendhilfe
400 S., br., € 32,00
978-3-96317-301-1
Während digitale Spiele schon
längst kein neues Medium mehr darstellen, ist die Spielfreude junger
Menschen für viele Erziehende aber nach wie vor eine Herausforderung.
Sorgen über mögliche suchtfördernde Wirkung oder Gewaltdarstellungen
in digitalen Spielen erschweren häufig einen verständnisvollen
Zugang und Umgang mit dem Medium. Was genau
daran als herausfordernd erlebt wird und welche Strategien Familien und
Erziehende finden, im Alltag mit digitalen Spielen umzugehen, ist Gegenstand
des Buches. Dazu kommen sowohl junge Spielende
selbst, deren Eltern als auch Fachkräfte in sozialpädagogischen
Einrichtungen zu Wort. Die Diskrepanzen, die in der Bewertung des Mediums
zwischen Spielenden und Erziehenden offenkundig werden, erlauben zum einen
Rückschlüsse auf ein tiefsitzendes Unverständnis dem neuen
Medien gegenüber, das mehr ist als reiner Generationenkonflikt, zum
anderen wird auch klar, dass elterliche Sorgen legitim, aber nicht immer
hilfreich sind. Und manchmal ist eine Sorge so stark auf ein vermeintliches
Problem fokussiert, dass deutlich größere potentielle Risiken,
wie aggressive Finanzierungsstrategien digitaler Spiele oder Hatespeech
in virtuellen Räumen, unbemerkt bleiben.
Frank Jacob
WALTER RODNEY
Black Power and Revolution
In englischer Sprache
140 S., br., € 25,00
978-3-96317-304-2
Walter Rodney (1942–1980) was an
intellectual, an activist, and a revolutionary who fought for a better
future in many different contexts, but always for those who – due to colonialism,
imperialism, and underdevelopment – had been oppressed for centuries. Rodney
represented Pan Africanism, Black Power, and revolutionary thought at a
time, when the existent order was challenged on a global scale. Through
his scientific works and his activities as a »guerilla intellectual«
Rodney challenged those in power and offered alternatives that especially
poor and suppressed people could believe in. Rodney’s
relation to the Black Power movement as well as his thoughts about revolutions
and their aims are central aspects of this book,
which will not only highlight the historical importance of Rodney, but
also show that his ideas are worth studying in the 21st century as they
possess a lot of value to this today.
Frank Jacob
1776: Die halbherzige Revolution
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-298-4
Die Amerikanische Revolution und
der daran anschließende Unabhängigkeitskrieg bilden bis heute
zentrale Elemente des Nationalverständnisses der USA. Deren »Halbherzigkeit«
mit Blick auf die Schaffung einer auch sozial gerechten unabhängigen
Nation offenbart jedoch bis heute zahlreiche Probleme für die modernen
Vereinigten Staaten. Mithilfe eines zehnstufigen
Vergleichsmodells widmet sich Frank Jacob der Genese dieser Probleme im
Zuge des revolutionären Prozesses und zeigt, warum die Amerikanische
Revolution post eventum verklärt wurde,
insbesondere da sie eben nicht Freiheit und Gleichheit für alle hervorbrachte.
Frank Jacob
Kriegstiere
Der Einsatz von Tieren in den
Kriegen des Britischen Empire
170 S., br., € 30,00
978-3-96317-308-0
Die Kriege des Britischen Empire
umspannten die Welt und veränderten die historische Entwicklung zahlreicher
Länder und Menschen. Für Ruhm und Ehre des Empire spielten in
diesen Kriegen jedoch auch unzählige Tiere eine bedeutende Rolle,
wie in der vorliegenden Studie anhand einiger Fallstudien eingehender betrachtet
und evaluiert wird. Frank Jacob zeigt auf,
wie wichtig der Einsatz von Tieren in den Kriegen des Britischen Weltreichs
war und inwieweit der Ausgang dieser Kriege vom Zugang zu »tierischen
Ressourcen« abhing. Im Zuge dessen
stellt Jacob eine dem Anthropozentrismus entgegengesetzte Geschichte der
Kriege des britischen Kolonialreichs vor.
JAPANS
ERFOLGREICHE FILME VOR UND NACH HIROSCHIMA:
Rainer Landvogt
Strahlend und bewegt
Setsuko Hara in ihren frühen Filmen (1935–1949)
450 S., br., € 44,00
978-3-96317-312-7
Die japanische Filmschauspielerin
Setsuko Hara (1920–2015) fasziniert bis heute, in den klassischen Filmen
Yasujir? Ozus wie als zeitlose Ikone von besonderer Ausstrahlung. Doch
obgleich sie von 1935 bis 1962 aktiv war, gerät ihr Schaffen jenseits
der 1950er und 1960er Jahre kaum in den Blick. Dabei ist gerade in der
frühen Zeit die junge Hara in ihrer immer subtileren Ausdrucksvielfalt
und schon bald souveränen Leinwandpräsenz zu entdecken. Was macht
ihr Spiel aus? In welchen filmischen Kontexten begegnet sie uns? Rainer
Landvogt beleuchtet Haras Wirken mithilfe detaillierter Betrachtungen von
22 Filmen aus ihrem Frühwerk zwischen 1935 und 1949: von Jugend- und
Historienfilmen über Propagandaproduktionen bis zu Filmen des Nachkriegsaufbruchs,
mit Abstechern in Komödiantisches und den Film noir. So
bietet dieser Band die Gelegenheit, Setsuko Hara und das japanische Kino
vor und nach der Zeitenwende von 1945 eingehend kennenzulernen.
Charlotte Praetorius
Found Foto-Film
Aneignungen analoger Fotografie
im zeitgenössischen Essay- und Dokumentarfilm
320 S., br., € 45,00
978-3-96317-306-6
Analoge Fotografien begegnen uns
im digitalen Zeitalter oft als Dinge, die – nachdem sie verwahrt, verloren
oder sogar weggeworfen worden waren – (wieder-)gefunden werden. Die Faszination
für solche gefundenen Fotos spiegelt sich auf markante Weise im zeitgenössischen
Essay- und Dokumentarfilm wider. Found Foto-Filme sind eine seit der Jahrtausendwende
neu entstandene essayistisch-dokumentarische Form: Filme,
die mit hinterlassenen, geretteten oder gefundenen Konvoluten fotografischer
Bilder arbeiten, diese sammeln, auswählen und in einen neuen Kontext
stellen. Sie stehen in einem Spannungsfeld
zwischen populärer Ästhetisierung und Re-Auratisierung analoger
Medien im Zuge der Digitalisierung sowie einer langen Tradition, die Materialität
und Medialität von Film durch die Arbeit mit Fotografie und Found
Footage filmisch zu reflektieren.
Charlotte Praetorius erkundet solche
Aneignungen analoger Fotos anhand eines Korpus internationaler Filme: Wie
setzen sich die Filmemacher_innen zu den fotografischen Funden ins Verhältnis?
Wie greifen die Erzählungen und die Erzählbarkeit von Fotografie
und Geschichte ineinander? Wie wird das fotografische Material angeordnet
und inszeniert? Und wie lassen sich die Verhältnisse zwischen verschiedenen
Medien und Materialien fassen? Dabei geht es Praetorius auch darum, die
Formen des dokumentarischen und essayistischen Films als ein Reflexionsmedium
von (Medien-)Geschichte ernst zu nehmen und zugleich auch kritisch infrage
zu stellen.
Adrian Gmelch
ART-HORROR
Die Filme von Ari Aster und Robert Eggers
220 S., br., € 26,00
978-3-96317-318-9
Der Horrorfilm – ein in Verruf
geratenes Filmgenre – erlebt in den letzten Jahren eine wahre Renaissance:
Mit nur einigen wenigen Werken wie etwa »The Babadook« (2014),
»The Witch« (2015) oder »Hereditary« (2018) gelang
es einer neuen Generation von Regisseur_innen, das in die Jahre gekommene
Horrorgenre spektakulär wiederzubeleben und aufzuwerten. Die
Kritik zeigte sich begeistert, es fielen Begriffe wie ›elevated‹, ›intelligent‹
oder ›smart‹, um dieses als neu identifizierte Subgenre des Horrorfilms
zu beschreiben. Doch was charakterisiert
es? Können gewöhnliche Horrorstreifen nicht auch smart sein?
Was ist der Unterschied zu anderen Gattungen des Horrorfilms? Diese neue
Riege von Filmemacher_innen verbindet den Arthouse- mit dem Horrorfilm
und schafft dadurch ein Genre, das am besten mit dem Begriff ›Art-Horror‹
gefasst werden kann – Horrorfilm als Kunstwerk. Die beiden wichtigsten
Vertreter dieser Bewegung, Robert Eggers (»The Witch«) und
Ari Aster (»Hereditary«), werden hier in einer Doppelbiografie
vorgestellt. Die detaillierte Analyse ihrer Filme zeigt dabei, was den
›Art-Horror‹ tatsächlich auszeichnet.
Frank Jacob
War in Film
Semiotics and Conflict Related Sign Constructions on
the Screen
230 S., br., € 29,00
978-3-96317-303-5
The human experience of war is
not only remembered by societies through memorials, but also through the
depiction of wars and important battles of respective national histories
on screen. Very often, the image presented is related to existent semiotics,
and
the respective sign systems
determine the image of heroic actions and violence on the screen.
The present volume provides a deeper insight into the forces at play when
war films are presented on the big screen and intends to show why and how
violent conflicts often have an afterlife as visual media as well.
Frank Jacob
The Orientalist Semiotics of »Dune«
Religious and Historical References within Frank Herbert’s
Universe
118 S., br., € 24,00
978-3-96317-302-8
Frank Herbert’s »Dune«
(1965) is considered to be one of the most successful Science Fiction novels
of the 20th century. It introduces its readers to a future universe, in
which the production of the most valuable resource of the universe – ›spice‹
– is only possible on one vast desert planet called Arrakis. »Dune«
offers many different motifs, including a hero that eventually turns into
a superhuman being. However, the novel is also rich of orientalist semiotics
and relates to a sign system existent when Herbert wrote his book. Frank
Jacob discusses these semiotics in detail and shows how much of »Lawrence
of Arabia« is present in this story’s plot.
Ulrich Pätzold
FREI ZU DENKEN UND ZU SCHREIBEN
Journalistik und Journalismus
in 50 Jahren Leben
340 S., br., € 29,00
978-3-96317-319-6
Ulrich Pätzolds Karriere beginnt
1965 als junger Wissenschaftler der Publizistik an der FU Berlin. 1978
wird er als Professor an die Dortmunder Hochschule berufen, um den ersten
Journalistikstudiengang mitzugestalten. Sein langes berufliches Leben prägen
fundamentale Themen der Demokratie: die Unabhängigkeit des Journalismus,
die Vielfalt der Medien, Journalismus als Beruf und Haltung. Pätzold
beobachtet und kommentiert die Versuche der Politik, Rahmenbedingungen
für die sich rasant verändernde Medienlandschaft anzupassen.
Frühzeitig erkennt er die Dynamik der kulturellen Vielfalt, die sich
im Einwanderungsland Deutschland entwickelt. Zu seinem Verständnis
des Verhältnisses von Theorie und Praxis gehört es, Verbindungen
zu vielen Kräften außerhalb der Hochschule zu halten und mit
eigenen Beiträgen zu stärken. So sind zahlreiche Vorträge
und Aufsätze in Zeitschriften, Zeitungen, im Radio und im Fernsehen
entstanden, die Wissenschaft und Journalismus auf neuartige Weise verschränken.
Im Nachhinein fasziniert die Klarheit seiner Aussagen über eine Medienentwicklung,
die sich in weiten Teilen bewahrheitet haben.
Die hier versammelten Texte spiegeln
und dokumentieren einen Zeitgeist, wie ihn wissenschaftliche Studien allein
nicht auszudrücken vermögen. Ihren Wert über den Tag hinaus
erhalten die Beiträge, wenn man sie auf eine Zeitachse stellt. Dann
eröffnet sich eine spannende Perspektive, in der Zeitgeschichte lebendig
wird.
Augmented Images
Trilogy of Synthetic Realities II
280 S., br., € 49,00
978-3-96317-310-3
Common boundaries between the physical
reality and rising digital media technologies are fading. The age of hyper-reality
becomes an age of hyper-aesthetics. Immersive
media and image technologies – like augmented reality – enable a completely
novel form of interaction and corporeal relation to and with the virtual
image structures and the different screen technologies. »Augmented
Images« contributes to the wide range of the hyper-aesthetic image
discourse to connect the concept of dynamic augmented images with the approaches
in modern media theory, philosophy, perceptual theory, aesthetics, computer
graphics and art theory as well as the complex range of image science.
This volume monitors and discusses the relation of images and technological
evolution in the context of augmented reality within the perspective of
an autonomous image science.
Gérard de Nerval
Erzählungen
Übersetzer: Alfred Wolfenstein
300 S., geb., € 28,00
978-3-96317-305-9
Im Jahr 1921 legt der Expressionist
Alfred Wolfenstein »Erzählungen« von Gérard de
Nerval (1808–1855) in einer Auswahl eigener Übertragung vor; sie erscheinen
in drei Bänden im renommierten Münchner Drei Masken Verlag. Wolfenstein
hat sich damit einem französischen Autor gewidmet, der zu Lebzeiten
in seiner Heimat eher als randständiger Vertreter der zeitgenössischen
romantischen Literatur wahrgenommen wurde. Gleichwohl erfuhr er schließlich
doch die Wertschätzung seitens bedeutender
Schriftsteller- kollegen wie Charles Baudelaire, Marcel Proust oder Théophile
Gautier. Nervals künstlerisches Changieren
zwischen Traum und Wirklichkeit war offensichtlich zu seiner Zeit zu radikal,
als dass ihm allgemeine Aufmerksamkeit hätte beschieden sein können
– mit Ausnahme seiner Meistererzählung »Aurélia«.
Sein unstetes, durch zahlreiche Reisen unterbrochenes Leben zwischen Krankheit,
Wahnvorstellungen und literarischer Besessenheit beendete er durch Suizid.
Nun werden die Erzählungen innerhalb der von Hermann Haarmann herausgegebenen
Wolfenstein’schen »Kleinen Bibliothek der Weltliteratur« wieder
aufgelegt, diesmal in einem Gesamtband.
Berndt Acker / Marianne Acker
Ontosophie
Band 3, Hauptkapitel 5–8
420 S., geb., € 32,00
978-3-96317-257-1
Der dritte und letzte Band der
»Ontosophie« ist geprägt von Ackers naturwissenschaftlichem
Hintergrund und von seinem umfassenden Interesse für das menschliche
Verhältnis zum Unendlichen, wie es nicht zuletzt auch von spirituellen
und insbesondere anthroposophischen und fernöstlichen Welterzählungen
behandelt wird. Den Ausgangspunkt bildet seine Auseinandersetzung mit mathematischen
und physikalischen Phänomenen, wobei er über ihren weltanschaulichen
Gehalt im engeren Sinne weit hinausgeht und Überlegungen zu übersinnlichen
und transzendenten Gegenständen anschließt. Als
unerschrockener Denker macht Acker sich ein letztes Mal frei von Vorannahmen,
Vorurteilen und den dazugehörigen Sprachkonventionen, um Raum zu schaffen
für das Unberechenbare und das Abenteuer. Spuk, Parallelwelten, Telepathie
und die Rätsel der Quantenphysik
– unterhaltsam und immer um seine Leser_innenschaft bemüht, manchmal
auch mit derbem Zugriff führt er uns durch seine verwinkelten Gedankengänge,
hin zu den großen Fragen und den sprichwörtlichen letzten Dingen.
Wilhelm Stehling
Die Marburger Turmwächter
Einblicke in einen vergessenen
Beruf und ein Kapitel der Musikgeschichte
208 S., geb., € 24,00
978-3-96317-311-0
Seit dem Mittelalter schauten sie
vom hohen Schlossturm herab und wachten über die Sicherheit der Stadt.
Sie warnten bei Tag und bei Nacht vor Feuer, vor Feinden und anderen Gefahren
und kündigten mit Signalen alle Reisenden an, die sich der Stadt näherten.
Zugleich galten die Turmwächter als fürstliche Schloss- und Stadtmusikanten
über
Jahrhunderte hinaus als die wichtigsten Repräsentanten der Instrumentalmusik.
Als musikalische Alleskönner spielten sie zu Hochzeiten, zum Tanz,
zu kirchlichen und städtischen Anlässen sowie zu höfischen
Gelegenheiten auf. Der spannend erzählte und reich bebilderte Band
führt in die komplexe Arbeitswelt von Wächtern und Musikanten
ein. Man erfährt einiges von den Besonderheiten ihres beruflichen
Alltags sowie den schicksalhaften Lebenswegen mancher Türmer. Als
Beitrag zur Kulturgeschichte von Marburg gewährt das Buch bisher unbekannte
Einblicke in das musikalische Leben der Stadt.
Björn Vedder
Solidarische Körper
Die Aufweichung des Hardbodys in
der flüssigen Moderne
180 S., br., € 18,00
978-3-96317-285-4
Jede Gesellschaft hat die Körper,
die sie verdient. Und jede Gesellschaft muss ihre Körper ändern,
wenn sie sich selbst verändern will. Björn Vedders
Essay betrachtet die harten und sauber geputzten Körper unserer Instagram-Gegenwart.
Ihnen ist alles Weiche, Flüssige, Offene und Uneindeutige ausgetrieben
worden, sie erscheinen von anderen Körpern getrennt und aus dem Kreislauf
der Natur ausgeschlossen.
Vedder zeichnet die jahrhundertelange
Entstehung dieses Körperbildes nach und zeigt, wie es mit einer gegenläufigen
Entwicklung interagiert – der Verflüssigung der Gesellschaft: Individuelle
Sicherheiten und gemeinsame Solidaritäten lösen sich auf, der
Einzelne wird isoliert, soziale Beziehungen ökonomisiert. Diese Gesellschaft
formt den Hardbody und der Hardbody regiert die Liquid Society. Diese Wechselwirkung
birgt ein Potenzial zur Veränderung, denn es gilt: Nicht nur formt
die Gesellschaft die Körper, auch die Körper formen die Gesellschaft.
Wie aber müsste sich unser Körperbild verändern, damit Solidarität
wieder möglich wird?
Stiften weichere Körper
festere soziale Beziehungen?
Sandra Köhnlein
Rollator tänze
Mit 24 ausgearbeiteten Tänzen
und einer Einführung in das Tanzen mit Senioren
76 S., br., € 18,00
978-3-96317-290-8
Zum Tanzen im Sitzen zu fit, zum
Tanzen durch den Raum nicht fit genug? Der
Rollatortanz schließt die Lücke zwischen dem Tanzen im Sitzen
und der traditionellen Seniorentanzstunde. Vielen
älteren Menschen, die sich unterfordert oder ausgeschlossen fühlen,
eröffnet
diese neue Tanzform zusätzliche Möglichkeiten der freudvollen
Bewegung und der sozialen Teilhabe.
Die
erfahrene Anleiterin von Aktivierungsangeboten für ältere Menschen
Sandra Köhnlein stellt in diesem Band 24 ausgearbeitete Rollatortänze
vor und gibt grundlegende Tipps und Hinweise zur Bewegungsarbeit mit Seniorinnen
und Senioren.
Riccardo Altieri
"Antifaschisten, das waren wir..."
Rosi Wolfstein und Paul Frölich.
Eine Doppelbiografie
566 S., geb., € 39,00
978-3-96317-282-3
Ohne Rosi Wolfstein und Paul
Frölich wäre unser Bild von Rosa Luxemburg heute ein völlig
anderes. Gemeinsam arbeitete das Paar in den 1920er Jahren am Nachlass
der ermordeten Politikerin, wodurch die erste Werksausgabe entstehen konnte.
Später,
als Frölich und Wolfstein vor den Nationalsozialisten ins französische
Exil geflüchtet waren, entstand 1939 durch beide eine der frühesten
und zugleich authentischsten Biografien Luxemburgs (›Rosa Luxemburg. Gedanke
und Tat‹) unter Frölichs Namen, die aus diesem reichen Wissensschatz
gespeist wurde. Doch wer waren Rosi Wolfstein und Paul Frölich, die
heute nahezu vergessen scheinen? Ihre eigene Politikkarriere startete jeweils
in der SPD vor dem Ersten Weltkrieg, führte sie durch das Lager der
Kriegsgegnerschaft zum Gründungsparteitag der KPD (Kommunistische
Partei). Während Frölich in den Reichstag gewählt wurde,
saß Wolfstein im Preußischen Landtag. Aus antistalinistischer
Überzeugung verließen sie die KPD und wurden letztlich Mitbegründer
der SAP (Sozialistische Arbeiterpartei), an deren Spitze sie standen, bevor
sie fliehen mussten. Doch sie kehrten nach Deutschland zurück… Riccardo
Altieri veranschaulicht in sehr lesenswerter Weise das Resultat seiner
mehrjährigen Forschung zu einer Doppelbiografie unter netzwerkhistorischen
Gesichtspunkten. Nur durch die Hinzuziehung von internationalen Quellen
aus dem Netzwerk Wolfsteins und Frölichs konnte die Studie überhaupt
entstehen, hatten die Protagonisten doch aufgrund der Verfolgung in der
NS-Zeit keinen geschlossenen Nachlass hinterlassen.
Frank Jacob
# Revolution
Wer, warum, wann und wie viele?
115 S., br., € 14,00
978-3-96317-294-6
Revolutionen beschleunigen Geschichte,
verdichten die Zeit, schaffen ein Diskontinuum und versprechen bei alledem
eine Zukunft, die politisch und sozial gerechter ist. In Band 6 der ›Kritischen
Reflexionen‹ widmet sich Frank Jacob diesem globalen Phänomen der
Moderne und beleuchtet einige grundlegende Fragen im Hinblick auf Ziele,
Abläufe und Interessensgruppen innerhalb revolutionärer Transformationsprozesse.
Frank Jacob
1791: Eine Sklavenrevolution?
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-286-1
Die Haitianische Revolution
war ein Meilenstein der Weltgeschichte und
vermutlich die wichtigste der drei »Atlantischen Revolutionen«
des späten 18. Jahrhunderts. Erstmals
war Freiheit nicht mehr limitiert, sondern galt auch für ehemalige
Sklaven, deren Ausbeutung den Reichtum der französischen Kolonie begründet
hatte. Welche Rolle die versklavten Menschen
innerhalb des revolutionären Prozesses aber tatsächlich spielten
und inwiefern mit Blick auf die Ereignisse wirklich von einer »Sklavenrevolution«
gesprochen werden kann, untersucht Frank Jacob auf Basis eines analytischen
Vergleichsmodells für Revolutionen. Wie revolutionär waren die
»Schwarzen Jakobiner« wirklich? Und welche Bedeutung hatten
die kolonialen Dynamiken, die den Transformationsprozess bedingten bzw.
initiierten?
Riccardo Altieri
# Klassenschranken
Beobachtungen zum Klassismus
120 S., br., € 14,00
978-3-96317-263-2
Das Jahr 2020 wird als ›Epochengrenzjahr‹
(Andreas Wirsching) in die Geschichte eingehen, denn seitdem hält
die Corona-Pandemie die Welt in Atem. Dabei hat eine jüngste Oxfam-Studie
gezeigt, dass sich die Arm-Reich-Schere durch Covid-19 weltweit nicht nur
weiter geöffnet hat, sondern dass unsere Gesellschaftsordnung Armut
(re-)produziert und erbarmungslos manifestiert. Die
strukturelle und individuelle Diskriminierung aufgrund von Armut bezeichnet
man als Klassismus. Es geht um Benachteiligungen aufgrund der sozialen
Herkunft (sog. Arbeiterkinder) oder der sozialen Position. Während
der Begriff noch jung ist und das dahinterstehende Theorem in den Medien
aktuell heftig diskutiert wird, ist das damit umschriebene Phänomen
schon deutlich älter. Riccardo Altieri zeigt hier anschaulich die
Entwicklung des Klassismus von den Anfängen bis in die Gegenwart.
Gottfried Schweiger
# Kinderarmut
Ein philosophischer Essay
110 S., br., € 13,00
978-3-96317-293-9
Was schulden wir armen Kindern
hier bei uns? Der Philosoph und Armutsforscher Gottfried Schweiger gibt
in seinem Essay eine Antwort auf diese Frage. Das Leben und Aufwachsen
in Armut ist ungerecht, weil es ein schlechtes Leben ist, weil es zu sozialer
Ungleichheit und Ausgrenzung führt und weil Kinder für ihre Lebenschancen
nicht verantwortlich sein können. Kinderarmut bedeutet Machtlosigkeit
und Demütigung. Der fünfte Band der ›Kritischen Reflexionen‹
ist ein starkes Plädoyer dafür,
dass nicht nur der Staat, sondern wir alle als Bürger*innen eine politisch-moralische
Verantwortung haben, Kinderarmut abzuschaffen und Kindern in Armut zu helfen.
Insbesondere
sind wir dazu aufgerufen, kollektiv daran mitzuwirken, die sozialen, politischen
und ökonomischen Strukturen so zu verändern, dass die Ursachen
und Folgen von Kinderarmut effektiv beseitigt werden. Es geht um gerechte
Verteilung und Umverteilung.
Bahr, Amrei / Eichhorn, Kristin
/ Kubon, Sebastian
#95vsWissZeitVG
Prekäre Arbeit in der deutschen
Wissenschaft
164 S., br., € 14,00
978-3-96317-280-9
Die jüngsten Twitter-Stürme
unter den Hashtags #IchBinHanna und #95vsWissZeitVG haben gezeigt, dass
immer weniger Wissenschaftler*innen bereit sind, die prekären Arbeitsbedingungen
im deutschen Wissenschaftssystem hinzunehmen. Vorrangig das über das
Wissenschaftszeitvertragsgesetz 2007 eingeräumte Sonderbefristungsrecht
bestimmt die Lebensläufe der Forschenden jenseits der Professur. Dieses
Gesetz beeinflusst die Karrieren und das Privatleben der an den Hochschulen
befristetet Beschäftigten massiv, hat aber auch enorme negative Effekte
auf die Wissenschaft insgesamt. Nachhaltige und effiziente Forschung ist
so kaum mehr möglich. Der Sammelband nähert sich in drei Essays
den Problemen der gegenwärtigen Wissenschaft aus historischer, literaturwissenschaftlicher
und philosophischer Warte sowie in zehn persönlichen Erfahrungsberichten
verschiedener Perspektiven – von der Studentin bis zum Dekan. Zudem sind
die im Herbst 2020 aufgestellten 95 Thesen
gegen das Wissenschaftszeitvertrags- gesetz hier versammelt.
Robert Dörre
Mediale Entwürfe des Selbst
Audiovisuelle Selbstdokumentation als Phänomen und
Praktik der sozialen Medien
300 S., br., € 35,00
978-3-96317-268-7
In den letzten Jahren sind auf
Plattformen der sozialen Medien und insbesondere durch
sogenannte InfluencerInnen neuartige Formen der öffentlichen Selbstdokumentation
populär geworden, die einen eigenen medienkulturellen Mikrokosmos
bilden. Auch wenn YouTube Sinnbild dieser
Kulturtechnik geworden ist, sind mediale Selbstentwürfe auch für
andere Dienste wie Instagram, TikTok oder Snapchat prägend. Robert
Dörre begreift die Entstehung dieser Selbstentwürfe als ästhetische
Praktik und geht den medienhistorischen Verschiebungen nach, die die öffentliche
Selbstdokumentation im Internet erfahren hat. Um diese spezifischen Ästhetiken,
Rituale, Motive und Ökonomien medienkulturwissenschaftlich zugänglich
zu machen, nähert sich die Arbeit dem Phänomen aus fünf
Perspektiven: Der Rezeption als authentischem Selbst, dem Selbst als Teil
der sozialen Medien, dem Selbst als Marke, dem seriellen Selbst und dem
Selbst als AmateurIn und KünstlerIn.
Marika Pierdicca
Integrationsregime in der Arbeitswelt
Eine Ethnographie migrantischer
Praktiken der Selbstständigkeit in Norditalien
450 S., br., € 32,00
978-3-96317-278-6
Marika Pierdiccas Promotionsschrift
liefert eine Ethnographie migrantischer Selbstständigkeit in Norditalien
und zeigt die Verknüpfung zwischen einer zunehmenden Neoliberalisierung
der Arbeit und Vorstellungen von »Integration« auf.
Diese Arbeit stellt
Integration als affirmatives Konzept infrage und problematisiert strukturelle
Formen von differentieller Inklusion, Rassifizierung und Ethnisierung heutiger
Arbeitsverhältnisse. Eine genealogische
Rekonstruktion italienischer Migrationspolitiken verdeutlicht, wie das
»Integrationsregime« zugleich als Selektierungsmanagement und
als Grenzpolitik agiert. Vor dem Hintergrund eines Verständnisses
von Selbstständigkeit als gesamtem Lebensentwurf, vollzieht Pierdicca
eine biopolitische Analyse von Arbeitsnarrativen und -erfahrungen der Protagonist_innen
im Feld. Ihre Forschung beschäftigt sich mit kapitalismuskritischen
Ansätzen zu affektiver Arbeit, betrachtet das Integrationsregime als
Labor neoliberaler Subjektivierung und arbeitet spezifische Formen von
Arbeitsausbeutung heraus.
Frank Jacob
The Revolution and Germany’s
Intellectual Left
From the French Revolution to the
Late 20th Century.
Vol. 1: The Long 19th Century
650 S., Hardcover, € 45,00
978-3-96317-287-8
Revolutions are an essential aspect
of global modernity. It is therefore not surprising that intellectuals
dreamt of revolutionary change in the future while reflecting about revolutions
of the past. Frank Jacob traces this thought process for German left intellectuals
of the »long« 19th century to
show how revolutionary ideas were changed over time
and in how far revolution theory was challenged and adjusted according
to historical events and the actual experience of revolutions. Frank Jacobs
book offers a longue durée approach to revolutionary ideas, as they
were thought and expressed by German left intellectuals from the French
to the Russian Revolution.
Renildo Souza
THE STATE AND CAPITAL IN CHINA
252 S., br., € 29,00
978-3-96317-279-3
The State and Capital in China
offers a critical interpretation of Chinese recent history, scrutinizing
the political and economic turnaround post-1978. It analyzes the dynamics
of the party-state system, the de-collectivization of agriculture, the
liberalization of the labor market, the rise of private sector, the crucial
role of the global market, the new social exploitation, and the prospects
for China. In the near future, it will no longer be possible to maintain
current gigantic investment levels that feed its high economic growth.
Global competition, technological dispute, and the downward pressure of
overaccumulation on the rate of profit are all significant limits to Chinese
current economic model. The immense inequalities in income and wealth have
been fuelling protest and worker strikes, while environmental damage limits
natural resources availability. The problems
of Chinese capitalism discussed in this book have been exacerbated by the
new cold war unleashed by the United States. Building on the theory of
uneven and combined development, this book assesses the Chinese development,
refusing the economism often present in appraisals of this theme.
Worker struggles and progressive forces can benefit from this research
on the nature and implications of the transformations in the world’s second
largest economy and a new superpower.
Wolfgang Fabricius
Profitfreie Räume!
Gemeingutökonomie als Transformationsstratgie
– eine engagierte Bestandsaufnahme
250 S., geb., € 25,00
978-3-96317-295-3
Wolfgang Fabricius sagt ganz entschieden
Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung, die tötet und mit
ihrem Wachstumswahn die planetare Verwüstung vorantreibt. Dazu stellt
er sie dem Zinsverbot des Genossenschaftsgesetzes gegenüber, dem einzigen
deutschen Gesetz, das ein Zinsverbot enthält, was dem Kampf um Gewinnbeteiligung
und Dividende ein Ende bereitet. Wie die Erde wieder zum Gemeingut von
Menschen, Tieren und Pflanzen werden kann und wie Eigentum sowie Nutzung
der Ressourcen in VerbraucherInnenhand zu überführen ist, wird
an historischen und verschiedenen aktuellen Projekten aufgezeigt. Dabei
muss der Wandel ›von unten‹ erfolgen, über die unzähligen Umweltgruppierungen,
Verbraucher-Initiativen und -Genossenschaften.
DieArbeitskraft der Ärmeren
darf nicht mehr länger die Goldgrube der Reichen sein. Gemeingutökonomie
kann über bereits existierende und neu zu gründende profitfreie
Räume die Produktionskette erobern, das Finanzkapital durch Solidarkapital
ablösen und in Gemeingut überführen. Thema ist auch das
notwendige Umdenken und Andersleben, ein Füreinandersein und bessere
Kommunikations- und Kooperationsformen im Sinne des Commonings. Das Internet
mit den neuen Medien, freier Software und freiem Wissen erlaubt, über
profitfreie Plattform-Coops virtuelle Gemeinschaften zu bilden, die eine
Selbstversorgung in allen Bereichen der Daseinsvorsorge ermöglichen.
Dr.
Wolfgang Fabricius hat neben dem Studium der Medizin, Chemie und Informatik
sowie seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in Universitätsinstituten,
der Industrie, einer Bundesoberbehörde und einer Senatskommission
der Deutschen Forschungsgemeinschaft als »Urgestein«
der Berliner Alternativszene viele Basisprojekte mitgegründet bzw.
mitgestaltet: Hierzu zählen unter
anderem die Kritische Universität, die später in den Untergrund
gegangene 68er-Zeitung Agit 883, die Rettung des Gesundheitszentrums Gropiusstadt,
der Kauf des Mehringhofs, die Erzeuger-Verbraucher -Gemeinschaft Berlin,
die Berliner Linux User Group mit den Berliner Linux Infotagen, Attac Deutschland
und Berlin, die drei Deutschen Sozialforen und das Berliner Sozialforum,
die Offene Universität, die Akademie und das Forum Solidarische Ökonomie,
die Initiative Genossenschaft von Unten, das Allmendekontor und die SuperCoop
Berlin eG.
Tim Kaysers
Phyto for Future
Mit Pflanzen aus der Klimakrise
180 S., geb., € 18,00
978-3-96317-291-5
Pflanzen sind Regenmacher, stehen
an erster Stelle der Artenvielfalt, wachsen in Kreisläufen, sind ein
wertvoller Bodenschatz, leben genügsam und nachhaltig, liefern Nahrung,
machen uns gesund, nehmen unser Kohlendioxid auf und regulieren das Klima.
Wenn wir einen Ausweg aus der Klimakrise finden wollen, bieten Pflanzen
uns einen Reichtum von Lösungsmöglichkeiten an: in Landwirtschaft,
Städtebau und Architektur, in den Bereichen Ernährung, Energie,
Bioökonomie und Artenschutz und nicht zuletzt für den Erhalt
unserer Gesundheit und unserer Gesellschaft. Tim
Kaysers erklärt aus dem Blickwinkel eines Landschaftsarchitekten,
wie Pflanzen leben, was wir von ihnen lernen und wie wir sie mehr in unser
Leben integrieren können. Es ist
ein ganzheitlicher Ansatz, um im Einklang mit der Natur und unserem Klima
zu leben. Unsere Welt richtet sich an den Pflanzen aus. Lassen Sie sich
von diesem grünen Leitfaden inspirieren und eine pflanzliche Zukunft
entwickeln – eine »Phytofuture«.
Katja Johanna Eichler
Zusammenleben statt Zusammenrotten
Warum wir Gruppe und Identität
neu denken sollten – eine Intervention
180 S., Hardcover, € 20,00
978-3-96317-284-7
Dass kollektive Identitäten
Konstrukte sind, wurde oft beschrieben. Auch dass diese verheerende Auswirkungen
haben können, ist allzu bekannt. Und dennoch sind
es meist abgegrenzte Gruppen, die uns ein Leben lang begleiten – von der
Kita bis zum Job. Wir lernen so, dass
es gut und wichtig ist, dazuzugehören, und üben die ständige
Unterscheidung zwischen ›Wir‹ und ›Die‹ ein. Katja Johanna Eichlers Essay
»Zusammenleben statt Zusammenrotten« ist die Einladung, ein
zentrales Element sozialer Organisation kritisch zu betrachten und immer
weiter »Warum?« zu fragen: Weshalb
haben Gruppen eine so hohe Anziehungskraft? Warum identifizieren wir uns
so gerne mit der Vorstellung homogener Kollektive? Als
studierte Ethnologin macht sie sich auf die Suche danach, welche Kompetenzen
wir heute fördern müssten, um morgen zu einer neuen Logik des
Zusammenlebens in einer heterogenen Welt zu gelangen.
Claudia Stollenwerk / Miriam
Keil
Echokammer
Soziale Kommunikation unserer digitalen Gesellschaft
198 S., br., € 25,00
978-3-96317-289-2
Wir leben in einer Welt, in der
die informationelle Vernetzung unser Leben bestimmt; einer digitalen Welt,
die voller Möglichkeiten steckt und gleichzeitig Überforderung
bedeutet. Haben wir noch den Blick für das Wesentliche, sind wir in
der Lage, Wichtiges und Unwichtiges zu trennen? Die Digitalisierung prägt
unseren Alltag wie nie zuvor. Dabei sind soziale
Netzwerke wie Facebook, Instagram, Twitter und Co. heutzutage nicht mehr
wegzudenken und dennoch bleibt die soziale Kommunikation auf der Strecke.
Eine
Echokammer (digitale Filterblase) führt zu gesellschaftlicher Entfremdung
sowie wachsender Ichbezogenheit – ein brisantes Sozialproblem der Gegenwart.
Mit jedem Post, jedem Like, mit jedem Klick im Netz hinterlassen wir digitale
Spuren, die nicht nur erfasst und gespeichert, sondern von Dritten analysiert,
zurückverfolgt und weiterverwendet werden. Die Kommunikationsdesignerinnen
Claudia Stollenwerk und Miriam Keil enthüllen,
wie unsere Meinungsbildung manipuliert werden kann und wie Datensammler_innen
von unserem Onlineverhalten profitieren. Neben
dem Istzustand der Kommunikation in der digitalen Transparenzgesellschaft,
werden die Auswirkungen künstlicher Intelligenz (Social Bots), Fake
News sowie die politische Macht sozialer Netzwerke veranschaulicht. Auf
spielerische Weise greift das Layout Elemente unserer digitalen Welt auf
und zieht die Leserschaft so in seinen Bann. Komplexe Sachverhalte und
abstrakt erscheinende Begriffe werden durch anschauliche Infografiken leicht
zugänglich gemacht.
Christine Rüffert
Experimentalfilm zwischen Kunst und Kino
160 S., br., € 23,00
978-3-96317-296-0
Welche Tradition verbirgt sich
hinter dem Begriff Experimentalfilm? Welche filmischen Formen hat der Experimentalfilm
ausgeprägt und was sind die Potenziale seiner Materialität? Handelt
es sich dabei um eine Gattung oder um ein Genre? Wie beeinflussen Aufführungsort
und Zeitlichkeit der Vorführung die spezifische mediale Form und ihre
Rezeption? Was bedeutet es, experimentelle Filme zu kuratieren und wieso
bieten sie sich zur Filmvermittlung an? Als
langjährige Kuratorin und Wissenschaftlerin leistet Christine Rüffert
einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung und Vermittlung des Experimentalfilms.
Der Band präsentiert erstmalig eine Zusammenstellung ihrer Texte,
die sich im Spannungsfeld von Filmtheorie und kuratorischer Praxis bewegen,
und die gleichzeitig die Jahrzehnte umfassende Entwicklung des Experimentalfilms
mit seinem subversiven Potenzial und seinen zahlreichen ästhetischen
Erscheinungsformen skizzieren. Begleitet werden die Texte von Stimmen aus
der Filmwissenschaft, der Filmpädagogik, aus Galerien, von Filmfestivals
sowie aus der filmischen Praxis. Ergänzt wird der Band durch ein Interview
mit Christine Rüffert zur Entstehung und Geschichte ihrer Experimentalfilmreihe
›film:art‹, die 2022 ihr 30-jähriges Bestehen feiert, sowie durch
zahlreiche Abbildungen.
Christoph Seelinger
Tod im Kino
480 S., br., € 38,00
978-3-96317-299-1
Christoph Seelinger liefert einen
Überblick über Legitimations- und Funktionalisierungsstrategien
dokumentarischer Toten- und Todesszenen im Erzählkino. Seelingers
chronologischer Bogen beginnt bei den frühesten animalischen Toden
vor laufender Kamera wie beispielsweise der filmisch festgehaltenen Hinrichtung
des Elefantenweibchens Topsy in »Electrocuting an Elephant – Thomas
A. Edison« (1903) und er führt bis zu den Hochglanz-Snuff-Videos
der Medienabteilung des Islamischen Staates in den 2010er Jahren. Zwischen
diesen beiden Polen betrachtet der Autor mit derselben medienwissenschaftlichen
Hinwendung arrivierte Arthouse-Filme, vor allem aber auch zahllose als
Trash und Exploitation abqualifizierte Vertreter des Bahnhofskinos, die
einem akademischen Zugriff bislang entzogen waren: Indexikalisches Sterben
in ikonisch-symbolischen Ordnungen des kinematographischen Diskurses. Das
Ergebnis ist ein Streifzug durch die verfemteren Regionen der Kinogeschichte
und dabei nichts weniger als die erste
auführliche Geschichte des Einbruchs realer Todesdarstellungen in
die Fiktion des Spielfilms.
Lukas Glajc
Optische Transzendenz
Beiträge zur Ideengeschichte
der Fotografie und zur Praxis der Bild-Kontemplation
160 S., geb., € 25,00
978-3-96317-277-9
Lukas Glajcs Essayband stellt die
Fotografie und das Fotografieren ins Zentrum seines Interesses. Informiert
von seinen Forschungen zur ideengeschichtlichen und medienhistorischen
Vorgeschichte der Fotografie verbindet Glajc in den verschiedenen Beiträgen
sein akademisches Interesse am Gegenstand mit der Reflexion
von Alltagserfahrungen mit dem Medium – von der historischen Apparatur
im Schaufenster eines Antiquitätengeschäftes bis zum spontan
geschossenen Smartphonefoto. Auf diesem
Wege ermöglicht er Begegnungen mit Bildern. Und zwar nicht nur denjenigen,
die wir alle sehen können, sondern auch den Erinnerungsbildern und
Assoziationen, die sich in unser Sehen hineindrängen – einschließlich
den jeweiligen Kontexten, in denen diese Bilderfahrungen stattfinden. Seine
Essays sind eine Exkursion in die Arten und Weisen, wie wir mit Bildern
zusammenleben, wie wir sie zur Erfahrung und Sinnstiftung gebrauchen und
welche überraschenden Möglichkeiten inmitten der digitalen Bilderflut
für kontemplative Annäherungen an Bilder entstehen.
Monopole im medienindustriellen
Komplex?
Verwertungsgesellschaften
gestern, heute, morgen
240 S., br., € 27,00
978-3-96317-292-2
Verwertungsgesellschaften wie GEMA,
VG Wort oder VG Bild-Kunst nehmen die Urheberrechte ihrer Mitglieder treuhänderisch
wahr. Dank eines historisch gewachsenen Monopols sind sie heute zentrale
Akteurinnen in den Kreativindustrien, die sich zudem als politische Interessensvertreterinnen
verstehen. Trotz ihrer Relevanz hat sich vor allem die juristische Forschung
mit Verwertungsgesellschaften beschäftigt. Mit
dem Sammelband kommen erstmalig vielfältige und interdisziplinäre
Stimmen zu Wort, die neue Perspektiven auf Verwertungsgesellschaften im
nationalen und internationalen Kontext bieten.
In der Zusammenschau liefert der Band damit einen gesamtheitlichen Blick
auf die Organisationsform ›Verwertungsgesellschaft‹. Die Beiträge
bündeln nicht nur interdisziplinäre Analysen von Verwertungsgesellschaften
als Organisationen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern bieten
auch Einblicke in die Praxis, den Alltag und die verschiedenen Herausforderungen,
denen sich Verwertungsgesellschaften im Übergang ins digitale Zeitalter
stellen müssen.
Inga Scharf da Silva
Trauma als Wissensarchiv
Postkoloniale Erinnerungspraxis
in der Sakralen Globalisierung
am Beispiel der zeitgenössischen
Umbanda im deutschsprachigen Europa
520 S., teils großformatige
Abbildungen, Hardcover, € 45,00
978-3-96317-283-0
Bei der brasilianischen Religion
Umbanda – die sich im Bundesstaat von Rio de Janeiro am Anfang des 20.
Jahrhunderts auf der Grundlage von afrikanischen, indigenen und europäischen
Religionen bildete – steht die Kommunikation mit Geistwesen im Zentrum,
die an die brasilianische Geschichte erinnern. Seit den 1940er Jahren ist
sie weltweit verbreitet und ab ca. 2010 auch im Zuge der transatlantischen
sakralen Globalisierung im deutschsprachigen Europa angesiedelt. Dennoch
ist ihre Ausbreitung bislang kaum erforscht. Inga Scharf da Silva schließt
hier eine Forschungslücke, indem sie sich auf der Grundlage einer
über fünfjährigen ethnologischen Feldforschung mit der spirituellen
Gemeinschaft des Ilê Axé Oxum Abalô (auch Terra Sagrada
genannt) befasst, die ihr Mutterhaus in
den Schweizer Bergen im Kanton Appenzell verortet und mit sieben Ablegern
in Graz und Wien, Zürich, Bern, Berlin und Cumuruxatiba in Brasilien
ein überregionales Netzwerk bildet.
Jedes Kapitel der Studie wird durch das Porträt
einer Gottheit (Orixá) sowie Narrative aus den mythischen Überlieferungen
gerahmt und zu Textpassagen von Oswald de Andrades ›Manifesto Antropófago‹
und Umberto Ecos ›Foucaultschem Pendel‹ in Bezug gesetzt. Dabei verdeutlicht
die Autorin, wie die religiöse Praxis der Trance als Einverleibung
von Bewusstseinsstrukturen zur Reflexion der Wissensproduktion ihrer Religion
und darüber hinaus zu einer Dekolonialisierung des Denkens in Europa
beitragen kann.
Dr. Inga Scharf da Silva
ist Kulturanthropologin und Bildende Künstlerin. Nach ihrem Studium
der Ethnologie und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin
und in Brasilien an der Universität von Bahia, der Universität
von São Paulo und der Universität von Pernambuco, sie arbeitete
am Jüdischen Museum Berlin und als Bildende Künstlerin in ihrem
Atelier eines Atelierhauses des Berufsverbandes Bildender Künstler.Von
2014–2019 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Institut für Europäische Ethnologie der
Humboldt Universität zu Berlin, wofür
sie von PROMI der Universität zu Köln gefördert wurde. Zurzeit
bereitet sie sich auf ihre Postdoc-Forschung über spirituelle Utopien
vor und lehrt an der Humboldt Universität
Berlin und der Westfälischen Universität
in Münster.
Berndt Acker / Marianne Acker
Ontosophie
Band 2: Hauptkapitel 2–4 (Materie,
Subjekt, Bewusstsein)
978-3-96317-256-4
400 S., geb., € 32,00
Band 2 der Ontosophie von Berndt
Acker besteht aus drei Hauptkapiteln, in denen der Autor sich schrittweise
einer idealistischen Konzeption von Wirklichkeit annähert. Im ersten
Teil entwickelt Acker Argumente gegen den Materialismus und dekonstruiert
dessen vermeintliche phänomenologische Legitimation durch unsere Sinneswahrnehmungen.
Nach seiner Auffassung kann »nichts außerhalb des Bewusstseins«
existieren – die Wirklichkeit selbst versteht er als bewusst und geistig.
Im zweiten Teil geht es um unterschiedliche Dimensionen der menschlichen
Psyche und des Ichs und verschiedene Bewusstseinszustände wie Schlaf,
Tod, Ohnmacht, Meditation, Träume, Halluzinationen, Begierde, Wille,
Liebe sowie um die menschliche Freiheit in ihrem Facettenreichtum. Im dritten
Teil schließlich geht der Autor auf die grundlegende Zusammensetzung
der subjektiven Außenwelt ein und behandelt unter anderem Themen
wie Zeit und Geometrie im Kontext seiner idealistischen Position. Acker
hält dabei auch außergewöhnliche Modifikationen der Zeit
und Zeitwahrnehmung wie etwa Zeitreisen und Präkognition für
möglich und erläutert ihr Zustandekommen innerhalb seiner Kosmologie.
Dieser Band wird geprägt durch psychospirituelle Betrachtungen über
das menschliche Bewusstsein, wobei sich der Autor immer wieder gegen geläufige
esoterische Vorstellungen wendet und sie mitunter scharf kritisiert. Für
ihn ist die Wirklichkeit eminent vielfältig und komplex und lässt
sich daher nicht auf vereinfachte (und in der Regel fehlerhafte) Alltagsvorstellungen
reduzieren. Aus dieser Erkenntnis stemmt sich Ackers Versuch, die grundsätzliche
Struktur des Bewusstseins neu zu definieren.
20
Jahre BERGHAIN
Robin Guillaume
Berghain, Techno und die Körperfabrik
Ethnographie eines Stammpublikums
160 S., br., € 22,00
978-3-96317-274-8
»Morgen ist die Frage«:
so steht es auf dem Banner, das seit dem Lockdown an der imposanten Fassade
des Berghains hängt. Der berühmte Techno-Club in Berlin Friedrichshain
ist wegen der Pandemie vorübergehend in ein Museum verwandelt worden.
Was bedeutet diese Entwicklung für Berlin? Was, wenn die von Gentrifizierung
und Gesundheitskrise bedrohten Clubs zu Museen würden? Das Berghain
ist in der Techno-Kultur eine Weltreferenz und pflegt sein Mysterium. Es
rüttelt an den Normen und bricht mit dem üblichen Zeitablauf:
so wird der Tag zur Nacht und der Montag – der Tag des Closings – zum Ruhetag,
während den TänzerInnen am Sonntag die Puste ausgeht. In einer
Ethnographie des Stammpublikums erforscht Guillaume Robin die Techno-Szene
als Ort der Befreiung der Körper. Inwieweit erlaubt es dieser ›andere
Ort‹ im Sinne Foucaults, uns von sozialen Normen und Geschlechterrollen
zu befreien? Was steckt hinter dem Verlangen nach Ekstase und Exzess? An
der Schnittstelle von Kulturgeschichte und Körperanthropologie taucht
die Studie in die körperliche Erfahrung des Berghains ein –Techno
als Modus des Resist-Dance, aber auch als Ort der Selbstdisziplin und Überwachung.
Dr.
Guillaume Robin ist Assistenzprofessor an der Universite de Paris.
Seine Forschungsschwerpunkte drehen sich um die Sportund Korpergeschichte
im 20. Jahrhundert in Deutschland. Seine jungsten Forschungsarbeiten befassen
sich mit Studien der Berliner Subkulturen mit besonderem Fokus auf das
Berliner Techno-Publikum. Er ist bei der akademischen Zeitschrift Allemagne
Aujourd’hui und im Forschungslabor ›Identite, Cultures et Territoires‹
tatig.
Uhrig, Meike
Computeremotion
Das Gesicht im computergenerierten
Kinofilm
230 S., br., € 28,00
978-3-96317-250-2
Computeranimationen prägen
weltweit einen großen Teil der medialen Kommunikationsprozesse. Im
Zentrum der Aufmerksamkeit stehen im Besonderen künstliche Figuren
und Gesichter rund um nahezu lebensecht wirkende Agent*innen, die von realen
Figuren kaum mehr zu unterscheiden sind und die scheinbar die Grenze zwischen
Mensch und Maschine, zwischen dem empirisch Möglichen und dem Übernatürlichen
aufheben. Die Konventionen der digitalen Gesichtsdarstellung und ihrer
Mimik beeinflussen dabei die Wahrnehmung und Wirkung nicht nur von künstlichen,
sondern ebenso von realen Gesichtern ausschlaggebend. Gerade im Bereich
des Films ist die aktuelle Entwicklung deutlich zu spüren.
Das Buch beschreibt die Wirkung von Gesichtern aus Hunderten komplett computergenerierten
Kinofilmen. Auch Gesichter aus Kunst-
oder Dokumentarfilmen sowie (europäischen) Kinoproduktionen abseits
des Mainstreams finden Berücksichtigung.
Judith Kretzschmar
»Die Heimat hat sich schön
gemacht…«
Stereotypen sozialistischer
Heimat in Reportagen des DDR-Fernsehens
390 S., br., € 35,00
978-3-96317-180-2
In der DDR wurde »Heimat«
weniger als Ort von Geburt und Abstammung gesehen, als vielmehr im Sinne
eines besseren Vaterlands gebraucht. Heimat
war somit eine Frage des politischen Standpunkts, forderte Handeln, Treue
und Solidarität. Damit wurde das Wesen des Begriffs von einem subjektiven
Gefühl zur politisch-gesellschaftlichen Aufgabe erhoben. Judith Kretzschmar
zeichnet den offiziellen DDR-Heimatdiskurs umfassend nach. Die Rekonstruktion
fördert Stereotypen zutage, die von der Partei- und Staatsführung
bewusst eingesetzt und gesteuert wurden und die je nach politischer und
gesellschaftlicher Ausrichtung Konjunkturschwankungen unterlagen. Im Fokus
steht dabei das journalistische Genre der Heimatreportagen. Neben gesellschafts-
und kulturpolitischen Rahmenbedingungen werden der Heimatdiskurs, die strukturelle
und personelle Verfasstheit des DDR-Fernsehens und das Programm untersucht.
Die Grundlage bilden alle Heimatreportagen des DDR-Fernsehens 1952 bis
1991.
Frank Jacob
MenschenAffen – AffenMenschen
Kulturgeschichte einer Mensch-Tier-Beziehung
260 S., geb., € 34,00
978-3-96317-201-4
Affen sind vermutlich die Tiere,
mit denen wir uns am ehesten identifizieren, wenn es darum geht, das Menschliche
im Tierischen zu erkennen. Dessen ungeachtet symbolisieren sie gleichsam
eine Furcht menschlicher Degeneration. Das besondere Mensch-Tier-Verhältnis
ist Gegenstand der vorliegenden Kulturgeschichte.
Frank Jacob führt
aus, welche Rolle Affen für die Selbstwahrnehmung des Menschen spielten
und wie sie, etwa als Objekt in Forschung und Populärmedien, gleichermaßen
als humanoides Tier begriffen wurden und werden. Er beleuchtet dabei schlaglichtartig
eine Beziehungsgeschichte, die bis heute andauert, wobei die Intensität
dieser Beziehung zwischen Mensch und Primat im Laufe der Jahrhunderte immer
wieder neu definiert wurde.
Poe, Edgar Allan
A. G. Pyms abenteuerliche Erlebnisse
200 S., geb., € 23,00
978-3-96317-275-5
Mit seiner Novelle A.G. Pyms abenteuerliche
Erlebnisse hoffte Edgar Allan Poe auf einen Publikumserfolg, da er sich
mehrerer Spielarten eines durchaus beliebten Genres des 19. Jahrhunderts
bediente: derjenigen der Abenteuer-, Reise- und Sensationsliteratur ebenso
wie der Schauergeschichten. Auch wenn seine diesbezüglichen Hoffnungen
enttäuscht wurden, so stieg er doch als Mitbegründer der literarischen
Moderne auf. Die Faszination für Poe hat bis heute nicht an Kraft
verloren. Wolfensteins Übersetzung zeichnet sich durch erzählerische
Raffinesse aus, die die Abgründe des Grauens, des Horrors nicht elegant
zudeckt, sondern sprachlich adäquat zu fassen versucht. Im Rahmen
der Kleinen Bibliothek der Weltliteratur mit Übersetzungen des Expressionisten
Alfred Wolfenstein wird Edgar Allan Poes Meistererzählung, die erstmals
In der Reihe Welt-Geist-Bücher der Verlags-Gesellschaft Berlin erschien,
als Band 5 neu aufgelegt.
Laupichler, Fritz
Der Deutsche Orden in Marburg
Geschichte – Spurensuche – Nachleben
200 S., br., € 25,00
978-3-96317-251-9
Der 1190 im Heiligen Land gegründete
Deutsche Orden schuf mit dem Deutschordensstaat in Preußen und Livland
ein bedeutendes Staatswesen des Mittelalters. Zeitweilig verfügte
er auch über Niederlassungen im Heiligen Land, in Siebenbürgen
und nahezu im gesamten Mittelmeerraum. Umfangreichen Streubesitz besaß
er darüber hinaus im Heiligen Römischen Reich, insbesondere in
Thüringen und Franken. Eine wichtige Deutschordensniederlassung entstand
1234 in Marburg, die zeitweilig sogar von besonderer zentraler Bedeutung
war. Sie existierte bis 1809, also 575 Jahre, in denen der Deutsche Orden
ein wichtiger Teil der Marburger Stadtgeschichte wurde. Das hier vorgelegte
Buch ist eine Historie des Deutschen Ordens dieser Jahre in Marburg und
ein Vademecum zu den eindrucksvollen Spuren, die der Deutsche Orden hier
hinterlassen hat. Es zeigt auf, dass Marburg bis zum heutigen Tag eine
Stadt des Deutschen Ordens ist, der ohne jeden Zweifel zur Erinnerungskultur
Marburgs gehört.
lieferbar:
Herbert Storn
Business Crime – Skandale mit System
Über Konzernverbrechen, kriminelle Ökonomie
und halbierte Demokratie
150 S., br., € 20,00
978-3-96317-267-0
Von der Fleischindustrie über
Geldwäsche bis zur Fahrzeugbranche, von Umweltverbrechen über
Cum-Ex bis Wirecard – die Headlines über kriminelle Praktiken in der
Wirtschaft reißen nicht ab. Alles Einzelfälle, alles nur ›Skandale‹?
Oder offenbaren diese Vorgänge eine tieferliegende kriminelle Struktur?
Eine Struktur, die zu unserer Wirtschaftsordnung gehört? Wie kommt
es, dass der Rechtsstaat so oft als Kontrollinstanz versagt? Oder versagt
er gar nicht, weil er nicht alles kontrollieren will? Ist es gerade das
kapitalistische System, das von der Ausbeutung menschlicher Arbeit und
der Natur lebt, dem eine solche kriminelle Affinität eingeschrieben
ist? Herbert Storn geht diesen Fragen nach. Anlass ist das 30-jährige
Bestehen von ›Business Crime Control‹, einer Organisation, die sich mit
Wirtschaftskriminalität und Korruption beschäftigt. Eine kriminelle
Ökonomie darf nicht mehr länger toleriert werden. Mit einem Interview
mit Hans See, dem Gründungsvorsitzenden von ›Business Crime Control‹.
Harald Koberg
Freies Spiel
Digitales Spielen und die Sehnsucht nach Wirkmächtigkeit
220 S., br., € 28,00
978-3-96317-270-0
Welche Bedürfnisse werden
beim digitalen Spielen befriedigt? Und was sagt die Verschiebung dieser
Bedürfnisbefriedigungen in den digitalen Raum über die sozialen
Realitäten aus, in die sie eingebettet sind? Harald Koberg lässt
Spielende selbst zu Wort kommen und folgt ihren Spuren der beschriebenen
Faszinationen und Leidenschaften. Die gefundenen Antworten zielen auf Erlebnisse
der Wirkmächtigkeit: Digitale Spiele und die Kommunikationsräume
um sie herum bieten besonders Gelegenheiten, die eigenen Entscheidungen
und Handlungen als relevant und wirksam zu erfahren. Es geht nicht nur
um erzählte Geschichten und Interaktionen mit dem Spiel, sondern auch
um die Regeln und Grenzen der Kommunikation, um Entfaltungsräume,
Selbstinszenierungen und Normsetzungen. Anhand der Beispiele jugendlicher
Suche nach Freiräumen, verunsicherter Männlichkeit und leistungsgesellschaftlicher
Überforderung zeigt Koberg, warum Kritik des Mediums Videospiel die
Menschen in den Blick nehmen muss und wie viel sich auf diesem Weg über
größere soziale Zusammenhänge feststellen lässt.
Frank Jacob
# Fuck2020
Impulse zu den Krisen und Herausforderungen
des 21. Jahrhunderts
90 S., br., € 13,00
978-3-96317-262-5
Das 21. Jahrhundert ist erst zwei
Dekaden alt, hat aber bereits ein immenses Krisenpotential bewiesen und
die Menschheit sieht sich mit großen Fragen konfrontiert, die für
die Gestaltung unserer Welt maßgebend sind. Die Fragen unserer Zeit
werden deshalb hier in Form kurzer Impulse und Denkanstöße kritisch
reflektiert. Welche Schwächen sind zu überwinden, welche Chancen
liegen vor uns? Am Beispiel historischer Phänomene wie Nationalismus
oder Revolution macht Frank Jacob das Krisenpotential sowie die Konflikte
bewusst, die sich bereits jetzt für das 21. Jahrhundert abzeichnen.
Das Ziel ist eine echte und reflektierte Debatte über die Probleme
wie Migration und Flucht, Klimakrise, Neokapitalismus etc., die das Schicksal
der Welt bestimmen werden. Dabei votiert der Autor für eine gerechtere
und moralisch vertretbare Form des Zusammenlebens: eine globale Solidargemeinschaft,
in der wichtige Entscheidungen jenseits kapitalistischer Zwecke und Normen
getroffen werden.
Schimang, Dieter
Populismus oder der Aufstieg der Unmündigkeit
Eine Deutung aus kulturanthropologischer Sicht
250 S., br., € 18,00
978-3-96317-271-7
Unsere westlich-bürgerliche
Gesellschaft ist stolz auf ihren revolutionären Ursprung – den Sturz
der traditionellen Autoritäten und Hierarchien, der selbst vor der
Enthauptung von Königen nicht zurückschreckte: »All men
are created equal!« Einzig unsere Vernunft akzeptieren wir als Autorität
und Richterin. 250 Jahre später erfahren wir – zum zweiten Mal im
Laufe eines Jahrhunderts – den Aufstieg von Irrationalität, Entzivilisierung
und Gewalt. Immer lauter ist ein Ruf nach autoritärer Führung
vernehmbar. Warum entscheiden Menschen sich gegen Aufklärung und Emanzipation?
Was sind die Gründe für den Aufstieg von Populismus und Un-Mündigkeit?
Dieter Schimangs spannende Deutung populistischer Tendenzen in den bürgerlichen
Gesellschaften des Westens entwickelt Antworten auf diese Fragen. Als Kulturanthropologe
blickt er dabei weit über den Horizont von Gegenwart und unmittelbarer
Vergangenheit hinaus. Ausgehend von den Grundbedingungen menschlicher Existenz
widmet er sich deren Einfluss auf die moderne »Gesellschaft der Individuen«
(Elias). Er zeigt, warum diese quasi zwangsläufig (selbst)zerstörerische
Tendenzen dort mit sich bringt, wo die Voraussetzungen individueller Emanzipation
fehlen – und welcher Wirtschafts- und Bildungspolitik es bedarf, um sie
zu schaffen.
Eric McLuhan
Eric McLuhan and the Media Ecology in the XXI Century
132 S., br., € 20,00
978-3-96317-243-4
Im letzten Vortrag vor seinem plötzlichen
Tod im Jahr 2018 gelang es Eric McLuhan, Sohn Marshall McLuhans, auf eindrückliche
Weise sowohl die Positionen als auch Perspektiven einer bereits mehrere
Jahrzehnte umfassenden interdisziplinären und internationalen ›Media
Ecology‹ miteinander zu verknüpfen. Dieses Forschungsfeld thematisiert
Medien nicht primär in einer eher traditionellen beziehungsweise konservativen
Funktion als Vermittler von Informationen, sondern fokussiert bewusst die
materielle und technologische Anwesenheit und Form von Medien innerhalb
einer Kultur und betrachtet deren Einfluss auf Psyche und Verhalten von
Individuen innerhalb mediatisierter Gesellschaften. Der Band möchte
einen Raum schaffen für die Fortschreibung des McLuhan’sches Denkens
im Kontext einer (post-)modernen ›Media Ecology‹. Inhaltlich flankiert
wird Eric McLuhans hier erstmals im deutschsprachigen Diskurs publizierter
Vortrag durch Beiträge von Oliver Ruf und Tobias Held sowie durch
ein von Lars C. Grabbe geführtes Interview mit Eric McLuhans Sohn
Andrew McLuhan.
Sebastian Kunze / Jan Schaller
Deutschland #Undogmatisch
Reflexionen aus den Jahren 2014–2020
192 S., br., € 15,00
978-3-96317-261-8
Deutschland hat ein Problem. Viel
wurde in den letzten Jahren über Identität, Kultur, Migration
und Anderssein debattiert, gestritten, oftmals geschrien. Die dahinterliegenden
großen Krisen unserer Zeit wie Armut, wachsende Ungleichheit oder
populistische Bedrohungen der Demokratie blieben dabei oftmals unbeachtet.
Und dann kam auch noch Corona. Die Pandemie wirkt als Brandbeschleuniger
der Krisen, die schon vor dem Jahr 2020 akut waren und es noch sind. Dieses
Buch ist deshalb auch eine Warnung. Die Kultur- und Sozialwissenschaftler
Jan Schaller und Sebastian Kunze beobachten und analysieren seit Jahren
die sich verändernde politische Lage in Deutschland. Sie zeigen, dass
die gegenwärtig diskutierten Fragen auf tiefer liegenden gesellschaftlichen
Verwerfungen gründen und wie wir diese bearbeiten können. Das
positive Gestalten unserer gemeinsamen Zukunft für eine solidarischere,
gerechtere Gesellschaft bleibt dabei stets im Fokus.
Degeling, Jasmin
Medien der Sorge, Techniken des Selbst
Praktiken des Über-sich-selbst-Schreibens bei
Schlingensief und Jelinek
460 S., br., € 34,00
978-3-96317-238-0
Kann Kunst heilen? Dieser Frage
geht Jasmin Degeling mittels einer medienwissenschaftlichen Neubestimmung
von Michel Foucaults Konzepten der Techniken des Selbst sowie der Sorge
um sich nach und analysiert die Medien und Ästhetiken von Christoph
Schlingensief und Elfriede Jelinek als ästhetische Therapeutiken.
Am Beispiel der späteren Arbeiten des Theater-, Film- und Aktionskünstlers
Christoph Schlingensief zeichnet sich die moderne politische und ästhetische
Geschichte von Kunst als Medium der Therapeutik ab: Der Wunsch nach einer
Gesundheit des Denkens, Empfindens wie Lebens verschränkt sich dabei
mit der biopolitischen Geschichte moderner, ästhetischer Heilsprogramme.
Schlingensiefs Versuch, sich selbst zu heilen, schreibt sich in einen Komplex
von Kunstreligion, modernem Vitalismus und Kolonialgeschichte ein. Elfriede
Jelineks monumentaler Onlineroman »Neid (Mein Abfall von allem) –
Ein Privatroman« experimentiert mit literarischem Schreiben in virtuellen
Räumen und entwirft einen autobiographischen Roman, der jeder Form
literarischer Subjektkonstitution eine feministische Absage erteilt. Diese
Poetik erweist sich als Programm einer spezifisch modernen Sorge um sich:
Medientechnisch ermöglicht durch das Heilsversprechen eines von der
Realwelt abgetrennten Cyberspace, übt Jelinek im Format des frühen
Onlinetagebuchs eine digitale Askese in virtueller Unendlichkeit, Leere
und Weite und gibt so Raum für eine komplexe poetische Reflexion des
Verhältnisses von Medien, Empfindung und Subjektivierung. Die Studie
rückt zeitgenössische Medien der Sorge als Übungen der Heilung,
der Gesundheit und des Überlebens in den Blick, und verbindet diese
mit einer Archäologie der ästhetischen und medialen Geschichte
moderner Konzepte von Gesundheit und Heilung.
Rauchhaus, Moritz
Hagiographie für Notare
Über urbane Lektüren von Heiligenlegenden im
Spätmittelalter.
Band 1: Studie / Band 2: Edition
906 S., geb., € 76,00 zus.
978-3-96317-258-8
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung
in den (nord-)italienischen Städten Ende des 14. Jahrhunderts entwickelte
sich ein urbanes, volkssprachlich gebildetes Lesepublikum, zu dem maßgeblich
Notare und Kaufleute gehörten. Von ihrer Literatur erwarteten sie
voltenreiche Handlungen und brisante Stoffe, wie man sie beispielsweise
aus Boccaccios ›Decameron‹ kennt. Auch Legenden mussten darauf reagieren.
Moritz Rauchhaus untersucht solche
Veränderungen hagiographischen Schreibens in Band 1 dieser Ausgabe
anhand der spätmittelalterlichen Kompilation Florenz, Bibl. Ricc.1661,
die in Form von Band 2 nunmehr erstmals vollständig ediert und übersetzt
vorliegt. Die Handschrift, die dem Notar Filippo Vari gehörte, zeigt
Rauchhaus nicht als Zufallsprodukt, sondern als zusammenhängenden,
mariologisch gegliederten Text, der inhaltlich einiges zu bieten hat: Hier
werden in der Volkssprache Inzest, Mord, Scham und Schande thematisiert
– und damit zugleich die vielseitigen Bedingungen und Grenzen von Heiligkeit.
Acker, Berndt
Ontosophie
Band 1: Hauptkapitel 1
506 S., geb., € 32,00
978-3-96317-255-7
Das Anliegen der Ontosophie besteht
darin, evolutionär und kulturell verzerrte Vorstellungen von dem,
was Denken und Realität seien, herauszustellen und sie via Bewusstwerdung
zu durchschauen. Darüber hinaus soll sie eine adäquatere Beschreibung
der Wirklichkeit liefern. Der erste Band dieser insgesamt auf drei Bände
angelegten Edition der Schriften Berndt Ackers besteht aus einem kürzeren
ersten Teil, in welchem Acker das Programm der Ontosophie vorstellt und
sich mit inhaltlichen und methodischen Fragen und Zielen befasst. Zudem
gibt er Hilfestellung zur Lektüre des Werks. Der umfangreichere zweite
Teil der Ontosophie befasst sich mit den grundlegenden Strukturen und Formen
des Denkens. In einer genauen und komplexen Analyse von Sprache, Denken,
Gedächtnis, Bildern und Vorstellungen erarbeitet Acker die »Elementarteilchen
des Denkens«. Damit wird der erste Band zum erkenntnistheoretischen
Einstieg in ein groß angelegtes Projekt, in welchem zentrale Fragen
der menschlichen Existenz thematisiert werden. Die Ontosophie als Ganze
ist der Versuch, Antworten auf diese Fragen zu liefern und dabei gleichzeitig
die tiefgründige Rätselhaftigkeit und unendliche Komplexität
des Universums zu offenbaren. Dabei bleibt der Autor stets humorvoll und
seinen unkonventionellen, tiefgründigen Gedankengängen treu.
Condoleo, Nicola
Reflexionen zur Metafiktion
Frage und Ironie als Bedingungen gesellschaftlicher
Veränderung
260 S., br., € 28,00
978-3-96317-264-9
Gesellschaft verändert sich.
Subjekte verändern sich mit ihr. Wie vermögen Subjekte, Individuen,
Personen, Veränderungen zu denken, über das Bestehende, das sie
weitgehend geprägt hat, hinauszudenken? Nicola Condoleo erkundet mittels
Filmanalysen und philosophischen Lektüren, wie solche Veränderungen
denkbar werden. In seiner Annäherung spielen die philosophische ›Frage‹
und die ›Ironie‹ eine entscheidende Rolle – beides Strategien des Denkens,
die auf eine Wendung, einen Bruch verweisen. Dieser Bruch, so die Annahme,
ist ein Bruch im Bestehenden, den gesellschaftlichen Institutionen, die
Subjekte geprägt haben. In Entsprechung zu Geschichten, in denen die
Figuren reflexiv über die Fiktion hinausgehen, bezeichnet Condoleo
diesen Bruch in seiner Untersuchung als ›Metafiktion‹.
Adrian Gmelch
Die Neuerfindung des M. Night Shyamalan
Wie sich ein einst gefeierter Filmemacher zurück
an die Spitze kämpft
300 S., br., € 29,00
978-3-96317-260-1
Kaum eine Karriere im Film ist
so von Licht und Schatten gekennzeichnet wie die des indischstämmigen
US-Filmemachers M. Night Shyamalan, der mit The Sixth Sense (1999) einen
der erfolgreichsten Psychothriller aller Zeiten schuf. Von Kritik und Publikum
zuerst geliebt und dann gehasst, hat sich der Filmemacher seit ein paar
Jahren mit Filmen wie The Visit oder Split erfolgreich neu erfunden. Adrian
Gmelch zeichnet das Auf und Ab in Shyamalans Karriere nach und geht besonders
auf die Werke des Regisseurs von 2008 (The Happening) bis 2021 (Servant)
ein. Er erzählt damit auch eine Geschichte über den Schmerz des
Scheiterns und die Kraft des Glaubens an sich selbst. Bislang noch unerforschte
Aspekte im Werk Shyamalans werden genauer betrachtet: Was verbindet den
Filmemacher mit David Lynch? Welche gesellschaftspolitischen Botschaften
verstecken sich in Shyamalans Werk? Welche Rolle spielen Trauma und Vergangenheit
in seinen Filmen?
Axel Winzer
Permanente Metamorphosen
Neues zur Verlags- und Editionsgeschichte der Kinder-
und Hausmärchen der Brüder Grimm
330 S., br., € 45,00
978-3-96317-259-5
Die Kinder- und Hausmärchen
sind eines der zentralen Werke der europäischen Literatur und für
viele noch immer das Entree in die Welt der Bücher. Vor über
200 Jahren erstmals erschienen, sind sie längst Teil der deutschen
Identitätsgeschichte und bleiben eine der wenigen festen Größen
unseres kollektiven Bildungshintergrunds. Trotz einer Fülle an bereits
vorliegenden Deutungen bleibt noch immer Raum für Neuentdeckungen.
Ein halbes Jahrhundert lang sammelte Wilhelm Grimm Geschichten und feilte
an den Texten. Axel Winzer analysiert diese redaktionelle Arbeit so umfassend
und detailliert, wie dies nie zuvor geschehen ist. Er legt Schicht für
Schicht den Bauplan der Kinder- und Hausmärchen frei und zeigt, wie
Wilhelm Grimm für jedes Märchen nach der perfekten Rezeptur suchte.
Dafür werden zahlreiche bislang unbekannte Briefe und Dokumente vorgestellt
– viele davon im Erstdruck. Gleichzeitig präsentiert das Buch eine
Fülle neuer Bilddokumente und bietet die bislang umfangreichsten und
zuverlässigsten bibliographischen Angaben zu diesem Hauptwerk der
deutschsprachigen Literatur. So ist ein literaturwissenschaftliches Standardwerk
für die Literaturgeschichte zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
entstanden, das speziell für die Grimm-Philologie von Interesse ist.
Winzer gelingt es, »sowohl im Bereich der Verlags- als auch der Editionsgeschichte
völlig neue Sachverhalte offenzulegen, (…) gleichermaßen eine
Pilotstudie und ein Grundlagenwerk« (Lothar Bluhm).
Gertraude Ralle
Damit Krankheit nicht heillos verwaltet wird
Plädoyer für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen
200 S., br., € 24,00
978-3-96317-269-4
Warum schleppen wir ein veraltetes
und krankes System mit uns herum? Wieso schaffen wir es nicht, trotz ungeheurem
Wissenszuwachs im Bereich Medizin und Informationstechnologie, neue Erkenntnisse
zum Wohle aller umzusetzen? Weshalb werden krisenhaft zugespitzte Entwicklungen
wie Kostensteigerung, Pflegenotstand, Ärztemangel, Antibiotikaresistenz
etc. nicht gestoppt? Gertraude Ralle sagt: Es fehlt der politische Wille,
den kommerzialisierten Kampf der InteressenvertreterInnen zu beenden. Denn
mittlerweile ist die Wirtschaft zu einem kaum mehr hinterfragten Juror
zwischen richtig und falsch geworden. Ein Wettbewerb tobt auf einem gnadenlosen
Markt: PatientInnen sind dort Kunden und Ware zugleich. Ralle ist Gesundheitspolitik-Insiderin,
gibt tiefe Einblicke in die verzweigten Strukturen des maroden Systems
und liefert so ein eindringliches Plädoyer für eine zukünftige
lebenswerte Existenz. Wer wissen will, warum unser teures Gesundheitswesen
immer mehr Menschen enttäuscht, verunsichert, gar als Opfer zurück
lässt, findet hier interessante Antworten. Ein zukunftsfähiges
Gesundheitswesen muss historisch gewachsene Widersprüche auflösen,
Fehlentwicklungen korrigieren und sich moderne wissenschaftliche und technologische
Erkenntnisse auf der Basis einer demokratisch kontrollierten Fürsorge
zu Nutze machen.
Sonja Dierks
Narrative Oper
Kommentare zu Werken von Marina Abramovic,
Decameron Opera Coalition und Alexander Kluge
120 S., br., € 20,00
978-3-96317-273-1
Das Interessante an »7 deaths
of Maria Callas«, »Oper: Der Tempel der Ernsthaftigkeit«
und »Tales from a safe distance« liegt in der Tonart der Bilder,
am langsamen oder schnellen Rhythmus, der Vitalität der Collagen und
dem Einsatz von Film Stills. Marina Abramovi?, Alexander Kluge und die
Decameron Opera Coalition arbeiten mit konträren visuellen Formen,
die in einen prägnanten Sound eingebettet sind. Der Rhythmus, der
zwischen den Bildern, Filmen und Szenen erzeugt wird, ist von überschäumender
Vitalität und steht für den Herzschlag der Protagonisten und
unseren. Gehen wir wie Roland Barthes davon aus, dass es einen Nullpunkt
des Werkes gibt, dann können wir uns diesem Punkt nur asymptotisch
nähern. Es ist aus der Perspektive der Literatur betrachtet die unendliche
Novelle. Sie überschreitet nicht nur die Gattung Roman. Sie bezeichnet
das einfache Werk, das herkömmlich und begehrenswert ist. Hier hängt
alles davon ab, auf welcher Stufe es wahrgenommen wird. Ebenso wichtig:
der Rhythmus der Lektüre und die Einstellung des Textes. Ein Werk,
das sich freiwillig und konstruktiv einer Ästhetik der Lesbarkeit
unterwirft, muss nicht zwingend ein Roman sein. Es kann auch eine Oper
sein, eine Performance oder eine Ausstellung.
Für eine Handvoll Games
Zehn Jahre Schreiben über das Kulturgut Spiel
260 S., br., € 25,00
978-3-96317-248-9
Kulturkritisch und gut lesbar über
digitale Spiele zu schreiben ist im deutschsprachigen Raum immer noch ein
rares Phänomen. Genau mit dieser Absicht hat sich jedoch 2010 eine
kleine Runde an Autor:innen zusammengefunden und begründete das Spiele-Ressort
im ›TITEL Kulturmagazin‹. Wenige Jahre später erfolgte der virtuelle
Redaktionsumzug in die Schweiz zum Kulturjournal ›Nahaufnahmen.ch‹. Während
eines Jahrzehnts sind so zahlreiche Debattenbeiträge zu Video- und
Computerspielen entstanden. Behandelt werden nicht nur bekannte Spieletitel,
von ›Super Mario Odyssey‹ über ›Dark Souls‹ hin zu ›The Last of Us
2‹, sondern auch etliche Geheimtipps aus der unabhängigen Spieleentwicklung.
Hinzu kommen Beobachtungen von Spielemessen und -festivals sowie überraschende
Verknüpfungen des Mediums mit anderen Bereichen aus Kunst und Kultur.
Mal orientieren sich die Autor:innen eher am klassischen Empfehlungsjournalismus
alter Tage, mal am Feuilleton, gelegentlich werden mit experimentelleren
Formaten auch ganz neue Pfade beschritten. Stets mit dem Ziel, unterhaltsam
und inspirierend über das Kulturgut Spiel zu schreiben. Dieser Band
bildet als Querschnitt über die gesamten zehn Jahre die Reise ab,
die das engagierte Ressort genommen hat.
Lars C. Grabbe
Analytische Phänosemiose
Systematische Medientheorie zwischen Wahrnehmung, Technologie
und Zeichen
274 S., br., € 34,00
978-3-96317-208-3
Im Zeitalter einer komplexen Wechselwirkung
von Medieninnovationen, gesellschaftlichen Transformationsprozessen und
technologischer Kulturentwicklung ist es heute ein besonders dringendes
Anliegen, dass Theoriemodelle aufgestellt sowie analytische Methoden entwickelt
werden, um das dynamische Feld der Medienwirkung produktiv und systematisch
lokalisieren und kennzeichnen zu können. Die Analytische Phänosemiose
versteht sich hier bewusst als eine analytische und systematische Methodologie,
die in der Lage ist, die strukturelle, technische und wahrnehmungsbezogene
Erscheinungswirklichkeit von medialen Artefakten und Prozessen im Kontext
ihrer materiellen Präsenz zu erfassen. Die von Lars C. Grabbe durchgeführten
Analysen haben das Ziel, die Phänosemiotische Zeichenrelation von
zehn verschiedenen medialen Konstellationen offenzulegen (z.B. Bewegtbild,
Holografische Felder, Avatarial Body etc.). Dabei wird ebenso auf die methodisch
geprägten Ansätze der Semiotik, Phänomenologie und Kommunikationstheorie
wie auch auf Ansätze der Medientheorie, Wahrnehmungstheorie und der
informationstheoretischen Ästhetik zurückgegriffen. Grabbes Studie
ist primär methodisch ausgerichtet und versteht sich als konkretes
Werkzeug. Mit der Analytischen Phänosemiose soll ein Beitrag für
das dynamische Verstehen von Medien im Kontext von Wahrnehmung, Technologie
und Zeichen geleistet werden.
The Yakuza in Popular Media
Honorable Criminals or Violent Gangsters?
150 S., br., € 28,00
978-3-96317-265-6
The yakuza, Japan's traditional
gangsters, are famous, especially outside Japan, where the country's criminal
underworld ranks next to sushi or Godzilla when it comes to their respective
fame and popularity. However, in popular media the images of the Japanese
gangster vary, ranging from chivalrous Robin Hood-like characters, to violent
mobsters without honor and dignity. The present volume addresses these
differences, i.e. the way yakuza are presented in Japanese and Western
popular media. Films and autobiographical novels, inspired by historical
events or personal experiences, but also by existent and sometimes even
expected stereotypes, therefore often already represent a specific image
of the Japanese mafia that is more like an artificial construct than actual
reality. The contributions in this book consequently intend to discuss
the images of the Japanese yakuza in popular media to offer a first insight
into a very important yet so far understudied topic related to the history
of and existent narratives within Japan's popular culture.
Arbeitszeit und Arbeitsbelastung von
Lehrkräften an Frankfurter Schulen 2020
Ergebnisbericht
300 S., br., € 30,00
978-3-96317-266-3
Die repräsentative Studie
untersucht Arbeitszeit, Arbeitsbelastungen und Arbeitsbedingungen von Lehrerinnen
und Lehrern an öffentlichen Frankfurter Schulen. Von 1.199 Lehrkräften
(aus 69 Schulen) und damit von einem Viertel der Lehrkräfte an Grundschulen,
Integrierten und Kooperativen Gesamtschulen sowie Gymnasien liegen nach
einer statistischen Qualitätssicherung auswertbare Arbeitszeitdaten
vor. Die Lehrkräfte beantworteten ferner Fragen zu ihrer Arbeitssituation
auf Grundlage eines arbeitswissenschaftlichen Belastungs-Beanspruchungs-Modells
und erprobter Erhebungsinstrumente (u.a. der »DGB-Index Gute Arbeit«).
Differenziert nach Schulformen werden hier Belastungen aus der Arbeitszeit
ebenso wie Befunde zur psychischen Beanspruchung vorgestellt. Zentrales
Ergebnis der Studie: Es besteht Handlungsbedarf, die Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen
humanverträglicher und gesundheitsförderlicher zu regeln. Dazu
gehören eine Überprüfung und Anpassung der Arbeitsaufgaben
von Lehrkräften, eine fairere Verteilung der Arbeitsbelastungen, die
nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie präventive Maßnahmen
zur Gesundheitsförderung. Dies kann im Rahmen einer ganzheitlichen
Arbeitspolitik realisiert werden. Zudem scheint eine grundlegende Überarbeitung
von Arbeitszeitverordnungen für Lehrkräfte angezeigt.
Tobias E. Hämmerle
Aufstieg und Niedergang der schwedischen Großmacht
in zeitgenössischen Medienbildern (1611–1721)
Illustrierte Flugblätter im Mediensystem des Heiligen
Römischen Reiches
980 S., br., € 89,00
978-3-96317-252-6
Vor 300 Jahren wurde mit dem Frieden
von Nystad, am 10. September 1721, das Ende der schwedischen Großmacht
besiegelt. Passend dazu bietet dieses Buch nicht nur einen umfassenden
historischen Überblick über die gut 100 Jahre anhaltende schwedische
Großmachtzeit, sondern zeichnet die mediale Präsenz Schwedens
im Heiligen Römischen Reich im 17. und 18. Jahrhundert nach. Dabei
werden visuelle und textuelle Medienbilder identifiziert und analysiert,
die in frühneuzeitlichen Massenmedien (illustriertes Flugblatt und
Zeitung) innerhalb des deutschsprachigen Mediensystems gängig waren,
um das schwedische Königreich sowie seine Regent_innen und Bewohner_innen
darzustellen. Im Zuge von sieben umfangreichen Teilstudien werden insgesamt
120 illustrierte Flugblätter in ihren historischen Kontext eingebettet,
sorgfältig untersucht und als hochauflösende Scans inklusive
Transkription wiedergegeben, wodurch sich eine eindrucksvolle Schilderung
des (medialen) Aufstiegs und Niedergangs der schwedischen Großmacht
ergibt. Der österreichisch-schwedische Historiker Tobias E. Hämmerle
wirft in diesem Zusammenhang auch einen genauen Blick auf die zeitgenössische
Mediensituation um 1700 beziehungsweise die unterschiedlichen Berichterstattungsstile
der beiden frühneuzeitlichen Massenmediengattungen: das illustrierte
Flugblatt und die Zeitung. Das zweibändige Werk wird ergänzt
durch ein umfangreiches Orts- und Personenregister.
Eva-Maria Siegel
Vereinigtes Gelächter?
Kleinkunst und Kabarett um 1990
140 S., br., € 22,00
978-3-96317-239-7
Lachen ist eine individuelle Angelegenheit.
Und dennoch gibt es Kunstformen, die besonders auf kollektive Lacheffekte
angewiesen sind. Dazu gehört das Kabarett. Eva-Maria Siegel widmet
sich der Frage, wie die Kleinkunstformen in Ost und West und vor allem
die politische Satire die politische und wirtschaftliche Wiedervereinigung
beider deutschen Staaten reflektiert haben – und wie sie sich im Zuge dessen
selbst wiedervereinigten. Dabei liegt der Fokus auf jenem geografischen
Gebiet, das noch immer die ›neuen Bundesländer‹ genannt wird. Denn
der konkrete Prozess, in dessen Verlauf das eine System durch das andere
System überformt und ersetzt wurde, scheint aus dem kollektiven Gedächtnis
der Nation so gut wie getilgt. Kaum präsent ist er vor allem im Hinblick
auf gesellschaftliche Teilbereiche wie Kultur und Wissenschaft, zu denen
auch drei Jahrzehnte danach noch Einzelstudien fehlen. Unter dieser Voraussetzung
widmet
sich Siegel der Frage, worauf sich das deutsch-deutsche Gelächter
denn einst gerichtet hat – in jenen turbulenten Zeiten von Privatisierung
und Treuhand, die nur scheinbar vergangen sind.
Was wurde aus jener Künstler_innenschaft, die seinerzeit die Phase
der friedlichen Revolution mit einleitete? Und welche damaligen Anlässe
für Lachangebote dürfen heute noch immer als aktuell gelten?
Hashagen, Anne Carina / Manzotti,
Riccardo
Ich denke, aber wer ist Ich?
Ein Essay über den Sinn des Lebens
170 S., br., € 17,00
978-3-96317-234-2
Wie wollen wir unser Leben messen?
In Euros? In Herzschlägen? In der Zahl der Freunde oder Liebhaber?
Woraus besteht unser Leben? Die Einheit, mit der wir unser Leben messen
sollten, ist Sinn. Schließlich wollen wir nicht eines Tages wie Anton
Tschechows Diener in „Der Kirschgarten“ sagen müssen: „Mein Leben
ist vergangen, als hätte ich nie gelebt.“ Unser Leben soll sinnvoll
sein, das wünschen wir uns alle. Aber was
ist Sinn? Und wo finden wir ihn?
Die Frage nach dem Sinn ihres Lebens
stellen sich Menschen seit Jahrtausenden, und die Frage steht in direktem
Zusammenhang mit der Frage, wer wir sind. Was macht uns als Menschen aus,
und gibt es etwas, das uns zu etwas Besonderem macht?
Philip Stade
YouTube versus GEMA
Musik und Urheberrecht im digitalen
Kapitalismus
350 S., geb., € 34,00
978-3-96317-232-8
»Dieses
Video ist in deinem Land leider nicht verfügbar.«
Mit diesem Satz befeuerte die Video-Plattform YouTube die jahrelange Auseinandersetzung
mit der deutschen Verwertungsgesellschaft GEMA. In
zahlreichen Online-Diskussionen ging es um die angemessene Vergütung
für das Musikstreaming - das
GEMA-Bashing folgte. Musik und Urheberrecht
waren und sind ein konfliktreiches Thema. Mit der Digitalisierung setzte
ein Prozess ein, der die Art veränderte, Musik und andere kreative
Güter zu produzieren, zu konsumieren, zu verbreiten und zu verwerten.
Diese Zäsur untergrub bisherige Geschäftsmodelle der Musikwirtschaft
und erschütterte Grundannahmen im Urheberrechtsverständnis. Philip
Stade richtet den Blick auf den besonderen Online-Diskurs YouTube vs. GEMA
und eröffnet im Sinne der Cultural Studies interdisziplinäre
und historische Sichtweisen auf die Felder Musikwirtschaft, Urheberrecht
und Kapitalismus im digitalen Wandel. Im Fokus stehen dabei hegemoniale
Strategien sowie die zentrale Rolle Sozialer Medien. Auch wenn die gesellschaftlichen
und ökonomischen Umwälzungen des digitalen Wandels längst
nicht abgeschlossen sind, arbeitet Stade präzise heraus, welche übergeordneten
Verschiebungen im Verhältnis von exklusiver Kontrolle und freiem Zugang
stattfinden. Denn wir beginnen gerade erst zu verstehen, wie der digitale
Kapitalismus funktioniert.
Rosa Luxemburg
Band 1 und Band 2
zusammen 800 S., br., €
50,00
978-3-96317-247-2
Rosa Luxemburg war eine der bedeutendsten
Intellektuellen des »langen« 19. Jahrhunderts und ihr Wirken
in der Politik sowie innerhalb der europäischen Arbeiterbewegung äußerst
facettenreich. Sozialismus verstand sie – vor allem zum Unmut der Bolschewiki
– als Einheit von politischen und sozialen Freiheiten. Bis heute ist sie
deshalb eine Identifikationsfigur, ihre Schriften besitzen eine ungebrochene
Aktualität. Luxemburgs vielgestaltiges Leben reichte von der Entstehung
des Deutschen Kaiserreiches bis kurz nach dessen Ende (1871–1919) und wird
im Jubiläumsjahr 2021 mit einer zweibändigen Ausgabe gewürdigt:
Band 1 vermittelt einen Überblick
über Biografisches und liefert eine Bestandsaufnahme ihres politischen
Wirkens. Band 2 versammelt Arbeiten von deutschsprachigen und internationalen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich aus unterschiedlichen
Perspektiven und mit verschiedenen Fragestellungen dem Nachwirken Luxemburgs
widmen.
Sie unterstreichen in ihrer Gänze
den bedeutenden Stellenwert, den Luxemburgs Gedanken bis heute besitzen.
Rosa Luxemburg
Band 1: Leben und Wirken
400 S., br., € 25,00
978-3-96317-244-1 |
Rosa Luxemburg
Band 2: Nachwirken
400 S., br., € 25,00
978-3-96317-245-8 |
Baumeister, Elena
Kino, Kunst, Feminismen
Kuratorische Strategien seit
1970
126 S., br., € 22,00
978-3-96317-224-3
Was bedeutet es, feministisch
zu kuratieren? Sind ›Feminismen‹ Inhalt oder Methode? An welchen Orten
und in welcher Weise ist der feministische Diskurs in die Ausstellungspraxis
sowie in die Filmkultur eingegangen bzw. aus ihr hervorgegangen?
Im Spannungsfeld dieser Fragen skizziert Elena Baumeister anhand von Archivmaterial
und einer Reihe von Gesprächen mit Kuratorinnen, wie sich feministische
Strategien des Kuratierens von Kunstausstellungen und Filmprogrammen im
deutschsprachigen Raum seit ihren Anfängen in den 1970er Jahren bis
heute entfaltet haben. Sie spürt deren kritischen, subversiven und
gestalterischen Potenzialen nach und leistet einen Beitrag, die Lücke
in der Theoretisierung feministisch-kuratorischer Praxis zu füllen.
Jo Ziebritzk
Stella Kramrisch
Kunsthistorikerin zwischen Europa und Indien.
Ein Beitrag zur Depatriarchalisierung
der Kunstgeschichte
140 S., br., € 22,00
978-3-96317-229-8
Warum gab es keine bedeutenden
Kunsthistorikerinnen? Jo Ziebritzki geht dieser Frage nach, um die misogynen
und patriarchalen Strukturen der Kunstgeschichte zu verstehen. Sie widmet
sich dem Werk der Kunsthistorikerin Stella Kramrisch (1896–1993) und geht
der irritierenden Kluft zwischen Kramrischs damals gefragter Expertise
und dem heutigen Fehlen ihres Werks in der Kunstgeschichtsschreibung auf
den Grund. Als Expertin für indische
Kunst schrieb Kramrisch gegen koloniale Abwertungsstrategien an. Die Argumente
zur Anerkennung des eigenständigen künstlerischen und ästhetischen
Wertes indischer Tempelplastiken und Malereien entfaltet sie in Publikationen
und vielbesuchten Ausstellungen in Zusammenarbeit mit diskursprägenden
Institutionen in Indien und im Europa der 1920er bis 1940er wie
etwa dem Wiener Institut für Geschichte, Springers Handbuch Kunstgeschichte,
der Reformbewegung und dem Warburg Institut. Warum wissen wir nichts von
dieser Tänzerin zwischen Kulturen, der scharfen Beobachterin und poetisch
präzisen Autorin? Die Gründe des Vergessens zu verstehen und
zugleich die Erschließung ihrer Werke, Methoden und Kunstbegriffe
voranzubringen, dient der Depatriarchalisierung der Kunstgeschichtsschreibung
und ihrer polyperspektivischen Erweiterung.
Thilo Hagendorff
Was sich am Fleisch entscheidet
Über die politische Bedeutung von Tieren
280 S., geb., € 18,00
978-3-96317-237-3
Die Gesellschaft erlebt sich in
einem Krisenmodus, ausgelöst durch eine Vielzahl ökologischer,
sozialer und politischer Fehlentwicklungen. Was treibt diese an und wie
können sie abgewendet werden? Bei der Beantwortung dieser Fragen wendet
sich der Sozialwissenschaftler und Ethiker Thilo Hagendorff einem zentralen
und dennoch kaum beachteten Aspekt zu: dem menschlichen Verhältnis
zu Tieren. Denn gerade die industrielle Nutzung und Tötung von Tieren
hat versteckte, aber weitreichende Implikationen für alle der genannten
Fehlentwicklungen. Hagendorff zeigt die
ideologischen wie psychologischen Mechanismen auf, die nicht nur zur Akzeptanz
und Unterstützung von Gewalt gegenüber Tieren, sondern auch gegenüber
Menschen führen. Mit Rückgriff
auf zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse macht er deutlich, dass die
Abwendung aktueller Krisen untrennbar mit einem veränderten Umgang
mit Tieren verknüpft ist. Eine von Frieden und gegenseitigem Respekt
geprägte Gesellschaft ist ohne die Beendigung der globalen Tierindustrie
nicht denkbar.
Wegst, Ulrich
Keine Angst vorm Verzicht
Ein Plädoyer für die
wichtigste Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts
200 S., br., € 18,00
978-3-96317-240-3
Verzicht ist in etwa so beliebt,
wie Zahnschmerzen zu haben. Niemand mag ihn, schon gar nicht, wenn man
Verantwortliche in Politik und Wirtschaft fragt. Aber werden wir ohne ihn
auskommen? Klimaschutz, Schonung von Umwelt und Ressourcen, Zusammenhalt
der Gesellschaft, gute Gesundheitspolitik: Für all diese Ziele bietet
sich Verzicht als eines der wirkungsvollsten Instrumente an – oft sogar
als das einzige. Ulrich Wegst hat sich die wichtigsten Themenfelder angesehen
und seine These lautet: Verzicht wird zur wichtigsten Kulturtechnik des
21. Jahrhunderts. Wie aber soll das gehen? Zumal in einer Demokratie. Lässt
sich Verzicht überhaupt durchsetzen, wenn man dafür Mehrheiten
benötigt? Wegsts Antwort ist ein klares Ja. An zahlreichen Beispielen
belegt er, dass wir auch jetzt schon manchen Verzicht üben – völlig
unaufgeregt. Meist stellt sich heraus: Bedrohlich
und als Zumutung erscheint das Thema nur, solange man theoretisch darüber
diskutiert. In der Praxis stellt sich oft schnell Gewöhnung ein.
Was anfangs als Verzicht wahrgenommen wurde, fällt später gar
nicht mehr auf. Das stimmt versöhnlich: Alles halb so schlimm, sobald
man einmal damit begonnen hat.
Fazio, Laura
(Ge)wichtige Körper
Subversive Gewichtsdarstellungen in Lena Dunhams »Girls«
und Mindy Kalings »The Mindy Project«
300 S., br., € 30,00
978-3-96317-236-6
Das sogenannte ›fat shaming‹
gilt als die wohl letzte gesellschaftlich akzeptierte Form der Diskriminierung.
In den Medien erfährt diese gewichtsbedingte Stigmatisierung gleichsam
ihre Spiegelung und Zuspitzung. Übergewichtige sind hier stark unterrepräsentiert
und werden oft als unsympathisch und unattraktiv dargestellt. Die Ausprägungsformen
und die Probleme, die solche medialen Missrepräsentationen mit sich
bringen, wurden tiefgreifend aufgearbeitet und kritisch reflektiert. Seltener
dagegen wurde den audiovisuellen Repräsentationen Beachtung geschenkt,
die sich stigmatisierenden und stereotypisierenden Gewichtsdarstellungsstrategien
entgegensetzen, diese verfremden, umkehren und dadurch subversive Veränderungspotenziale
entfalten. Ebenjenen Repräsentationen widmet sich ›(Ge)wichtige Körper‹.
Im Zentrum steht die Entwicklung eines Analyseinstruments, welches subversive
Gewichtsdarstellungen identifizier- und beschreibbar macht. Seine Anwendung
findet das Modell in der Untersuchung der US-amerikanischen Serien ›Girls‹
und ›The Mindy Project‹.
»Getränke-und-mehr«-Kollektiv
Premium:
Uwe Lübbermann
Wirtschaft hacken
200 S., br., € 18,00
978-3-96317-233-5
Was wäre, wenn man alles ganz
anders machen könnte? Seit beinahe zwei Jahrzehnten ist dies für
den Unternehmer Uwe Lübbermann und sein »Getränke-und-mehr«-Kollektiv
Premium keine theoretische Frage mehr, sondern ein anhaltendes soziales
und ökonomisches Experiment. Rabatte
für diejenigen, die nur geringe Mengen abnehmen; gleiches Gehalt für
alle; im Internet frei verfügbare Rezepte für die hergestellten
Getränke; keine schriftlichen Verträge und die Klärung sämtlicher
Unternehmensbelange in einer konsensdemokratischen Struktur. Ausgehend
von dem Willen, der unsozialen Dynamik des kapitalistischen Systems eigene
Werte entgegenzusetzen, hat Premium über viele Jahre nicht nur ein
krisensicheres, sozial orientiertes Unternehmen aufgebaut. Es ist vielmehr
selbst zum anhaltenden Motor von Veränderung geworden – eine Software,
die im eigenen Umfeld grundlegende Mechanismen des Systems außer
Kraft setzt. Denn das Engagement für
soziale und ökologische Fragen beeinflusst nicht nur Geschäftsentscheidungen,
Abläufe und Kommunikationsweisen – es verändert zugleich alle,
die mit Premium in Berührung kommen. Wirtschaft hacken beschreibt
die Veränderungsmaschine Premium erstmals ausführlich. Von innen
und von außen, parteiisch und kritisch, zum Inspirieren und zum Nachbauen.
Ette, Wolfram / Peiter, Anne D.
Der Ausnahmezustand
ist der Normalzustand, nur wahrer
Texte zu Corona
300 S., br., € 22,00
978-3-96317-235-9
Zwei Orte, die kaum unterschiedlicher
sein könnten, sind die perspektivischen Ausgangspunkte dieses ›sozialen
Essays‹ über Corona: La Réunion und Chemnitz, wo Anne Peiter
und Wolfram Ette leben und arbeiten. Was
die ehemalige französische Kolonie im Indischen Ozean und die ehemalige
Arbeiterstadt bei allen Unterschieden aber miteinander verbindet, ist ihre
Randständigkeit, ihre Lage in und an der Peripherie, wo man, wie Heiner
Müller es einmal formuliert hat, erfährt, was eine Gesellschaft
wirklich ist. In scharf geschnittenen
Beobachtungen, die von Aphorismen bis zu ausgreifenden Essays reichen,
gehen Peiter und Ette den Erscheinungen der Corona-Krise nach. Sie verbinden
Alltag und Literatur, Erfahrung und Begriff, das mikrologische Detail und
den Gesamtzusammenhang. Sie mischen die Genres, die Themen und die Zeiten.
Nicht die systematische Erfassung dessen, was uns seit März 2020 bewegt
und verstört, ist das Ziel dieses Essays, sondern seine geistesgegenwärtige
Konstellation.
y
Volker Thrän
Steuern in Zeiten der Krise
Nachhaltigkeit als Primat einer verantwortungsvollen
Steuerpolitik
216 S., br., € 23,00
978-3-96317-231-1
Das komplexe und undurchsichtige
deutsche Steuerrecht hat neben der klassischen Steuerhinterziehung den
Boden bereitet für moralisch verwerfliche Steuervermeidung und hochkriminellen
Steuerraub. Abstruse Gesetze und fehlende
internationale Kooperation ermöglichen kontinuierliche Milliarden-Schäden
des Staates, die die Glaubwürdigkeit der Politik und den gesellschaftlichen
Zusammenhalt überaus gefährden. Volker
Thrän zeigt Auswege aus dieser Steuermisere und dies vor dem Hintergrund,
dass sich staatliches Handeln dringend an der Nachhaltigkeit im ökonomischen,
ökologischen und auch sozialen Sinne ausrichten muss – heute mehr
denn je.
Aus dem Epilog: »...Es darf
nicht mehr lange dauern, bis mit signifikanten steuer- und ordnungsrechtlichen
Eingriffen das umweltschädigende Verhalten von uns allen spürbar,
vielleicht sogar schmerzlich begrenzt wird.
Das ständige Hinaus schieben von Zeitpunkten
zur Erreichung von Umweltzielen muss jetzt ein Ende finden.«
Semmeln aus Sägemehl
Lebensmittelskandale...
300 S., br., € 28,00
978-3-96317-227-4
Verfaultes Korn im Brot, gepanschter
Wein, Pferdefleisch in der Lasagne, Hühner im Käfig oder Metallspäne
in der Milch – die Liste der Lebensmittelskandale ist lang. Die Beiträger_innen
dieses Bandes nehmen Lebensmittelskandale des 19. und 20. Jahrhunderts
aus einer wissenshistorischen Perspektive in den Blick: Sie
hinterfragen solche Medienereignisse um die Herstellung, den Handel oder
den Konsum von Nahrungsmitteln in ihrem Verhältnis zu bestehenden
Wissensordnungen. Ein besonderes Augenmerk
liegt dabei auf unterschiedlichen Formen des Wissens, die teils miteinander
konkurrierten, teils aber auch in den Debatten konvergierten – die Beiträge
interessieren sich für wissenschaftliches Wissen ebenso wie für
Alltags- und Erfahrungswissen, welches im Zuge von Lebensmittelskandalen
immer wieder von entscheidender Bedeutung für die Wahrnehmung derselben
war.
Tabakwerbung im Wandel der Zeit
Von rauchenden Ärzten,
dampfenden Cowboys und der Evokation des Tabakgenusses
250 S., br., € 25,00
978-3-96317-228-1
Produkte sollen verkauft und müssen
deshalb beworben werden, gerade wenn es sich um sogenannte Waren des Massenkonsums
handelt, die aufgrund geringer Margen nur durch hohe Verkaufszahlen einen
Gewinn ermöglichen. Die Welt des weltweiten Tabakhandels hat daher
wenig überraschend überaus viele Werbestrategien und ebenso verschiedene
Werbemaßnahmen ersonnen, welche im vorliegenden Band eingehender
betrachtet werden sollen. In den Beiträgen, die sich in verschiedenen
Kontexten der historischen Entwicklung der Tabakwerbung widmen, wird nicht
nur gezeigt, mit welchen teilweise obskuren semiotischen Systemen die Werbemacher
der Tabakindustrie gearbeitet haben, sondern auch wie sich diese im Zuge
der sich ins Negative entwickelnden gesellschaftlichen Bewertung des ›Rauchgenusses‹
anpassen mussten, um immer wieder möglichst viele Kunden für
den Tabakkonsum zu begeistern
Kaiser, Julia
Bestattet unter Bäumen
Über den gegenwärtigen Wandel der deutschen
Bestattungskultur
288 S., br., € 28,00
978-3-96317-242-7
Moderne Formen der Wald- und Baumbestattungen
sind weit mehr als ein Trend. Immer mehr Menschen entscheiden sich aktiv
und selbstbestimmt für eine Baumgrabstätte. Seit geraumer Zeit
ist dies sogar die beliebteste moderne Bestattungsart in Deutschland. Die
demografische Entwicklung, sich wandelnde Wertvorstellungen und neue Formen
der Lebensgestaltung beeinflussen die aktuelle Bestattungskultur maßgeblich.Julia
Kaiser beleuchtet in ihrer Dissertation die Beweggründe, die dazu
führen, den Friedhof als traditionellen Bestattungsort zu verlassen
und stattdessen nach alternativen Bestattungsarten zu suchen. Dabei
befragt sie die lange und traditionsreiche Kulturgeschichte des deutschen
Waldes, beleuchtet praktische Erwägungen und beschäftigt sich
auch damit, was dieser Trend für den klassischen Friedhof bedeutet.
Welche Auswirkungen hat die Wald- und Baumbestattung auf das Todesverständnis
der Bevölkerung? Kaisers Untersuchung verdeutlicht: Der Wandel der
Bestattungskultur lässt sich nur im Kontext gesamtgesellschaftlicher
Veränderungen nachvollziehen.
Bildmodi
Der Multimodalitätsbegriff
aus bildwissenschaftlicher Perspektive
250 S., br., € 29,00
978-3-96317-211-3
Ein moderner und integrierender
Bildbegriff impliziert sowohl statische als auch dynamische Bildtypen.
Während es sich bei Gemälden, Diagrammen oder Fotografien um
statische Bildtypen handelt, so sind Kinematographie, Fernseh-, Video-,
Computerspielbilder oder digitale Bildräume zu den dynamischen Bildtypen
zu rechnen. Die Darstellungs- und Rezeptionssituationen dieser Bildtypen
sind – wenn nicht bereits in ihrer isolierten Erscheinung innerhalb des
jeweiligen Bildmediums, dann wenigsten innerhalb ihres spezifischen Verwendungskontextes
– als multimodal zu bezeichnen. Der Band geht daher der Frage nach, welche
möglichen Formen und Interpretationen der multidisziplinär geprägte
Multimodalitätsbegriff umfasst und wie dieses Konzept für eine
bildwissenschaftliche Perspektivierung fruchtbar gemacht werden kann.
Geese, Uwe
Der Deutungsstreit um das Relief
am Marburger Zollamt
74 S., br., € 15,00
978-3-96317-241-0
Immer wieder geraten Bildwerke
in Verruf, weil sie missverstanden werden. Auslöser ist meist ein
moralischer Rigorismus, der sich der Erinnerungskultur bemächtigt
und das Verstehen historischer Bezüge verhindert.
Auf exemplarische Weise ist ein Relief davon betroffen, das sich am 1950
wieder errichteten Marburger Zollamt befindet und seit einigen Jahren mit
Vorwürfen des Rassismus und Kolonialismus bedacht wird. In einer politisch-ikonographischen
Studie führt Uwe Geese – Autor, Kunst- und Kulturhistoriker – den
Nachweis, dass das unberechtigt ist und legt frei, dass das Relief das
Gegenteil von dem entäußert, was ihm vorgeworfen wird.
Kommunales Open Government
Grundlagen, Praxis, Perspektiven
200 S., br., € 19,00
978-3-96317-246-5
Was versteht man unter Open Government
und wie funktioniert es in der kommunalpolitischen Praxis? Welche Erfahrungen
haben Kommunen unter anderem in Modellprojekten gemacht – auch solche außerhalb
Deutschlands – und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für künftige
Projekte? Außerdem: Welche neuen Perspektiven ergeben sich für
das Open Government durch die Digitalisierung? Der
von Ralf Laumer, Leiter des Dezernatsbüros der Landrätin des
Landkreises Marburg Biedenkopf, herausgegebene Sammelband bündelt
Erfahrungen aus der Arbeit vor Ort und macht sie für interessierte
Praktiker_innen nutzbar. Die Beiträger_
innen kommen aus der kommunalen Praxis, den kommunalen Spitzenverbänden
sowie Politik, Wissenschaft und Forschung.
Strukturwandel in Thüringen
gestalten
Herausforderungen in Industrie und Dienstleistungen
Herausgegeben von Liv Dizinger, Kai Eicker-Wolf, Michael
Rudolph und Julia Langhammer
mit einem Vorwort von Bodo Ramelow.
222 S., br., € 25,00
978-3-96317-226-7
Industrie und Dienstleistungen
sind durch einen Wandel geprägt, der tiefgreifende Auswirkungen auf
die Beschäftigten und deren Arbeitswelt hat. Als Herausforderungen
gelten etwa Digitalisierung, Klimawandel, die Folgen weltweiter Verflechtungen
und die Corona-Krise. Diesen Wandel zukunftsfähig zu gestalten, ist
Aufgabe der Strukturpolitik.
In diesem Buch werden die großen
Herausforderungen dargelegt, vor denen Thüringen steht, um auf dieser
Basis dann Empfehlungen für die Landespolitik abzuleiten. Folgende
Themen sind dabei im Zentrum: Fachkräftesicherung,
Digitalisierung, Automobil- und Zulieferindustrie, Energie- und Verkehrswende,
Gleichstellung, Tourismus, Pflege und Bildung. Außerdem
beschäftigt sich der Band mit dem thüringischen Landeshaushalt
und macht Vorschläge für eine sozial ausgewogene Finanzierung
der öffentlichen Hand.
Friedrich
Engel´s 200th Birthday:
Engels @ 200
Reading Friedrich Engels in the 21st Century
354 S., br., € 30,00
978-3-96317-225-0
Friedrich Engels was one of the
most important German thinkers of the 19th century and his writings are
still important today. Addressing the pressing
issues of his time, the broadly interested scholar Engels would write about
many different topics, and thereby not only pave the way for a science-based
socialism, but also for further studies in sociology, history, and philosophy.
To
highlight the value and impact of Engels’ work as well as emphasize its
relevance for major issues that will determine the 21st century, the present
anthology assembles scholars from different countries and research fields
to discuss how to read and gain insights from reading his works in our
time. It also attempts to stimulate further research about Engels, who
200 years after his birth deserves to be fully brought out of the shadow
of his friend and colleague Karl Marx.
Virtual Images
Trilogy of Synthetic Realities I
210 S., geb., € 49,00
978-3-96317-230-4
Common boundaries between the physical
reality and rising digital media technologies are fading. The age of hyper-reality
becomes an age of hyper-aesthetics. Immersive media as well as image technologies
– like virtual reality – enable a completely novel form of interaction
and corporeal relation to and with the virtual image structures. ›VR Images‹
contributes to the wide range of the hyper-aesthetic image discourse to
connect the concept of dynamic virtual images with the approaches in modern
media theory, philosophy, perceptual theory, aesthetics, computer graphics,
art history and techno-art as well as the complex range of image science.
Shared goal is a critical discussion of
the specific epistemology of aesthetic and scientific approaches to VR.
This volume discusses the relation of images and technological evolution
in the context of virtual reality within the perspective of an autonomous
image science.
Riane Eisler
Die verkannten Grundlagen der Ökonomie
Wege zu einer Caring Economy
240 S., br., € 22,00
978-3-96317-215-1
Riane Eislers Modell einer »Caring
Economy« – einer »fürsorglichen Ökonomie« –
ist ebenso kühn wie wegweisend und die Übersetzung ihres Ansatzes
ins Deutsche längst überfällig. Eislers Buch, das erstmals
2007 unter dem Titel »The Real Wealth of Nations« in den USA
veröffentlicht wurde und in zahlreiche Sprachen übersetzt ist,
ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen transdisziplinären Forschungsleistung.
Es nimmt seinen Ausgang von der Frage, wie es sein kann, dass Menschen
– trotz ihres kreativen Potenzials und ihrer Fähigkeit zur Empathie
– in der Welt so viel Schaden anrichten. Schaden an sich selbst, anderen
Menschen und der Umwelt. Eislers Antwort: An der Wurzel jeder Ökonomie,
die Ungleichheit, Armut und Zerstörung produziert, ist eine Gesellschaft,
die Frauen und die ihnen überantwortete Care-Arbeit abwertet. Jede
progressive und nachhaltige Ökonomie, sei es eine Gemeinwohl- oder
eine Postwachstumsökonomie, muss deswegen zuallererst diesen Bereich
der Fürsorge für andere wieder in das ökonomische Denken
hereinholen – sonst kann es keine Caring Economy geben. Eisler zeigt auf,
wie ein solcher Wandel gesellschaftlich umsetzbar ist, auf politischer
wie auf individueller Ebene. REZENSIONEN:
Deutschlandfunk,
ORF
LINK: Vortrag
der Autorin (in english)
Paul Verlaine
Armer Lelian
Gedichte der Schwermut, der Leidenschaft und der Liebe
in der Übersetzung von Alfred
Wolfenstein
130 S., geb., € 20,00
978-3-96317-212-0
Paul Verlaine (1844–1896) ist einer
der bedeutendsten Lyriker des französischen Symbolismus. Früh
beeinflusst durch Charles Baudelaire, entwickelt er bald seine eigene,
hochsensible, ausdrucksmächtige und doch ›natürliche‹ Sprache.
Aus ihr sprechen Schwermut, Leidenschaft und Liebe, Grundkoordinaten menschlichen
Lebens schlechthin. Was im Literarischen
als hohe Kunst goutiert wird und damit Verlaines Wertschätzung als
Dichter nach sich zieht, konterkariert dieser durch seinen Lebenswandel:
Bruch mit der bürgerlichen Ehe, Pistolenschüsse auf den zehn
Jahre jüngeren Geliebten Arthur Rimbaud, Verurteilung zu zwei Jahren
Gefängnis – am Ende bleibt die Flucht in die Lyrik und den Katholizismus.
»Man
feiert sein haltloses Elend im Lateinischen Viertel, die Huren bringen
ihn in ihren Kammern unter, um ihm zugleich das Letzte zu bestehlen, Glied
um Glied wird er von Krankheit und Trunk zerrissen.« (Alfred Wolfenstein,
1926)
Érik Bordeleau
Das Common des Kommunismus
Eine Kartographie
220 S., br., € 20,00
978-3-96317-214-4
Mag sein, dass der »real
existierende Sozialismus« tot ist, aber es lohnt, aus seinen Trümmern
das zu bergen, worum es ihm ging: eine bestimmte Form des Miteinander-Seins
oder – in der Begrifflichkeit des kanadischen Philosophen Érik Bordeleaus
– das »Common«. Bordeleaus
Essay schafft ein Verständnis für ebendieses Common, für
die transindividuelle und gemeinschaftsstiftende Macht des politisch-kulturellen
Projekts des Kommunismus, den er so aus den Klauen eines verkürzten
und interessegeleiteten Geschichtsbildes löst. Bordeleau
entwickelt sein Konzept des Common im Dialog mit Ansätzen der zeitgenössischen
politischen Philosophie (darunter Texte von Badiou, Agamben, Deleuze &
Guattari, Latour, Stengers, Groys, Bifo, Aspe, Nancy und dem Unsichtbaren
Komitee) sowie in einer Beschäftigung
mit Chinas Kulturrevolution, wie sie sich durch die Linse der chinesischen
Gegenwartskunst darstellt. Ins
Zentrum rückt für Bordeleau dabei die Frage nach der Rolle von
Abstraktionen – ästhetischen wie politischen – im Wirken einer revolutionären
Politik. Denn: Wie lässt sich widerständiges, veränderndes
Handeln denken, wenn den wirkmächtigen Finanzabstraktionen, die unsere
Gegenwart bestimmen, nichts entgegengesetzt werden kann? Bordeleaus Kartographie
des Common mündet in einer Reihe von Vorschlägen zur Erneuerung
radikaler Politik, die für transindividuelle, lokal und ökologisch
abgestimmte Praktiken plädieren – einen Kommunismus der Resonanz für
eine Zukunft, die Mehr-als-Menschliches ins Auge fasst.
INHALT:
Vorwort – Das ungezähmte Common
Einleitung – Das sinnliche Common und seine Abstraktionen: eine
Kartographie
I Der Kapitalismus als Spielfeld
II Elemente einer Theorie des chinesischen No Man’s Land
III Political Pop: Branding oder antikommunistischer Exorzismus?
IV Sartre oder Über den Voluntarismus
V Über das Common, die Resonanz sowie andere dunkle und animierte
Dinge
Literatur
Endnoten
Personenregister
Axel Stommel
Die unerträgliche Leichtigkeit
der Schulden
Corona, das Klima und die Schwarze
Null
150 S., br., € 17,00
978-3-96317-218-2
Gerade noch im Wachstumswahn, dann
das: die Corona-Pandemie. Plötzlich hat sie das wirtschaftliche und
soziale Leben auf allen Kontinenten weitgehend stillgelegt. In dieser extremen
Situation ist der Staat gefordert, die Schwarze Null zunächst passé.
Aber nicht völlig und nicht für immer. Denn auch in der Corona-Krise
geht es darum, den Staat nicht ungebremst zu verschulden. Während
selbst diese Krise irgendwann ein Ende haben wird, gilt dies für die
Klimakrise nicht. Sowohl das gesellschaftliche als auch das meteorologische
Klima und ihre jeweiligen Probleme und Gefahren bleiben bestehen. Spätestens
dann beginnt für die Schwarze Null ein neuer Frühling: Die
Schuldentragfähigkeit sowie die Frage, welche Aufgaben der Staat zu
übernehmen habe und wie sie zu finanzieren seien, werden unvermeidlich
wieder aktuell – wohl noch dringender als zuvor.
Axel Stommel zeigt, dass sich weder die Null noch die Schuldenbremse für
einen Streit zwischen konservativen und progressiven Politikansätzen
eignet. Damit entlarvt er einen verbreiteten Denkfehler und stellt die
entscheidenden Fragen: Wie und mit welchen Steuermitteln sind die wirtschafts-,
sozial-, umwelt- und klimapolitischen Ziele anzusteuern? Stommel liefert
so eine allgemein verständliche Darstellung der Dreiecksbeziehung
zwischen Staatsfinanzierung, Klima- und Sozialpolitik – auch jenseits von
Corona, Schuldenbremse und Schwarzer Null – und dies mit konzentrierten
alltagspraktischen Konsequenzen.
Paolo Sorrentino
Das Werk eines Ästheten
170 S., br., € 22,00
978-3-96317-189-5
Spätestens seit seinem
Oscar für »La grande bellezza« ist Italiens derzeit berühmtester
Regisseur Paolo Sorrentino auch auf internationalem Parkett bekannt. Außergewöhnlich
an seinen Arbeiten ist nicht allein die thematische Vielfalt, die von politischer
Satire (»Il divo«, »Loro«) über Glaubensreflexionen
(»The Young Pope«, »The New Pope«) bis hin zu Auseinandersetzungen
mit dem Altern, der Selbstsuche sowie der Bedeutung von Kunst in der spätmodernen
Gesellschaft reichen (»This Must Be The Place«, »La grande
bellezza«, »Youth«). Mehr noch wird die internationale
Rezeption von der bemerkenswerten ästhetischen Artistik des Filmemachers
angeregt. Sie spielt mit antiken Darstellungskonventionen genauso wie mit
Zeugnissen der Popkultur, sie integriert Pathos und ironische Brechung,
sie kombiniert postmoderne Süffisanz mit der Suche nach verlorener
Schönheit und Wahrheit – dies bietet Anlass dazu, das Œuvre des Autorenfilmers
in seiner Breite und Tiefe wissenschaftlich zu vermessen.
Der Band von Christian Alexius,
Lucas Curstädt und Björn Hayer versammelt daher unterschiedliche
Perspektiven auf ein zumindest im deutschsprachigen Raum bislang noch kaum
erforschtes Werkpanorama.
Sabrina Gärtner
Die Filme der Jessica Hausner
Referenzen, Kontexte, Muster
460 S., br., € 34,00
978-3-96317-209-0
Jessica Hausner (geb. 1972) zählt
zu den renommiertesten Filmemacher*innen ihrer Zeit. Längst
hat sich die Regisseurin und Drehbuchautorin auf internationalem Parkett
verdient gemacht, ihr Name wird heute in einem Atemzug mit Regiedoyens
wie Stanley Kubrick und Michael Haneke genannt. Ihre Filme wurden vielfach
gelobt, zahlreiche Male prämiert und von Kritiker*innen aus aller
Welt hinlänglich besprochen. Trotzdem
wird man auf der Suche nach substanziellen Publikationen zu ihren Werken
bislang kaum fündig. Sabrina Gärtner liefert erstmals
eine Zusammenschau des bislang aus zehn filmischen Projekten bestehenden
Œuvres – von »Flora« (1997) bis »Little Joe« (2019).
Sie arbeitet die Besonderheiten der außergewöhnlichen Hausner’schen
Filmsprache heraus und verortet das Schaffen der Österreicherin in
Beziehung zu ›Nouvelle Vague Viennoise‹, Berliner Schule und weiteren transnationalen
Netzwerken. Ausführliche Berücksichtigung finden die märchenhaften
Elemente ihrer Filmerzählungen wie beispielsweise die ambivalenten
Mutterfiguren, wirkmächtige Requisiten oder das Motiv des ›sprechenden‹
Tiers.
Dennis Basaldella
Ein Leben für den Film
Der freie Filmhersteller Horst
Klein und das Film- und Fernsehschaffen in der DDR
350 S., zahlr. Abb., geb., €
35,00
978-3-96317-220-5
Bislang hat die Forschung alternativen
Formen der Filmherstellung in der ehemaligen DDR – und den sozialistischen
Produktionssystemen im Allgemeinen – wenig bis gar keine Beachtung geschenkt.
Dies gilt auch für die privatwirtschaftliche Filmherstellung, obwohl
sie neben den staatlichen Institutionen der DEFA und des Fernsehens einen
beträchtlichen Teil der politisch kontrollierten Film- und Fernsehproduktion
im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat ausgemacht hat. Dennis
Basaldella betritt mit seiner Publikation Neuland, indem er sich dem Schaffen
und dem Werk des wohl aktivsten dieser freien Filmhersteller widmet: Horst
Klein. Basaldella liefert vielfältige, seltene, tiefe und auch persönliche
Einblicke in die 53-jährige Karriere des äußerst produktiven,
beinahe obsessiven Filmemachers. In dieser
Mikroperspektive auf Horst Kleins Wirken ist das Buch keine klassische
Werk- oder Arbeitsbiografie. Basierend auf den Ansätzen der Gebrauchsfilmforschung
und der Production Studies entwickelt der Autor eine neue Form der Biografie
des Arbeitens und Wirkens, die mit der einmaligen Karriere Horst Kleins
zugleich wichtige Ereignisse der DDR-Geschichte in den Blick nimmt und
die als Anleitung für ähnlich gelagerte Forschungsfragen wird
dienen können.
Sonja Dierks
Gehör schenken
Stimme · Gesang ·
Musik
90 S., br., € 15,00
978-3-96317-219-9
Die hier versammelten Texte folgen
keinem alternierenden Duktus, sie wechseln vielschichtig hin und her zwischen
philosophischen Gedankenbewegungen und imaginativer Prosa. So geht es etwa
um Maria Callas und Gesang als Zeichen,
um Nina Hagen und Rammstein, um Stimmbruch, mütterliche Cowboys, Gewitter
und auch Stille… Die Stimmen, die von
Sonja Dierks dargestellt, charakterisiert und in eine ݎcriture
à haute voix‹ (Roland Barthes) einbezogen werden, stehen für
sich und sind zugleich repräsentativ für die zu Beginn entfaltete
Grundidee einer äußerst beschleunigten Verlangsamung. Das
Bild von der Schnecke im Rennwagen verbindet zwei nicht miteinander zu
vereinbarende zeitliche Momente. Es geht
um Verknüpfung von Ruhe und Beschleunigung, von Spontaneität
und Konzentration. Beides ist unerlässlich für den musikalischen
Gesang, und beides steht hier auch für eine Schreibweise, die ihrem
Gegenstand in der Form der reflektierenden Fantasie und phänomenologischen
Präzision die Treue zu halten versucht.
Simon, Klaus
Warum Klimaschutz bisher verpufft
und wie er gelingt
200 S., zahlr. Abb., br.,
€ 20,00
978-3-96317-217-5
Seit Jahrzehnten reden wir vom
Klimaschutz, doch die Treibhausgase nehmen beharrlich zu. Sind die Politiker
daran schuld? Viele Menschen bemühen sich um Umweltschutz, doch die
Erfolge bleiben aus. Weshalb ist das so? Seit
2004 wurden sagenhafte 3.500 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien
investiert, doch noch immer decken Wind- und Solaranlagen weniger als zwei
Prozent des weltweiten Primärenergiebedarfs. Wie kann das möglich
sein? Klaus Simon gibt Antworten auf all
diese Fragen. Er beginnt mit einer fundierten Übersicht zu Klima und
Klimawandel, in der konkret nachvollziehbar wird, ob und in welchem Maße
wir ein Klimaproblem haben. Es folgt eine Abschätzung heutiger technischer
Möglichkeiten zur Energieerzeugung. Was können sie leisten und
vor allem: was nicht? Schließlich spannt Simon den Bogen vom Klima
über die Handlungsmöglichkeiten der Menschen bis hin zur Gesellschaft
und nimmt den entscheidenden Zusammenhang in den Blick, der in der Klimadiskussion
so oft übersehen wird. Dabei ist es dem Autor gelungen, eine komplexe
Materie auf den Punkt zu bringen: in verständlicher Sprache, locker
und mit über hundert Abbildungen ergänzt.
Das U-Boot
Eine kulturgeschichtliche Leerstelle
150 S., br., € 22,00
978-3-96317-207-6
Wie die Eisenbahn oder das Automobil
stellt auch das U-Boot ein Fortbewegungsmittel dar, das Ambitionen, Hoffnungen
sowie gleichsam die Hybris der Moderne vereint. In ihm verdichten sich
militärisches Expansionsstreben und Pioniergeist, weswegen die Zeugnisse,
in denen es präsent ist, kaum heterogener ausfallen könnten.
Sie reichen von Jules Vernes Klassiker »20.000 Meilen unter dem Meer«
bis zu spätmodernen Kriegsfilmen und -serien. Mit dem U-Boot verbinden
sich klaustrophobische Erfahrungen und zugleich das Streben, die Gesetzmäßigkeiten
der Natur zu überwinden. Der Mensch erweist sich dabei nicht nur als
ein Fremder in einem für ihn tödlichen Milieu, sondern darüber
hinaus auch als Fremder im eigenen Selbst. Die Fahrt unterhalb der Wasseroberfläche
bedeutet indessen ein sinnbildliches Eintauchen in die Untiefen der humanen
Seele, wo sich Triebe, Träume und Verdrängtes vorfinden lassen.
Um den vielfältigen Dimensionen des Motivs nachzugehen, dessen Aufarbeitung
noch immer ein Desiderat in der Forschungslandschaft ist, versammelt der
von Björn Hayer und Janin Aadam herausgegebene Band polydisziplinäre
Zugänge, die das U-Boot insbesondere in Literatur und Film beleuchten.
Lars C. Grabbe
Analytische Phänosemiose
Systematische Medientheorie zwischen
Wahrnehmung, Technologie und Zeichen
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-208-3
Im Zeitalter einer komplexen Wechselwirkung
von Medieninnovationen, gesellschaftlichen Transformationsprozessen und
technologischer Kulturentwicklung ist es heute ein besonders dringendes
Anliegen, dass Theoriemodelle aufgestellt sowie analytische Methoden entwickelt
werden, um das dynamische Feld der Medienwirkung produktiv und systematisch
lokalisieren und kennzeichnen zu können. Die Analytische Phänosemiose
versteht sich hier bewusst als eine analytische und systematische Methodologie,
die in der Lage ist, die strukturelle, technische und wahrnehmungsbezogene
Erscheinungswirklichkeit von medialen Artefakten und Prozessen im Kontext
ihrer materiellen Präsenz zu erfassen. Die von Lars C. Grabbe durchgeführten
Analysen haben das Ziel, die Phänosemiotische Zeichenrelation von
zehn verschiedenen medialen Konstellationen offenzulegen (z.B. Bewegtbild,
Holografische Felder, Avatarial Body etc.). Dabei wird ebenso auf die methodisch
geprägten Ansätze der Semiotik, Phänomenologie und Kommunikationstheorie
wie auch auf Ansätze der Medientheorie, Wahrnehmungstheorie und der
informationstheoretischen
Ästhetik zurückgegriffen. Grabbes Studie ist primär methodisch
ausgerichtet und versteht sich als konkretes Werkzeug.
Mit der Analytischen Phänosemiose
soll ein Beitrag für das dynamische Verstehen von Medien im Kontext
von Wahrnehmung, Technologie und Zeichen geleistet werden.
Göbel-Lehnert, Ute / Rautenberg,
Thomas
Dagobertshausen
Ausverkauf eines Dorfes?
140 S., br., € 19,00
978-3-96317-206-9
Dagobertshausen – ein Ortsteil
im Westen von Marburg – droht erstickt zu werden: erdrückt von den
Zumutungen der ortsansässigen Freizeitindustrie, einer beispiellosen
Expansion von großformatigen Unterhaltungsbetrieben und von dem Geschäft
der vorhandenen Locations, die jährlich viel Lärm und Verkehr
sowie Besuchermassen in den kleinen Ort schwemmen. Ute Göbel-Lehnert
und Thomas Rautenberg, die beide seit Jahrzehnten in Dagobertshausen leben,
veranschaulichen, wie der Ort von einer einzelnen Investorenfamilie in
knapp zehn Jahren zu einem Freizeitpark verwandelt wurde, ohne Rücksicht
auf die Bewohner_innen und mit willfähriger Unterstützung durch
Politik, Verwaltung und den Ortsbeirat. Analysiert wird der Strukturwandel,
aber auch der gewachsene Widerstand, der sich dagegen formiert und der
die Gefahren einer weiteren Zerstörung der Wohn- und Lebensqualität
des Ortes benennt. Das regionale Beispiel ›Disneyland Dagobertshausen‹
wird in überörtliche Trends moderner Freizeit- und Tourismusindustrie
eingeordnet, die sich mit den Begriffen Overtourism, Eventtourismus, Freizeitkollaps
oder Business Travel überschreiben lassen. So will es weit über
den Ort hinaus sensibilisieren, für gesamtgesellschaftliche Problemlagen
und mögliche Strategien und Initiativen im Umgang damit.
Wie ist Dein Leben in und um Marburg?
Teilhabe von Frauen und Mädchen – ein Forschungsbericht
128 S., br., € 25,00
978-3-96317-216-8
Der Forschungsbericht »Wie
ist Dein Leben in und um Marburg?« gibt umfangreiche Einblicke in
Erfahrungen von Teilhabe und Ausschluss im Leben von Frauen und Mädchen
mit Beeinträchtigungen. Die zugrunde liegende Studie basiert auf qualitativen
Einzel- und Gruppeninterviews sowie auf der Erhebung von Subjektiven Landkarten.
Sie wurde 2018 und 2019 an der Evangelischen Hochschule Darmstadt in Zusammenarbeit
mit dem Gleichberechtigungsreferat der Universitätsstadt Marburg durchgeführt.
Im Fokus stehen die Erlebnis- und Sichtweisen von Frauen und Mädchen
mit Lernschwierigkeiten sowie von gehörlosen Frauen und Mädchen.
Die Publikation richtet sich an Teilnehmer_innen und Mitwirkende der Studie,
gleichstellungspolitische Akteur_innen, akademisches Fachpublikum, politische
Entscheidungsträger_innen sowie Vertreter_innen von Praxiseinrichtungen.
Im Sinne des Empowerments möchte sie Frauen und Mädchen als Expert_innen
ihres Lebens ansprechen, ermutigen und ihre Anliegen sichtbar machen. Der
Forschungsbericht in Leichter Sprache umfasst das Studiendesign, die Durchführung
der qualitativen Studie, zentrale Ergebnisse sowie daraus resultierende
Handlungsempfehlungen
für die Kommune und lokale Akteur_innen.
Wilhelm Stehling
Die Marburger Nachtwächter
Zwischen Lebenswirklichkeit und Legenden
160 S., br., € 22,00
978-3-96317-213-7
Sie wachten, wenn andere schliefen
und waren übermüdet, wenn andere wach waren. Kein Wunder, dass
die Nachtwächter allgemein als schlafmützig und etwas trottelig
galten. Gerade in Marburg wurden sie wegen ihres vermeintlich schlichten
Geistes verspottet und mussten unter manch derben Neckereien der akademischen
Jugend leiden. Umso erstaunlicher ist es, auf welche Weise die alten „Nachträte“,
die fast schon in Vergessenheit geraten waren, sich zu einem Symbol der
„guten alten Zeit“ gewandelt haben und zu einem nostalgisch verklärten
Marburger Wahrzeichen geworden sind. Erzählt wird in diesem Buch von
der tatsächlich eher rauen Lebenswelt der Nachtwächter, von ihrem
strapaziösen Dienst, ihrem Rufen und Singen sowie den Anekdoten, die
sich um sie ranken. Man erfährt vieles bisher Unbekanntes über
eine Sicherheitseinrichtung, die immer ein Schattendasein führte und
dennoch eine nicht unwichtige Rolle in der weit zurückreichenden Geschichte
Marburgs spielte.
Vampire
Zwischen Blutdurst und Triebverzicht
Herausgegeben von Marion Näser-Lather
und Marguerite Rumpf mit Beiträgen von
Alexander
Gerdes, Alina Januscheck, Marion Näser-Lather, Franziska Peikert,
Marguerite Rumpf, Sandra Schwarzmann und Nils Bernd Michael Weber
172 S., br., € 22,00
978-3-96317-203-8
In der Figur des Vampirs manifestiert
sich das Beste wie das Schlechteste, was Menschen sich selbst zutrauen.
Unsere Vorstellungen vom blutsaugenden Wesen haben im Laufe der letzten
Jahrhunderte einen Wandel erlebt, den Thomas Macho als einen »Zivilisationsprozess
der Vampire« bezeichnet hat. Der Sammelband mit Beiträgen aus
ethnologisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive zeichnet diesen Bedeutungswandel
nach, den Vampir_innen in der Gegenwart erfahren haben: von der Verkörperung
grenzüberschreitend-eskapistischer Wünsche hin zum alltäglich
gelebten Triebverzicht der ›guten‹ Vampire, wie man sie beispielsweise
aus der Twilight-Serie kennt. Die Beiträger_innen widmen sich der
gesamten Bandbreite moderner Imaginationen von Vampirgestalten in digitalen
Spielen, Serien und literarischen Fiktionen und geben darüber hinaus
auf der Grundlage lebensgeschichtlicher Interviews mit sogenannten »Vampyr_innen«
Einblicke in das Phänomen eines gelebten »Vampyrismus«.
Hans O. Zwiener
Das Ereignis Integration
Wege zu einer echten Integration
des Fremden
160 S., br., € 25,00
978-3-96317-198-7
Dieses Buch schaut neuartig auf
Integration. Hans O. Zwiener – über 30 Jahre Leiter einer Ausländerbehörde
– weiß, dass es für die Integration des Fremden auf die Intentionen
ankommt, mit denen wir Alteingesessenen an diese Aufgabe herangehen. Unsere
bisherige Haltung, die ergebnislos versucht, sich Fremdes anzueignen, ist
für Zwiener ein Irrweg. Im Fremd-Sein erkennt er die Freiheit der
Fremden, die wir ihnen nicht nehmen können und plädiert deshalb
dafür, den zum Bleiben berechtigten Fremden Raum, Zeit und ihre Autonomie
zu lassen. Was Eigenes und was Fremdes ist, so Zwiener, entscheidet sich
dort, wo wir auf Fremdes antworten und nirgendwo sonst. Bislang fehlen
aber diese Antworten und daher schaffen wir es nicht, uns die neuen Chancen
zu erschließen, die unser Nationaler Integrationsplan (NIP) aus dem
Jahre 2007 verspricht.
Als neuen Weg zur
Integration ruft Zwiener in Übereinstimmung mit dem NIP dazu auf,
zum Fremden hinzuschauen, hinzuhören und hinzugehen. Er fordert ein,
dass wir alle mit den Fremden sprechen und nicht nur über sie. Dazu
entwirft Zwiener ein Organisationsmodell, mit dem unsere Kommunen in ihrem
jeweiligen örtlichen Bereich den zur Integration nötigen Interkulturellen
Dialog in Gang bringen und ihn ›mit allen, für alle‹ am Leben erhalten
können. Das Neuartige an diesem Buch
ist: Zwiener geht nicht von unserem ›Ich‹ aus, sondern von dem, was sich
zwischen Eigenem und Fremdem zeigt. Wenn wir uns künftig auf diese
phänomenologische Weise bewegen, dann, so Zwiener, können wir
nicht nur die Integration doch noch erreichen, sondern in unserem Land
auch Ethik und Politik wieder zueinander bringen.
Sofiya Volpert
»Ein Fenster zum Westen«
Wie das französische Savoir-Vivre
von der Leinwand in die UdSSR der 1970er und 1980er Jahre gelangte
100 S., br., € 16,00
978-3-96317-202-1
Der Kulturaustausch zwischen der
Sowjetunion und anderen, vor allem westeuropäischen Ländern war
bestimmt durch die ideologisch bedingte Abgrenzung zur Außenwelt
und eine damit einhergehende ständige Kontrolle und Zensur. Dieses
Vorenthalten von Literatur, Kunst, Theater, Musik und Film aus dem Westen
sorgte unter den sowjetischen Bürger_innen für Neugierde auf
eben jene kulturellen Werke. Wie wurde das Wenige, was an ausländischer
Kultur in die UdSSR gelangte, von der sowjetischen Bevölkerung rezipiert
und aufgenommen? Dieser Frage geht Sofiya Volpert nach, indem sie konkret
die Wirkung des französischen Komödienfilms auf das sowjetische
Kinopublikum in den 1970er und 1980er Jahren untersucht. Anhand einer historisch-kulturellen
Analyse des Kulturaustausches zwischen Frankreich und der Sowjetunion sowie
Interviews mit Zeitzeug_innen zeigt die Autorin, welche besondere Stellung
die französische Kultur und insbesondere das französische Kino
in der Sowjetunion einnahm und welche Rolle der Komödie als Genre
zukam. Sie gibt Einblicke in die Filmproduktion
Frankreichs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und erläutert
den Umgang mit dem Medium Film – dessen Import, Konsum und Zensur – in
der UdSSR. Dafür bezieht sie die
politischen und ökonomischen Beziehungen wie kulturellen Besonderheiten
beider Länder mit ein.
Lauren Lucia Seywald
Investigativer Journalismus
in Österreich
Geschichte, Gegenwart und Zukunft
einer Berichterstattungsform
280 S., br., € 22,00
978-3-96317-193-2
Ein Präsident, der sein Amt
jahrelang missbraucht, um einen Krieg anzufachen. Eine Regierung, die Menschen
sterben lässt und einen Unfall vortäuscht, um Geld von der Versicherung
zu bekommen. Ein Konzern, der seine Fabrikarbeiter ausbeutet, um seinen
Gewinn zu maximieren. Die Protagonisten
dieser Fälle verbindet der Glaube daran, dass ihre Macht sie vor der
Justiz schützen könnte. Fakt ist allerdings, dass in all diesen
Fällen integre Journalist_innen die Missbräuche und Lügen
aufdeckten. Lauren Seywald befasst sich
mit den Entwicklungen und Einflussfaktoren des investigativen Journalismus
in Österreich. Sie untersucht historische, politische und gesellschaftliche
sowie rechtliche und ökonomische Rahmenbedingungen dieser Berichterstattungsform.
Es wird das berufliche Selbstverständnis von investigativen Journalist_innen
beleuchtet, wofür Medienmacher_innen und Wissenschaftler_innen aus
der Branche interviewt wurden. Die Autorin zeigt zudem, warum derzeit von
einer Hochblüte des investigativen Journalismus in Österreich
gesprochen werden kann, und formuliert Zukunftslösungen für den
investigativen Journalismus, die auch für die journalistische Berichterstattung
im Allgemeinen gelten können.
Katharina Rein
Techniken der Täuschung
Eine Kultur- und Mediengeschichte
der Bühnenzauberkunst im späten 19. Jahrhundert
454 S., geb., € 34,00
978-3-96317-204-5
Katharina Reins preisgekrönte
kulturwissenschaftliche Dissertation widmet sich der Bühnenzauberkunst
in ihrem »Goldenen Zeitalter« (ca. 1860–1900), das von wissenschaftlicher
und technischer Innovation ebenso geprägt war wie von einer florierenden
Medienkultur, den Umbrüchen der Industrialisierung oder den Erfahrungen
von Globalisierung und Kolonialismus. Moderne Bühnenzauberei beansprucht
keine übernatürliche Wirkung, vielmehr präsentiert sie technisch
erzeugte Illusionen, deren Funktionsweisen sie allerdings verbirgt. Sie
stellt damit eine spezifische Form des Mediengebrauchs dar, die mediale
Effekte exzessiv ausstellt, während sie das dahinterstehende technische
Geschehen zum Verschwinden bringt. Die Analyse von vier paradigmatischen
Großillusionen (»Pepper’s Ghost«, »Vanishing-Lady«-,
Levitations- und Telepathie-Illusion) eröffnet nicht nur schlaglichtartige
Einblicke
in die bislang weitgehend ungeschriebene Zaubergeschichte des späten
19. Jahrhunderts. Sie geben zugleich die
Sicht frei auf einschneidende kulturelle Veränderungen und Innovationen,
die in diese moderne, hoch technisierte Form von Magie Eingang fanden.
Wissenschaft und Technologie
in digitalen Spielen
Herausgegeben von Arno Görgen
und Rudolf Inderst
290 S., br., € 29,00
978-3-96317-194-9
Technik, Forschung und Wissenschaft
bilden Schlüsselbegriffe unserer Moderne. Sie bestimmen in unterschiedlichen
Ausprägungen große Teile unseres alltäglichen Lebens und
werden daher – bewusst wie unbewusst – medial wahrgenommen, aufgegriffen
und neu zusammengesetzt. Eine solche Form der Reflexion und Verarbeitung,
aber auch ihrer Anwendung, findet in Video- und Computerspielen statt.
Sie greifen wissenschaftliche und technologische Entwicklungen und ihre
möglichen Bedeutungen für die Gesellschaft auf und verarbeiten
diese in einer Klammer aus spekulativer Erzählung und fesselndem Spiel-Design.
Der
Band skizziert die vielfältigen Darstellungen von Technik, Forschung
und Wissenschaft in modernen Video- und Computerspielen wie etwa der Science-Fiction-Saga
»Mass Effect« oder der postapokalyptischen »Fallout«-Serie
und stellt Fragen nach den gesellschaftlichen Rückbezügen, Verortungen
und Konsequenzen.
Damit verstehen sich
die Ausführungen der Autor_innen als Teil eines technowissenschaftlichen
Diskurses, der als Verbindung von Erkenntnis und Innovation gedeutet werden
kann und erste Einblicke in dieses spannende und bisher weitgehend unbeobachtete
Forschungsfeld gibt.
Kathrin Witek
Die stille Dimension der Bildung
Implizites Handlungswissen in
Bildungsprozessen am Beispiel einer soziokulturellen Initiative
250 S., br., € 34,00
978-3-96317-187-1
In den 1970er Jahren entsteht in
der katholischen Gemeinde einer westdeutschen Kleinstadt die Jugendinitiative
»Club75«. Wie kam es dazu? Anhand von Gesprächen zwischen
damaligen Mitgliedern untersucht Kathrin Witek, angelehnt an die Methode
der Kollektiven Erinnerungsarbeit, das ›urwüchsige‹, nicht formalisierte
Zusammentreffen der beteiligten Menschen, die in dieser soziokulturellen
Initiative aktiv wurden und dabei sich und die Institution bildeten. Ausgehend
insbesondere von Michael Polanyis »Implizitem Wissen« betrachtet
die Autorin, wie sich Bildungsprozesse
als Wechselspiel von Theorie und Empirie gestalten und wie die Beteiligten
diese lebensgeschichtlich bearbeiten.
Dabei deckt sie die Prozesshaftigkeit von Bildung als stets subjektive
Erfahrungsproduktion auf, die sich in der heutigen Forschungssituation
für die damaligen Club-Mitglieder erneut aktualisiert und eine kollektive
Dimension deutlich werden lässt. Witeks Studie wird so zum Plädoyer
dafür, die Personen- und Situationsgebundenheit von Bildungsprozessen
auch in Forschungsprozessen immer mitzudenken und zu erspüren.
Elaine G. Goldberg
Vom imaginären Leben in der Spätmoderne
Wie technische Bilder die Realität beeinflussen
102 S., br., € 18,00
978-3-96317-210-6
Wieso ist die Fotoplattform Instagram
so erfolgreich und dermaßen präsent im Leben junger Leute, die
ihren Alltag danach ausrichten, ihr Profil mit möglichst ästhetischen,
einzigartigen Fotos zu bereichern? Elaine Goldberg geht dieser Frage nach,
indem sie sich dem aktuellen Thema der digitalisierten Lebenswelt widmet
und erforscht, wie die technischen Bilder – Fotografie, Film und digitales
Bild – unsere heutige Realität beeinflussen. Ihre zentrale, medienphilosophische
These: Realität und Bild haben ihren Platz im Leben der Menschen getauscht,
›real‹ ist nur noch das Bild und so wächst eine letztlich melancholische
Generation heran, die ihren Verlust nicht auszudrücken weiß.
Die
untersuchten Theorien führen von der Soziologie (Andreas Reckwitz)
zum Poststrukturalismus (Jacques Derrida, Jean Baudrillard) und zur Phänomenologie
(Bernhard Waldenfels). Vom imaginären
Leben in der Spätmoderne bewegt sich damit interdisziplinär an
den Rändern von Kunstwissenschaft und Philosophie – zwischen Bild
und Leben, fake und real.
LITERARISCHER
WANDERFÜHRER DURCH LONDON:
Röttgers, Philipp
London and its genius loci
A journey beyond time and place
294 pp., 179 photos (20 in colour),
7 map sections of London, flex., € 22,00
978-3-96317-188-8
London is a powerful and mysterious
city – its spirit stands outside of time, certain places have influenced
the behaviour of its citizens. Philipp Röttgers leads you to these
places. Follow him into the heart of darkness, into the area of Jack the
Ripper, to the churches of Nicholas Hawksmoor, along the routes of »From
Hell«. Meet William Blake and walk along »Ripper Street«.
Discover London’s ›genius loci‹, its ›spirit of place‹.
This alternative travel guide has
two sides: A scientific trip through the
depiction of London’s ›genius loci‹ in literature by authors such as Iain
Sinclair, Alan Moore, Ben Aaronovitch, Neil Gaiman and Peter Ackroyd. And
the tour stories, that lead you to the historical ›genius loci‹. Connect
places, become the flaneur, the walker, the wanderer.
This book approaches London the
only two ways, according to Röttgers, that it can be experienced properly:
through literature and through walking.
Verena Brunschweiger
Die Childfree-Rebellion
Warum »zu radikal« gerade radikal genug ist
160 S., geb., € 16,00
978-3-96317-196-3
Für alle, die nicht damit
rechnen dürfen, ein neues Wundermedikament zu entdecken oder als Held_in
in die Geschichte einzugehen, verheißt Elternschaft den vermeintlich
nachhaltigsten Weg, sich der Weltgeschichte einzuschreiben. Was einem selbst
nicht gelungen ist, soll der Nachwuchs schaffen. Die
Idee des »eigen Fleisch und Blut« hat vor allem in Deutschland
Konjunktur, obwohl sie zuweilen gleich mehrfach kollidiert: mit den eigenen
Ansprüchen an ein emanzipiertes Leben, der allgemeinen Bevölkerungs-
entwicklung, der permanenten Überlastung der Ressourcen ebendieser
Welt. Verena Brunschweiger hat mit ihrem
Manifest »Kinderfrei statt kinderlos« im Frühjahr 2019
eine feministische und ethische Lanze für die Kinderfreiheit gebrochen
und das Thema des freiwilligen Verzichts auf Kinder sehr erfolgreich erstmals
auf die deutsche Agenda gesetzt. In ihrem neuen Buch beschäftigt sie
sich mit den Erregungsausschlägen der Debatte, setzt sich mit den
häufigsten Missverständnissen auseinander und zeigt darüber
hinaus auf, wie viele Anknüpfungspunkte es für die Ideen einer
umweltsensiblen Lebensplanung bereits gibt – nicht nur in Deutschland,
sondern überall in der Welt. Ein gesondertes Kapitel befasst sich
mit der Perspektive von Männern auf das Thema der Kinderfreiheit –
eine Gruppe, die ihre Stimme in der Debatte erstaunlich oft zu Gehör
brachte. Kinderfrei
statt kinderlos
Jeannette Alt
Gebärmütter der Nation
Frauen und Familien als Leidtragende des demographischen
Wandels
200 S., geb., € 18,00
978-3-96317-205-2
Demnächst wird die Erde acht
Milliarden Menschen beherbergen – in Anbetracht von begrenzten Ressourcen,
Klimawandel
und Umweltzerstörung ein Grund
zur Sorge. Gleichzeitig setzt der Geburtenrückgang in Deutschland
die wirtschaftliche Entwicklung und die Sozialsysteme unter Druck. Zwar
distanziert sich die Bundesregierung von einer aktiven Bevölkerungspolitik,
aber die deutsche Familienpolitik spricht eine andere Sprache. Finanzielle
Anreize, eindringliche Warnungen vor Altersarmut und die Kürzung der
nachehelichen Sorge lotsen Männer und vor allem Frauen in ein systemtaugliches
Lebensmodell: Sie sollen mehr Kinder bekommen und gleichzeitig als Werktätige
zum Bruttosozialprodukt beitragen. In
allgemein verständlicher Sprache erzählt Jeannette Alt die faszinierende
und komplexe Geschichte der Bevölkerungsentwicklung und -politik.
Sie versammelt die wichtigsten Erkenntnisse aus Soziologie, Psychologie,
Biologie, Geschichts- und Rechtswissenschaften und schafft damit die Voraussetzung
für eine kritische Auseinandersetzung mit den Leitbildern deutscher
Politik, die vor allem Frauen und Familien die Lasten der demographischen
Entwicklung aufzubürden versucht.
Tobias Held
Face-to-Interface
Eine Kultur- und Technikgeschichte der Videotelefonie
160 S., geb., € 22,00
978-3-96317-191-8
Kaum ein Telekommunikationssystem
kann auf eine solch lange und wechselhafte Entwicklungsgeschichte zurückblicken
wie die Videotelefonie: Während sie einerseits ein stetiges gesellschaftliches
und kulturelles Interesse an dieser Technik markiert, dokumentiert sie
doch gleichzeitig auch den ausbleibenden Erfolg der Videotelefonie. Ausgehend
von den Fantasien der Belle Époque über die zahlreichen futuristischen
Anwendungsszenarien in Science-Fiction-Filmen oder -Fernsehserien der Zwanziger-,
Dreißiger- und Sechzigerjahre, die durchaus eine Zukunft der Videotelefonie
prognostizierten, bis hin zu zeitgenössischeren Beispielen samt Skype
& Co. zeichnet Tobias Held die kultur-
und technikhistorische Entwicklung des Mediums nach.
Damit liegt erstmals eine umfassende
medienhistorische und popkulturelle Einordnung und Übersicht der Videotelefonie
vor, die hier mit umfangreicher Bebilderung in der Schriftenreihe »Welt
| Gestalten« erscheint.
Ulrich Schneider-Wedding
Ökologisch-soziale Marktwirtschaft
Wie man den Wachstumszwang aushebelt.
Wohlstand für alle – weltweit und nachhaltig!
172 S., geb., € 20,00
978-3-96317-192-5
Oft zitiert, kaum konkretisiert
– die ökologisch-soziale Marktwirtschaft. Dies meint die Umfinanzierung
der Arbeitskosten durch Ökosteuern. Konsequenterweise hieße
das: ein bedingungsloses Grundeinkommen, das aber aus der Besteuerung von
Energieträgern und (Investiv-)Kapital finanziert wird und sich samt
Steuern allmählich nach oben entwickelt. Andere Steuern und Staatsausgaben
werden ersetzt. Einen Grundstein schuf die Regierung Schröder (1998–2005):
Seit rund zwanzig Jahren wird ein Teil der Rentenbeiträge durch Ökosteuern
finanziert. Was allerdings noch fehlt, ist eine parallel zur Ökosteuer
zu erhebende ›Kapitalsteuer‹ sowie – zusätzlich zur Renten-Umfinanzierung
– die direkte Ausschüttung eines Teils der Einnahmen durch ein ›Bürgergeld‹.
Eine solche Dynamisierung der ökologisch-sozialen Marktwirtschaft
würde bei der Einkommensbildung die bisherige Fixierung auf Tarifpolitik
hinter sich lassen, die mittlerweile ganze Berufsgruppen wie z.B. die Kleinunternehmen
in den Bereichen IT und Kreativität ausschließt. Schneider-Wedding
zeigt, welche positiven gesellschaftlichen Entwicklungen sich aus der ökologisch-sozialen
Weichenstellung ergäben und dass diese in vielen Aspekten unserer
Gesellschaft tatsächlich längst vorbereitet ist. Er setzte sich
immer wieder, teils medienwirksam, für das ›ökosoziale‹ Zukunftsprojekt
ein, auch schon zu Zeiten, als ›Ökosteuern‹ und ›Grundeinkommen‹ noch
politische Fremdwörter waren bzw. als ›zu radikal‹ galten. Er liefert
hier einen vielperspektivischen Beitrag, der auch die Verzahnung von Theologie
und Wirtschaftspolitik beleuchtet. Schneider-Wedding ist verheiratet und
hat zwei Söhne. Hauptberuflich arbeitet er als evangelischer Pfarrer
in Bayern.
Inhalt
Teil I:
Globaler Wohlstand durch ökologisch-soziale
Marktwirtschaft
Das politische Handwerkszeug
für die Wende
Kapitel 1: Die neue Ordnung
Wie die dynamische ökologisch-soziale
Marktwirtschaft funktioniert und wie sie zustande kommt
Kapitel 2: Der eingespielte
tödliche Scheren-Mechanismus
Wie ein Bündnis aus Kapitalanlegern
und Gewerkschaftsspitzen unsere Welt bedrängt
Abschluss des ersten Teils –
›politisches Handwerkszeug‹
Teil II:
Begründungen der ökologisch-sozialen
Marktwirtschaft aus Evolution, Geschichte und Konjunkturforschung
Munition für politische
Debatten
Kapitel 3: Evolution
Grenzen des Wachstums – unbegrenzte
Möglichkeiten
Kapitel 4: Warum heute Rettung
möglich geworden ist
Beginn des Wachstumszwangs in
der Vergangenheit und Überwindung patriarchaler Zwänge in der
Gegenwart
Kapitel 5:Konjunkturwellen
Die langen Wellen nach Nikolai
Kondratieff und die Chancen, einen neuen Wirtschaftsaufschwung zu katalysieren
Nachwort zu den jüngsten
›Klimabeschlüssen‹ der Bundesregierung
Kai Eicker-Wolf
Money for nothing?
Das Bedingungslose Grundeinkommen in der Kontroverse
172 S., geb., € 20,00
978-3-96317-199-4
Der Einführung eines Bedingungslosen
Grundeinkommens (BGE) stehen viele Menschen positiv gegenüber. Nicht
wenige sehen in dieser Idee sogar die einzige Möglichkeit, einem drohenden
und massenhaften Beschäftigungs- und Einkommensverlust durch fortschreitende
Digitalisierung zu begegnen. Teils wird auch die Hoffnung geäußert,
ein Bedingungsloses Grundeinkommen könne betreuerische Tätigkeiten
wie Pflegearbeit oder Kindererziehung in ausreichendem Maße gewährleisten.
Menschliche Arbeit aus den Zwangsverhältnissen zu befreien, ist durchaus
erstrebenswert. Aber wie sehen die Finanzierungsmöglichkeiten für
ein BGE wirklich aus und was hat dies für Auswirkungen auf die gesellschaftliche
Produktion von Gütern und Dienstleistungen? Kai Eicker-Wolf – ein
Experte für Wirtschaftspolitik und Verteilungsfragen – stellt die
bekanntesten Konzepte zum Grundeinkommen vor und prüft die zentralen
Begründungen dieser weitreichenden Reformvorschläge. Dabei zeigt
sich, dass die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens weder
in seiner sozialutopischen noch in einer neoliberalen Variante wirklich
sinnvoll ist. Die Idee eines BGE wird als triviales Heilsversprechen entlarvt,
das keinen gangbaren Weg zu mehr sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher
Teilhabe darstellt.
Björn Vedder
Väter der Zukunft
Ein philosophischer Essay
180 S., geb., € 18,00
978-3-96317-195-6
Was ein Vater ist, wissen wir heute
nicht mehr. Das zeigt sich in den Entwicklungsstörungen und der mangelnden
Sozialisation von Kindern ebenso wie im zunehmenden Unbehagen von Vätern
und den Überlastungen der Mütter. Der lange Schatten des abwesenden
Vaters liegt wie ein Bleigewicht auf dem Leben aller. Wollen wir uns davon
befreien, braucht es eine angemessene Rollenbeschreibung, die zeigt, wie
und was ein Vater heute sein könnte – jenseits von überkommenen
Männlichkeitsvorstellungen, patriarchalen Familienmodellen oder der
Idee einer geschlechtlosen Elternschaft. Björn Vedders Essay leistet
ebendas: Er entwickelt eine zeitgemäße Vaterrolle – aus psychologischen,
philosophischen und sozialwissenschaftlichen Studien, aus den Produkten
der Hoch- und der Popkultur und vor allem aus den grundlegenden Erfahrungen,
die wir in der Familie und im Leben machen können. Dabei wird deutlich,
warum ein Kind zu bekommen, ein Sprung in das gute Leben ist, warum Väter,
die sich an Recht und Ordnung halten, Angsthasen sind, was die Künste
des Vaters vermögen und wie Mutter und Vater das Kind gemeinsam fertig
machen zur Fahrt. Eine besondere Bedeutung kommen dabei Erfahrungen des
Verlustes zu. Für deren Reflexion gibt es in der gegenwärtigen
Kultur keinen Ort. Sie werden aber zukünftig immer wichtiger werden.
Mit dem Vater stellt Vedder eine Figur vor, diese Erfahrungen wieder sinnvoll
in unser Leben zu integrieren. So werden die Väter von heute zu Vätern
der Zukunft.
Wegloop, Anna
Wir ist!
Streitschrift für eine
globale Kultur
32 S., br., € 7,00
978-3-96317-197-0
So wie das Individuum eine Persönlichkeit
besitzt, braucht auch die Weltbevölkerung einen Rahmen, der ihr Halt
verschaffen kann: die globale Kultur. Ohne sie ist die Weltbevölkerung
als Ganze nicht imstande, zurechnungsfähig zu agieren. Ohne sie irrt
sie umher und lässt sich von zufällig dominierenden Mächten
und vom Zeitgeist treiben. Sie bringt sich selbst in Gefahr. Wir als Individuen
bilden diese nihilistische Gestalt und sind ihr gleichzeitig ausgeliefert.
Wir sind in einem Anthropozän gefangen, das selbstverursacht, aber
willkürlich ist. Anna Wegloops Streitschrift springt für die
Weltbevölkerung und die globale Kultur philosophisch in die Bresche.
Mit Empathie und Respekt für das Menschliche und einer Parteinahme
für die Vielfalt des Möglichen befreit sie die Weltbevölkerung
aus der heftigen Umklammerung monopolistischer und autoritärer Interessen
und schafft ihr Raum zum Atmen, Nachdenken, Weiterleben. Unterstützt
wird das Anliegen der Autorin von den Illustrationen von Lois Brendel.
Frank Jacob
1917 – Die korrumpierte Revolution
270 S., geb., € 34,00
978-3-96317-200-7
Die Russische Revolution von 1917,
die in Wirklichkeit aus mehreren Erhebungen bestand, bildet die Zäsur
zwischen »langem« 19. und »kurzem« 20. Jahrhundert
und leitete das sogenannte »Zeitalter der Extreme« (Eric Hobsbawm)
ein. Viele, die an den Erfolg der Revolution geglaubt hatten, wurden von
den tatsächlichen Entwicklungen bitter enttäuscht. Wieder einmal
war eine Revolution nicht dazu in der Lage gewesen, das zu erreichen, was
von vielen erwartet, ja herbeigesehnt wurde. Die revolutionäre Erhebung
des Februar 1917 endete mit ihrer Korrumpierung im Oktober desselben Jahres.
Frank Jacob widmet sich auf Basis eines analytischen Vergleichsmodells
der Frage nach dem Prozess dieser Korrumpierung und zeigt, ob diese einer
zwangsläufigen Entwicklung der Ereignisse oder vielmehr dem Machtwillen
einiger weniger geschuldet war.
Georg Fischer
Sampling in der Musikproduktion
Das Spannungsfeld zwischen Urheberrecht und Kreativität
384 S., geb., € 34,00
978-3-96317-190-1
20 Jahre Streit um eineinhalb Sekunden
kopierte Musik? Die Auseinandersetzung im Fall »Metall auf Metall«
zwischen der Musikgruppe Kraftwerk und dem Komponisten Moses Pelham beschäftigte
2019 sogar den Europäischen Gerichtshof. Sie zeigt, dass das Urheberrecht
zu einem gesellschaftlichen Streitthema geworden ist, das sich aus der
Nische des künstlerischen Bereichs in den Alltag nahezu aller Menschen
gedrängt hat. Dieser Prozess lief nicht unbemerkt von der Wissenschaft
ab und dennoch ist diese gerade erst dabei, die Implikationen und Effekte
dieser urheberrechtlichen Ausdehnung genauer zu verstehen.
Der Soziologe Georg Fischer
liefert die erste empirische Studie zum Sampling in der Musik, die explizit
den Einfluss des deutschen Urheberrechts auf die kreative Praxis untersucht.
Er zeigt die Fülle und Vielfalt an kreativen Umgehungsstrategien,
die sich im Schatten des Urheberrechts ausgebreitet und verankert haben
– und mit denen die Künstler_innen die eigene Sichtbarkeit sowie die
ästhetische Komplexität und monetäre Verwertung ihrer Werke
notgedrungen einschränken.
Michael Striss
Columbo - der Mann der vielen Fragen
Analyse und Deutung einer Kultfigur
512 S., farbiger Bildteil, br.,
€ 25,00
978-3-96317-176-5
Kaum eine Gestalt der Fernsehgeschichte
ist weltweit so bekannt wie der skurrile Inspektor Columbo aus Los Angeles
- und dies seit mehr als fünf Jahrzehnten. Entscheidend für den
Erfolg der nach ihm benannten Fernsehserie ist neben der ausgefeilten Krimihandlung
vor allem ihr Protagonist. Columbo ist nicht nur dienstlich ein Mann der
vielen Fragen: Auch seine Figur wirft zahlreiche Fragen auf. Mit Liebe
zum Detail erzählt Michael Striss die Geschichte der Serie und ihrer
Schöpfer. Er untersucht und deutet die kuriosen Marotten des Inspektors
und macht seine Leserschaft mit Columbos Welt bekannt. Wir
erfahren alles über die Tücken seines öffentlichen Auftretens,
die ausgedehnte Verwandtschaft mit Mrs. Columbo an der Spitze, den Hund
namens »Hund« oder die unverzichtbaren Requisiten wie Mantel,
Zigarre und Auto. Für seine Analyse
der Verhaltensweisen zieht der Autor psychologische und kommunikationswissenschaftliche
Erkenntnisse heran und zeigt dabei auch die reichhaltigen kulturellen Bezüge
von Columbo auf. So erfahren wir, was Columbo mit dem englischen Detektivroman,
mit Dostojewski und Wim Wenders verbindet oder wie die Serie von der Mediensoziologie
rezipiert wurde. Ein ausführlicher Episodenführer rundet dieses
für Fans unverzichtbare Werk ab. Nach dem Tod von Columbo-Darsteller
Peter Falk im Jahr 2011 vermittelt die hier vorgelegte überarbeitete
und erweiterte Ausgabe nun erstmals ein vollständiges Bild der berühmten
Serienfigur.
FONTANE
200 Theodor Fontane´s Effi Briest revisited:
Elisabeth von Ardenne
Jenseits von Effi
Elisabeth von Ardenne erzählt
aus ihrem Leben
150 S., diverse, farbige Abb., geb., € 28,00
978-3-96317-173-4
Jede fiktionale Gestaltung nach
einer wahren Vorlage bringt das Leben dahinter fast zum Verschwinden. So
auch im Fall der Elisabeth von Ardenne, geborene von Plotho, die wir als
»Effi
Briest« in Fontanes gleichnamigem Roman oder Klotilde in Friedrich
Spielhagens »Zum
Zeitvertreib« zu kennen meinen. Ihr
Leben umfasste beinahe ein ganzes Jahrhundert (1853-1952), während
ihr Alter Ego bei Fontane in jungen Jahren sterben muss - wohl »zur
Strafe« für den begangenen Ehebruch.
Im echten Leben resultierten daraus der Duell-Tod ihres Liebhabers Emil
Hartwich (1843-1886), die kurzzeitige Inhaftierung des Ehemanns Armand
von Ardenne (1848-1919) und die darauf folgende langjährige Trennung
von den eigenen Kindern. Von Ardenne hat in hohem Alter autobiografische
Niederschriften verfasst, die hiermit erstmals in Gänze veröffentlicht
werden. Sie blenden das Skandalon ihres Lebens nahezu vollständig
aus und sind stellenweise fragmentarisch. Und trotzdem: Mit Kunstfertigkeit,
Gespür für Humorvolles und manchmal überraschender Direktheit
fügt von Ardenne Szenen ihres Lebens zu einer impressionistischen
Collage zusammen.
Ergänzt wird diese Ausgabe
durch zahlreiches Bildmaterial, historische Quellen zum Duelltod Emil Hartwichs
und ebenfalls erstmalig edierte Briefe des württembergischen Theologen
Christoph Blumhardt an Elisabeth von Ardenne, mit dem sie nach dem Bruch
mit der eigenen Familie in engem Austausch stand.
(C) Tell Schwandt
Grabstein der echten Effi in Stahnsdorf
Inschrift: Elisabeth Baronin von Ardenne, geb. Freiin und Edle von
Plotho, geb. 26.10.1853 gest. 5.2.1952
Wolfram Ette
Das eigensinnige Kind
Über unterdrückten
Widerstand und die Formen ungelebten Lebens
120 S., Bildmaterial,br.,
€ 16,00
978-3-96317-185-7
»Das eigensinnige Kind«
ist das kürzeste Märchen in der Sammlung der Brüder Grimm
und zugleich eines der schrecklichsten. Es handelt vom kurzen Leben eines
Kindes, dessen Eigensinn von der alleinerziehenden Mutter bis über
den Tod hinaus gebrochen wird. Für den Literaturwissenschaftler und
Philosophen Wolfram Ette wird das Märchen zur ersten Station einer
essayistischen Besichtigungstour, die sich für die komplexen Verdrängungs-
und Unterdrückungsverhältnisse im zeitgenössischen Dreieck
von Kind, Familie und Gesellschaft interessiert.
Für seine Galerie des Eigensinns
greift Ette nicht nur auf Material aus kanonisierten Kinderbüchern,
literarischen Klassikern und antiken Texten zurück. Ins Blickfeld
geraten auch die vielfältigen Dramen zwischen Eltern und Kindern,
die der Alltag zu bieten hat, sowie die dazugehörigen beschädigten
Lebensläufe bis hin zum Amokläufer. Er
untersucht die unausgesprochenen gesellschaftlichen Konflikte, die sich
in diesen Szenen des Eigensinns abgelagert haben, und fragt nach
dem Schicksal von Widerstand gegen das Gesellschaftssystem, in dem wir
leben (bzw. fragt er, warum es davon so wenig gibt). Er verbindet die Makroperspektive
mit seinen Mikrobeobachtungen am Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern.
Wolfram
Ette, geboren 1966, studierte in Berlin und Paris und ist Literaturwissenschaftler,
Philosoph und Freitag-Autor. Er lebt in Chemnitz und lehrt in München
und Berlin. [ https://www.abenteuer.fak13.uni-muenchen.de/forschung/projekt-ette/index.html
]
Rezensionen: Süddeutsche
Rein, Katharina
Techniken der Täuschung
Eine Kultur- und Mediengeschichte
der Bühnenzauberkunst im späten 19. Jahrhundert
334 S., farbige Bilder, br.,
€ 34,00
978-3-96317-204-5
Katharina Reins preisgekrönte
kulturwissenschaftliche Dissertation widmet sich der Bühnenzauberkunst
in ihrem »Goldenen Zeitalter« (ca. 1860–1900), das von wissenschaftlicher
und technischer Innovation ebenso geprägt war wie von einer florierenden
Medienkultur, den Umbrüchen der Industrialisierung oder den Erfahrungen
von Globalisierung und Kolonialismus. Moderne Bühnenzauberei beansprucht
keine übernatürliche Wirkung, vielmehr präsentiert sie technisch
erzeugte Illusionen, deren Funktionsweisen sie allerdings verbirgt. Sie
stellt damit eine spezifische Form des Mediengebrauchs dar, die mediale
Effekte exzessiv ausstellt, während sie das dahinterstehende technische
Geschehen zum Verschwinden bringt. Die Analyse von vier paradigmatischen
Großillusionen (»Pepper’s Ghost«, »Vanishing-Lady«-,
Levitations- und Telepathie-Illusion) eröffnet nicht nur schlaglichtartige
Einblicke in die bislang weitgehend ungeschriebene Zaubergeschichte des
späten 19. Jahrhunderts. Sie geben zugleich die Sicht frei auf einschneidende
kulturelle Veränderungen und Innovationen, die in diese moderne, hoch
technisierte Form von Magie Eingang fanden.
Bubble Gum Studies
Der Kaugummi als Kulturträger
140 S., br., € 19,00
978-3-96317-162-8
Der Kaugummi ist im Alltag so
allgegenwärtig, dass er als völlig gewöhnlich angesehen
wird und nur noch als klebriges Ärgernis an der Schuhsohle ins Bewusstsein
tritt. Doch hat man ihn einmal in den
Blick bekommen, dann sind die Spuren, die er hierlässt, unübersehbar
- als Quengelware an der Supermarktkasse ist er genauso präsent wie
im Kaugummiautomaten, an dem viele ihre ersten Schritte in die Konsumwelt
unternehmen. Dabei kommt ihm als Nahrungsmittel eine bemerkenswerte Sonderstellung
zu, denn er wird gerade nicht durch Verzehr einverleibt, sondern widersetzt
sich renitent jeder Vereinnahmung. Vielleicht ist diese Widerständigkeit
auch ein Grund, weshalb der Kaugummi, trotz seiner Omnipräsenz, bislang
kaum beachtet wurde. Diese Forschungslücke schließen die Autor_innen
des vorliegenden Bandes. Ausgehend von einer Kulturgeschichte des Kaugummis
verfolgen sie die Spuren, die der Kaugummi in Kunst, Werbung, Wissenschaft
und Umwelt sowie vor allem in unserem täglichen Leben hinterlassen
hat und beständig hinterlässt.
Herbert Storn
GERMANY FIRST!
Die heimliche deutsche Agenda
Wie eine Doktrin Demokratie, Rechtsstaat und sozialen
Zusammenhalt bedroht
156 S., br., € 18,00
978-3-96317-178-9
»America first!« -
dieser Schlachtruf von Präsident Trump ist zum Markenzeichen der US-Politik
geworden und mittlerweile haben die großen Exportnationen realisiert,
wie ernst die zunächst belächelte Parole tatsächlich zu
nehmen ist. Der deutschen Politikprominenz dient Trumps Slogan als Projektionsfläche
für das, was man angeblich nicht will: den nationalen Vorteil über
alles stellen. Unter den Schlagworten von Freiheit und Freihandel verfolgt
die offizielle deutsche Politik vorgeblich die Interessen einer Weltgemeinschaft.
Aber es sind die Spielregeln des Freihandels, die Deutschland zum Exportweltmeister
küren und alle anderen Nationen in den Schatten stellen. Also doch
»Germany first«?
Der deutsche Exportüberschuss
belastet zunehmend das Ausland und wird massiv kritisiert. Denn
mit einer solchen Politik lebt Deutschland auf Kosten anderer Staaten und
macht ihnen das Leben schwer. Das ist auf längere Sicht nicht haltbar.
Warum die Strategie »Germany
first!« so sehr die heimliche Agenda der deutschen Politik bestimmt,
mit welcher Verklärung dies erfolgt und welch dramatische Folgen diese
Politik auch im Inland hat - bis hin zur Aushöhlung von Rechtsstaat
und Demokratie - ist Gegenstand des neuen Buchs von Herbert Storn.
AUS DEM INHALT:
Vorwort von Mechthild Schrooten
Einleitung
1. Wettbewerb oder Kooperation?
2. Das Narrativ vom ausgleichenden Deutschland stimmte noch nie
3. Das Exportüberschussmodell produziert Widersprüche und
ist aggressiv
4. Die Wettbewerbsideologie und ihre Akteure – Wachstumswahn
5. Die massive Bedrohung der Demokratie
6. Die Bedrohung des Rechtsstaats
7. Das deutsche Exportüberschussmodell spaltet Europa
8. Raus aus einer absurden Politik!
9. Eine Alternative ist möglich!
10. Ohne eine ausreichend große ›kritische Masse‹ sind die nötigen
Veränderungen nicht möglich
11. Der aufgeklärte und widerständige Mensch
David M. de Kleijn
Das Pferd im »Nachpferdezeitalter«
Zur kulturellen Neusemantisierung
einer Mensch-Tier-Beziehung nach 1945
580 S., br., € 38,00
978-3-96317-161-1
Als die tierliche Arbeitskraft im Zuge der Motorisierung
nach 1945 weitgehend obsolet geworden war, verloren Pferde unwillkürlich
an Relevanz. Doch statt ihres mitunter befürchteten Verschwindens
lassen sich für das Verhältnis zu Pferden Prozesse kultureller
Sinnstiftung, Umwidmung, Neubesetzung und des Wiederauflebens beobachten.
Nicht nur der Leistungsreitsport erlebte nach 1945 eine Blütezeit,
auch
das Pferd selbst erfuhr als Freizeitpartner,
Fürsorgeobjekt und Freiheitssymbol neuerliche Signifikanz.Diese
vielfältigen Ausprägungen von Mensch-Pferd-Beziehungen zeichneten
sich zum einen durch Postulate der Erneuerung und Symbiose, zum anderen
durch Traditionalität und die persistente Ausnutzung equiner Fähigkeiten
aus. David de Kleijns Studie der heterogenen, stets emotional besetzten
Diskurse um die Rolle des Pferdes im »Nachpferdezeitalter«
(Koselleck) ermöglicht tiefe Einblicke in ein bislang wenig beachtetes
Feld deutsch-deutscher Gesellschaftsgeschichte. Link:
Pferde in der Geschichte
Simon Rettenmaier
Philosophischer Anarchismus oder anarchistische Philosophie?
Zum anarchistischen Gehalt der Philosophie Paul Feyerabends
166 S., br., € 21,00
978-3-96317-165-9
Paul K. Feyerabend gilt landläufig
als ‚Enfant terrible‘ der Wissenschaftstheorie und Ur-Vater des ‚Anything
goes‘. Doch bildet dieses anarchistisch-wissenschaftstheoretische Verständnis
zugleich auch die Essenz von Feyerabends Philosophie? Simon Rettenmaier
analysiert die Ideengeschichte des Anarchismus und betrachtet Feyerabends
Anarchismusverständnis im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik
sowie die wissenschaftstheoretische Basis seines Anarchismuskonzeptes.
Rettenmaiers kurzweilige Analyse schließt mit der Darstellung eines
wissenschaftlichen Anarchismus bei Feyerabend, in der sich das anarchistische
Wissenschaftsverständnis von Feyerabend als kreatives, undogmatisches
und problemlösendes Forschen manifestiert.
Reichert, Philipp
Hannah Arendts Literaturrezeption
Dichtung und Erzählen nach
dem Traditionsbruch
110 S., br., € 15,00
978-3-96317-167-3
Die bedeutende deutsch-amerikanische
Denkerin Hannah Arendt, bekannt für ihre Analysen totalitärer
Herrschaft, erfreut sich in den letzten Jahren wieder großen Interesses.
Dies gilt besonders für ihr politiktheoretisches Werk, in welchem
sie totalitäre Herrschaft als vollendeten Bruch der abendländischen
Tradition beschreibt. Weniger bekannt ist, dass Arendt sich zeitlebens
mit Dichtung und Erzählungen beschäftigt hat. Diese Lektüre
diente jedoch nicht allein ästhetischen Zwecken: Literarische Texte
ziehen sich wie ein Faden auch durch ihre theoretischen Arbeiten, in denen
ein eigenständiges Verständnis von Dichtung offenbar wird. Philipp
Reichert zeigt, wie Dichten und Denken bei Hannah Arendt eng miteinander
verwoben sind und wie Arendt damit einen Dialog über den moralischen
Zusammenbruch europäischer Gesellschaften am Ende des Zweiten Weltkriegs
anstoßen wollte, der noch heute lebendig ist. Mit Arendts Rezeption
von Franz Kafka, Hermann Broch und Bertolt Brecht liefert Reichert drei
verschiedene Perspektiven auf die Verarbeitung der gebrochenen Tradition
und Arendts Verständnis von Dichtung und Erzählen.
Seelinger, Christoph
WALERIAN BOROWCZYKS
LITERARISCHE OBJEKTE DER BEGIERDE
Die Rezeption erotischer Literatur
des 18. und 19. Jahrhunderts
im transgressiven Kino der 1970er
Jahre
244 S., zahlr. Abb., br., €
35,00
978-3-96317-170-3
Bücher kopulieren miteinander,
versteckt in Schrankschubladen. Bettpfosten und Rosen nehmen die Stellung
herbeigesehnter Liebhaber ein. Hehre Jungfrauen müssen sich der sexuellen
Avancen sprechender Esel erwehren. ln der »Thérese-Philosophe«-Episode
seiner »Contes lmmoraux« (1973), seinem Märchen für
Erwachsene »La Bête« (1975) sowie der Stendhal-Adaption
»Interno di un convento« (1978) stellt
sich der polnisch-französische Regisseur Walerian Borowczyk in die
Traditionen des literarisch-philosophischen Pornografie-Diskurses der europäischen
Aufklärung sowie der surrealistischen Collagetechniken der Avantgarde-Kunst
des frühen 20. Jahrhunderts und treibt gleichzeitig mit beiden sein
ironisches Spiel.
Weit davon entfernt, ein »dekorativ
ausgeschmücktes, leerlaufendes erotisches Kino« zu sein, »dessen
Hauptziel die kommerzielle Verwertbarkeit ist«, wie es ihm Ulrich
Gregor einmal vorgeworfen hat, fordert Borowczyk sein Publikum vielmehr
dazu auf, ein dichtes Geflecht an kunsthistorischen, meta reflexiven Anspielungen
zu entwirren, um da runter die verfemten Regionen der abendländischen
Kulturgeschichte freizulegen.
Klaus Dieter Spangenberg
Ernst Kelle - Befreite Kunst
in Marburg
Aufbruch und Erneuerung
156 S., 68 Abb., br., €
22,00
978-3-96317-186-4
Als verfemter Künstler gehört
Ernst Kelle zu den Malern der »verschollenen Generation«. Kriegsbedingt
kam er 1943 nach Marburg und gründete dort nach dem Krieg die erste
Privatgalerie. Es war ein Aufbruch und Neubeginn nach der Befreiung und
eine echte Pionierleistung für das neu erwachende Kulturleben der
Stadt. Als Mitglied des Oberhessischen Künstlerbundes gelang es ihm,
regional und überregional ein Netzwerk von Künstlern, Kunsthistorikern
und Mäzenaten aufzubauen.Mit seinem Spätwerk erreichte Ernst
Kelle in Marburg, Kassel, Krefeld und Konstanz seinen künstlerischen
Durchbruch. Seine Malerei knüpft an die Tradition der Moderne an.
Auffallend ist ein zutiefst melancholischer und nachdenklicher Zug, der
vor allem in seinen Figurendarstellungen zum Ausdruck kommt. In zurückhaltender
Schwermut drückt sich in Kelles Werken die Erfahrung von Verlust und
Krieg aus, parallel dazu vermittelt sich eine grundlegende Sehnsucht nach
Harmonie. So entstanden Werke mit höchst eigenwilliger Bildsprache.
Seine Werke sind mystisch, magisch und verbunden mit einem lyrisch empfundenen
Sinn für Schönheit. Kelle ist ein Suchender auf eigener Insel.
Klaus
Dieter Spangenberg, geb. 1964, ist Diplom-Sozialarbeiter und Kunsttherapeut.
Seit 2010 hat er diverse Bücher publiziert, u.a. Biografien, Künstlermonografien
und zu Kunsttherapie mit Senioren. Spangenberg ist gebürtig aus Marburg
und lebt in Berlin.
Geberland
Indien und die Indisch-Afrikanischen Beziehungen:
Khan, Nina
Neue Geber, neue Diskurse?
Indien im Wandel der internationalen
Entwicklungszusammenarbeit
390 S., br., € 44,00
978-3-96317-168-0
Wie spricht ein Land, das in der
Entwicklungszusammenarbeit lange Zeit an der Spitze der Empfänger
stand, als Geberland über »Entwicklung«? Diese Frage gewinnt
zunehmend an Relevanz, je mehr die sogenannten »neuen
Geber« - darunter Indien, China und Brasilien - durch ihr Engagement
in der Süd-Süd-Kooperation mit den traditionellen Gebern des
Globalen Nordens in Konkurrenz treten.
Am Beispiel Indien nimmt Nina Khan diese Umwälzungen in den Blick.
Sie untersucht den staatlichen Entwicklungsdiskurs dieses als neu gehandelten
Akteurs, dessen Geberaktivitäten tatsächlich bis in die Zeit
der Unabhängigkeit des Landes 1947 zurückreichen. Ein umfassendes
Materialkorpus auswertend - unter anderem Artikel, Publikationen, Filme,
Webseiten, Reden und Abschlussdokumente von Gipfeltreffen -, zeichnet Khan
die zentralen Aspekte und Charakteristika des aktuellen Diskurses nach
und diskutiert die Selbstdarstellung Indiens, die Geber-Nehmer-Beziehungen,
die Repräsentation der Nehmer sowie Konzepte von »Entwicklung«.
Sie argumentiert, dass Indien westlich geprägte Kategorisierungen,
Hierarchisierungen und Denkmuster herausfordert, teilweise aber auch übernimmt
oder anpasst.
Christian Mayer
Die Grenzen meines Denkens sind die Grenzen meiner
Welt
Wie wir vorhandene Potenziale für einen gesellschaftlichen
Wandel mobilisieren können
220 S., br., € 18,00
978-3-96317-171-0
Die Klage über die neoliberalen
Zwänge, die unser Leben bis in die privatesten Bereiche zu einer Angelegenheit
von Effizienz, Rendite und Wachstum machen, ist berechtigt und reicht doch
nicht aus. Wer unbefriedigende Lebens- und Gesellschaftsumstände tatsächlich
verändern möchte, muss bei sich selbst beginnen. Christian Mayers
neues Buch versammelt Ansätze, die in der Lage sind, unsere eingefahrenen
Denkmuster in Bewegung zu bringen und damit Räume und Perspektiven
zu öffnen für produktive Gespräche. Denn: Wirklich Neues
entsteht im noch nicht Bekannten. Als passionierter Viel- und Allesleser
findet Mayer Inspiration für sein Projekt auf den Gebieten von Literatur,
Psychologie und Philosophie ebenso wie in der Quantenphysik oder in alternativen
Bildungstheorien. Vom bedingungslosen Grundeinkommen bis zur Digitalisierung,
den Problembezirken der Umweltverschmutzung bis hin zu den neuesten Erkenntnissen
der Hirnforschung:
Mayer führt seine
Leserschaft an die Grenzen unseres Alltagsdenkens. Jenseits davon entdeckt
er einen reichhaltigen Ideenschatz, der das Potenzial in sich trägt,
die Gesellschaft voranzubringen - hin zu einem solidarischen und nachhaltigen
Miteinander.
Mitreden
So gelingt kommunale Bürgerbeteiligung - ein Ratgeber
aus der Praxis
200 S., br., € 18,00
978-3-96317-158-1
Dieser Band versammelt den reichen
Erfahrungsschatz von Praktiker_innen aus Kommunalverwaltungen, politischen
Gremien und der Dienstleistungsbranche - sie alle haben ganz konkret an
Projekten kommunaler Bürgerbeteiligung mitgewirkt. Sie schildern,
wie sie vorgegangen sind, worin die Herausforderungen und Probleme lagen,
wodurch die Beteiligungsprozesse erfolgreich wurden oder woran sie scheiterten.
Ergänzt werden die Beiträge durch Texte zur Qualitätssicherung
in Beteiligungsprojekten und zu den Anforderungen an digitale Beteiligungsformen
sowie durch die Schilderung der Potenziale des Open-Government-Konzepts.
Die Beitragenden kommen aus allen
Teilen Deutschlands und repräsentieren ganz unterschiedliche Kategorien
von Kommunen.
Die Bandbreite reicht dabei
von der ostdeutschen Stadt mit 15.000 Einwohner_innen über Städte
wie Wuppertal oder Ludwigshafen und Landkreise bis hin zu Projekten in
der Bundeshauptstadt.
Kellner, Kathrin
Träume in der Kinder- und Jugendliteratur
Erscheinungsformen und Funktionen von erzählten
Träumen
166 S., br., € 22,00
978-3-96317-179-6
Träume beschäftigen die Menschheit schon von
jeher. Für den einen sind sie Leitlinie oder Warnung, für den
anderen eine reine Nichtigkeit. Unabhängig von diesen verschiedenen
Einstellungen Träumen gegenüber spricht man ihnen doch auch einen
gewissen Einfluss auf unser tägliches Leben zu. Literaten greifen
immer wieder die verschiedenen Aspekte von Geträumtem auf, spielen
mit den sich auftuenden Möglichkeiten und nutzen sie für ihre
Zwecke. Kathrin Kellner schließt mit ihrer
umfassenden Analyse zur Funktion von Träumen die Forschungslücke
im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur. Welche Arten von
Traumerzählungen finden dort Verwendung? Welche Funktion erfüllen
diese innerhalb der Geschichte und mit welcher Zielsetzung werden sie von
den Autor_innen verwendet? Was wird durch den Einsatz von Traumsequenzen,
Traumhaftem und Träumerischem erreicht und wie werden durch erzählte
Träume Nachdenkprozesse angestoßen?
Altehenger, Jan
Mythos Social Media
Die Ästhetik der Täuschung
Mit farbigen Illustrationen des Autors/Grafikers.
132 S., br., € 22,00
978-3-96317-172-7
Soziale Netzwerke sind wie ein permanentes Klassentreffen,
jeder will zeigen, dass er es zu etwas gebracht hat. Es werden Eindrücke,
Momente und Urlaubsfotos gepostet und geteilt, mit dem Bestreben nach mehr
Anerkennung und Aufmerksamkeit, nach mehr Klicks, Likes und Followern.Für
die meisten gehört der Blick auf das Smartphone mittlerweile zum Alltag
wie das Zähneputzen oder die Morgentoilette.So bauen sich völlig
neue soziale Rollen und Kreise auf. Sie bilden Verbindungen und Konstrukte
- codiert von Einsen und Nullen -, die neue Zugehörigkeiten und Identitäten
schaffen.
Mit »Mythos Social Media«
legt Illustrator und Kommunikationsdesigner Jan Altehenger die visuelle
Aufbereitung einer explorativen Fragebogen-Studie zum Social-Media-Gebrauch
vor. Seine Auswertung ist eingebettet in einen Überblick
über die Geschichte sozialer Medien und widmet sich vor allem den
komplexen Beziehungen zwischen Fiktionalisierung und Wirklichkeit(en).
Seine Illustrationen verdichten die Befunde der empirischen Auseinandersetzung
zu Szenen, mithilfe deren neue Fragen entwickelt und Thesen ausprobiert
werden und die sich dadurch auch in visuelle Formen des Nachdenkens verwandeln.
Glajc, Lukas
Bilderflut und Fotografie
Kontemplative Betrachtungs-
und Bedeutungsweisen im Zeitalter der Digitalisierung
200 S., br., € 25,00
978-3-96317-174-1
Als Medien der Oberfläche scheinen Displays und
Monitore jede tiefere Bedeutung des Sichtbaren zu verdecken. In ihrer digitalen
Darstellungsform werden Bilder eher als visuelle Sensationen erfahren denn
als Kreuzungspunkte allegorischer Bedeutungen
und komplexer Verweise. Dabei birgt das Medium Fotografie selbst
einen ideenhistorischen Schlüssel, der Perspektiven aus Philosophie,
Theologie und Anthropologie vereint und inmitten der Bilderflut eine andere
Lesbarkeit auch von digitalen Bildern ermöglicht.
Lukas Glajc arbeitet in seiner Studie die Voraussetzungen
und Spezifika einer solchen kontemplativen Bildlektüre heraus. Er
zeigt: Dort, wo Bilder aus dem unaufhaltsamen visuellen Strom isoliert
werden können, gibt es - nach wie vor - verborgene Bedeutungsschichten
freizulegen.
Schmidt, Hanns Christian
Transmediale Topoi
Medienübergreifende Erzählwelten in seriellen
Narrativen
400 S., br., € 35,00
978-3-96317-163-5
Die populären Erzählwelten aus Romanen, Filmen,
TV-Serien und Computerspielen sind aus unserer zeitgenössischen Medienlandschaft
kaum noch wegzudenken. Doch wie werden transmediale Storyworlds - also
Welten, in denen verschiedene Erzählungen in verschiedenen Medien
realisiert werden - aus medienkulturwissenschaftlicher Sicht konstruiert
und wahrgenommen? Welche technischen und narrativen Eigenschaften der jeweiligen
Medien spielen dabei eine Rolle? Und was haben Einhörner damit zu
tun? Hanns Christian Schmidt antwortet auf diese Fragen mithilfe von drei
Fallbeispielen. Zombies, Aliens und Lego-Steine: Während
die Comic-, TV-, Web- und Computerspiel-Serie »The Walking Dead«
eine kontinuier/liche und weitgehend konsistente zombieapokalyptische Welt
darstellt, entwirft das »Alien«-Franchise mehrere Welt-Versionen,
die kaum unterschiedlicher sein könnten. Das Lego-Franchise hingegen
nimmt das Prinzip des Weltenbaus ganz wörtlich und liefert uns in
seinen Kinofilmen und seinem Toys-to-Life-Computerspiel »Lego Dimensions«
nicht nur eine wortwörtliche Franchise-Maschine, sondern gleichzeitig
auch eine Metaperspektive auf unseren Umgang mit diesen Welten - und der
fällt außerordentlich spielerisch und ironisch aus. Schmidt
grenzt das Konzept der Transmedialität von anderen, ähnlich gelagerten
medienwissenschaftlichen Konzepten ab und schlägt darüber hinaus
eine theoretische Modellierung vor, die formalen Beschreibungskriterien
einen phänomenologischen Ansatz gegenüberstellen. Der Topos-Begriff,
so zeigt sich, liefert dabei einen wichtigen Schlüsselterminus, der
auf produktive Weise Worldbuilding- und Worldmaking-Vorgänge analysierbar
macht.
Steiner, Jutta
Nostalgie im Upside Down
Das progressive Potenzial von
Nostalgie in der Retro-Serie »Stranger Things«
240 S., br., € 28,00
978-3-96317-177-2
Nostalgie und Retro haben in der postmodernen Medienkultur
Hochkonjunktur. Dazu gehören das Recyceln von Narrativen, Bildern,
Sounds, Figuren und Stilistiken einer oftmals nicht weit zurückliegenden
Vergangenheit. Häufig stehen Retroprodukte allerdings unter dem Verdacht,
bloß oberflächliche Simulationen von Vergangenheit zu sein.
Viele »Revival-Trend«-Formate bauen auf dem nostalgischen Kapital
bereits erfolgreicher Vorgänger auf und präsentieren eine »gute
alte Zeit«, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Dennoch gibt es auch
Filme und Fernsehserien, die ihre Rückschau auf Formate mit sozialkritischen
und emanzipatorischen Potenzialen fokussieren. So zum Beispiel die erfolgreiche
Netflix-Serie »Stranger Things«. Jutta Steiner argumentiert
am Beispiel dieser Serie, die generations- und länderübergreifend
eine wahre Nostalgiewelle unter ihrem Publikum auslöste, für
eine differenziertere Betrachtungsweise des Phänomens der Nostalgie.
Unter Bezugnahme auf aktuelle Forschungen zum Thema zeigt sie, dass Nostalgie
verschiedene Formen des Rückblicks kennt. Sie untersucht, inwieweit
Nostalgie dazu verwendet wird, um Rollenbilder, Klischees, Stereotype und
Diskriminierungen fortzusetzen oder diese zu hinterfragen. Steiner
analysiert das breite nostalgische Angebot von »Stranger Things«
und spürt Trigger und Funktionen diverser Nostalgieformen auf. Dadurch
hebt sie hervor, dass die Serie Nostalgie als kreative und progressive
Ressource
nutzt und durch die Neubearbeitung von Stilmitteln,
Tropen und Figurenkonstellationen verschiedener Genres aus den späten
1970er und 1980er Jahren einen originären Status mit kritischem Potenzial
erreicht - und ihr Publikum damit zu einer aktiven, reflektierten Auseinandersetzung
auffordert.
Reutemann, Jeanine
Bewegtbilder der Wissenschaft und ihr Mediendesign
Eine Untersuchung zu »Massive Open Online Course«
Videos im Hochschulsystem
270 S., zahlr. Abb., br., €
35,00
978-3-96317-182-6
Im Zuge der Digitalisierung erleben Bewegtbilder im wissenschaftlichen
Kontext einen weltweiten Aufschwung.
 »Massive Open
Online Courses« (MOOCs) - Online-Kurse mit Videoinhalten, an denen
viele Teilnehmer gleichzeitig partizipieren können und die nicht zugangsbeschränkt
sind - machen digitale Hochschullehre weltweit verfügbar. Dennoch
wird das Transformationspotenzial von filmischem Mediendesign in Forschung
und Lehre immer noch unterschätzt. Jeanine Reutemann zeigt explizit
die
Herausforderungen und Chancen unterschiedlicher
Videostile auf. Bewegtbilder der Wissenschaft sind keinesfalls neutral:
Die Performanz des Talking Heads steht in Interferenz mit dem Mediendesign.
Die Darstellung von sichtbaren Sprechern unterliegt einer kulturellen Prägung,
welche in zeitgenössischen Produktionen oft selbstreferenziell auf
historische Bildwelten der Institution Wissenschaft verweisen - bis hin
zur Selbstkarikatur. Gerade für wissenschaftlich komplexe Themen sind
Expertise und Reflexivität in der Rhetorik von Bewegtbildern vonnöten.
Dabei ist eine anwendungsbezogene Vernetzung von wissenschaftlich-filmischen
Praktiken zentral, wobei sich multidisziplinäre Felder aus Wissenschaft
und Mediendesign im Co-Design verbinden. Und in einem solchen Co-Design
kann sich im Bereich von Forschung und Lehre dann neues Wissen entfalten.
Bildgestalten
Topographien medialer Visualität
Hrsg: Grabbe, Kruse, Schmitz
250 S., br., € 29,00
978-3-96317-175-8
In der Ära der Digitalisierung hat eine große
Bandbreite von multimodalen Technologien Einfluss auf die strukturelle
Dimension von Medien, deren gestalterische Formung und Entwicklung sowie
individuelle Nutzungs- und Wirkungsweisen auf Seiten der Menschen. Diese
Entwicklung lässt sich innerhalb der Konsumkultur deutlich aufzeigen,
wobei sowohl das Verhältnis von analogen und digitalen Medien als
auch die gestalterischen, technologischen und soziokulturellen Wechselwirkungen
noch nicht ausreichend erforscht sind. Technisierung
zeigt sich allerdings als ein Auslöser für vielfältige Transformationen
des Medialen und von Nutzerdynamiken, was bedeutet, dass sich
analoge Medien nicht nur erhalten (z. B. Zeitungen, Magazine, Bücher),
sondern sich deren Herstellungs- und Verwendungsweisen aufgrund der Digitalisierung
auch verändert haben (Stichworte digitale Gestaltung, digitales Lesen,
interaktive Apps etc.) und sie in einigen Bereichen als vollends durch
die Digitalisierung ersetzt erscheinen - etwa auf Online-Portalen, in Social
Media oder bei immersiv-interaktiven Medientechnologien. Der Band will
daher Gestaltung, Medialität und Technologie mit Fragen der Rezeption
verknüpfen, um produktive Hypothesen für die akademischen und
gestalterischen Arbeitsfelder abzuleiten.
Adina Lauenburger
Das Unschärfebild
Medientheorie einer Wissensform
270 S., br., € 30,00
978-3-96317-183-3
In der Kinematografie gibt es neben unscharfen Bildern
auch Bilder der Unschärfe, die ein Wissen über die Techniken,
Kontexte und Geschichte(n) des Kinos und der Unschärfe mitführen.
Das Unscharfe ist das Medium der Wissensform. Adina Lauenburger typisiert
diese »Unschärfebilder« zunächst anhand ausgewählter
Materialzusammenhänge und Wissensbestände - von Schleier, Netz,
Ornament und Raster zum Licht- und Datenbild - und identifiziert dann unter
kultur- und medienwissenschaftlichen Gesichtspunkten zwei unabhängige
Unschärfeparadigmen: Verschmutzung und Affizierung. So ergibt sich
für das zweite Paradigma, etwa unter Rekurs auf McLuhans Fernsehtheorie
oder eine vergessene Bedeutung von technÄ“, eine über die Bewegtbildforschung
weit hinausweisende Qualifizierung des Unscharfen als Taktisch-Taktiles
im Spannungsfeld von Infektion und Immunisierung - und es zeigt sich eine
dem Medium eigene »Berührtheit«.
Der
»Umschlagplatz« Unschärfebild ist letztlich die Essenz
aus einer Vielzahl von Folgerungen, die die Geschichte des Medienbegriffs
als das Verhältnis von Exzess und Verwerfung, Übertragung und
Spaltung offenbaren...
Cramer, Rabea
Sprachlos
Piktogramme in der visuellen
Kommunikation mit Geflüchteten
204 S., zahlr. Abb., br., €
25,00
978-3-96317-184-0
Seit der sogenannten »Flüchtlingskrise«
im Jahr 2015 besteht in Deutschland ein erhöhter Bedarf an sprachunabhängigen
Kommunikationsmitteln. Piktogramme haben sich bereits überall dort
als unverzichtbar erwiesen, wo sich Menschen über kulturelle und sprachliche
Grenzen hinweg begegnen. Rabea Cramer befasst sich mit der Bedeutung und
dem Ursprung von Zeichen und Piktogrammen, analysiert Herausforderungen
in der Flüchtlingsarbeit und bietet mit einem Piktogrammsystem für
das konkrete Beispiel des Jobcenters Münster einen Lösungsansatz.
Ziel
ist es, mittels kulturneutraler und sprachunabhängiger Begriffs- visualisierungen
die Verständigung zwischen den Geflüchteten und Jobcenter-Mitarbeiter*innen
zu erleichtern. So können Sprachbarrieren abgebaut und
die Lebensumstände Geflüchteter in Deutschland verbessert werden.
Hämmerle, Tobias E.
Flugblatt-Propaganda zu Gustav Adolf von Schweden
Eine Auswertung der 85 Flugblätter der Königlichen
Bibliothek zu Stockholm mit Abbildungen derselben
500 S., geb., € 45,00
978-3-96317-164-2
Am 6. Juli 1630 landet der schwedische
König Gustav II. Adolf (1594-1632) auf der norddeutschen Insel Usedom
in Pommern. Der Zeitpunkt der schwedischen Landung war von Seiten der schwedischen
Propaganda nicht zufällig gewählt worden, sondern fiel bewusst
mit dem 100-jährigen Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses zusammen.
Diese
beiden Ereignisse wurden in frühneuzeitlichen Massenmedien rege besprochen
und vonseiten der proschwedischen Publizistik miteinander in Verbindung
gebracht. In den zeitgenössischen Flugblättern, die während
der Schwedischen Phase des Dreißigjährigen Krieges (1630-1635)
herausgebracht wurden, inszenierte man Gustav II. Adolf unter anderem als
militärisch-potenten Feldherren, als antike oder alttestamentarische
Heldengestalt, als heilenden Arzt des erkrankten Heiligen Römischen
Reiches oder als »Löwe aus Mitternacht«. Der österreichisch-schwedische
Historiker Tobias E. Hämmerle untersucht, wie sich das publizistische
Bild des schwedischen Königs Gustav Adolf vom Zeitpunkt seiner Landung
bis zu seinem Tod in Lützen 1632 - und darüber hinaus - änderte.
Mithilfe kunsthistorischer und geschichtswissenschaftlicher Ansätze
werden 85 illustrierte Flugblätter, die als Abdrucke Eingang in das
Buch finden, im Detail analysiert.
Bickert, Hans Günther / Nail, Norbert
Das Wirtshaus an der Lahn
Der legendäre »Gasthof
zum Schützenpfuhl« in Marburg und seine Gäste.
Mit einem Beitrag über »Himmelsbriefe«
und historischen Fotografien, Postkarten und Faksimiles
176 S., br., € 22,00
978-3-96317-166-6
Erzählt wird die Geschichte des 1970 abgebrochenen
»Gasthofs zum Schützenpfuhl«, des legendären »Wirtshauses
an der Lahn«, poetische Heimstatt des gleichnamigen
Volks- und Studentenliedes, von dem der Dichter Georg Büchner eine
frühe Strophe im Drama »Woyzeck« überliefert hat.
Schallplatte und Film haben das Lied medial verbreitet und so mit zum literarischen
Ruhm auch des Marburger Gasthauses beigetragen. Dem einst vor
den Stadttoren gelegenen Wirtshaus war in seinen Anfangsgründen im
18. Jahrhundert wenig Zukunft beschieden, lockte der Ort doch zur Abendzeit
»allerhand liederliches weibsvolck« an mit der Folge, dass
»die studierende jugend dadurch zu bößem leben verführet
wird«. Nach Meinung der Marburger Professoren war die Schenke daher
»hiesiger universität gar nicht fürträglich«.
Der schlechte Ruf der Wirtschaft hielt nicht ewig, denn diese entwickelte
sich zu einer in der Stadt und unter Professoren wie Studenten beliebten
Gastwirtschaft, die später gar einen künftigen Nobelpreisträger,
den Russen Boris Pasternak, beherbergen sollte.
Köhnlein, Sandra
Begegnungsrunde Glück
Materialsammlung für die
themenorientierte Gruppenarbeit mit Senioren.
Mit Download-Link für zusätzliches Material
100 S., br., € 18,00
978-3-96317-169-7
»Begegnungsrunde Glück« erweitert Sandra
Köhnleins Reihe »Aktiv mit Senioren« um einen weiteren
Band. Er liefert vielfältige Praxisvorschläge zur ganzheitlichen
Aktivierung von Senioren, die um die Bereiche Glück und Glücksbringer
kreisen. Betreuungskräfte finden darin konkrete
und sorgfältig durchdachte Ideen für alle Phasen der Gruppenstunde
- vom Einstieg bis zum Ausklang. Der aufwendig gestaltete Band eignet sich
besonders zum Austausch und gemeinsamen Tun im Rahmen der Biografiearbeit,
um an die kleinen und großen Glücksmomente des Lebens zu erinnern.
Auch
der Weltglückstag, der internationale Tag des Lächelns, Silvester
und Fasching sind Anlässe zur näheren Betrachtung des Alltagsglücks,
des persönlichen Glücks und von Glücksbräuchen. Der
Band kann alleine genutzt werden, empfiehlt sich allerdings für den
kombinierten Einsatz mit Band 2 der Reihe: »Themenorientierte Begegnungsrunden
planen und umsetzen«.
Adela Sophia Sabban
Goethes Werke in der Bilddeutung von Wilhelm von Kaulbach
und seinen Schülern
Die »Gallerie zu Goethe’s
sämmtlichen Werken« (1840-1841)
270 S., geb., € 35,00
978-3-96317-181-9
In den Jahren 1840 und 1841 erscheinen im J. G. Cotta’schen
Verlag 40 Stahlstiche von Wilhelm von Kaulbach und seinen Schülern
mit Illustrationen zu den Werken Johann Wolfgang von Goethes. Diese Stiche
stellen ein herausragendes Dokument der Goethe-Rezeption des 19. Jahrhunderts
dar. Sie formen wesentlich den Rahmen, in dem sich die Vorstellungen von
den Figuren Goethes in der Folgezeit bewegen. Adela Sophia Sabban erläutert
detailliert Eigenart und Entstehungszusammenhänge der Illustrationen
und untersucht eingehend das Verhältnis von Texten und deutenden Bildern.
Vergleichend
werden Goethe-Illustrationen weiterer bekannter Künstler wie Ramberg,
Naeke und Nisle herangezogen. So ergibt sich zugleich ein Überblick
über die verschiedenen Modi visueller Goethe-Deutungen des 19. Jahrhunderts.
Beispielhaft wird damit das spannungsvolle und spannende Verhältnis
zwischen Wort und Bild belichtet.
Bauer, Liza
»Am not I / A fly like thee?«
Human-Animal Relations in William Blake’s »Songs
of Innocence and Experience«
110 pages., br., € 24,00
978-3-96317-159-8
Ecocriticism - a firm branch of literary criticism by
now - first emerged back in the 1980s, when literary
scholars started to reassess Romantic texts in terms of their ecological
merit. Based on the assumption that humanity’s anthropocentric conceptions
of their relationship to the nonhuman world are largely responsible for
today’s environmental crisis, »Green Romanticism« primarily
focused
on the poetry written by Wordsworth, Coleridge, or Shelley. However, later
critical stances on the anthropocentric nature of the Romantic sublime
triggered a profound rethinking of Romantic ecology. Second-wave
Green Romanticism revives an interest in the radical poetics by William
Blake, the one canonical Romantic who had remained largely absent from
the earlier debate. Tying in with this desideratum, Liza Bauer
introduces the revolutionary visions of Blake’s animals in his illuminated
work »Songs of Innocence and Experience« (1789), which innovatively
combines verbal and visual poetic visions. Bauer relates the poet’s conceptions
of the natural world to those prevailing in the 18th century and sketches
out possible routes for future research. Her close readings of selected
poems alongside with their designs show that Blake’s reputation as one
of nature’s biggest Romantic antagonists needs to be reconsidered.
Verena Brunschweiger
Kinderfrei statt kinderlos
Ein Manifest
NEUAUFLAGE
128 S., br., € 16,00
978-3-96317-148-2
Kinderfrei leben heißt, gegen
soziale Erwartungen zu rebellieren - und ist deshalb auch eine feministische
Entscheidung. Frauen, die sich gegen Nachwuchs entscheiden, sind die mutigen
Vorreiterinnen einer Bewegung, die an Zuspruch gewinnen muss, wenn unser
vom westlichen Lebensstil maßlos ausgebeuteter Planet noch länger
bewohnbar und lebenswert bleiben soll. Verena Brunschweiger begibt sich
als Soziologin und Philosophin, aber vor allem als feministische und ökologische
Aktivistin mitten hinein in die Tabuzone unseres gesellschaftlichen Konsenses,
der sich ein Lebensglück ohne Kinder nur schwer vorstellen kann. Sie
setzt sich kritisch mit dem pronatalistischen Dogma auseinander, das Politik,
Kultur und Alltag durchdringt und sich in die Tiefenschichten unseres Denkens,
Fühlens und Wünschens eingeschrieben hat. Sie zeigt, wer von
diesem Konsens profitiert, und dass er nicht für Geschlechtergerechtigkeit
in unserer Gesellschaft sorgen wird. Ihr Fazit: Deutschland braucht eine
echte Frauenpolitik, keine unreflektierte pronatalistische Bevölkerungspolitik!
Dr. Verena Brunschweiger,
geb. 1980, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie/Ethik und promovierte
2007 in der Mediävistik. Sie ist aktive Feministin und arbeitet hauptberuflich
als Gymnasiallehrerin. Außerdem ist sie überzeugte Nicht-Mutter.
FC-Kollektiv
Finanzcoop oder die Revolution
in Zeitlupe
Über Menschen, die ihr Geld miteinander teilen
Mit Illustrationen von Paula Bulling und einem Nachwort
von Bini Adamczak
140 S., br., € 18,00
978-3-96317-149-9
Das Buch stellt eine Gruppe von
Menschen vor, die etwas anders machen als der Rest der Gesellschaft: Sie
teilen ihr Geld, obwohl sie weder in derselben Stadt leben, noch durch
familiäre Bande zusammengehalten werden. Mehrmals im Jahr kommen sie
zusammen und regeln ihr finanzielles Auskommen der nächsten Monate.
Dieses Modell heißt Finanzcoop. Hervorgegangen aus dem Experiment
einer WG im Jahr 1998 ist das gemeinsame Bankkonto für die mittlerweile
sieben Mitglieder zum Alltag geworden. Ihr regelmäßiger Austausch
über Geld, materielle Werte und vor allem die eigenen Bedürfnisse
hat sie zu Expert_innen gemacht. Dafür, was Geld in unserer Gesellschaft
bedeutet, was es leistet, aber auch verunmöglicht. Und dafür,
welche unentdeckten Freiräume eine andere Art von Ökonomie schaffen
kann. In dieser Zwischenbilanz zu ihrem auf Lebenszeit angelegten Experiment
geben sie Einblicke, was ihre Neuerfindung einer Solidargemeinschaft, die
quer zu Familie und Staat steht, bedeutet: für Partner_innen, Eltern
und Kinder, für ihre Einstellung zu Erwerbsarbeit und unbezahlten
Tätigkeiten, Nachwuchsplanung, Alterssicherung. Dabei wird deutlich
- diese Neuordnung der eigenen Verhältnisse ist gar nicht so radikal
und doch auch das: eine Revolution in Zeitlupe.
Die Mitglieder der Finanzcoop sind
zwischen 40 und 47 Jahren alt und haben ihren Lebensmittelpunkt aktuell
in verschiedenen deutschen Städten. Vier der insgesamt sieben Mitglieder
(plus drei Kinder) feiern im Jahr 2018 bereits das 20-jährige Bestehen
ihres ökonomischen Gemeinschaftsprojekts.
Paula Bulling, geb. 1986,
arbeitet freiberuflich als Illustratorin und Comiczeichnerin in Berlin.
Sie studierte Illustration an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
und widmet sich vorrangig politischen Themen. Sie publiziert in zahlreichen
Ländern und wird von renommierten Magazinen nachgefragt.
Bini Adamczak, geb. 1979,
ist eine politische Autorin zu Themen des Kommunismus und queerer Sexualität.
Bini Adamczak lebt in Berlin und ist Mitglied der Jour fixe initiative
berlin, einem Kreis vorwiegend in Berlin lebender linksgerichteter Philosoph_innen
und Gesellschaftskritiker_ innen.
Axel Stommel
Basics der Ökonomie
Wirtschaftspolitik, Staat und Steuern. Herrschende Lehren
auf dem Prüfstand
350 S., br., € 24,00
978-3-96317-129-1
Wirtschaft ist existenziell. Sie
ist nicht nur das Gravitationszentrum der Politik, sondern prägt unser
alltägliches Leben. Dennoch ist das Wissen über Wirtschaftsdinge
erstaunlich unterentwickelt - und das selbst dort, wo der Hort ihrer Expertise
sein sollte: in den Wirtschaftswissenschaften. In seinen Basics der Ökonomie
macht der erfahrene Wirtschaftspädagoge Axel Stommel Schluss mit der
weitverbreiteten Ahnungslosigkeit in Wirtschaftsfragen. In kritischer Auseinandersetzung
mit herrschenden Lehren und in satirisch-leichter Atmosphäre zeichnet
er für Fachfreunde und Fachfremde ein verständliches Bild unserer
Wirtschaftsgesellschaft mit ihren Problemen und Stellgrößen.
Umfangreiche Hinweise am Ende der Basics bieten Material für eine
weiterführende Beschäftigung mit der Ökonomie und ihren
Eigenheiten.
Dr. Axel Stommel, Dipl.
Volksw., Dipl. Hdl., StudDir a. D., gehörte schon zu jenen Wissenschaftlern,
in deren Namen 1978 das erste und auf Solidarität und Nachhaltigkeit
zielende Memorandum
Alternativen der Wirtschaftspolitik
vorgelegt wurde. Er war Dozent an der Fachhochschule für Wirtschaft
in Berlin sowie viele Jahre als Wirtschaftspädagoge tätig. Über
100 Aufsätze in Fachzeitschriften und Sammelbänden sowie mehrere
Monografien (u. a. Handlungsorientierter und traditioneller Unterricht.
Aus dem Labyrinth der Unmittelbarkeit und Die Reichen, die Banken, die
Schulden und wir. Wirtschaft verstehen) hat er im Laufe der Zeit veröffentlicht.
Die Basics sind das Ergebnis der Feststellung, wie schwierig es ist, komplexe
Zusammenhänge verständlich zu machen.
TEXTPROBE AUS DEM BUCH:
Umsatzsteuer: ergiebig, aber unsozial
…
Im Alltagsleben ist die Umsatzsteuer unter dem
Namen »Mehrwertsteuer«
bekannt. Sie ist der Shooting Star unter Deutschlands
Steuern, denn sie hat
im Weltkriegsjahr 1916 einmal mit einem Satz
von 0,5 % angefangen und ist
danach ständig erhöht worden. Seitdem
sie 2005 entgegen allen dezidierten
Wahlversprechen plötzlich von 16 auf 19
% angehoben wurde, hat sie die anderen
Steuern hinter sich gelassen. Seitdem ist sie
die Ergiebigste von allen.
Allerdings ist die ergiebigste eine besonders
unsoziale Steuer, denn die Umsatzsteuer
belastet Geringverdiener stark, während
sie Spitzenverdiener
schont. Geringverdiener nämlich geben alles
aus, was sie verdienen. Dazu
sind sie gezwungen. Oft verschulden sie sich,
müssen sich gar verschulden
für kaum abwendbare, womöglich lebensnotwendige
Konsumausgaben. Sie
unterwerfen mithin prinzipiell ihr gesamtes Einkommen
der Umsatzsteuer
(im Falle der Verschuldung sogar noch mehr als
100 % ihres Einkommens).
Ausgenommen sind lediglich umsatzsteuerbefreite
Ausgaben.
Besonders hart werden deshalb die Obdachlosen
zur Steuer herangezogen,
denn bei ihnen entfallen die einzigen umsatzsteuerbefreiten
Ausgaben von
Bedeutung, die für Miete, Bank- und Wertpapiergeschäfte;
jeder Cent, den
sie erhalten, wird ausgegeben und dabei umsatz-
sowie zusätzlich hoch
verbrauchbesteuert, und zwar Letzteres überdurchschnittlich
stark (mit
Tabak- und Alkoholsteuern; die Lebensumstände
von Obdachlosen machen
entsprechende Ausgaben nachvollziehbar ). Im
Ergebnis können die Wohnungslosen
– es sollen 2017 in Deutschland über eine
Million Menschen gewesen
sein –, was ihren kumulierten persönlichen
Steuersatz angeht, locker
mit so manchem Spitzenverdiener mithalten.
Wer dagegen 100.000 Euro und mehr im Monat verdient,
gibt nur einen
Bruchteil davon für Konsumzwecke aus. Er
unterwirft demnach auch nur diesen
Bruchteil seines Einkommens der Umsatzsteuer.
Sein persönlicher Umsatz-
und Verbrauchsteuersatz ist folglich niedrig.
Es gilt die Regel: Die Masse füllt die Kasse.
Alfred
Wolfensteins Kleine Bibliothek der Weltliteratur, herausgegeben von Hermann
Haarmann, Band 3
Arthur Rimbaud
RIMBAUD
Leben - Werk - Briefe
übersetzt und herausgegeben
von Alfred Wolfenstein
280 S., geb., € 24,00
978-3-96317-147-5
Arthur Rimbaud (1854-1891) gilt
insbesondere durch seine Lyrik als Kultfigur. Entstanden in seinen Jugendjahren,
lebt sie von dem Bruch mit literarischen Konventionen, von der Faszination
der Sprache und den modernen Sprachbildern, die bis heute nichts von ihrer
Wirkmächtigkeit eingebüßt haben. Die
ästhetische Radikalität Rimbauds findet dann ihre Entsprechung
in seinem unsteten und kompromisslosen Leben: die homoerotische Liaison
mit dem älteren, verheirateten Paul Verlaine, den Ausbruch in die
Welt - ob als Söldner, Matrose oder Waffenhändler im Orient und
in Afrika - und schließlich das elende Ende in einem Marseiller Krankenhaus.
Der Expressionist und Wortschöpfer Alfred Wolfenstein findet in Rimbaud
seinen Projektionsraum für die eigenen Dichtungen; Rimbaud wird ihm
zum Leitstern: »Er ist als Dichter und Anti-Poet Vorläufer einer
neuen unmittelbaren und hintergründigen Kraft.« Wolfensteins
Beschäftigung mit dem Leben Rimbauds, die Übersetzung und Herausgabe
des Rimbaud’schen Œuvre, welches hier als dritter Band der von Hermann
Haarmann verantworteten Edition »Alfred Wolfensteins Kleine Bibliothek
der Weltliteratur« erscheint, bekräftigen die immerwährende
Hochachtung für das Vorbild einer ganzen Schriftstellergeneration.
Lyrik-Leseprobe
Alfred Wolfenstein (1883–1945)
war ein expressionistischer Lyriker, Dramatiker und Übersetzer. Protegiert
von Dichtern wie Robert Musil und Rainer Maria Rilke hielt er sich lange
Zeit im Zentrum der literarisch-politischen Avantgarde Frankreichs
und Deutschlands auf. Verfolgt von den Nationalsozialisten, nahm er sich
im Januar 1945 in Paris das Leben.
Prof. Dr. Hermann Haarmann,
geb. 1946, ist Seniorprofessor für Kommunikationsgeschichte und Medienkulturen
an der Freien Universität Berlin. Die Schwerpunkte seiner Lehre und
Forschungen sind die Exilliteratur und -publizistik, die Kultur- und Medientheorie
der Moderne sowie die Kommunikationsgeschichte vom 18. Jahrhundert bis
heute.
Dago Schelin
Vision and Blindness in Film
140 S., br., € 24,00
978-3-96317-144-4
In order to understand »vision«,
we have to look into concepts of blindness, both diegetically in typical
film characters and in the representation of sight or lack thereof. A critical-historical
investigation into theories of vision shows that the way we understand
visuality today - scientifically and culturally - is very different from
pre-modern notions and practices.
In this book, Dago Schelin questions
categories such as active and passive vision, tactile visuality, as well
as blind vision, and discusses them alongside a variety of movies that
deal with vision and blindness.
Is there a connection between the
filmmaker’s gaze and an older pre-Keplerian ontology of vision? What is
the role of sound in vision? Are our eyes mere camcorders or might they
be projectors? These and other questions comprise the fascinating journey
on which this study embarks.
Dago Schelin is a Brazilian-German
filmmaker/musician. After receiving his B. A. in Languages (Portuguese
and English), as well as a B. A. in Popular Music in Brazil, Dago Schelin
was awarded DAAD scholarships for his M. A. studies in Media Production
and his PhD in Media Studies. Among other publications, Dago Schelin has
edited and co-authored a book on the interdisciplinarity of cinema called
Cinema Invites Other Gazes. Currently, Dago Schelin is a researcher at
Philipps-University Marburg.
Daniel Möhle
Überlegungen zur Dramaturgie des Kurzspielfilms
332 S., br., € 29,00
978-3-96317-154-3
Vielfach dient die Arbeit an Kurzspielfilmen
als Einstieg in die Filmbranche, da sich in Zusammenhang mit ihrer Konzeption
und Umsetzung das Handwerk des Filmemachens erlernen lässt. Gleichzeitig
fungieren Kurzspielfilme auch als Visitenkarte für den Sprung zur
Produktion abendfüllender Spielfilme. Daniel Möhle zeigt in seinen
Überlegungen zur Dramaturgie des Kurzspielfilms, dass es sich bei
Letzterem keineswegs bloß um eine Fingerübung, ein marketingorientiertes
Mittel oder um einen kurzen Langspielfilm handelt. Ihm geht es um die Essenz
des Kurzspielfilmischen, der er mit Hilfe von 200 Filmen aus 100 Jahren
Kurzspielfilmgeschichte auf die Spur kommt. In seiner Auswahl findet er
wiederkehrende Merkmale, die sich u. a. auf Anfänge, Enden, Figuren
und Genres beziehen und aus denen sich die Kernqualitäten des Kurzspielfilms
konturieren. Die Studie richtet sich an Medienwissenschaftler_innen und
Filminteressierte sowie an Filmemacher_innen, die mehr über die strukturelle
Vielfalt einer bislang kaum erforschten Filmgattung erfahren möchten.
Seine Leidenschaft für den
Film führte Daniel Möhle, geb. 1986 in Hamburg, dazu,
im Anschluss an das Abitur in unterschiedlichen Bereichen an verschiedenen
Sets von Film- und Fernsehproduktionen in Hamburg zu arbeiten. Danach studierte
er Pädagogik und Deutsch an der Christian-Albrechts-Universität
zu Kiel, wobei er Schwerpunkte in Medienpädagogik, Literaturwissenschaft
und Medienwissenschaft setzte. Während seines Studiums stieg er als
redaktioneller Mitarbeiter beim Lexikon der Filmbegriffe ein. Seit 2014
arbeitet er als Mediendidaktiker bei einer Fernschule. Überlegungen
zur Dramaturgie des Kurzspielfilms ist die Veröffentlichung seiner
Dissertation, die er 2018 abschloss
Fabian Schudy
#Form und Funktion von Hashtags
in sozialen Netzwerken
Linguistische Analysen
164 S., br., € 19,00
978-3-96317-146-8
Soziale Netzwerke haben neuartige
Formen der Verständigung hervorgebracht, zu denen auch das Hashtag
gehört. Doch obwohl dieses Element mittlerweile sogar in der gesprochenen
Sprache anzutreffen ist, ist dieses Feld kaum erforscht. Mit der Analyse
der Verwendung von Hashtags im Kommunikationsbereich Werbung betritt Fabian
Schudy Neuland. Er untersucht Hashtags aus verschiedenen sprachwissenschaftlichen
Perspektiven und geht dabei auf Morphologie, Orthografie, Syntax, Textlinguistik,
Semantik sowie Pragmatik ein. In seiner innovativen Arbeit fragt Schudy:
Wie werden Hashtags heute eigentlich benutzt? Dazu betrachtet er deutschsprachige
Facebook-Posts der Unternehmen Coca-Cola, Douglas, IKEA, UNICEF und McDonald‘s.
Zielgruppe des Buches sind nicht nur Linguisten, sondern alle, die sich
für soziale Medien und Online-Marketing interessieren. Fabian Schudy,
geb. 1994 in Marburg, studierte von 2013 bis 2018 Linguistik an der Philipps-Universität
Marburg. Seine Schwerpunkte im Masterstudium setzten sich hauptsächlich
aus Online-Kommunikation, Pragmatik und Textanalyse zusammen. In seiner
Freizeit beschäftigt er sich mit Ahnenforschung und ist in der Improvisationstheaterszene
aktiv. Praktische Erfahrungen im Bereich Online-Kommunikation hat Fabian
Schudy durch seine ehrenamtliche Tätigkeit als Social-Media-Koordinator
bei
MyAnimeList.net erlangt.
»Mit
Pauken und Trompeten«
Elefanten in Geschichte, Literatur
und
Kunst
274 S., br., € 34,00
978-3-96317-143-7
Bereits in prähistorischer
Zeit waren Elefanten wichtige Begleiter des Menschen. In Asien und Afrika
gehörten sie seit jeher zum Leben der Menschen und in Europa waren
sie spätestens seit dem Feldzug Alexanders des Großen bekannt.
Ob in der Zirkusarena oder auf dem Schlachtfeld - Elefanten hinterließen
beim Menschen stets einen gewaltigen Eindruck. Sie dienten und dienen dem
Vergnügen der Massen, der Herrschaftsrepräsentation der Mächtigen,
der Imagination des Einzelnen. Der Sammelband widmet sich diesen vielseitigen
Beziehungen zwischen Mensch und Dickhäuter und vereint dabei historische,
kulturelle und mediale Perspektiven. Er leistet dabei einen Beitrag zu
den Human-Animal-Studies und bietet vielfältige Einblicke, wie Elefanten
auf sehr spezifische Weise das Umfeld von Menschen geprägt haben und
prägen.
Lukas Linek
Zwischen Schallplatten und Streamingdiensten
Wie Digital Natives Musik rezipieren
142 S., br., € 18,00
978-3-96317-142-0
Der Musikkonsum wandelt sich -
wir hören mehr Musik als je zuvor, gleichzeitig war Musik noch nie
so billig. Billig hinsichtlich Produktion, Vermarktung, aber auch Konsum.
Dem gegenüber steht das Comeback der totgeglaubten Vinylschallplatte
- Menschen unterschiedlichsten Alters schätzen die Vorzüge des
»entschleunigten« Musikhörens. Begleitet wird das Erstarken
der Vinyl- schallplatte jedoch durch die vielfältigen Möglichkeiten
der Streamingportale. Lukas Linek fragt: Wie hat sich der Wandel des Konsumverhaltens
auf Musikindustrie, Künstlerinnen und Künstler sowie auf Tonträger
und die Tonqualität ausgewirkt? Erleben wir tatsächlich eine
Renaissance des audiophilen Musikhörens und der Hi-Fi? Wie haben sich
Qualität und Ton von Musik verändert und wie bekommen Hörerinnen
und Hörer heute überhaupt einen Zugang zu Musik? Welche Fehlentwicklungen
lassen sich in der Vermarktung und Produktion von Musik feststellen? Abschließend
wagt der Autor einen Blick in die Zukunft der Musikindustrie und zeigt
aktuelle Chancen, Gefahren und Perspektiven für die Branche auf.
Gero Schwager
Wenn (andere) Medikamente nicht
mehr helfen
Cannabis als eine Option bei
Epilepsie in der Kindheit?
172 S., br., € 22,00
978-3-96317-140-6
Der medizinische Einsatz von Cannabis
wird seit Langem sehr kontrovers diskutiert. Eine emotionale Färbung
kommt noch hinzu, wenn es um den Einsatz bei Kindern und Jugendlichen geht.
Während so die einen in der Cannabispflanze ein wahres Wundermittel
der Natur mit breit gefächertem Einsatzpotenzial sehen, bleibt es
für die anderen ein gefährliches Rauschmittel mit unberechenbaren
Nebenwirkungen. Doch die weltweiten Erfolgsberichte von medizinisch eingesetztem
Cannabis sind nicht mehr zu ignorieren. Vor allem in Verbindung mit Epilepsien,
die sich mit herkömmlichen Medikamenten nicht oder nicht zufriedenstellend
therapieren lassen, konnten gerade bei Kindern durch den Einsatz von Cannabis
teils herausragende Resultate erzielt werden. Gero Schwager klärt
auf Grundlage wissenschaftlicher Fakten und der aktuellen Forschung auf,
welchen Beitrag medizinisches Cannabis zur Therapie pharmakoresistenter
Epilepsie bei Kindern und Jugendlichen tatsächlich leisten kann -
besonnen und systematisch.
Holger Speier
Im Ringen um die existenzielle Unbedingtheit
Der Einfluss der Philosophie Søren Kierkegaards
auf die Theologie Helmut Thielickes
280 S., geb., € 34,00
978-3-96317-150-5
Der vorliegende Band ergänzt
die Rezeptionsgeschichte der Philosophie Søren Kierkegaards um einen
bisher kaum beachteten Interpreten: den evangelischen Theologen Helmut
Thielicke (1908-1986).
Thielickes Kierkegaard-Rezeption
stellt eine Besonderheit dar. Thielicke bezweifelt auf der einen Seite
den theologischen Nutzen einer Beschäftigung mit dem dänischen
Philosophen, lässt aber andererseits innerhalb seiner Theologie den
Kierkegaard’schen Geist in einer Weise aufleben, als habe er nie ein kritisches
Wort über Kierkegaard geäußert. Der Theologe Holger Speier
stellt die Rezeption Kierkegaards in Thielickes Werk dar, beleuchtet dessen
dafür ausschlaggebende Motive und diskutiert schließlich die
Frage, inwieweit Thielickes Vorstellung von Theologie - verstanden als
Wissenschaft sui generis - auf die Philosophie als Hilfswissenschaft angewiesen
ist.
Dr. Holger Speier studierte
ev. Theologie, Philosophie und Pädagogik. 2009 promovierte er an der
Philipps-Universität Marburg im Fach ev. Theologie mit einer Dissertation
über die Apologetik Helmut Thielickes. Er unterrichtet an den Kaufmännischen
Schulen in Marburg. Zusammen mit seinen Schüler_innen sowie Vertreter_innen
verschiedener Glaubensgemeinschaften hat er mehrere ökumenische Buchprojekte
realisiert
Annette Wiegelmann-Bals
Metaphern im Kontext interdisziplinärer Forschung
Methodendiskussion zur interdisziplinären Erforschung
von Bildwirkungen am Beispiel einer
triangulativ angelegten empirischen Studie
496 S., geb., € 49,00
978-3-96317-152-9
Im Zentrum der vorliegenden Habilitationsschrift
steht die Erforschung medialer Bildwirkungen, die sich in ihrer Vielschichtigkeit
nur im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsdesigns und unter
Einbezug verschiedener kulturwissenschaftlicher Bezugsfelder erfassen lassen.
Die Arbeit stellt sich einer ausführlichen Diskussion darüber,
welcher Methoden es bedarf, um interdisziplinäre Forschungen auf diesem
Feld erfolgreich durchzuführen. Im Rahmen einer triangulativ angelegten
empirischen Studie werden eine Vielzahl unterschiedlicher Datenquellen,
darunter Interviews, Beobachtungen, schriftliche Befragungen und Zeichnungen
ausgewertet, wobei der Metapher als Ausdrucksphänomen und Untersuchungsinstrument
eine hohe Relevanz zukommt. Im Wechselspiel von empirischer Auswertung,
Methodenreflexion und theoretischen Überlegungen entsteht ein allgemein
anwendbares wissenschaftlich fundiertes Modell zur Erforschung interdisziplinärer
Forschungsfragen. Sowohl das erarbeitete Modell als auch die Forschungsergebnisse
und weiterführenden Überlegungen dieser Arbeit, die das Potenzial
von ästhetischen Erfahrungen, Imagination und Kreativität einbeziehen,
sind für eine Vielzahl von Forschungsfeldern relevant. Dazu zählen
die Kunstpädagogik und Ästhetische Bildung, die Bild- und Erziehungswissenschaften,
die Medienpädagogik, die Kinder- und Jugendpsychologie, die Psychotherapie
sowie insbesondere auch die Kunsttherapie.
Priv.-Doz. Dr. Annette Wiegelmann-Bals,
geb. 1970, Preisträgerin des bundesweiten Forschungspreises der Friedrich-Stiftung
2009, Privatdozentin für Kunstpädagogik an der Universität
Paderborn und Studienrätin (Kunst und Pädagogik) am Gymnasium;
Promotion (Dr. phil.) über die Kinderzeichnung im Kontext der Neuen
Medien (2007); Habilitation (2013) über Metaphern im Kontext der neuen
Medien. Weitere Informationen: www.wiegelmann-bals.de.
Anett Müller
Erinnern und Vergessen
Medienformen im digitalen Wandel
480 S., geb., € 44,00
978-3-96317-156-7
Erinnern und Vergessen sind Prozesse,
die durch Film- und Fernsehproduktionen wie auch durch das Internet eine
neue Dynamik erhalten. Anett Müller untersucht hierzu die Präsentationsformen
und Wirkungsweisen von Bildern und deren Materialitäten in ihren einzelnen
Medienformen. Die Beispiele aus Film, Fernsehen und digitalen Medien verfolgen
ein gemeinsames Ziel: Geschichte durch das Erzählen von Geschichten
mit vergangenen und gegenwärtigen Bildern über die Funktionen
der Reproduktion und Reflexion erfahrbar zu machen und Vergangenheit für
die Gegenwart zu aktualisieren. Erinnerungskulturen, die in Film, Fernsehen
und dem World Wide Web etabliert werden, prägen die Zukunft entscheidend
mit und stehen damit zwischen dem Erinnern und dem Vergessen erst am Anfang
ihrer Wirkung.
Dr. Anett Müller ist
Beraterin für interne Kommunikation und Projektmanagement in Frankfurt.
Zuvor hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität
Marburg gearbeitet und war als Online-Redakteurin beim ZDF tätig.
Sie studierte Medien-, Theater- und Literaturwissenschaften in Bayreuth
und Marburg und machte 2008 ihren Masterabschluss. Ihre Forschungsschwerpunkte
liegen in den Bereichen Film und Geschichte, Fernsehen und kulturelles
Gedächtnis sowie digitale Medien und Erinnerungskultur.
Merle Otholt
Integration und Bildungserfolg
Einflussfaktoren für die schulische Integration
von Jugendlichen mit Migrationshintergrund
am Beispiel der Herkunftsländer Iran und Türkei
120 S., br., € 19,00
978-3-96317-153-6
Laut nationalem Integrationsplan
ist Bildung der Schlüsselfaktor für eine gelungene Integration
von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in die deutsche Gesellschaft.
Doch obwohl der Begriff ›Migrationshintergrund‹ nahelegt, dass es sich
hierbei um eine homogene Gruppe handelt, die sich am stärksten dadurch
auszeichnet, dass sie keinen deutschen Hintergrund hat, setzt sich jeder
einzelne dieser Migrationshintergründe aus einer spezifischen Kultur
und Sprache, einer individuellen Einbindung in soziale Verhältnisse
und der Erfahrung von unterschiedlichen Migrationsauslösern und -formen
zusammen.
Welche Vorerfahrungen und kulturellen
Ressourcen bringen die einzelnen Jugendlichen mit? Was sind die psychosozialen
He/raus/forderungen bei ihrer Integration in das deutsche Schulsystem und
damit die deutsche Gesellschaft? Am Beispiel der Herkunftsländer Iran
und Türkei veranschaulicht Merle Otholt die Vielschichtigkeit dessen,
was unter dem Begriff ›Migrationshintergrund‹ gefasst wird, und zeigt,
welche kulturellen und migratorischen Einflussfaktoren den Erfolg von Jugendlichen
mit iranischem oder türkischem Migrationshintergrund im deutschen
Schulsystem in verschiedenem Umfang beeinflussen.
Die Erkenntnisse finden sich in
Optimierungsvorschlägen für die verschiedenen Ebenen des Schulsystems
- Bildungspolitik, Schule und Unterricht - wieder.
Merle Otholt, geb. 1993
in Oldenburg, schloss ihr Lehramtsstudium in den Fächern Ethik und
Englisch erfolgreich mit dem Ersten Staatsexamen an der Philipps-Universität
Marburg ab. Derzeit ist sie Studienreferendarin an einer Integrierten Gesamtschule
bei Hannover. Drei längere Auslandsaufenthalte, u. a. sieben Monate
in der Türkei, legten den praktischen Grundstein für ihre Beschäftigung
mit den Themen Migration und Integration.
Literarische Werdegänge
Lesebiografien von Nachwuchswissenschaftler_innen
Herausgegeben von Kathrin Heintz und Walter Kühn
204 S., br., € 24,00
978-3-96317-145-1
Literatur prägt unser Welt-
und Selbstverständnis - von der Kindheit an. Dabei ist es nicht nur
von Bedeutung, welche Werke man liest, sondern auch, wann dies geschieht.
Bücher lösen in verschiedenen Lebensphasen ganz Unterschiedliches
aus. Zunehmend beeinflussen und erweitern andere Medien wie Film, Fernsehen
und Internet die Lektüreerlebnisse und -prägungen.
Den Spuren, die ihre Lektüren
hinterlassen haben, folgen in diesem Band zehn Nachwuchswissenschaftler_innen.
Ihre Lesebiografien zeugen von einer bunten Vielfalt an unterschiedlichen
Lektüreerfahrungen und medialen Zugängen, aber auch davon, dass
der bildungsbürgerliche Kanon keineswegs obsolet geworden ist. Das
Suchen und Finden der eigenen Identität und individueller forschender
Zugänge zur Literatur ist dabei ebenso zentral wie die Frage, ob der
eigene Werdegang überhaupt rekonstruierbar ist. Mit Beiträgen
der Herausgeber_innen Kathrin Heintz und Walter Kühn sowie von Michael
Bahn, Iuditha Balint, Markus Engelns, Nicolai Glasenapp, Björn Hayer,
Nicole Mattern, Michaela Nowotnick und Timo Rouget.
Dr. Kathrin Heintz, Studium
der Soziologie und Germanistik in Mannheim, Teaching Assistant an der University
of Virginia, 2015 Promotion über Hans Henny Jahnns Perrudja, seit
2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Koblenz- Landau
am Campus Landau im Bereich Literaturwissenschaft und -didaktik. Forschungsschwerpunkte:
Kinder- und Jugendliteratur, Bilderbücher und die Literatur des 19.
bis 21. Jahrhunderts.
Dr. Walter Kühn, Studium
der Germanistik und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Promotion über die Heidegger-Rezeption bei Günter Eich, Ilse
Aichinger, Wolfgang
Hildesheimer, Ingeborg Bachmann
und Paul Celan (Vermischte Zustände: Heidegger im literarisch-philosophischen
Leben der fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, Würzburg
2015). Kühn arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut
für Germanistik der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Neue Modelle für die Prävention in der Altenpflege
- vor dem Hintergrund von Berufsbiografieorientierung,
Dienstleistungsvielfalt und High-Tech
200 S., br., € 28,00
978-3-96317-155-0
Die Altenpflege hat durch den demografischen
Wandel ein großes Personalproblem. Immer weniger Pflegekräfte
stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Die Gesundheit und Motivation
der Beschäftigten ist damit eine zentrale Voraussetzung dafür,
dass die zukünftig weiter steigende Zahl der Pflegebedürftigen
kompetent und sicher versorgt werden kann.
Dieses Buch stellt wissenschaftlich
fundierte, praxisfähige Ansätze für Präventionsstrategien
in stationären Pflegeeinrichtungen vor, die einerseits die Gestaltung
gesundheitsförderlicher Arbeit, andererseits das Angebot von individuellen
Präventionsmaßnahmen in den Betrieben umfassen. Auch Zukunftsthemen
der Branche wie veränderte Berufsbiografien, die Entwicklung der Dienstleistungsvielfalt
und der Einsatz moderner Technologien in der Pflege werden diskutiert.
Die Beiträge des Bandes stammen von Pflege- und Arbeitswissenschaftler_innen,
aber auch von Expert_innen aus der betrieblichen Praxis, die moderne, integrierte
Präventionsmodelle erfolgreich in verschiedenen Einrichtungen umgesetzt
haben. Das Buch richtet sich damit sowohl an die einschlägigen wissenschaftlichen
Disziplinen wie auch an die Praxis der Altenpflege.
Björn Vedder
Reicher Pöbel
Über die Monster des Kapitalismus
160 S., br., € 18,00
978-3-96317-126-0
Die Superreichen stehen unter heftigem
Beschuss: Sie plündern die Welt und mästen sich an fremder Arbeit,
verspielen unsere Zukunft und zerstören den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Die »Fuck-You-Politik der Oberschicht« (Michael Naumann) hat
einen »Krieg der Klassen« (Warren Buffet) provoziert, der größtenteils
noch in den Medien, vielleicht aber bald schon in den Parlamenten und auf
den Straßen geführt wird. Mit den geschulten Augen des Kulturphilosophen
zeigt Björn Vedder: Die Kritik am »reichen Pöbel«,
wie sie derzeit in Debatten, Filmen, Büchern und Fernsehserien Konjunktur
hat, ist halbherzig und heuchlerisch. Sie dämonisiert eine kleine
gesellschaftliche Gruppe, ohne das dahinterstehende Wirtschaftssystem und
unsere eigene Rolle darin infrage zu stellen. Wie gefährlich diese
fehlgeleitete Kritik für die politische Kultur und die unter Druck
geratene Mittelschicht werden kann, zeigen die jüngsten Wahlerfolge
von Populisten, etwa von Donald Trump oder der AfD. Denn
während es sich die vermeintlichen Gesellschaftskritiker beim Reichen-Bashing
gemütlich machen, entsteht eine brandgefährliche politische Allianz:
Der
arme und der reiche Pöbel schicken sich gemeinsam an, der von ihnen
umklammerten Mitte der Gesellschaft den Garaus zu machen. Bulli
Talk: Bjoern Vedder , Ammersee-Interview
der Süddeutschen Zeitung mit dem Autor Björn Vedder
Herbert Storn
MIT DEMOKRATIE ERNST MACHEN
Für eine radikale ökonomische Aufklärung
Überlegungen zum Politischen Unterricht
204 S., br., € 22,00
978-3-96317-139-0
Werte wie demokratische Mitbestimmung,
Gerechtigkeit, Solidarität, Rücksichtnahme auf Mensch und Natur
können im politischen Unterricht auch ohne ökonomischen Sachverstand
auskommen. Wer aber verstehen will, welche Strukturen und Prozesse diesen
Werten entgegenarbeiten, sollte sich tunlichst mit den diversen Widersprüchen
unseres Wirtschaftsmodells befassen. Herbert Storn schaut zurück auf
50 Jahre 68er-Bewegung und hinter die Fassade von Demokratie und deutschem
Exportüberschussmodell. Der erfahrene Berufsschullehrer, Personalrat
beim Kultusministerium und aktive Gewerkschafter öffnet den Blick
für die realen aktuellen Entscheidungsmechanismen und liefert ganz
konkrete Empfehlungen für den politischen Unterricht. Beispiele aus
dem Politikunterricht und der gewerkschaftlichen Praxis beleuchten diese.
Herbert
Stornschaut als »Alt-68er« hinter die Fassade unserer Demokratie.
In seine Analysen und Überlegungen gehen fast ein halbes Jahrhundert
konkreter Erfahrungen als Lehrer an einer Beruflichen Schule in Frankfurt
am Main, als aktiver Gewerkschafter und als Lehrer-Hauptpersonalrat beim
hessischen Kultusministerium ein.
Hier schreibt Paris
Ein Wolfenstein’sche Sammelwerk,
über die Zeitläufe aktuell und lesenswert
mit Texten von André Gide,
Jean Cocteau, Paul Valéry, Le Corbusier u.a.
300 S., br., € 24,00
978-3-96317-125-3
1931 gibt der deutsche Expressionist
Alfred Wolfenstein eine viel beachtete Anthologie in der Internationalen
Bibliothek Berlin heraus: »Hier schreibt Paris«. In ihr versammelt
er Vertreter aus ›Tout-Paris‹, der kulturellen und literarischen Elite
Frankreichs. Sie richtet ihren Blick auf die französische Metropole,
um ein intellektuelles Panorama dieser großen Stadt in ihrer sozialen
und mentalitätsgeschichtlichen Verfasstheit zu liefern. Es sind keine
Betrachtungen von außen, sondern Innenansichten, die - heute wieder
gelesen - zum virtuellen Reiseführer ins Paris der 20er- und frühen
30er-Jahre werden. Es sind poetische, eindringliche und aufregende Einblicke
von Zeitzeugen wie Paul Valéry, Iwan Goll, Jean Giraudoux, Jean
Cocteau, André Gide und Le Corbusier mit ihren unterschiedlichen
Auffassungen und Blickwinkeln, Eindrücken, Empfindungen und Einschätzungen.
Diese Sammlung wird als zweiter
Band der von Hermann Haarmann herausgegebenen Edition Alfred Wolfensteins
Kleine Bibliothek der Weltliteratur wieder zugänglich gemacht:
EDITIONSPLAN: 1. Emily
Brontë: Umwitterte Höhen / 2. Alfred Wolfenstein (Hg.): Hier
schreibt Paris / 3. Gérard de Nerval: Erzählungen I–III / 4.
Edgar Allan Poe: A. G. Pyms abenteuerliche Erlebnisse / 5. Paul Verlaine:
Gedichte / 6. Victor Hugo: Der letzte Tag eines Verurteilten / 7. Jean-Arthur
Rimbaud: Leben, Werk, Briefe / Weitere Bände in Vorbereitung
Alfred Wolfenstein (1883–1945)
war ein expressionistischer Lyriker, Dramatiker und Übersetzer. Protegiert
von Dichtern wie Robert Musil und Rainer Maria Rilke hielt er sich lange
Zeit im Zentrum der literarisch-politischen Avantgarde Frankreichs und
Deutschlands auf. Verfolgt von den Nationalsozialisten, nahm er sich im
Januar 1945 in Paris das Leben.
Klaus Vogel
Zauberhaftes Denken
Annäherungen an Max Kommerell
190 S., br., € 25,00
978-3-96317-132-1
Kennern gilt Max Kommerell (1902-1944)
als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts.
Vom Rang eines Walter Benjamins - und mit diesem immer wieder in einem
Atemzug genannt. Dass er aber, im Unterschied zu Benjamin, bis dato hartnäckig
‚Geheimtipp‘ blieb und es trotz wiederholter und in jüngerer Zeit
gar verstärkter Bemühungen nicht gelingen konnte, Kommerell entsprechend
zu lancieren, als geistige ‚Größe‘ zu etablieren, gründet
wohl nicht zuletzt in der Schwierigkeit, sein nach außen verkappt
als ‚Literaturgespräch‘ auftretendes Denken theoretisch zu identifizieren,
diesem - wie im Falle Benjamins den einer ‚Kulturwissenschaft’ - überhaupt
einen Namen zu geben. Annäherungen an Max Kommerell versteht sich
als Versuch, aus beständig wechselnder Perspektive, die hierfür
notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Dabei kommen nacheinander in den
Blick: Status und Sprechweise einer ‚verschluckten Theorie‘; Genre und
Selbstverständnis einer poetischen Psychologie (am Beispiel Schiller);
das Zentralproblem ‚Ästhetizismus’ (am Beispiel Hölderlin); Goethe
als Vorbild und andere, daran anschließende ‘Wahlverwandtschaften’
im Geiste (Benjamin und Cassirer); abschließend das ausdrückliche
methodische Selbstportrait als ‚deutscher Calderon‘.
Eyke Isensee
Das Justiz-Bild im Spielfilm
der NS-Zeit
532 S., br., € 45,00
978-3-96317-135-2
Eyke Isensee liefert mit seiner
Untersuchung die erste umfassende Darstellung des Justiz-Bildes im Spielfilm
der NS-Zeit. Den Autor interessieren in diesem Zusammenhang vor allem diejenigen
Filme, die viele Jahrzehnte als ideologisch unbelastet galten und deswegen
teilweise bis in die jüngste Vergangenheit eine unkritische Rezeption
erfahren haben. Neben exemplarischen Filmen der heiteren wie ernsten Unterhaltungssparte
(u. a. „Mazurka“, „Schlußakkord“, „Sensationsprozeß Casilla“,
„Der Fall Deruga“ oder „Der Maulkorb“) und einem Blick auf die Propagandafilme
„Jud Süß“ und „Ich klage an“ finden vor allem „Der Gasmann“
(1943/44) und „Der Verteidiger hat das Wort“ (1941) ausführliche Berücksichtigung
- beides Filme, die durch Publikumslieblinge wie Heinz Rühmann und
Heinrich George in den Hauptrollen seinerzeit für eine breite Rezeption
gesorgt hatten. Isensee fragt danach, wie die Justiz in diesen Werken dargestellt
und welche Funktion ihr in den Filmen zugeordnet wurde, wie sehr filmpolitische
Entscheidungen das Justiz-Bild im Spielfilm beeinflussten und wie im Abgleich
damit die tatsächliche Entwicklung des Justizsystems in der NS-Zeit
aussah. Zwischen filmischem Zerrbild und historischer Praxis sucht Isensee
die Wirkungsabsichten dieser Filme zu rekonstruieren und schafft damit
den Boden, auf dem eine kritische, medienwissenschaftliche Reflexion stattfinden
kann.
Striss, Michael
Gnade spricht Gott - Amen mein
Colt
Motive, Symbolik und religiöse
Bezüge im Italowestern
672 S., br., € 39,00
978-3-96317-123-9
Die Filmhelden nennen sich Halleluja,
Amen und Spirito Santo. Zum Stammpersonal gehören Pfarrer, Priester,
Ordensleute. Häufig wird die Bibel zitiert und gebetet. Worum handelt
es sich? Um erbauliche Unterhaltung für fromme Christen? Keineswegs.
Die Rede ist vom zynischen und gewalttätigen Italowestern, dem populärsten
und innovativsten Vertreter des europäischen Genrekinos der 60er-
und 70er-Jahre. Er hat seither nicht nur Kultstatus unter vielen Filmliebhabern
erreicht, sondern übt bis heute prägenden Einfluss auf die Gestaltungsmöglichkeiten
des Films aus. Michael Striss nähert sich dem Phänomen aus der
Sicht eines Kenners und Liebhabers des italienischen Genrefilms, aber auch
aus der des Theologen. Aus dieser doppelten Per/spektive gelingt ihm nicht
nur eine ausführliche Analyse der Motive des Genres, sondern erstmals
auch eine umfassende Darstellung der vielfältigen religiösen
Bezüge. Der Leser begegnet auf diesem Streifzug Huren und Heiligen,
wahren Teufeln ebenso wie Racheengeln oder messianischen Erlöserfiguren.
Er erlebt Passion, Kreuzigung, Auferstehung, aber auch die Hölle und
das göttliche End/gericht. Am Schluss steht die erstaunliche Erkenntnis:
Der Italowestern ist ohne seine Verwurzelung im biblisch-christ/lichen
Glauben - und sei er noch so verschüttet oder gebrochen dargestellt
- nicht zu denken.
Udo Köpke
Die Vergötterung der Märkte
Warum die Natur zum Mittelpunkt
der Ökonomie werden muss
250 S., br., € 22,00
978-3-96317-138-3
Obwohl unser Wirtschaftssystem
an seine Grenzen stößt, wird von neoliberalen Ökonomen
immer mehr Wachstum gefordert. Dabei ist Wachstum nicht die Lösung,
sondern die Ursache vieler Missstände. Mehr Wachstum fordert immer
mehr Rohstoffe, doch die Ressourcen unseres Planeten sind endlich, der
Kampf um sie hat längst begonnen. Die entfesselten, auf Wirtschaftswachstum
ausgerichteten Märkte werden die sozialen, ökologischen und ökonomischen
Probleme nicht lösen. Erst recht nicht die Probleme, die im Zusammenhang
mit einem lebenswichtigen, aber wenig beachteten Stoff, nämlich Kohlenstoff,
stehen. Mit seiner Erfahrung als Wirtschaftslehrer zeigt Udo Köpke
plastisch und mit Nachdruck: Es ist höchste Zeit, dass wir die maßlose
Ausbeutung der Naturschätze stoppen und die Gestaltung der Gesellschaft
nicht länger den Märkten überlassen. Nicht das Kapital steht
im Mittelpunkt der Wirtschaft, sondern die Natur, die uns Kohlenstoff als
Lebensgrundlage zur Verfügung stellt, und die von ihr lebenden Menschen.
Eindrücklich kritisiert Köpke die neoliberale Denkweise und macht
sich stark für eine dekarbonisierte Ökonomie und eine ökologische
Steuerreform. Die Klimakatastrophe können nur wir aufhalten, nicht
die Märkte.
Klaus Simon
Zur Welt kommen
Wie alles mit allem verbunden
ist
100 S., br., € 14,00
978-3-96317-122-2
Keine ausgedachte Geschichte könnte
verblüffender sein als das, was in Wirklichkeit geschieht. In mitreißender
Begeisterung schildert Klaus Simon den bisherigen Verlauf der Evolution.
Mit Hilfe von Denkbildern, die er auch als philosophische Augenöffner
einsetzt, macht Simon begreifbar, was sich unserem Verstehen gewöhnlich
entzieht - selbst die Erkenntnisse der modernen Physik werden fassbar.
Simons Blick in die Vergangenheit und zum Ursprung entpuppt sich als Fahrplan
in die Zukunft. Denn die Zeit ist reif für ein neues Verstehen - und
damit für das Überdenken festgefahrener weltanschaulicher Auffassungen.
Jenseits von Atheismus und Theismus findet Simon einen dritten Ort zur
Betrachtung der Frage, wie das Leben gelingen kann. Es zeigt sich: Wir
stehen vor einem ganz neuen Schritt evolutionärer Entwicklung, einer
Ausweitung unserer Wahrnehmung. Dabei braucht es eine Allianz der Vernunft
quer durch alle Schichten und Gruppierungen, um den Herausforderungen des
religiösen Extremismus sowie politischen und ökologischen Krisen
wirksam zu begegnen. Ein einfühlsames, animierendes Nachdenkbuch,
das unter die Haut geht.
Lisa Uhlig-Elsebach
Hara Yoga
Achtsam fließen
102 S., br., € 22,00
978-3-96317-121-5
Yoga ist eine uralte und bewährte
Tradition aus Indien, die das eigene Körpergefühl verbessern,
körperliche Beschwerden lindern und zu einem allgemeinen Wohlbefinden
beitragen kann. Die erfahrene Yogalehrerin Lisa Uhlig-Elsebach hat in Zusammenarbeit
mit ihrer Kollegin Shora Fallahi das Konzept des Hara Yoga Flows entwickelt.
Diese spezielle Form des Yogas ist geprägt von fließenden Bewegungen,
die im Körperzentrum ihren Ursprung finden, sanft ineinander übergehen
und so zu einem ganzheitlichen Bewusstsein und Körpergefühl beitragen.
Die Autorin hat sich damit beschäftigt, wie sich das Hara sinnvoll
in Yoga einbeziehen lässt. Eine Besonderheit dieses Yogas sind die
wellen- und spiralförmigen Bewegungen sowie ein angemessener Einsatz
der Beckenboden- und Bauchmuskulatur, bei dem ein implizites Körper-
und Bewegungsverständnis im Mittelpunkt steht. Im ersten Teil des
Buches wird der Ansatz des Hara Yoga Flows beschrieben. Zudem erläutert
die Autorin anschaulich allgemeine Ausrichtungsprinzipien des Körpers
und gibt Empfehlungen zur Verbesserung der eigenen Wahrnehmung. Den zweiten
Teil des Buches bildet ein umfassend illustrierter Übungs- und Anleitungsteil,
der dazu anregt, kleine Sequenzen oder ganze Bewegungsabfolgen zu üben.
Mit diesem Band lädt die Autorin dazu ein, den eigenen Körper
besser kennen und lieben zu lernen.
Claudia Böttcher
»Fortschrittlich«
versus »reaktionär«
Deutungsmuster des Widerstandes
gegen den Nationalsozialismus
in historischen Dokumentationen
des DDR-Fernsehens
450 S., br., € 40,00
978-3-96317-136-9
Claudia Böttcher rekonstruiert
Deutungsmuster des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in historischen
Dokumentationen des DDR-Fernsehens von 1952 bis 1989. Sie analysiert und
erfasst die engen Verschränkungen des (partei-)offiziellen Geschichtsdiskurses
über den antifaschistischen Widerstand in der DDR mit dessen Darstellung
in historischen Dokumentationen des DDR-Fernsehens. Insgesamt 548 historische
Dokumentationen wurden von der Autorin zunächst quantitativ ausgewertet,
um erste Tendenzen in Bezug auf den filmischen Umgang mit dem antifaschistischen
Widerstand ablesen und Konjunkturen herausstellen zu können. Daran
anknüpfend werden Einzeldokumentationen mittels einer qualitativen
Inhaltsanalyse ausgewertet, welche die Diskurse über den antifaschistischen
Widerstand für einzelne Zeitphasen berücksichtigt. Die abschließende
interpretative Verknüpfung beider Untersuchungsebenen macht die Entwicklung
von Deutungsmustern in den Darstellungen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus
in den historischen Dokumentationen sichtbar und lässt Rückschlüsse
auf die Entwicklung des thematischen Gegenstandes insgesamt zu.
Svenja Maria Dilger
Neue Väter
Zur Vereinbarkeit von Sorge-
und Erwerbsarbeit
92 S., br., € 14,00
978-3-96317-120-8
Wird heutzutage über Familie
und Elternschaft diskutiert, dann geraten moderne Leitbilder in den Fokus,
die auf eine Abkehr vom klassischen Familienernährer-Modell und die
Entstehung neuer Männlichkeitskonzepte hindeuten. Die Rede ist von
„aktiver Vaterschaft“ und „neuen Vätern“. Heutige Väter wollen
nicht mehr nur auf ihre Funktion als Familienversorger reduziert werden,
sondern sich aktiv an der Fürsorge ihrer Kinder beteiligen. Warum
halten dennoch viele Familien an der traditionellen Aufteilung von Sorge-
und Erwerbsarbeit fest? Welche Männlichkeitskonzepte werden von der
Gesellschaft propagiert und warum fällt es so schwer diese herkömmlichen
Modelle hinter sich zu lassen? Svenja Maria Dilger veranschaulicht, warum
die Umsetzung aktiver Vaterschaft so schwierig ist und zeigt wie Vorstellungen
von einer egalitären Partnerschaft und einer Ausbalancierung von Sorge-
und Erwerbsarbeit eher umsetzbar werden.
Technobilder
Medialität, Multimodalität
und Materialität in der "Technosphäre"
230 S., br., € 29,00
978-3-96317-116-1
Die voranschreitende Evolution
der Medien hat eine Flut an Interface- und Displaytechnologien hervorgebracht,
die neuartige multi-modale Repräsentationsformen erlauben und forcieren.
Will man demnach der Beschreibung und Analyse moderner Medientechnologien
in bildtheoretischer Perspektive gerecht werden, sollte dem traditionellen
Bildbegriff ein aktualisiertes Verständnis dieser Phänomene zur
Seite gestellt werden. Hierbei erscheint vor allem ein multi-modales Verständnis
einer materiell induzierten Bildlichkeit - im Kontext aktueller Medientechnologien
des interaktiven und digitalen Bewegtbildes - als zielführend, wenn
es darum geht, gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen adäquat
fassen zu wollen.
Der Band zieht daher Medialität,
Modalität und Materialität als Konzepte für eine Medien-
und Bildtheorie der "Technosphäre" heran, um deren Tragfähigkeit,
Reichweite und Beziehungen interdisziplinär auszuloten.
Carolin Tillmann
Niemand sollte vor seinem Tod
sterben müssen
Ein Mutmachbuch für Schwerkranke
und ihre Angehörigen
140 S., br., € 16,00
978-3-96317-127-7
Wenn man schwer kranke Menschen
danach fragt, wann sie sich erstmals ihrer Endlichkeit bewusst wurden,
so berichten diese nicht etwa von Krankenhausaufenthalten und Medikamenteneinnahmen.
Sie schildern die Momente, wo ihnen bewusst wurde, im Job nicht mehr auf
dem alten Niveau mithalten zu können; sie berichten über Situationen,
in denen sie eigene Hobbies und Interessen aus gesundheitlichen Gründen
aufgeben mussten und vor allem: über Erlebnisse, in denen sie das
erste Mal sozial ausgegrenzt oder diskriminiert wurden. Dieser Prozess
eines sozialen Sterbens kann aufgrund des medizinischen Fortschritts ganze
Lebensjahrzehnte von Menschen bestimmen. Carolin Tillmann hat mit Menschen
in genau diesen Situationen gesprochen und die wichtigsten Hürden
in ihrem Lebens- und Arbeitsalltag aufgedeckt. Sie fragt: Was können
diese Menschen tun, um sich Lebensqualität zu erhalten, welche Teilhabemöglichkeiten
gibt es und wie kann das soziale Umfeld Unterstützung bieten? Ein
authentischer Ratgeber, der tiefe Einblicke in Lebenswelten eröffnet,
vor denen wir alle gern die Augen verschließen.
Daniela Molnar
Arbeitsanforderungen und -belastungen
in der niedrigschwelligen Drogenhilfe
Eine Betrachtung von bayerischen
und hessischen Kontaktläden
490 S., br., € 40,00
978-3-96317-130-7
In Kontaktläden der niedrigschwelligen
Drogenhilfe findet sich eine eigene, der ‚Normalgesellschaft‘ fremde Welt,
die man meist nur vom schnellen, fast heimlichen Blick im Vorbeigehen kennt.
Dort trifft man auf Menschen, die langjährig exzessiv Drogen konsumieren,
die persönliche und doch miteinander vergleichbare Erlebnisse mitbringen
- und man trifft auf diejenigen, die in dieser Welt professionelle Unterstützung
und Hilfe anbieten: Die Mitarbeiter*innen von Kontaktläden. Deren
Perspektive stellt Daniela Molnar ins Zentrum ihrer gleichermaßen
einsichtsreichen wie eindrucksvollen Untersuchung: Wie erleben sie es,
in dieser Welt zu arbeiten? Woran erfreuen sich Kontaktladenmitarbeiter*innen
und was frustriert sie? Die Rekonstruktion dieses Felds der Sozialen Arbeit
eröffnet nicht nur einen Blick in den Arbeitsalltag von Kontaktläden,
sondern vermittelt auch eindrücklich, inwiefern Arbeitsanforderungen
und -belastungen mit (drogen-)rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen
und den Interessen gesellschaftlich-politischer Akteur*innen verwoben sind
und wie die Mitarbeiter*innen diese speziellen Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse
erleben - um eine Verbesserung der Arbeitssituation in Kontaktläden
zu erreichen.
Sandra Köhnlein
Begegnungsrunde Handwerk
Materialsammlung für die
themenorientierte Gruppenarbeit mit Senioren
120 S., br., € 15,00
978-3-96317-128-4
Mit »Begegnungsrunde Handwerk«
legt Sandra Köhnlein eine Erweiterung zu Ihrem Grundlagenbuch »Themenorientierte
Begegnungsrunden planen und umsetzen« vor. Der neue Band versammelt
eine Fülle an Praxisvorschlägen zur ganzheitlichen Aktivierung
von Senioren, die um das Thema Handwerksberufe und Heimwerken kreisen.
Betreuungskräfte finden darin konkrete Ideen für alle Phasen
der Gruppenstunde - vom Einstieg bis zum Ausklang. Um auf eine Vielzahl
unterschiedlicher Fähigkeiten der Teilnehmenden eingehen zu können,
sind die Aktivitäten geordnet nach kognitiv stimulierenden Einheiten
sowie Einheiten, die motivierende Impulse für Körper und Seele
liefern. Der Band eignet sich besonders zum Austausch und gemeinsamen Tun
mit Personen, die beruflich mit dem Handwerk in Berührung kamen, die
zu Hause selbst handwerklich tätig waren, im ländlichen Raum
mit einer Vielzahl an Handwerksbetrieben aufgewachsen sind, aber auch für
all diejenigen, die aufgeschlossen sind für Neues. Weitere Themen-Bände
in Planung: Pfingsten & Schawuot, Gegensätze, Glück.
Stefanie Vollmann
Innovationsmanagement unter
extremer Unsicherheit
Neue Methoden zur Ideenbewertung
zu Beginn des Innovationsprozesses
188 S., br., € 25,00
978-3-96317-119-2
Unternehmerischer Erfolg braucht
Innovation, doch mehr als die Hälfte aller Innovationen scheitert
bei der Markteinführung. Warum sind es so viele und warum scheitern
sie so spät? Immerhin sind bis zur Markteinführung viel Geld
und Zeit in die Entwicklung geflossen. Eine wesentliche Ursache liegt in
fehlerhaften Weichenstellungen in der frühen Phase des Innovationsprozesses,
im sogenannten „Fuzzy Front End“ (FFE), wo erstmalig über das Ob und
Wie einer Innovation entschieden wird. Gerade hier kann aber mit niedrigem
Ressourcenaufwand die richtige Richtung eingeschlagen werden. Obwohl dies
grundsätzlich bekannt ist, gilt das Fuzzy Front End als weitestgehend
unerforscht und in der Praxis häufig als vernachlässigt. Die
Konsequenz ist gravierend: Insbesondere im frühen Bewertungs- und
Auswahlprozess („Opportunity Evaluation“) von Innovationen werden vage
Bauchentscheidungen getroffen oder es finden unflexible kennzahlenbasierte
Methoden Anwendung, für die insbesondere bei radikalen Innovationen
jegliche Grundlage fehlt. Auf Basis innovativer Methoden und Bewertungstools
entwickelt Stefanie Vollmann deshalb ein neuartiges Phasenmodell für
die Bewertung von Ideen und Innovationen im unsicheren, aber für den
Erfolg entscheidenden Anfangsstadium des Innovationsprozesses.
Image Evolution
Technological Transformations of
Visual Media Culture
225 pp., hardbound., €
49,00
978-3-96317-137-6
The history of images can be described
as a history of technology and mediality. The development of images is
deeply rooted in the potentials of media technologies and the numerous
human inventions in the range of traditional craftsmanship, engineering
science, computer science, and art and design. The factual embedding of
images in the historical-technological processes constitutes a complex
structure of an autonomous »image evolution« that must be highlighted,
characterized and analyzed by the interdisciplinary academic discourses
that are related to the functions and structures of visuality, pictoriality,
and forms of multi-sensoric representations. The chosen term »evolution«
is deliberately indicating structural laws that underlie historical events.
These laws are intentional and logical processes of a historical and technological
interdependency. In this interdependency, technology is evolving out of
its inherent structures and additionally embedded in anthropological conditions
and sociocultural dynamics. In this context, we should work with the concept
of an »image evolution«.
Literaturen des Pathos
Ästhetik des Affekts von
Aristoteles bis Schlingensief
Herausgegeben von Björn Hayer
und Walter Kühn
192 S., br., € 22,00
978-3-96317-124-6
Das Pathos ist ein maßgeblicher
Faktor in Literatur, Kultur und Politik. Die Kontexte, in denen Pathos
bemängelt, beschworen und beschrieben wird, sind vielfältig -
sei es in sozialen Netzwerken, in parlamentarischen Debatten, in Zeitungsressorts
wie dem Feuilleton, in zeitgenössischer Literatur und bildender Kunst
oder in den Geisteswissenschaften. In Anknüpfung an Forschungen aus
dem Bereich der kulturwissenschaftlich orientierten Philologie, die seit
den 1990er Jahren ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf Emotionen verwendet,
versammelt der vorliegende Band Pathoskonzeptionen bei Aristoteles, Platon,
Heinrich von Kleist, Friedrich Schiller, Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke,
Hilde Domin, Alexander Kluge, Heiner Müller und Christoph Schlingensief.
Wolfensteins
Kleine Bibliothek der Weltliteratur
Brontë, Emily
Umwitterte Höhen
Übersetzt von Alfred Wolfenstein
340 S., geb., € 20,00
1.Auflage
978-3-96317-107-9
Mitte der 1980er-Jahre gab Hermann
Haarmann der Witwe Alfred Wolfensteins - Henriette Hardenberg, die nach
der Scheidung 1938 neu heiratete - das Versprechen, die ihm übertragenen
Rechte an den Wolfenstein-Übersetzungen zu nutzen, um diese vor dem
Vergessen zu bewahren. Gut 30 Jahre später steht nun Emily Brontës
einziger Roman »Wuthering Hights«, dieses Meisterwerk der viktorianischen
Erzählkunst, am Beginn von »Alfred Wolfensteins Kleiner Bibliothek
der Weltliteratur«, mit der die wichtigen Übersetzungen Alfred
Wolfensteins einer interessierten Leserschaft wieder zugänglich gemacht
werden. Weitere Übertragungen werden folgen - auf der Autorenliste
stehen u.a. Gérard de Nerval, Edgar Allen Poe, Arthur Rimbaud, Gustave
Flaubert, Percey Shelley sowie auch die von Alfred Wolfenstein besorgte
Anthologie »Hier schreibt Paris«.
......................................................
Nehring, Christopher
Millionär in der DDR
Die deutsch-deutsche Geschichte
des Kunstmillionärs Siegfried Kath
200 S., br., € 18,00
978-3-96317-100-0
Der Antiquitätenhändler
Siegfried Kath war der wohl einzige Selfmade-Millionär der DDR und
dabei ein Grenzgänger zwischen Ost und West. Wenige Monate nach Schließung
der innerdeutschen Grenze wanderte er im Jahr 1961 in die DDR ein - scheinbar
aus Versehen. Innerhalb von zehn Jahren baute er sich vom sächsischen
Pirna aus ein extrem lukratives Kunsthandels/imperium auf und geriet damit
ins Visier des Ministeriums für Außenhandel: Alexander Schalck-Golodkowskis
Kommerzielle Koordinierung, die legendäre KoKo. Der Historiker Christopher
Nehring hat die Archiv/quellen zu Siegfried Kath ausgewertet und im familiären
Umfeld geforscht. Mit »Millionär in der DDR« legt er die
erste Biografie dieser schillernden Figur vor. Vom Tellerwäscher zum
Antiquitätenmogul - Kath lebte mitten im Sozialismus den American
Dream. Dafür musste er auf drastische Weise bezahlen, als er 1974/75
von der KoKo abserviert, von der Stasi verhaftet und dann abgeschoben wurde.
Doch Kath ließ sich nicht lange fernhalten. Schon kurze Zeit später
betrat er wieder den Boden der DDR, konnte allerdings weder im Osten, noch
im Westen Deutschlands jemals wieder an alte Zeiten anknüpfen. Nehring
folgt Kaths Geschichte in all ihren erstaunlichen Wendungen. Ihm gelingen
spannende Einblicke in eine unkonventionelle deutsch-deutsche Geschichte,
in der die historischen Hintergründe von Bundesrepublik und DDR in
ihrer Unterschiedlichkeit, aber auch in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit
hervortreten.
REZENSION:
DIE WELT ......REZENSION:
BERLINER KURIER......Trailer:
Christopher Nehring – Millionär in der DDR
"Albert
T. Lieberg hat ein kluges, hochaktuelles Buch verfasst. Seine Analyse der
neoliberalen Wahnidee .und
des Konsumterrors der Warengesellschaft ist bestechend.
Es gibt keine Ohnmacht in der Demokratie.
Lieberg zeigt den Weg zur dringend
notwendigen Entmonetarisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse.und
zur Befreiung des Identitätsbewusstseins im Menschen."
Jean Ziegler,.....
Autor des Buches "Der schmale Grat der Hoffnung".....
und Vizepräsident des Beratenden Ausschusses
des UNO-Menschenrechtsrates......
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Albert Tullio Lieberg
Der Systemwechsel
Utopie oder existenzielle Notwendigkeit?
120 S., br., € 17,00
978-3-96317-105-5
Revolution oder Evolution? Konsumwahn,
Stress, Verdummung, Umweltzerstörung, Kriege, Ungerechtigkeit, Unterdrückung,
Ausgrenzung und Vereinsamung - dies sind nur einige Aspekte unserer globalen
Wirklichkeit. Um die Fehlentwicklungen und Missstände unserer Evolution
auf Dauer überwinden zu können, brauchen wir einen tiefgreifenden,
vielleicht sogar radikalen Systemwechsel. Das hier skizzierte Modell der
Gesamtgesellschaftlichen Modernen stellt sich dieser Herausforderung. Albert
Lieberg erarbeitet eine konkrete alternative Gesellschaftsoption. Er geht
damit über die bekannte Materialismus- und Kapitalismuskritik hinaus,
verliert sich nicht in der Betrachtung isolierter Reformansätze, sondern
wagt ohne Tabus die Formulierung eines ganzheitlichen politischen Ansatzes.
Weite Teile der Weltbevölkerung sehnen sich nach Vorschlägen
für fundamentale Veränderungen in unserer Gesellschaft - dieses
Buch möchte nicht nur einen konkreten Beitrag dazu leisten, sondern
damit auch eine konstruktive Debatte einleiten.
Yasujiro Ozu und die Ästhetik
seiner Zeit
Mit Beiträgen von Kayo Adachi-Rabe, Andreas Becker,
Marcos P. Centeno Martín, Kerstin Fooken, Simon Frisch, Woojeong,
Joo, Stefanie Kreuzer und Jörg Schweinitz.
192 S., br., € 25,00
978-3-96317-111-6
Die Beiträge dieses zweisprachigen
Bandes ordnen die Ästhetik von Yasujiro Ozus Filmen in die seiner
Zeitgenossen ein. Dabei rückt der Blick auf die zahlreichen Resonanzen
und Synchronismen zwischen Ozu und dem globalen Film. Ozu und der Westen,
das sind schon in den 1920er Jahren keine bloßen Gegensätze,
sondern sich überlagernde Felder. Ozu entkontextualisiert Darstellungselemente
des westlichen Films, kombiniert sie, reißt sie mitunter aus dem
Zusammenhang und ordnet sie um, erfindet sie neu. Film
über 0zus Filme
Ozus Filme z.B.: I
Was Born But..., LATE
SPRING, OHAYO,
Das
große Buch über Berlins fast vergessenen Freizeitpark:
Christopher Flade / Ludwig Neumann
/ Sacha Szabo
Rummel im Plänterwald
Kulturpark - Spreepark - Lost
Place
303 S., 20 cm², zahlr. farbige Abbildungen, geb.,
€ 34,00
978-3-96317-103-1
Rechtzeitig vor der Wiedereröffnung
des Spreeparks erscheint im Büchner-Verlag eine opulente Chronik zur
Geschichte des Rummels im Plänterwald. Der vollfarbige Bildband versammelt
eine Fülle an Fotos, Anekdoten, Insiderwissen und teils noch nie veröffentlichten
Dokumenten zu einer fast vergessenen Berliner Institution. Am 4. Oktober
1969 wurde der »VEB Kulturpark Berlin« als einziger ständiger
Rummelplatz der DDR eröffnet. Nach der Wende wurde er privatisiert,
modernisiert und als Freizeitpark »Spreepark Plänterwald«
weitergeführt. Nach jahrelangen Versuchen, den Park zu retten, musste
er am 4. November 2001 seine Tore schließen. Die meisten Attraktionen
stehen noch heute im Park: das 45 Meter hohe Riesenrad dreht sich quietschend
im Wind, durch die Schienen der Parkbahn wachsen Bäume, in den Pfeilern
der Achterbahn nisten Vögel. Als poetischer Ort des Verfalls ist der
Park in den letzten Jahren auch zum begehrten Drehort für Foto- und
Film/aufnahmen geworden ist (Hollywood-Film »Wer ist Hanna?«,
die deutschen Serien- und Filmproduktionen »GZSZ«, »Anna
und die Liebe«, »Löwenzahn« sowie »Tatort
Berlin« u. a.). Das dreiköpfige Autorenteam zeichnet nicht nur
die Geschichte dieses berühmtesten Berliner Lost Places nach, sondern
beleuchtet auch seine anhaltende Faszinationskraft.
Christopher Flade / Ludwig Neumann
Spreepark
Lost Place mitten in Berlin
52 S., br., € 6,00
978-3-941310-96-4
Verlassen, mitten im Wald und doch
im Herzen der Millionenmetropole Berlin befindet sich der Spreepark Plänterwald.
Gräser wachsen durch Achterbahnschienen, das Riesenrad dreht sich
langsam quietschend im Wind, zerschlagene Dinosaurierfiguren liegen verwittert
am Boden - was klingt wie die Einleitung zu einem Gruselroman, war in Berlin
mehr als ein Jahrzehnt Realität. Wo sich einst über eine Million
Menschen im Jahr tummelten und Kinder lachten, wurde es ab November 2001
plötzlich ruhig. Die Achterbahnen und Karussells stehen seither still.
Wie kam es dazu? Hätte man das verhindern können? Warum fand
man so viele Jahre keine Lösung für den Berliner Freizeitpark?
Und wie soll es mit dem Areal direkt an der Spree weitergehen? Machen Sie
gemeinsam mit den beiden Spreepark-Experten Christopher Flade und Ludwig
Neumann eine Zeitreise! Beide Autoren kennen den Park sehr gut noch aus
der Zeit, als er in Betrieb war und archivieren seit der Schließung
Erinnerungen für das Informations-Portal berliner-spreepark.de.
Erleben Sie in diesem Band die bewegendsten Momente des Vergnügungsparks
von seiner Gründung zu DDR-Zeiten, über die Privatisierung und
Schließung bis heute.
Marcel Veneman
Sprühliebe
Professionelle & kreative
Gestaltung
64 S., br., € 22,00
978-3-96317-118-5
Sprühliebe bietet ein einmaliges
Portfolio an gestalterischen und werbetechnischen Lösungen für
innen und außen, die sich durch die Fusion von Kunst und Corporate
Design sehr bewährt haben. Sprühliebe steht seit 2014 für
höchste Qualität im Bereich der künstlerischen Fassadengestaltung
und hat in Zusammenarbeit mit Städtischen Ämtern und privaten
Auftraggebern, große Erfolge im Bereich Werbung und auch der präventiven
Vorsorge gegen illegales Graffiti verzeichnen können.
Gero Schwager
Kann Musiktherapie die sozialen
Fähigkeiten von Kindern
mit Autismus-Spektrum-Störungen
verbessern?
Eine Auswertung aktueller Studien
110 S., br., € 16,00
978-3-96317-115-4
Autismus-Spektrum-Störungen
sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen. Sie zeichnen sich bei den
Betroffenen vor allem durch Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion
und Kommunikation aus. Durch gezielte Therapie lassen sich aber die Symptome
reduzieren. Nachdem die Musiktherapie in diesen Bereichen bei Kleinkindern
schon erste positive Effekte verzeichnen kann, wird in diesem Band der
Fokus auf schulpflichtige Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren
gelegt. Dazu erläutert Gero Schwager im ersten Teil die wissenschaftlich
relevanten Hintergrundinformationen und widmet sich im zweiten Teil der
Auswertung aktueller Studien, um auf dieser Grundlage eine Implementierung
von Musiktherapie in den Förderschulalltag zu diskutieren.
Unterbringungssituation
von Geflüchteten contra Willkommenskultur
Küster, Franziska
Architektur als Ausdruck politischer
Kommunikation
Zur Unterbringungssituation
von Geflüchteten in Deutschland
160 S., br., € 19,00
978-3-96317-108-6
Die jüngste Flucht- und Migrationsbewegung
hat deutsche Städte und Gemeinden vor immense Herausforderungen gestellt:
Die Ankommenden müssen angemessen betreut, versorgt und untergebracht
werden. Allerdings prägen vielerorts provisorische Notunterkünfte
wie Leichtbauhallen und Containerdörfer das Bild. Und auch die Reaktionen
der Bevölkerung auf die Zufluchtsuchenden und die damit verbundenen
gesamtgesellschaftlichen Aufgaben bewegen sich auf einem Kontinuum zwischen
gelebter Willkommenskultur und der Sorge, dass Deutschland dieser Aufgabe
nicht gewachsen ist. Je stärker Themen wie die Wohnsituation und Integration
von Geflüchteten in den öffentlichen Fokus rücken, desto
dringlicher ist die Frage, wie dieser Situation nicht nur gesellschaftlich
und politisch, sondern auch mit Architektur und Städtebau begegnet
werden kann. Auf Basis von qualitativen Expertengesprächen untersucht
Franziska Küster die Unterbringungssituation von Geflüchteten
in Deutschland und geht der Frage nach, inwiefern architektonische und
städtebauliche Maßnahmen die Integration der Geflüchteten
beeinflussen. Dabei identifiziert sie integrationsfördernde und -hemmende
Faktoren und analysiert, ob die öffentliche Meinung sowie die massenmediale
Berichterstattung Einfluss auf die Ausgestaltung von Wohnraum für
Geflüchtete haben. Darüber hinaus werden die intendierte gesellschaftliche
Außenwirkung der Geflüchtetenunterkünfte sowie die angenommenen
Auswirkungen auf deren Bewohner untersucht.
.........................................................
Mayer, Christian
Rettet die Wirtschaft … vor
sich selbst!
Faszinierende Reise ans Ende
des neoklassischen Universums
220 S., br., € 18,00
978-3-96317-101-7
»Rettet die Wirtschaft …
vor sich selbst!« rechnet ab mit der Mainstream-Ökonomie, mit
ihren mathematischen Modellen und kühnen Kalkulationen einer Zukunft,
die sich dann doch immer ganz anders gestaltet. Wie kann es sein, dass
eine Profession, die häufig mit grotesken Fehleinschätzungen
auffällt, in der Öffentlichkeit dennoch als unverzichtbarer Hort
der Weisheit wahrgenommen wird? Christian Mayer hilft uns, ein ganz neues
Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen zu entwickeln.
Eines, das ökonomisches Geschehen in der Welt nicht auf eine Sammlung
fehlerhafter Formeln reduziert. Das den Menschen als vielschichtiges, komplexes
Wesen anerkennt, der mit dem Modell des Homo oeconomicus nur wenig gemein
hat. Dabei führt uns der Autor zugleich auf ein Feld, auf dem der
Kampf um die Ökonomie der Zukunft bereits begonnen hat. Denn der Widerstand
gegen die neoklassische Sichtweise der Wirtschaft ist längst erwacht.
So zeigt Mayer nicht nur die Schwächen des alten Ansatzes auf, sondern
auch den Reichtum neuerer Ideen und Modelle.....DER
AUTOR AUF YOUTUBE
Szabo, Sacha
Außeralltägliche
Welten
Oktoberfest, Disneyland, Computerspiele.
Sozioanalyse des Vergnügens
140 S., br., € 19,00
978-3-96317-106-2
Warum besuchen Millionen Menschen
Volksfeste, was begeistert Millionen Besucher an Freizeitparks und was
fasziniert Millionen Spieler an den Simulationen dieser Vergnügungswelten
in Computerspielen? Dieser Frage spürt der Kultursoziologe Sacha Szabo
nach. Er zeigt, dass es das Erleben des Außeralltäglichen ist,
das die Besucher anzieht. Es ist das Erlebnis eines Jenseits des Alltags,
in dem es weder Sorgen noch Nöte gibt; einem zeitweiligen Paradies
im Hier und Jetzt. Und so entwickelt Szabo ausgehend von diesen Orten en
passant eine Theorie des Vergnügens. Das Besondere ist, dass dieses
Vergnügen in einem exklusiven Raum stattfindet, den es nur für
diesen besonderen Zweck gibt: einem Heterotop. Diese Eigenheit verbindet
sowohl die analogen als auch die digitalen Vergnügungswelten. Damit
sind Oktoberfest, Disneyland und RollerCoaster Tycoon nicht nur drei prominente
Beispiele, sondern zugleich Wegweiser, die zeigen, wie die Zukunft des
Vergnügens aussehen kann.
Dumke, Thomas / Turgay, Aylin
/ Mosell, Vandana
Soziale Medien als Konfliktarena
Alltagskonflikte Jugendlicher
und wie sie über die Nutzung von Social Network Sites bearbeitet werden
174 S., br., € 20,00
978-3-941310-94-0
Welche Relevanz haben soziale Medien
im Alltag von Jugendlichen? Wie werden sie von diesen genutzt, wie werden
darüber gesellschaftlich dominante Moraldiskurse von ihnen verhandelt
und wie wehren sie sich gegen die Aneignung und Kontrolle ihres Medienhandelns
durch Erwachsene - vor allem durch problematisierende Zuschreibungen wie
„Cybermobbing“ oder „Sexting" und die damit verbundenen Reglementierungen
durch Elternhaus, Schule und Gesellschaft. Das Forscher_innenteam unter
Leitung von Elke Schimpf und Johannes Stehr hat diese Fragen im Rahmen
eines Forschungsprojekts untersucht. In den von ihnen geführten Gruppendiskussionen
mit Jugendlichen haben sie nach Konflikthemen, aber auch nach Ressourcen
und Strategien der Bewältigung gefragt. Mit Hilfe eines konflikttheoretischen
Ansatzes beschreiben sie in diesem Sammelband die Handlungspraktiken und
Deutungen der Jugendlichen in Bezug auf ihre Nutzung sozialer Netzwerke.
Sie zeigen, inwiefern social media als Ressource zur Bearbeitung von Konflikten
dienen und welche Rolle Institutionen wie die Schule in diesem Zusammenhang
spielen. Die Beiträge machen social networking sites als Bestandteil
der Alltags- und Lebenswelten von Jugendlichen greifbar und verdeutlichen,
welche alltäglichen Interaktionsformen dort praktiziert werden, welche
Konflikte thematisiert werden und welche Relevanz diese für die (Re)produktion
von Geschlechter- und Generationsverhältnissen besitzen.
Köhnlein, Sandra
Themenorientierte Begegnungsrunden
planen und umsetzen
Die große Ideensammlung
für die Seniorenarbeit
140 S., br., € 20,00
978-3-96317-104-8
Jeder Mensch ist einzigartig -
in HInblick auf seine körperlichen Voraussetzungen, besonderen Fähigkeiten
und Glaubenssätze. Für eine ganzheitliche Betreuung von Senioren
bedeutet dies, Begegnungsrunden auf unterschiedliche Kompetenzen abzustimmen.
Das Personal in Pflege- und Betreuungseinrichtungen muss Interessen und
Bedürfnisse in der Gruppe berücksichtigen und somit verschiedene
Aktivierungsformen unter einen Hut bringen. In ihrem neuen Anleitungsband
stellt Sandra Köhnlein eine Vielzahl von Aktivitäten vor, die
zum Ausgangspunkt für themenorientierte Begegnungsrunden werden können.
Diese reichen vom Erinnern und Erzählen über Gedächtnistraining
und Spielen, Wahrnehmungs- und Bewegungsübungen bis hin zu Musik und
Rhythmik. Neben konkreten Vorschlägen liefert sie als erfahrene Betreuungskraft
auch Wissen und Material, um eigene Begegnungsrunden planen und umsetzen
zu können. Sie zeigt, wie man diese modellhaft entwickelt, erfolgreich
umsetzt - auch mit Hilfe von Ritualen - und wie man sie im Nachgang professionell
reflektiert. So können mit Begegnungsrunden schlüssige und sinnerfüllte
Akzente gesetzt werden, sowohl für die Seniorengruppe als auch für
das Team.
Immersion - Design - Art: Revisited
Transmediale Formprinzipien
neuzeitlicher Kunst und Technologie
232 S., br., € 29,00
978-3-96317-109-3
Eintauchen in eine künstliche
Welt, den Unterschied zwischen Artefakt und Realität nicht mehr erkennen,
ein Versprechen, das in Kunst und Design zwischen antiken Maleranekdoten
und den digitalen Spielen unserer Tage nichts von seinem Faszinosum eingebüßt
hat.
Immersionsästhetiken haben
spätestens seit der Renaissance immer wieder Konjunkturen, die in
der Regel den Einbruch neuer Medientechnologien markieren. So zuletzt in
den aufgeregten Debatten der Jahrtausendwende, als unter dem Eindruck digitaler
Simulation gar ein vollständiger Bruch mit allen überkommenen
Vorstellungen des Wirklichen konstatiert wurde. Mehr als ein Jahrzehnt
später hat sich diese Realität als äußerst resistent
erwiesen und die Technologien der Immersion wurden selbstverständlicher
Bestandteil von alltäglicher Kommunikation und ästhetischem Erleben.
In dieser Gewöhnlichkeit verbirgt sich die eigentliche künstlerische
Herausforderung.
Die Autoren zielen auf eine eigenständige
medientheoretische Perspektive ab, in der Medienkunst weder als einfacher
Effekt der Medientechnologie erscheint, noch die gesellschaftliche Realität
der Medien mit der künstlerischen Phantasie der Medienkünstler
verwechselt wird. Die Analyse dieses Designs der Gegenwart sowie seiner
künstlerischen Reflexion zielt auf eine zeitgemäße Ästhetik
des Digitalen ab, welche die naiven Pole zwischen Euphorie und Apokalypse,
die die Debatte einst prägte, hinter sich lassen kann.
Stefanie Vollmann
Videojournalisten als Storyteller
Eine Chance für neue authentische Narrationsformen
in der TV-Landschaft
170 S., br., € 25,00
978-3-96317-113-0
Digitalkameras und einfache Schnittsoftware
ermöglichen es, dass heute potenziel jeder Fernsehjournalist Beiträge
als Videsoumalist (VJ) selbst drehen und schneiden kann. Online hat diese
Entprofessionalisierung bereits zu innovativen Genre-Mischungen geführt.
Im Fernsehen aber verstärkt sich aktuell im Bereich erzählerischer
Genres (Reportage, Feature, Dokumentation) der Trend, Inhalte in festgezurrten
Formaten zu präsentieren. Können die innovativen Potenziale von
VJs in der deutschen Fernsehproduktion also gar nicht genutzt werden? Stefanie
Vollmann untersucht dies am Beispiel des Einsatzes von VJs in erzählerischen
Genres. Sie kombiniert eine Literaruranalyse mit einer Befragung von Redakteuren
und VJs sowie Zuschauern des für diese Arbeit produzierten VJ-Films
"Paris par Hasard". Es zeigt sich VJs können durch Authentizität,
Nähe, Kreativität und Flexibilität überzeugen. Doch
in der Praxis werden VJs meist in fomatierten tagesaktuellen Produktionen
eingesetzt.
Journalismus auf Smartwatches
Komplementäre Erweiterung zu Smartphones oder
technisches Tor zu eigenständigen digitalen Erzählformen?
Analysen, Bewertungen und Prognosen
150 S. plus virtueller Anhang, br., € 24,00
978-3-96317-114-7
Die Zukunft des Journalismus ist
digital - und mobil: Smartphones haben Desktop-PCs inzwischen als primäres
Online-Nachrichtenmedium abgelöst. Angesichts der zunehmenden Verbreitung
von Smartwatches stellt sich die Frage: Droht das gleiche Schicksal nun
den Smartphones? Können Smartswatches neue journalistische Darstellungsformen
prägen und Smartphones als primäres Online-Nachrichtenmedium
vom Thron stoßen? Anis Micijevic liefert hier die erste wissenschaftliche
Analyse zum journalistischen Potenzial von Smartwatches im deutschsprachigen
Raum und gibt eine wertvolle Orientierung und Kategorienbildung auf einem
bislang kaum erforschten Gebiet.
Marcus Voigt
Die “Lügenpresse“ ein nützliches
Instrument für den Rechtspopulismus?
180 S., br., € 24,00
978-3-96317-110-9
Die Alternative für Deutschland
(AfD) hat sich - zumindest vorläufig - im deutschen Parteiensystem
etabliert Sowohl in der Forschung zum Rechtspopulismus allgemein als auch
im spezifischen Fall der AfD weist der Forschungsstand noch große
Lücken auf. Ziel des Buches ist es daher, am Beispiel der AfD die
politischen Kommunikation rechtspopulistischer Parteien offenzulegen. Marcus
Voigt hat dazu Leitfadeninterviews mit Politikern der AfD und einem ehemaligen
Politiker der Partei geführt. Es zeigt sich, dass die politische Kommunikation
der AfD in idealtypischer Weise der rechtspopulistischer Parteien entspricht.
Bewusste Provokationen und strategische Tabubrüche, insbesondere bei
den Themen Flüchtlingskrise und Islam, sollen mediale Aufmerksamkeit
erregen und so den politischen Diskurs verschieben. Die Presse ist Feindbild,
wird Lügenpresse genannt, doch zugleich als Multiplikator genutzt
und instrumentalisiert, um Rechtspopulismus zu verbreiten und die pluralistische
Gesellschaft anzugreifen.
Jacek, Rzeszotnik
Stanislaw Lems literarische
Gedankenexperimente
Eine Essaysammlung
180 S., br., € 22,00
978-3-96317-112-3
Stanislaw Lem gilt als „Exportschlager“
der polnischen Literaturszene. Die Werke des bedeutenden literarischen
Visionärs wurden in 57 Sprachen übersetzt und mehr als 45 Millionen
Mal verkauft, übersetzte Ausgaben seines Werkes können in Buchhandlungen
in aller Welt gefunden werden. Der „dialektische Weise aus Kraków“
(Rottensteiner) gehört somit zu den am intensivsten gelesenen polnischen
Autoren auf beiden Uferseiten der Elbe. Gelingt es Lem also, mit der Rezeption
seines Schrifttums das Paradigma der prinzipiellen gegenseitigen (Nicht-)Wahrnehmung
der Deutschen und der Polen im Bereich kultureller Errungenschaften infrage
zu stellen? Jacek Rzeszotnik hat festgestellt, dass bislang nur wenige
größere (wissenschaftliche) Abhandlungen über Lems Werk
vorliegen. Das Hauptgewicht der rezeptiven Leistung im deutschen Sprachraum
bilden bisher Interviews, gefolgt von Feuilletons, Sammelrezensionen und
Einzelbesprechungen sowie kurzen Pressenotizen. Diesem Sachverhalt möchte
Rzeszotnik mit dem Essayband „Stanislaw Lems literarische Gedankenexperimente“
Rechnung tragen. In 13 Beiträgen, die im Zeitraum von 2005 bis 2017
entstanden sind, hat sich der Autor zum Ziel gesetzt, das in der deutschen
Öffentlichkeit funktionierende Bild von Lem als Schriftsteller und
(Wissenschafts-)Philosoph und seinem Schaffen punktuell zu rekonstruieren.
Dabei verfolgt der Autor der Essays nicht das Ziel, die Besprechungen zu
Lems Werken zu rezensieren, sondern möchte die jeweils individuellen
„Deutungsdispositionen“ der Kritiker und ihren Ausschlag für das kreierte
Lem-Werk-Bild herausarbeiten.
Image Temporality
Time, Space and Visual Media
210 S., br., € 49,90
978-3-941310-92-6
Media technology plays a significant
role in addressing the different sense modalities of the recipient or user.
This role seems to deeply influence our concepts of time and space: The
more a media technology is becoming a trigger for sensory and perceptual
experiences, the bigger is the influence on temporality and spatiality.
Image Temporality could be one part of the temporality discourse to connect
the concepts of static and dynamic images with the approaches in modern
media theory, philosophy of mind, perceptual theory, aesthetics, and film
studies as well as the complex range of image science.This volume monitors
and discusses the relation of time, space and visual media within the perspective
of an autonomous image science.
Kai Eicker-Wolf
Wirtschaftswunderland
Eine Abrechnung mit der Wirtschaftspolitik von Gerhard
Schröder bis heute
160 S., br., € 16,00
978-3-941310-82-7
Deutschland geht es gut, Industrie
und Handwerk gelten als hochgradig wettbewerbsfähig und die Außenhandelsüberschüsse
als Beleg, dass alles fabelhaft läuft. Wer die Lage so einordnet,
blickt jedoch vorbei an den Schattenseiten dieser Wirtschaftsentwicklung:
an der Schere zwischen Arm und Reich, Abstiegsängsten oder dem Unbehagen
des Auslands an der deutschen Entwicklung. Kai Eicker-Wolf zeigt, dass
die ungerechte Einkommens- und Vermögensverteilung und der hohe Exportüberschuss
die Kehrseiten ein und derselben Medaille sind. Seit Gerhard Schröder
lebt Deutschland massiv unter seinen Verhältnissen - das ist bedenklich.
Denn die Sparpolitik hat uns gravierende Fehlentwicklungen beschert wie
die Unterfinanzierungen sozialer Bereiche, darunter Gesundheit und Pflege
sowie Erziehung und Bildung. Mit fundierten Lösungs- und Finanzierungsvorschlägen
plädiert Eicker-Wolf für eine deutliche Neuorientierung der Struktur-
und Wirtschaftspolitik in Deutschland, die Verteilungsgerechtigkeit nur
dann herstellt, wenn sie auch Sozialpolitik ist.
banal trivial phaenomenal
Spielarten des Trash
Herausgegeben von Jonas Nesselhauf und Markus Schleich
236 S., br., € 29,90
978-3-941310-87-2
Trash, der, Substantiv, aus dem
Engl. ›Müll‹, ›Abfall‹, ›Schund‹; bezeichnet in den Literatur-, Kunst-
und Medienwissenschaften eine scheinbar ›minderwertige‹ Ästhetik trivial-populärer
Artefakte (-> lowbrow),
wobei die Grenzen zur absichtlichen Erzeugung von T. (->
Meta-T.) teilweise fließend verlaufen und T. somit wiederum zu einem
Schreibverfahren werden kann.Die
Spielarten des T., des Meta-T. und der Verbindung von Kunst und ›Abfall‹
umfassen verschiedenste Medien und Genres, darunter den T.film (bspw. in
britischen »Hammer«-Produktionen), Literatur und Lyrik (u.a.Friederike
Kempner, Julie Schrader), Comic (Chris Ware etc.), Popmusik (etwa Blumfeld),
Bildende Kunst (bspw. Kurt Schwitters), TV-Formate (›Reality-TV‹), Computerspiele
sowie als deren Performanz die Fanfiction oder »Bad Taste Partys«.
Ernst Wolff
Finanz-Tsunami
Wie das globale Finanzsystem
uns alle bedroht
200 S., br., € 19,00
978-3-00-057533-4
„Das Finanzwesen erschließt
sich nur Fachleuten und braucht euch Normalbürger nicht zu interessieren,
weil es euer Alltagsleben nur am Rande berührt“ - so wurde es uns
jahrzehntelang eingebläut. Das Gegenteil ist der Fall: Von der Öffentlichkeit
weitgehend unbemerkt, hat sich die Finanzindustrie zur mächtigsten
Größe auf unserem Planeten entwickelt. Dabei bleibt ihr Führungspersonal
im Dunkeln und lenkt die Geschicke der Welt auf eine Weise, die selbst
bei genauer Betrachtung nur schwer zu durchschauen ist.
Mit seiner packenden Darstellung
der Machenschaften und Akteure der Finanzwirtschaft weist Ernst Wolff ein
weiteres Mal auf sein zentrales Anliegen hin: die Herrschaft einer übermächtigen
Elite zu beenden, deren Gier unsere Lebensgrundlagen zerstört und
unsere Zukunft gefährdet. (erscheint in der edition
e.wolff)
Sacha Szabo
Lunaparks
Auf den Spuren einer vergessenen Vergnügungskultur
Bildband
200 S., zahlreiche farbige Abbildungen, geb., €
35,00
978-3-941310-83-4
Lunaparks - noch Anfang des 20.
Jahrhunderts weit verbreitet, sind heute aus dem Bild von Freizeit- und
Vergnügungskultur verschwunden. Dabei gab es allein in Deutschland
fast ein halbes Dutzend derartiger Parks. Der Hugo-Haase-Park in Hamburg
und später der Lunapark Hamburg-Altona bestanden zeitgleich mit den
Parks in Dortmund, Köln und Leipzig. In Berlin existierten in dem
Zeitraum von Anfang des Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg zeitgleich
sogar drei derartige Parks. Sacha Szabo hat dieses Stück Kultur liebevoll
aufbereitet und vielfältiges Quellen- und Bildmaterial zusammengestellt.
Er fragt: Was macht die Besonderheit dieser Parks aus und wie kam es zu
ihrem Verschwinden aus dem Erscheinungsbild deutscher Städte? Er nimmt
die Leser mit auf eine spannende Entdeckungsreise zu den Ursprüngen
dieser besonderen Begegnungsorte, für die - im Unterschied zu heutigen
Parks - Tanzsalons, Bierhallen und Kneipen bestimmend waren und die einen
festen Bestandteil urbaner Unterhaltungskultur bildeten.
Bildverstehen
Spielarten und Ausprägungen der Verarbeitung
multimodaler Bildmedien
Herausgegeben von Lars C. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse
und Norbert M. Schmitz
248 S., br., € 29,90
978-3-941310-79-7
In der menschlichen Wahrnehmung,
Verarbeitung und Speicherung bewegter (interaktiver) Bildtypen spielen
die Systeme des Mentalen und Leiblichen eine zentrale Rolle: Wir entschlüsseln
Zeichen und Symbole, verstehen und erleben multimodale Artefakte, lassen
uns vom Realismus digitaler Bilder überrumpeln oder koppeln uns mental
und motorisch mit Filmen oder Computerspielen. Folglich formieren sich
erst im Zusammenwirken von sinnlicher Adressierung, kognitiver Organisation
und leiblicher Partizipation sowohl phänomenale als auch semiotische
Prozesse des Verstehens oder Erlebens. Die davon geprägten spezifischen
Verarbeitungs- und Speicherungsvorgänge medialer Impulse stehen im
Fokus des Bandes.
Sandra Köhnlein
Basteln und Gestalten mit Senioren
Mit zahlreichen Schablonen und
Kopiervorlagen
140 S., br., € 22,00
978-3-941310-84-1
Kreative Begegnungsrunden verbessern
die Lebensqualität von Pflegebedürftigen in Senioreneinrichtungen.
Sie ermöglichen ein Zusammentreffen, geben Senioren die Möglichkeit,
sich einander anzunähern und dabei sich und andere in der gemeinsamen
Tätigkeit besser kennenzulernen. Als Expertin in der Arbeit mit Pflegebedürftigen
hat Sandra Köhnlein ein Praxisbuch für das Basteln und Gestalten
mit Senioren entwickelt. Ein erster Teil vermittelt Basiswissen, das in
der Seniorenarbeit Tätige bei der Planung und Umsetzung von Begegnungsrunden
unterstützt. Ein zweiter Teil liefert kreative Techniken und Bastelvorschläge.
Diese werden ergänzt von wertvollen Zusatzinformationen und Tipps
sowie genauen Angaben zum Materialbedarf. Der übersichtlich gestaltete
Band liefert eine Fülle an kreativen Ideen und thematisiert praxisnah,
wie die konkrete Umsetzung der Begegnungseinheiten aussehen kann.
Werner Brinker
Denkfehler Wachstum
Wege in eine zukunftsfähige Wirtschaft
134 S., br., € 14,90
978-3-941310-21-6
'Wohlstand braucht Wachstum' -
so lautet das ständig wiederholte Mantra unserer Wirtschaftspolitik.
Ohne Wachstum drohen leere Kassen, ist der Sozialstaat gefährdet,
kann es keinen Wohlstand geben. Aber Wachstum zerstört unsere Lebensgrundlagen,
gefährdet den sozialen Frieden, verschärft die globale Armut
und ist gar die Ursache für Kriege. Ein unentwirrbares Knäuel
wechselseitiger Abhängigkeiten? Werner Brinker bringt Ordnung in das
Durcheinander, zeigt Zusammenhänge und Widersprüche auf und erläutert,
wie sich Wirtschaftswachstum, Wohlstand und Umweltzerstörung gegenseitig
beeinflussen. Warum muss die Wirtschaft ständig wachsen? Wo ist der
(Not-)Ausgang? Dies sind die zentralen Fragen des Buches. Wo andere sich
in einer Analyse der Probleme erschöpfen, zeigt Werner Brinker einem
eleganten Ansatz, der den Weg aus dem Dilemma öffnet, hin zu einer
Wirtschaftsform ohne Wachstum, Umweltvernichtung und Sozialabbau.
Nicklas Baschek
Anfeindungen
Carl Schmitts "Begriff des Politischen" aus Perspektive
der Systemtheorie Niklas Luhmanns
102 S., br., € 14,90
978-3-941310-11-7
Die Unterscheidung von Freund und
Feind. In seinem Buch "Der Begriff des Politischen" sieht Carl Schmitt
darin die Triebfeder politischen Handelns. Trotz dieser aggressiven Grundtendenz
nimmt seine politische Theorie neuere Ansätze zur Politik der Differenz,
der Abweichung und des Anderen vorweg. Doch wer unterscheidet bei Schmitt
zwischen Freund und Feind? Und aus welchen Gründen wird jemand zum
Feind? Das Buch untersucht den "naturwüchsigen" Charakter dieser Unterscheidung
bei Carl Schmitt. Unter Verwendung Niklas Luhmanns Systemtheorie entlarvt
der Autor die bedrohliche Ausgangssituation der Fremdheit und Feindschaft
bei Schmitt als reaktionäre Konstruktion.
Nils Adamo
Bedingungsloses Grundeinkommen
Sozialromantik oder Zukunft des Sozialstaats?
137 S., br., € 19,90
978-3-941310-19-3
Immer weniger Menschen erzielen
durch Erwerbsarbeit ein existenzsicherndes Einkommen. Eine der zentralen
politischen Fragen der letzten Jahre ist daher: Wie lassen sich unter den
Bedingungen schrumpfender Verteilungszuwächse noch soziale Gerechtigkeit
und gesellschaftliche Teilhabe organisieren? Als Lösungsmöglichkeit
rückt das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens immer mehr
in den Blickpunkt der kontrovers geführten Debatte um die Zukunft
der sozialen Sicherungssysteme. Nils Adamo stellt in diesem Band die verschiedenen
Modelle für ein bedingungsloses Grundeinkommen vor. Er verfolgt den
bisherigen Weg der politischen Auseinandersetzung, der letztlich in die
entscheidende Frage mündet: Wie wollen wir in Zukunft leben?
Jong Uk Yun
Die Spielfilme von Ken Loach
Perspektive eines realistischen Kinos
215 S., br., € 26,90
978-3-941310-10-0
Ken Loach begann seine Karriere
1964 als Fernsehregisseur bei der BBC. Seitdem hat er mehr als 40 Kino-
und Fernsehfilme gedreht. Die Spielfilme von Loach sind gekennzeichnet
durch das Interesse am Leben der ‚einfachen’ Leute und der Arbeiterklasse,
die normalerweise in der Kinolandschaft kaum beachtet werden. Ebenfalls
charakteristisch ist die Verwendung von bestimmten stilistischen Merkmalen
und die künstlerische Konstruktion, womit versucht wird, das Leben
jener Bevölkerungsschicht so ‚realistisch’ wie möglich wiederzugeben.
In diesem Buch zeigt der Autor die thematische und stilistische Charakteristik
der Spielfilme von Ken Loach unter der Berücksichtigung der gesellschaftlichen
und medialen Kontexte von Großbritannien auf.
16 Spielfilme von Ken Loach werden hier eingehend
behandelt: UP THE JUNCTION (1965), CATHY COME HOME (1966), POOR COW (1967),
KES (1969), LOOKS AND SMILES (1981), FATHERLAND (1986), HIDDEN AGENDA (1990),
RIFF-RAFF (1991), RAINING STONES (1993), LADYBIRD LADYBIRD (1994), LAND
AND FREEDOM (1995), BREAD AND ROSES (2000), SWEET SIXTEEN (2002), 11`09`01
- SEPTEMBER 11 (2002), TICKETS (2005) und THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY
(2006).
Körperinszenierungen im japanischen Film
302 S., br., € 37,90
978-3-941310-73-5
Kaum eine Kinematographie weist
eine solche Variation von Körperdarstellungen auf wie die japanische.
Der Körper scheint nicht festgestellt. Er ist variierbar, überformbar,
kann prothetisch ergänzt werden, ohne dass dies mit einer emotionalen
Wertung verbunden wäre. Diese ›andere Körperlichkeit‹ betrifft
nicht allein die dargestellten Stoffe. Sie hat eine filmtheoretisch weitreichende
Bedeutung, fordert sie doch dazu auf, sich den Themenkomplexen der Identifikation
und der Rolle des Zuschauers neu zu nähern. Der interdisziplinäre,
deutsch- und englischsprachige Band stellt Fragen nach der Funktion dieser
Art von (kulturell) alterner Körperlichkeit: Worauf reagiert die Imaginationswelt
des Films? Welche kulturellen Bilder und Traditionen ruft diese wiederum
auf? Behandelt werden unter anderem Arbeiten von Yasujirô Ozu, Akira
Kurosawa, Shôhei Imamura, Shûji Terayama, Shinya Tsukamoto,
Takeshi Kitano, Takashi Miike und Shunji Iwai.
Hercule Poirot trifft Miss Marple
Agatha Christie intermedial
Herausgegeben von Judith Ktetzschmar, Sebastian Stoppe
und Susanne Vollberg
216 S., br., € 34,90
978-3-941310-48-3
Wie kaum eine andere Autorin des
20. Jahrhunderts hat Agatha Christie das Genre des Kriminalromans geprägt.
Bis heute ist sie eine der meistgelesenen Schriftstellerinnen der Welt.
So ist es auch nicht verwunderlich,
dass Christies Werk vielfältig für Film, Fernsehen und Theater
adaptiert wurde. Diese Intermedialität ist der Ausgangspunkt des Bandes.
In welchem Verhältnis stehen literarische Vorlage und mediale Transformation?
Warum bleiben manche Adaptionen sehr werkgetreu, während andere stark
vom Original abweichen? Welche Rolle spielen exotische Orte, wiederkehrende
Motive und Figurenkonstellationen? Wo sind Wechselbeziehungen zwischen
den verschiedenen Medientypen auszumachen?
Bildkörper
Zum Verhältnis von Bildtechnologien und Embodiment
Herausgegeben von Lars C. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse
und Norbert M. Schmitz
242 S., br., € 29,90
978-3-941310-71-1
Im internationalen philosophischen
und kognitionspsychologischen Diskurs erleben Überlegungen zum Embodiment
momentan einen nie dagewesenen Aufschwung. Daher verwundert es nicht, dass
auch im Kontext aktueller Entwicklungen der digitalen und immersiven Medientechnologien
die Rolle des Leibes sowohl im theoretischen als auch im anwendungsorientierten
Bereich mit neuer Verve betont wird. Auf diese Entwicklung Bezug nehmend,
stellt der Band die Interaktion zwischen dem Medialen und den somatischen,
neuronalen und mentalen - also verkörperten - Prozessen, die bei der
Rezeption von Medieninhalten aktiv sind, in den Fokus. Denn erst die Analyse
des Verhältnisses von Bildtechnologien und Embodiment erlaubt es,
die Erlebnisdimensionen und Sinnhorizonte audiovisueller Artefakte von
ihrer leiblichen Basis her näher zu beschreiben.
Iris Oberth
Der Narr als Epochenmotiv und
metatheatrale Reflexionsfigur bei Shakespeare
'I am indeed not her fool but
her corrupter of words'
240 S., br., € 25,90
978-3-941310-44-5
Vom karnevalesken Außenseiter
zum scharfsinnigen corrupter of words - der Narr als eine zentrale Reflexionsinstanz
der Frühen Neuzeit und ihrer (Welt-)Bühne: Die Studie untersucht
zum einen den Narren als Epochenmotiv, als eine in dieser und für
diese Zeit besonders signifikante Gestalt. Zum anderen erschließt
sie eine Bedeutung und Funktion als Figur metatheatraler Reflexion in einem
exemplarischen Werk der Zeit, bei Shakespeare. Dabei zeigt sich, dass Shakespeares
weise Narrenfiguren über ihre charakteristische Lach- und Erkenntnisgemeinschaft
mit dem Publikum hinaus zu vorrangigen Figuren des Reflektierens grundlegender
Aspekte des frühneuzeitlichen Theaters selbst werden: Im liminalen
Spiel des Narren beleuchtet ein in dieser Form neuartiges Medium sein eigenes
Funktionieren und Vermögen - nicht zuletzt auch mit Blick auf seine
Rolle im sozio-politischen Kontext der Epoche.
Daniel Schröder
Der Komponist Frank Zappa
Über die Aktualität der "Neuen Musik"
133 S., br., € 19,90
978-3-941310-28-5
The present-day composer refuses
to die. Bereits in seinem ersten Album formulierte Frank Zappa den Anspruch,
ein bedeutender Komponist zu werden. Und tatsächlich sollte es ihm
gelingen, nicht nur zu einer einzigartigen Musikikone aufzusteigen, sondern
auch in Kompositionen für große Orchester oder dem Projekt The
Yellow Shark einen unverkennbaren Stil zu entwickeln. Doch wo genau im
weiten Feld der "Neuen Musik" des 20. Jahrhunderts begegnen wir dem Komponisten
Frank Zappa und wen trifft man neben Edgard Varèse noch in seinem
Werk? War John Cage für ihn nur ein skurriler Pilzsammler und Karlheinz
Stockhausen bereits in einem Helikopter auf dem Weg zurück zum Planeten
Sirius? Haben eher Pierre Boulez’ Serialismus oder Conlon Nancarrows gestanzte
Löcher ihre Punkte auf der Karte von Zappas musikalischen Kosmos hinterlassen?
Was an Zappas Musik war konventionell, was innovativ? Und: Hat sich Zappa
tatsächlich geweigert zu sterben? ENGLISCHE
AUSGABE: Frank Zappa - The Composer = 978-3-941310-85-8,
€ 19,90
Zappa
- Montana, Zappa
- Bobby Brown, Zappa
- Watermelon In Easter Hay, Zappa-
Why Does It Hurt When I Pee?
Creative Crowds
Perspektiven der Fanforschung im deutschsprachigen
Raum
408 S., br., € 39,90
978-3-941310-42-1
Die Vorstellungen von Fans als
hysterischen Teenies, aggressiven Hooligans oder nerdigen Einzelgängern
haben sich drastisch gewandelt. Wurden Trekkies, Live-Rollenspieler oder
Gothics vor einigen Jahren noch kritisch beäugt, debattiert heute
jeder über die Hobbit-Filme oder die neue Sherlock-Staffel und kann
sein Ramones-Shirt beim Discounter kaufen. Durch das Internet sind Fans
nicht nur im Mainstream angekommen, sondern mündiger und kreativer
geworden. Längst geben sie sich nicht mehr nur der Verehrung ihrer
Lieblingsfiguren und Idole hin, sie erobern auch für sich selbst und
ihren kreativen Output einen Platz in der Popkultur. Der Band versammelt
Beiträge aus verschiedenen Disziplinen zu einem facettenreichen Spektrum
von Fandoms, Fankulturen und Fankreationen im deutschsprachigen Raum: vom
Fußballstadion bis ins Onlineforum, von Cosplayern zu Viddern, von
Prince bis Twilight.
Pferde in der Geschichte
Begleiter in der Schlacht, Nutztier, literarische
Inspiration
Herausgegeben von Frank Jacob
281 S., br., € 34,90
978-3-941310-45-2
Pferde waren lange bedeutend für
die Geschichte des Menschen und wurden zu wesentlich mehr als nur zur Freizeitgestaltung
genutzt. Gerade die Geschichtswissenschaft hat die Rolle von Tieren für
den Lauf der Ereignisse zu lange unterschätzt. Der Band hat es sich
zum Ziel gesetzt, im Besonderen die Bedeutung von Pferden für historische
Entwicklungslinien und geschichtliche Prozesse etwas genauer zu untersuchen
und einen möglichst chronologisch wie geographisch breit angelegten
Überblick über die Bedeutung dieser Vierbeiner zu geben. Dafür
werden nicht nur militärhistorische, sondern auch wirtschaftliche
sowie kulturelle Aspekte untersucht, um dem interessierten Leser einen
guten Einblick in die Geschichte der Pferde sowie deren Rolle für
die Geschichte des Menschen zu gewährleisten.
Katharina Rein
Gestörter Film
Wes Cravens A Nightmare on Elm
Street
124 S., br., € 14,90
978-3-941310-32-2
Wes Cravens „A Nightmare on Elm
Street“ (1984) genießt heute mehr denn je Kultstatus. Allein der
Gedanke an seine Hauptfigur Freddy Krueger jagt noch immer vielen Zuschauern
einen Schauer über den Rücken – und zaubert eingeweihten Slasher-Fans
ein Grinsen ins Gesicht. Katharina Rein unterzieht diesen unbestrittenen
Genre-Klassiker einer intensiven Lektüre, in der sie den zentralen
Momenten der Störung nachspürt. Anhand
ausgewählter Sequenzen des Films deckt sie die Funktionsweisen von
Störungen im Horrorgenre auf. Entgegen
verbreiteter Auffassungen begreift sie diese im Anschluss an Michel Serres
nicht als hinderlich, sondern als produktiv. Wie Rein zeigt, ist es diese
Produktivität, die maßgeblich zum andauernden Erfolg und zur
filmgeschichtlichen Bedeutung von „A Nightmare on Elm Street“ beigetragen
hat.
Florian Lamp
"Die Wirklichkeit, nur stilisiert"
Die Filme des Ulrich Seidl
192 S., br., € 24,90
978-3-941310-04-9
Ulrich Seidl eilt der Ruf voraus,
ein „Enfant Terrible“ des Dokumentarfilms zu sein - ein Regisseur, der
die Wirklichkeit so lange manipuliert, bis sie in sein Bild von Wirklichkeit
passt und damit zur „Wirklichkeit, nur inszeniert“ wird. Aber ist die Wirklichkeit
als solche nicht schon an und für sich ein Konstrukt? Seidl hat mit
seinen Werken immer wieder provoziert. Nach seinem Film DER BALL fliegt
er von der Filmhochschule, nach TIERISCHE LIEBE erhält er einerseits
Lob durch Werner Herzog, der beeindruckt feststellt, „im Kino noch nie
so geradewegs in die Hölle geblickt“ zu haben, andererseits wird er
als Vampir betitelt, der Menschen aus dem Kuriositätenkabinett vor
die Kamera zerrt und Sozialpornographie betreibt. Erst als Seidl mit MODELS
und später mit HUNDSTAGE beginnt, nicht mehr explizit Dokumentarfilme
zu drehen, wendet sich das Blatt und er erlangt international Anerkennung.
Ulrich Seidl inszeniert die Wirklichkeit neu und löst so die Grenzen
zwischen Dokumentar- und Spielfilm immer wieder auf. Florian Lamp untersucht
Ulrich Seidls Filme von EINSVIERZIG (1980) bis JESUS, DU WEISST (2003)
und legt dadurch nicht nur die zentralen Entwicklungslinien im Oeuvre des
österreichischen Regisseurs frei, er hinterfragt auch kritisch den
von Seidl selbst für sein Verfahren verwendeten Begriff der „Faction“.
Abgerundet wird der Band von einem ausführlichen Interview, das der
Autor mit Ulrich Seidl in Wien geführt hat.
Patrick Hilpisch
Cinema Goes Pop
Populärkultur in den Filmen
Cameron Crowes
205 S., br., € 24,90
978-3-941310-06-3
In einem Zeitraum von 16 Jahren
hat der amerikanische Regisseur Cameron Crowe sechs Filme geschaffen, die
durchdrungen sind von populärer Kultur: SAY ANYTHING, SINGLES, JERRY
MAGUIRE, ALMOST FAMOUS, VANILLA SKY und ELIZABETHTOWN. Sie alle zeichnen
sich zum einen durch Soundtracks aus, die sich nahezu ausschließlich
aus moderner Pop- und Rockmusik zusammensetzen. Zum anderen sind sie bevölkert
von Charakteren, die sich entlang Popkultur definieren oder direkt mit
ihrer Produktion bzw. Entstehung verbunden sind. Musik in Crowes Filmen
ist immer mehr als ein „soundtrack with pictures“ und der Bezug auf Film,
Fernsehen oder andere Bereiche populärer Kultur alles andere als willkürlich.
Wie lässt sich die Größe „Popkultur“ bestimmen? Welche
Bedeutung, welche Macht wird ihr zugeschrieben? Auf welche Weise nutzt
sie Cameron Crowe für seine Filme? Wie setzt er seine Soundtracks
ein? Wie bindet er popkulturelle Zitate und Referenzen in seine Geschichten
bzw. seine filmischen Texte ein? Und welche Ziele verfolgt der ehemalige
Musikjournalist mit diesen Strategien? Diesen Fragen geht Patrick Hilpisch
hier auf den Grund.
Kim Ki-Duk
Barbar oder Sündenbock?
Herausgegeben von Jeong Seong-Il
441 S., br., € 39,90
978-3-941310-35-3
Kim Ki-Duk hat das koreanische
Kino revolutioniert. Während seine Filme wie zuletzt "Pieta" (2012)
auf internationalen Festivals gefeiert werden, ist der aus einfachen Verhältnissen
stammende Autodidakt in seiner Heimat höchst umstritten. Vielen Koreanern
gelten seine Werke als Ausgeburten eines sadistischen Wilden und nur wenige
erkennen in ihnen die Abgründe ihres Landes und dessen Geschichte.
Wer Korea verstehen will, muss Kim Ki-Duk verstehen - diese Maxime hat
Jeong Seong-Il diesem Band zu Grunde gelegt. Dazu hat er nicht nur führende
Experten versammelt, um Kims Filme von dessen Debüt "Crocodile" (1996)
bis zu seinem meditativen Meisterwerk "Frühling, Sommer, Herbst, Winter
… und Frühling" (2003) zu analysieren. Auch den unbequemen Regisseur
selbst und seine Mitarbeiter lässt er ausführlich zu Wort kommen.
Abgerundet wird dieses vielstimmige Porträt von Kim Ki-Duks unverfilmtem
Drehbuch "Die Überquerung der Straße bei Rot".
Sebastian Bauer
Welten im Untergrund
Das Motiv der U-Bahn im Film
214 S., br., € 29,90
978-3-941310-23-0
Die U-Bahn taucht immer dann auf,
wenn das Kino in den Großstadt-Untergrund abtaucht. Sie markiert
einen dramaturgischen Knotenpunkt im urbanen Netz, von dem aus die filmischen
Geschichten in Bewegung geraten, entscheidende Wendungen vollziehen oder
zum Stillstand gelangen. Vordergründig wird die U-Bahn dabei als funktionaler
Transit-Ort inszeniert und wahrgenommen. Bei genauerem Hinsehen verfügt
sie jedoch über spezifische Qualitäten, die den Vorstellungen
einer modernen Welt zuwider laufen: Die U-Bahn wird zu einem geradezu mythischen
Raum. Sebastian Bauer demonstriert dies anhand von fünf beinahe durchgängig
in der U-Bahn spielenden Filmen aus verschiedenen Epochen und Ländern:
La
première nuit (F 1958), The Incident (US 1967), Subway (F 1985),
Moebius (ARG 1996) und Kontroll (H 2003). Welten
im Untergrund wird so zu einem wegweisenden Buch über einen der spannendsten
Schauplätze der Filmgeschichte.
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